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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0351

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Erscheiot» MvlltagS auSgeaommes» täglich.
^U.»» PreiS vierteliährlich 54 kr.

Lonntag, LL. Oetober

ZllsertioaSgebühreu für die Sspaltige Petit-
zeile werdea mtt 3 kr. berechner.

L8«3.

Be-ellunge« a«f die „Heidelberger
Zeir«ng" nebst Äeilage „Heidelber-
ger Familiena.ätter" für das mit 1.
Oetober L8«S begonnene L. Luartal
werde« fortwährend angenomme«.

Die Gxpedition.

* Politische Unischau.

Der preußische Premrer hat sich eiligst nach
Baoen-Baden begebcn, um seinen Herrn vor
dem Einfluffe des belgischen Königs zu be-
wahren, welcher namentlich zu seiner Ketse
nach Baden-Baden durch ben Wunsch veran-
laßr worden sei» soll, König Wilhelm aus die
Gerahrcu aufmerksam zu machcn, welche die
gegenwärtige preußische Polilik eines Brsmarck
üdcr das Land herausbeschwört.

Die „Rheinische Zeitnng" erhielt wegen ihrer
vier letzten Leitartikcl beziiglich des Rescnpts
bes Ministers des Jnncrn über oie Ueber»
wachung der Beamten bei den Wahlelr eine
erste Verwarnung.

Die Berliner seubale Corresponbenj gibt
bereits die Wahlen in den großen L-tädren
sür ihre Partei verloren, hofft bagege», baß
m ben Wahlkretsen der Provinzen „durch bie
Änstrengung der Conservativen eine auch nu-
mrrisch bebeutsame Phalanr zu Kiande ge«
brachi uiib rn bre Kammern geschukt werden
werde, welche dea Mulh «nd vaS Zeug dazu
habe, ber demokratrschcn Heuchelei uiit Köntgs-
treue bie MaSke abzuietßen unb oem, Ueber-
muth ver frrlschrittlichen Majoriiat mit dem
Schwerr der Rede uno ver Rüflung des wo-
ralische» Gewrchts enrgrgenzurreieu."

Die „Europe" enthält eine osstciöse Mit-
theiluiig aus Wien, welche dre Behaupiung
der „R. gr. Z.", däß erne neue österretchische
Aiilerhe schwerlich noch bieseS Zahr emittirt
werde, widcrlegt und angibt: oek Finanzmi-
nister v. Plcner werde vielleicht schon nachstcn
Samstag dem Rcichsrath ei'nen Gesetzentwurs
vorlegen behuss der Ermächiigung zur Nego-
zirung eincr Anleihe von 100 Millivnen GuI-
ben, wovon ungesähr 33^/, Mtllionen für
Leckung deS DcficitS vom 1. November 1863
bis 31. Derember 1864, sooann 30 Mtllionen
zur Erieichternng bes Nothstandes in Ungarn,
12 Millionen sär Einziehuug ber rn ben 52
Millionen rückzahlbarer Scheine nichl inbe-
grifieiten Zehn-Kreuzer-Scheine, und uugesähr
24^/z Millionen sür Reoucttvn ber aus vie
Saiinen hKpothekirren, jeKi 100 Millionen
detragenben schwebenden Schuid verwendct
werben.

Die Wiener „Preffe" verstchert, „daß Un-
terhaabluugen im Zuge finb, welche wohl ba-
hin sührea könnten, die Bundes-Erecution gegcn
Dänemark wenn nicht ganz überflusstg zu
machen, so boch zu vertagen."

Der Provinzialrath von Neapel hat 5000
Fr. für Unterstützuug Poless bewMtgt.

„France" behauptet, die zu Eoncesstorren ge-
ueigte Partei gewinne in Petersburg an
Boden.

Die „TimeS" sagt: Das Austrcten Deutsch-
lands gegen Dänemark macht dcn Krteg wahr-
schernlich. Schweden und Frankreich werden
ntcht süumen, sich dabei zu betheiligeu; Eng-
land ielbst könnte nichr neutral bleiben.

Der „Opinivn nationale" zusolge wird die
Errichrung eines mericanischen KatserreichS in
ganz Amerika uiit großem Mißtrauen ausge-
nvmmen. Nachrrchten aus Brasilien zusolge
zeigi sich namcnliich die Bcvölkerung von Rio-
Zaneiio sehr feindsalig gegen b>e Aussührung
dieses GedankenS.

D e u t s «h 1 a « d.

