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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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* Politische Umscha«.

Die Rede, mrt welcher der Großhcrzog von
Badcn gestcrn dre Sesston des Landtages ge-
schloffe» hat, verdient durch ihre Klarheit und
durch vie Entschiedenheit, mit welcher dieselbe
den freistnnigen Fortschritt als die Grundlage
dcs Volkswohls vcrkündet, vollen Beifall. Dic
,,R. F. Z." äußert weiter: An dcr Siufrich-
tigkeit der Verstcherung des Großherzogs von
Baden und des Ministeriums Roggenbach, daß
ihnen die Förderung der deutschen Sache am
Herzen liege, ist nicht zu zweiseln. Es würde
sür die badische Regierung heute sehr leicht
sein, sich auf dem großen Markt durch Auf-
stellung von Projccten für eine deutschc Eini-
gung eine glänzende Popularität zu erringen.
Daß sie derselben nichl nachjagt, vielmchr bei
der stillen, freilich desto ersolgreicheren Thätig-
keit bleibt, ist ein Zeichen von sehr tieser Ein-
sicht. Die Projectcnmacherei mag man den
Würzburgern und den Feudale» überlaffen.
Aüe ernstlichen und ehrlichen Bestrebungen, die
„der großen Sache des gesammten Deutsch-
lands" gelten sollen, müffen zunächst auf die
Reform ver Gcseßgebung, die Einsührung und
Bcfestigung freisinniger Ministerien in den
einzelnen Staaten gerichtek sein. Eine Einheit
ohne Freiheit wäre ein Unglück für Deutsch-
land wie für jedes Land, größer als die jetzige
Spaltung. So langc die Reaction in der
Mehrzahl der deutschen Staaten fortblüht, ist
eine Einheit Deutschlands nur in der Form
der Militärdictatur dcnkbar. Die Einheit wird
sich aber als nothwendige Conseqnenz, als
Krone bes Gcbäudes der Freiheit von selbst
ergebcn, wenn allc Staaten stch auf dem Wege
des Fortschritts bcsinden wckden, zu dem wir
heute dem badischen Volke Glück wünschen.

Nach der „Europe" gesteht die Turiner De-
pesche in der Aunis - Angclegeiiheit die Aus-
lieferung der Briganten principiell zu und er-
klärt, dieselben der französifchen Rcgierung zur
Verfügung stellen zu wollen^ Zugleich stellt
sie das Ansnchen, die Briganten bis nach acten-
mäßiger Prüfung der die Verbrechen Cipriano's
und Gcnvssen constatirendcn unb die Rückgabe
an die italienischen Behördcn implicirenden
Anschulbigungen in de» Gefängniffen von Ge-
nua festhalten zu dürfen.

D e u t sch l « u d

Karlsruhe, 24. Zull. Das hmte erschlmene Regbl.
Nr. 33 enthäll (außer Personalaachrichten):

I. Versügungen und BekanntmUchungen der Mlnisterien.
1) Bekauntmachungen dcs großh. Ministeriums des Ju-

Eidgenössischetz Schützenfest.

La Chaur-dc-Fonds, 18. Zuli. (Schluß.) f
Daß «lr überall vo» Kanvncndonncr und Jugcnd- '
«ehr cmpfangen wurden, hättc ich beinahe zu sagen
vergeffen, so sehr sind «ir daran g-wöhnt, sic zu ^
sehen und zu hören.

Von dcn Comite's »on Loclc nnd Lcs BrcnctS, -
die Fahncn Aattcrnd und die Musik patriotische
Weisen spielend, nach letzterem Dorfe geführ«, fchen
wir uns plötzlich bcim Eintrcten in das Städtchen
von einem wahren Lichtcrmeerc umgeben. Ganz
Brcnets hattc scinc zahlreichen Triumphbogen und
festlich dekorirten Häuscr illuminirt. Brennende Ker-
zen an allen Fenstcrn, hcngalische Feucr auf allen
Balkonen, Häusertreppen und Straßcnccken, und
darübcr der dunkelblauschwarze Himmcl von keincm
Wölkchen getrübt. Zn den Fenstcrn und auf dcn
Balkonen, zauberisch von bengalischcm Fcuer er-
leuchtet, schöne Frauen und Mädchen und fröhlich
lachende Kindcr, welcke uns mit einem Regen der
schönsten Blumen wahrhaft übcrschiitteteif — so

