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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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R 1LL


Lamstag, L. Zult

ZnsertionSgebührea fur die 3spalkige Petit-
zeile werdea mit 3 kr. berechnel.

18«3.

Bestellungen auf -ie „Heidelberger
Zeirung" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblatter" für -as mit 1.
Juli 1863 beginnen-e 3. Quartal
werden fortwährend angenomme».

Die Expedition.

* Politische Umschau.

Die Berliner Milüär-Blätter crzählen mit
großer Genugthuung, daß ein preußischer
Hauptmann, der den franzöflschen Feldzug ge-
gen Merico mitgemacht, für bewiesene Tapfer-
keit den Orden der Ehrenlegion erhalten hat.
Wenn die deutschcn Regierungen ihrcn Vor-
theil verständen, würden fie nicht einige, son»
dern hunderte von Officieren auf die ameri-
kanischen Kricgsschaupläße senden, damit die-
sclben das Kricgführen praclisch erlernen. Jn
der schönsten Kasernc und auf dem besten Ercr-
cierplaß ist der wirklichc Krieg so wenig zu
crlernen, als das Schwimmen auf dem Lande.
Officiere, die 50 Zahre im Frieden gedient
haben, find so gut Neulinge im Kricg, als eben
ausgehobene Recruten.

Die „Allg. Ztg." schreibt: „Gegcnüber der
k. baperischen Regierung zu Conferenzen über
die Neubildung des Zollvereins hat daS diessei-
tige Cabinet jeßt beschlossen, stch in Bczug
auf den französtschen Handelsvertrag zu kei-
nerlei Concesfionen mehr verstehen zu wollen.
Damit wärc die Sprengung deS Zollvcreins
eine vollbrachte Thatsache."

Nach officiösen Mittheilungen will fich die
preußische Regierung nur dazu verstehen, eine
Modification dcr Tarifsätze des Handclsver-
trags in Paris zu beantragen, jedvch untcr
der Bedingung, daß die diffentircnden Zvll-
vereinsstaaten zur Annahme dcs Handelsver-
trages fich verpflichtcii, wenn dic preußischen
Anträge in Paris nicht angenommen werden
sollten.

Die „Europe" theilt das Ergebniß der we-
gen der Notenbeantwvrtung abgehaltenen Be-
rathung des Petersburger Geheimenrathes nfit:
Rußland hält hiernach zwar die Hoffnung auf
Lösung dcr polnischen Frage auf Grund des
Programms der drei Mächte sür illusorisch,
wiü jedoch aus Rückficht auf die Verschiebung
des Kricgs und vorbehaltlich ber Opposttion
gegen ben zweiten Punkt der Wiener Note,
die Nationalvertretung betr., dieses Programm
als Basts dcr Unterhandlung annehmcn, falls
die Conferenz- odcr Congreßverhandlungcn,
die Reichsintereffen und die Würde bes Czaren
respcctirend, auf noch andere eurvpäische schwe-

Zum badijchen Schützenfest.

(Fortseßnng aus Nr. 77 dcr Heidelb. Familicnbl.)

Wir kommen nun znm Berichte irbcr dcn Ver-
lauf dcS heütigen TageS. Das Schicßen begann
früh Morgens um 6 Uhr und nach cinigen Stun-
den war bereits der erstc SchützenpreiS von Herrn
Ludwig.Bcrmcitinger aus Schopfhcim gc-
wonnen und bald darauf wurden die Herrcn Wurz
aus Frankfurt a. M., Dorner aus Nürn-
berg und Merthe« aus St.Johanr beiSaar-
brücken als Sicger verkündet. Um 12 Uhr fand
am Gabentempel dic Ausfolgung der Prcisbecher
an dic glücklichen Schühen unter lautcm Jubel statt.

DaS Banket dcs heutigen TagcS vereinigtc fast
cben so vicle Gästc in der Fcsthallc, wie das gcstrigc.
Allc Tische waren vollbesetzr. Herr Prof. KrebS
von hier brachtc ocn crsten Trinkspruch aus. Wir
haben, so lautetcn seinc Worte, gcstcrn unsercS
lieben Lcutschen VaterlandcS gedacht, auf «elcheS
«ir immer noch hoffen, und für da« wir nie dic
Gcduld verliercn dürfen, denn wir hoffen, daß es
endlich doch noch zur Wahrheit «erden wird. Wir
haben gedacht unseres badischen engeren Vaterlan-

bende Fragen erstreckt wcrden sollen. Gort-
schakoff sei nicht mit allen zur Geltung ge-
kommenen Fragen einverstanden.