Karlsruhe» 8. Ocl. Nach bem Regbi.
Nr. 42 wurbe ber Erpebiturverweser ber dem
Obcrschulrath Z. F. Schick von Bretten zum
iSrpeditor bei derselben Behörbe ernannt, und
der Registraror Wagner bei dieser Stelle in
Ruhestauo versetzt. Se. Königl. Hoheit der
Gioßheizog verliehen dew k. Pfarrer K. Geßler
in Emalingen die karhvlische Psarrei Gurt-
weii; dem Psarrer Z. Schmidt aus Obrrgrom-
bach ote k. Psarrei Oetighcim; oem Pfarrver-
wejer Z. HopS in Neuakirchen dtc k. Psarrei
Leimeo; deui Psarrer Z. R. Wurfthorn von
KoMmtngen, berzeit Psarrverw. in Watter-
bingen, die kath. Psarrer Büßlingen uno bcm
Psarrverw. G. v. Schnepber bie k. Kaplanei
Brälinlingkii. Se. Erc. ber Erzbischof ver-
iiehen dem Psarrverweser Z. Keßler in Gurt-
werl die Psarrei Kabclburg, unb vem Psarrer
G. Oberle in Neckarclz dre Stadtpsarrei sü
8t. kaulum in Bruchsal.

Heiidelberg 7. Ocl. Unsere Gemeinbe-
bchördc hat mri den Vorständen ber hiestgen
GeseUschaften Museum, Harmonie u. Easino,
ben Direcioren der vcrschiedenen Schulanstal»
ten uno Gksangverclnen für bie Feter des 18.
Ocioders solgenbes Programm sestgcstellt. Am
Vorabend, den 17. Oct., Glockengeläute von
allcn Thürmen, Böllerschüffe, Zapsenstreich,
Freudenseuer aus dcn Bergen unb Banket im
Museum, in der Harmonie unb im Eastno,
wobei oie hiesigen Gesängvereine paffende Lie»

der vortragen werden. Am Festmorgeu eben-
fallS Böllerschüffe, Glockengeläute, Tagwache,
Ehoralmustk aus den Thürmen. Nach dem
Gottesdienste feierlicher Umzug durch die Stadt
(mit Mustk von deu berben Stabtorcheftern),
an welchem bie städtischen Behörben, die An-
gestellten, dre Bürger, die Lehrer mit der
Schrrljugend, dre verschiebeuen Vererne (Lur-
ner, Feuerwehr rc.) Theil nehmen. Auf dem
Festplatze vor dem Ratvhause angekommeu,
wird Herr Pagenstecher son. die Festrede hal-
ten und bie Gesangvereine werden gemein-
schaftlich patrtotische Lreder vortragen. Die
Schüler dcr städtischen Schulen erhalten eine
eigenö sür diesr Feier geschriebeiie und bei
I. I. Weber in Leipzig erschienene Festgabe,
von welcher ber Gemeriiberath 600 Eremplare
bestellt hat. (B. Lzrg.)

Tübingen» 8. Oct. Zur Errichtung eincs
Denkmals sür ben heimgegangenen Drchtci
Uhland sind biS jeßt 30,000 fl. eingkgangen.
. Frankfntt, 6. Oct. Der Senal hat in
seiner heuttgen Sitzung der Darmstädter Bank
sür Hanbel und Zndustrie die Erlaubniß er-
theilt, aus hresigem Platz erne Zweigniever-
laffung zu errichten.

Frankfutt» 8. Oct. Zn dem Saale zui
Harmonie sand gestern Abenb eine Verjamm-
lung der htestgen Mitglieder beö National-
vereins statt, um stch nicht aüein über den
Besuch ber bcmnächsl in Leipzig staltsindendeu
Geaeratversämmluug deö Vereins, sonbern auch
um stch über «ine gemeinsäme Haltung ber
Mitglieder aus Franksurt dei devorstehenden
Anrrägen aus Aenberung des Programmö zu
verstänbigen. Jn der langen Debatte mach-
ten sich zwei Hauptansichten geltend; bie eine
ging bahin, daß, wenn bex Rattonalverein
sein Programm nicht ändere, man auS ihm
austreten soüe. Aus eine Aenderung deS Pro-
gramms müffe vor AUem gedrungen werdeu;
denn eine neuc Parteibildung sei bereitS im
Werke, welche weder eine preußische Spitze,
noch einen Ausschluß Oefierreichs wolle, wclche
sich nicht aus baS preußische Voik, sonbern
aus die Krast der ganzen deütschen Ration zu
stüßen beabsrchtige. Die zweilc Änsicht ging
dahin, daß ein ncues Programm geschaffen
werden müffe, deffen Schwerpunkt nicht in
einer preußischen Spiße, sondern lediglich in
bcr Berusung eineö Parlaments bestünde.
Gehe ein solcher Autrag in Leipzig nicht durch,
sv sei eö Pflicht ber unterlegenen Mrüorität,
im Vereru« auSzuharren, um durch dic Macht
der Ueberzeugung sür ihre Ansicht zu wrrken,
«nb dei einer anbern Versämmlung bie Ma-

Die chmefische Staatszeitung.