nern: a) Die ordentliche Conscription fnr daS Zahr 1864
bctreffend- b).Dte Staatsgcnchmigung von Sliftungen
im Miitelrheinkreise betreffend. 0) Dic Erzbischos-Her-
mann-Lrzpriester-Kohlcr'sche Stiftung in Freiburg detr.
Darnach wurde dcr »on dem verstorbenen Gcistl. Rathe,
Erzpriestcr Kohler tn Schultcrn grmachten Stistung im
Betrage von 39,500 st-, und dcr »on dem Hrn. Erzbtschof
Hcrmann ». Vtcari auS dcn Ergcbniffen einer Collecte im
Erzbtsthum gemachtcn Stistung im Bctrage von 21,460 fl.,
welchc betde Stiftungen zum Zweck der Errtchtung von
ktrchlichen BtldungSanstalten sür Dtcjenigeu besttmmt sind,
dte sich dem getstlichen Stande widmen, dte StaatSgcnch-
migung ertheii». 2) Bekanntmachungen des großhcrzogl.
HandclSministcriumS: s) Die Erlheilnng cines ErfindongS-
patentcs an den Schloffcrmeister Ph. I. Groß von Vil-
itagen, z. Z. in Mannhetm, sür eine vo» thm ersundcnc
ueuc Construction von Schlvssern betr. b) DaS Aich-N
ctscrner Gcwichte belrcffend. Darnach ist dem großherzogl.
Handelsministertum dtc Eruiächtigung crtheilt worden, den
Befitzern größerer Sis-nwerke dte Bcsugntß zu erthetlen,
dte »on denselbcn ausgchcnden etscrnen Gewichtc, untcr
Beobachtung dcr sür dtc Gcnauigkcit und Zuverläsfigteit
der Aichung ihnen besonders »orzuschrcibendcn Bedingllngen,
s-lbst zu atchcn und zu stempeln.

II. TodeSfälle. Gestorbcn find: am 36. v. W. der
kathol. Stattpfarrer Zoseph Ottmann zu Staufeu; am
36. v. M. der RegimentSquartiermetster Eugen Friedel im
1. Füftltcrbatatllo», zn BadenweUcr; am 7. v. M. dcr
p-nfiontrlc Gcndarmerieoberstlieutcnant tzriedrich Sp-ck da-
hier; am 7. d. M. dcr evangel. gcistl. Bcrwaltcr Kcrn
zu Lahr.

Karlsruhe, 21. Juli. (114. öffentliche
Sitzung ocr II. Kuinnier. Schluß.) Staats-
rath Lamep stellt die Erlassung'eines Mini-
stcrialveraniwvrtlichkeiisgesetzes in Aussicht,
bemcrkt aber dabei, daß bcr Gegenstand ein
äußerst schwieriger sei, und daß er noch nichi
sagen könne, vb die großh. Regierung den
einen oder anbern Grundsatz annehmen werde,
denn Regierung wie Kammer dürfe durch das
Gefetz nicht in Gefahr gebracht werden. Die
Negierung werdc sich daher bemühen, eiq ent-
sprechendes Gefeß vorzulegen. Hoffmeistcr
spricht sich edeiisalls für ben Commifsionsan-
irag auS unb Häußer dankt der Commission
für ben Anirag, ber aus ihren Berathungen
hervorgegangen sci. Jn einem Punkle sei sie
zwar von seiner Anschauung abgewichen, in
bem nämlich, daß er vorgeschlagen, die Mit-
gliedcr für den zu errichlenden Staaisgerichls-
hof auf LebenSdauer zu erncnnen, währenb
die Commisstvii eine bestimmte Zeit in Vor-
schlag bringc. Redner cntwickelk nun seine
Ansicht näher, welche ihn zum Vorschlag sür
einen Staalsgerichtshof veranlaßt habe, und
entgegnet bem bisherige» Vorbringen, und be-
merki schiießlich, daß es Aufgabe eines frei-
sinnigen Ministeriums sei, eia Mniisierveraiil-
wörtiichkeitsgesetz zu erlaffen, unb bte großh.
Regierung wirb stch auch nicht bestimmt fühlen,
das gute Recht dcr Slände so eng alö möglich
einzuengen. Berichterstatter Achenbach ver-

iheidigt schließli'ch den Commisffonsantrag, dcr
dahin geht, daß die großh. Regierung um Vor
lage eines Ministerverantwortlichkeitsgesetzes
gebeken werden möge. Einmüthl'g angenom^
men. Die Tagesordnung führi zu Berathiing
von Petitionsberichien, daruntcr jener Pklition,
welchc von Heidelberg wegen des Verfaffungs-
bruches eingekommen sst, worüber das Nähcre
unter Karlsruhe, 21. Juli' folgt.

Karlsruhe, 21. Jull. 114. öffentliche
Sitzung der 2. Kammer, unter dem Vorsttze
des Viccpräsidenten Schaaff.

Von Seiten der Negierung anwesend: Der
Prästdent des Ministcriums deö Znnern,
Staatsrath Dr. Lamep.