D e „ t sch t a n d

Karlsruhe, 1. Zuli. (105. öffentliche
Sißung der II. Kammer. Forts. der Ver-
handlung über Einzelhaft im Arbeitshause.)
Geh. Rath Dr. Junghanns: Von einer
Rechtsvcrletzung der Slräflinge könne keine
Medc sein, höchstens von einer irrigen Mei-
nung. Eine solche aber bestehe im Lande nicht,
denn man sei von jeher gewohnt, Zucht- und
Arbeitöhausstrafe rn Einem Gebäude erstehen
zu sehen; so in Freiburg, Bruchsal und Kis-
lau. Eine irrige Meinung aber vürse aner-
kannte Verbcffcruiigen nichl hcMmen. Die
öffenkliche Meinung werde durch die Kammer-
vcrhandlungen unv die Preffe gebildet werden
und die Großh. Regierüng werde die Tren-
nung der Züchtlinge und der ArbeitshauSsträf-
linge in dem Gebäude zu einer vollständigen
machen. Artaria wäre für den Neubau eincs
besonderen ZkllengcfSngniffcs sür Arbeüshans-
strästinge, bas Gcsetz diete Voriheile und des-
halb stimmc cr für dasselbe. Prestinari:
Jn den Hauplpmnktcn, atso namentlich, baß
die Arbeitshausstrafe in Einzelhaft erstanden
werdcn.solle, stimme er dem Commissionsbe-
richie bei, obwohl verselbe die Lichtseitcn der
Einzclhäft mehr als die Schattenseitcn hervor^
gehvbcn' habe. Seit 1860 sei die Zahl ver
Verbrechei! wieder im Zunehmcn. Der Arzt
des ZellengefäNgniffes in Bruchsal, Dr. Gutsch,
sage in seiuem Bcrichte, baß in 12 Jahren
von 2000 Züchtliiigen 84 geisteskrank gcwor-
vön seien, das sei eine crhebliche Zahl, unb
ma» svlltc oen» doch die übeln Folgen ver Ein-
zelhast nicht vcrdeckcn, sondern ste hervorhe-
ben, um sie möglichst bcseitigen zu können.
Weiiigstens in größeren Zwischenräumc» seien
Znspectionen der Zcllengesängniffe durch Ver-
waltungsbcamte (Ministerialrälhc) sehr wün-
schenswerth. Was vie Frage betreffe, ob Zucht- -
unb ArbeitshailsstrLflinge in Einem Gebäude
verwahrt werben sollen, so theile er bie recht-
Iicheii Bebenken von Mepr unv Kusel »oll-
kommen; eS bestehe alleroings ein Widerspruch
zwischen bem alten und neuen Gesctze, allei»
ungcachtet beffen stimme er sür dic Gesetzes-
vorlage, wcü dieselbe ehcr zu einer Resvrm
bes Slrafspstcmö sühren werde, worin die
Ehrenfoigen an das Verbrcchen, nicht an bie
Strafe geknüpst werdcn. Besondcre Anträge
behatie er stch sür die specielle Discussion vor.

Allmang erklärt fich für das Gesetz, weil
die Einzclhaft vor Allcm zur Befferung führe.
Moll hälk Kusel's Bedenken für höchst wich-
tig und so begründet, daß er gegen das Ge-
setz stimmen werde. Die Einzclhaft sei eine
Verbefferung, allein ZüchtliNge und Arbeits-
hauSsträstinge dürften schon nach dem bestehen-
den Geseße nicht in gleichem Gebäude ver-
wahrt.werden, es wäre das eine Rechtsver-
letzung der Arbeitshaussträflinge. Man solle
zuerst das Strafgesetz revidiren und dann die-
ses Gcsetz wieder bringen. Däs Gesetz und
die öffentliche Meinung verdienten Berücksich-
kigung unb man solle daher lieber noch em
paar Jahre abwarten. Wenn man das Gesetz
jetzt ablehne, werde die Reform des Strafge-
setzes eher erscheinen. Pagenstecher erklärt
sich für den Entwurf und orklärt iii längerem
Vortrage, daß die Zahl der Geisteskrankhciten
weniger der Einzelhast als der krankhaften
Änlage der Berbrecher zuzuschreiben sei; denn
schr ost sci das Verbrcchen schon eine Folge
vicser krankhaften Anlage. Minister Dr. S t a-
bel: -Der Gesetzesenlwurf sei finaiiziellen
Gründen nicht entsprungen, die Vorzüge der
Einzelhaft allein hätten die Regierung geleitet.
Die Befferung des Berbrechers sei eine Haupt-
rücksicht und ost sei die Gemeinschast eine
wahre Grausamkeit. Die Einzelhast kürze
auch vic Strafzeit ab. (Schluß s.)

Darmstadt, 27. Juni. Heute ist der
Großycrzog von seinem längercn Aufenthalt
m Mainz und von seiner Rimdreisc in' die
sestlich beleuchtetc Hauptstadt zurückgekehrt.