Die chtnefische Staatszeitmig «ird, «i« wir kürz-
ltch in dtesen Blättern gelesen haben, heute noch
gedruckt, wie vor tausend Aahren, in außerordent-
Uch großem Aormat auf gelbem Seidenzeuge und
immer noch mit densklben Buchslabcn «ic früher.
Einige weitere Notizen von diesem literarischen An°
stitute wcrden hicr nicht unwillkvmmcn scin.

Es ift dte einzige Zeitung in der ungchcuren
Hauptstadt des „Rciches der Witte" und fie kann
mit Recht als das Jahrbuch dieseS Reiches betrach-
tei werden; denn in Bezug auf tnländische Berfü-
gungen uud Ereigniffe ist fie äußerst reichhaltig,
während fie von Lusländischen BegebkNhetren »icht
das Geringste enthält!

Kie Berichte dieser Zeitung über innere Bcge-
bcnheitcn tragen alle dcn Stempel unbedtngtester
Glaubwürdtgkeit, und dieses ift eine Kolge deS
Prkßgesctzes, das stch durch seine nngemcine Etn-
fachheit, Bestimmtheit, Präcifion und Klarhett

außcrordentlich empfiehlt. Die Mandarinen in
allen Thcilen des Landes haben regelmäßtge Bc-
richle »on allen wichtigeren Ercigniffen, welche sich
in ihrem Distrikte zutragen, einzuschicken, — cin
falscher Bericht wird unnachsichtlich mit dem Tode
bestrafl.

Diese Besttmmung unb rhre conscquente Durch-
führung isk von sehr nachhaltiger Wirkung, im
Aahre 1726 wagte «in Mandarin der zweiten
Rangstufe einen unrichtigen Bcricht einzusenden, —
baS mußte er mit seinem Leben bczahten, settbcm
kam ein ähnlicheS Vergehen nicht vor ! Glücklichcs
Land!!

Ost übernimmt der Kaiser selbst die Eensur, die
allerdingS mtt Leichttgkett gehandhabt werden kann.
Der Nachfolger deS großen Klenlong, Ktaking,
rücktc ctn setbst vcrfaßteS Klagegedicht aus den Tod
seines VorgängcrS tm Aahre 1798 ein.

Eine ftchende Rubrtk bilden die Bcförberungs-
anzeigen, und in jcdem Bjatte findet man Nach-
richten, welche Mandarincn einen «ndern Knopf
anf rhrr Kopfbedeckung, ober das gelbe Oberkleid
odcr gar dte Pfauenfeder erhictte»; abcr auch an
der Strafl der Rabenfedcr anf die Mützk fchlt k«

ntcht, in wrlchem Falle immer daö Vcrmögen des
Gestraftcn zu Gunstcn der Kronc eingczogen wird.

Münchcn, 5. Oet. AlS der König hcute Mor-
gen nach Rom abrelste, stürzte sich, wie dic „Bayer.
Ztg." mtttheilt, dem abfahrenden Wagen «ine wvhl-
gtkleidete Dame mittlcren Alters entgegen, jam-
mernd uud händeringcnd dcn Schutz d«S Mvnar
chen anflehend. Nur mil Mühe konntc ste von
dcm hcrbeigeetlten Gcndarmen in schoncndster Wkife
veschwichtigt und entfernt werdcn. Dic nähere lln-
rcrsuchung ergab, daß es cine hier weileude Eng-
länderin, Miß E., war, welche an der fireii Zoee
leidet, daß cin Mann, oon ihrcm »erschmähten
Freier gedungen, ihr überallhin uachretft, um in
auffaUcnder Ärt ihren guten Ruf zu ruiniren. Wir
können dieftr Mittheilung noch beifügcn, baß Miß
E. sich heutc am frühesten Morgcn bei dem dienst-
thuenden Adjutanten einfand und um elne Äudienz
bei dem König nachsuchte, und fich erst, als dieftm
Gesuch nicht entsproche» werden konnt>, im Hofc
der Restdenz postirte, um die Abreift Sr. Majcstät
zu erwarten.
 
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