Den ausführlichen Bcricht über die Petition
einer Anzahl Bürger und Ei'nwohner von
Heidelberg, dcn Verfaffungsbrnch i'» Preußen
betreffend, laffen wlr noch nachstehend folgen.

Abg. Kusei erstattel hierüber Namens der
Pctitionscommissto» Bericht:

Die mii zahlreichcn Unterschriften versehcne
Petition beginnt mit den einleitenden Worten:

„Der fortgesetzte wirderholte Brnch der be-
schworenen Landesverfaffung in Preußen ver-
letzt in solchem Grade das Recht, dle Ehre
und Lie innere unb äußere Sicherheit unscrcs
preußischen Bruderstammes und zugleich dic
dcs. ganzen deutschen Vaterlandes, daß es die
Uliteszeichneten für die Pflicht jedes deutschen
Bürgers halten, jedes rechtllche Mittel zur
Bekämpfung des Uebels zu ergrelfen.«

Die ausführliche Denkschrift entwickelt so-
bann den Gang und Stand drs preußischen
Verfaffungskampfes und stellt schließlich die
Bitte: die hohe zweitc Kammer wolle die
großh. Regierung auffvrdern, älle geeigneten
Mtttel zur Anwendung zu bringen, damit der
zerstörte öffentliche Rechtszustand im Köuig-
reich Preußen wieder hergestellt werbc.

Die Cvmmissio» bedauert, bel'dem nahen
Schluß des LandtagS eincn der Wichti'gkeit
des Gegenstandcs angcmeffenen ausführlichcn
Bericht nicht erstalten zu können, glaubt stch
jedoch verpflichtet, ihre Ansicht über di'e Peki-
liv» vonragen zu müffen. Wenn der Zweck
dcr Petcnten, wie wir annehmen zu dürsen
glauben, dahin geht, nicht nur ihrerseits ihre
Ncchtsüberzeugung und ihre wärmste Theil-
nahme zu Gunsten des preußischen Voikes
öffenilich auszusprechen, sondern auch die hohe
Kammer zu gleicher Kundgebung zu veran-
laffen. so sind wir in der einen, wie iu dcr
andern Richtung mit den Wünschen der Pe-
teitten vollkommcn einverstanden. DieserWmisch

wurden «ir durch verschiedene StraHeu in der
Stadt umhcr und dann zum Marktplatze gesührt,
welchcr ein einziges bengatischcs Feuermeer zu bie-
tcn schien.

Wiederum BegrüßungSrcden und Antwort, Kre-
denzcn dcs lieblichcn seurigen Wcines, dann Fahrt
im Düstcr de,r mondlosen Nacht über den jetzt
schauerlichen Weg durch dic Fclsen und Tunncls,
weiche die Pferde in rasender unhcimlicher Weise
durchjagen, um >n Locle eine gleichc Jllumiuation,
einen glcich hcrzlichcn Empfang zu fiiidcn.

Mit einem dreisachcn Hoch auf die gastfreien
Montagiiards fuhrcn wir spät in dcr Nacht dem
Fcstorte zu.

Preise erhieltcn ferner auf der Fcldkchrschkibe
am Freitag: Theodor Schuiz aus Pinnau, Ost-
preußen; am Samstag: Dantel Frey aus Frank-
furt a. M-

DieKostcn des nordamerikanischenKrie-
g cs belaufen fich jetzt auf 2300 Millionen Dollars
(zu 2V- Gulden), die fruchtlos geopfcrt find. Wie
groß ist wohl diese Summc? Wenn ein Mann

stündlich tauftnd Dollars zählte und taglich volle
! 10 Stunden an der Arbeit wäre, so hatte er
! 23,000 Tage oder 65 Jahre zu zählen. Ni'mmt
! man fcrner an, ein Dollar habc einen Zoll Länge,

? wie viele englische Meilen würde die Linic 2300
Mtllionen mesftn? Sagc: 37,000 Mcilen, wklchc
cincn Kreis beschrieben, der 1>/Mal um die Erd-
kugel ginge. Angenommen, ein Silberdollar wregc
eine ltnze, und auf cinen Wagen könnc mau cine
Tonne (22 Centncr) laden, wie viele Wagen wärcii
nöthig, obige Summe «egzusahren? Antwort:
64,625 Wägen. Unftre Ktnoer unv Kindeskindcr,
sagt cin amerikanisches Blatt, daS Liese Zechk brin ;i,
«erden noch lange an diesen Schulben mitz : ien
müffcn.

Wic der Movimento von Genua anzeigt, ist im
Laufe der vergangenen Woche tn dcr Gcmeinde
Traona cine Bäuerin, mit Namen Margarita
Boronini, von vier lebenden Mädchcn glücklich
entbunden worden.
 
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