Darmstadt, 1. Juli. Von einem Augen-
zeugen erhielt die „Heff. Landesztg." die Mit-
thcilung, daß die erste Kammer nicht einstim-
mig, svndcrn Mlt alleii gegen Eine Stiinme
den Beschluß der zweitcii Kammer auf Rcvi-
ffon des Prcßgesetzes verworseii habe. Der
Eine Pccr, welcher sür ein sreistnniges Preß-
gesetz stimmte und fich der zwciten Kammer

anschloß, war-Prinz Ludwig von

Heffen, ver künstige Thronfolger.

Frankfurt, 30. Juni. Der „Kölner
Zeirung" wird von hier geschrieben: Link An-
zahl jetziger und früherer Müglieder ber ge-
setzgebenden Versammlung von Frankfurt halte
sich aus die Einladung bes Vorsitzkiiben deS
Ausschuffes des deutschen Abgeordnetentages,
Dr. S. Müllcr, gestern Abenv in dem Locale
der Harmonie zusammengefunden, um die Vor-
bereituiigcn wegen des Empfanges und der
Unierkuiift der Abgeordneten zu besprechen,
Man glaubt nämlich einer sehr starken Be-
theiligung an dem am 20. uud 21. Zuli ab-

, des und seines ächt dcutsch-gefinnten Fürsten, ge- ,
! oacht auch unsercr ächt libcralen Rcgierung, unscrer !
Kammcrn, oic allcrdings der Regierung Manchcs
erleichtern könntcn, wenn fie manchmai nicht allzu
I sehr warteten, bis dtc Regtcrung für sie gedacht
hai. Laffen Sic uns nun hcute über dic Grcnzen
unseres bcutschcn VatcrlandeS hinanstreten und
eines Landes gcdcnkcn, das, wenn Schützenfragen
vcrhandell wcrden, nicht vergeffcn wcrdcn barf,
ich meinc dle Schweiz. Laffen Sic uns gedenken
jcnes Landes, bas dcn ersten Schützcnmetster, eincn
Trll, erzeugte, cines Landcs, das unscr größter
dcutscher Genius, unscr wackcrer Schillcr, in eincm
unsterblichen Wcrke verherrlicht hat, cineS Landes,
das , «ic eS ein wahrcs Paradies in Europa tst,
so auch als Mustcr gilt in staatlichcr Bcziehung,
eineS Landcs, das seinc Unckhhängigkeit und Frei-
heit in dcn Hcidenkämpfcn bei Moorgartcn, Näfets,
Sempach und St. Jakob bcwahrt hat und nun seit
fünfthalbhundert Jahren besitzt, jcneS Landes, wei-
ches so manchen der Vorkämpscr für unierc Freiheit
in der Versolgung aufgenommcn und aeschützt dat:
- bic Schwciz lcbc hbch!
j Als zwcitcr Rcdner trat in längcrer Rcdc Hrrr
vr. Leringer auS Karlsruhc-auf. Deutschc
Manner, sprach er, ich schlage Jhnen vor, ciner
hochhciligen Volksaufgabc ein Hoch darzubringen,
ein Hoch drr Vereinigung dcr geistjgen und kör-
! perlichen Wehrkraft des bad. Volksstammcs! Was
! wir nicht vbllm dtti, »ollrndet die Augend. Nnftre

Dcvise ist:'Freie Volksschule, altgemeine
W chrpflicht! Wcr fich diesem Ziele wiomct, der
stcllt sich die Vereinignng der körperlichen unb gci-
stigen Wehrkraft der Zugend zur Aufgabe. Darauf
mein Hoch!

Herr von Lornberg aus Karlsruhc spricht
alS letzter Rebner bei dcm Festmahle. ES ist gesagt
wordcn, der Schützenbunb sei dcr Schluß-Stern
unsercs Wcrkes. Mcine Herren! wenn dcr Schiuß-
stein gefügt ist, ist das ganze Gebäube fcrtig. Wir
aber stehen erst am Anfangc unftreS Baues. Nnser
Schützcndund ist viclmehr ber Grundstein eincs
Gebändcs, das Las cinzige Deuttchland sein wird
und deffcn Vollendung wir sehnlichst herbeiwün-
schen. Wenn wir den Schlußstein legen, dann be-
grüßen wir bci ihm cin ctnigee, dentschcs Bater-
land. Auf daß diescr Schlußstein bald eingefügt
werdc, darauf brtnge ich Mkin Hoch!

Mtt dicftr Rede war das Bankett geschloffen,
und die Schützen cilten wiedcr zu thrcn Schieß-
ftänden, um ihrcn Wettkampf fortzusetzen. Wir
verzichten daraus, eine Beschreibung von bem Drän-
gcn und Drückcn zu geben, welches sich nun in
allen Räumen cntwickelte und das von ber Iimig-
kcit der germantschcn Bruder- und Schwesterliebk
den glänzendsten BcweiS lieferte.

(Fortsctzung folgt.)
 
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