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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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August
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M; 18L.


Sonntag, s August

ZnsertionSgebäbren für die Zspaltige Petit-
;eile werdeu mit 3 kr. berechaet.

18«3.

» Auf di'e „Hetvelbekger
Zeitung" kann man ssch
noch fnr die Monate
Auguk und Kextemder mit 36 Kreuzern abon-
niren bei allen Postanstalten, den Boten und
Deägern, sowie der Erpedition (Schiffgaffe
Nr. M-

* Polittsche ttmschau.

Angesichts der vorliegenden neuea Begeb«
uiffe sind alle Mittheilungcn und Besprechun-
gen der ausländische» Blätter plötzlich farb-
los nnv veraltet geworden. Die neue russtsche
Note, wic ste das Telegramm in einem wohl
ziemlich vollständigen AuSzug unS gibt, ist, so
weit sich ersehen läßt, ein Actenstuck, das durch
ruhige Begrüiidung einen gutcn Eindruck macht.

Wir erfahren, daß Preußen unterm 3. d.
die übrigen Zollvereinsregierungen zu einer
Zvllconfcrenz eingelade» hat, welche zu An-
fang October d. I. in Berlin tagen und die
Verhandlungen gemäß der auf der jüngstcn
Münchkner General-Zollconfercnz von Preu-
ßen abgegebenen Erklärunge» eröffnen soll.

Deutschland

F Vow Neckar, 6. August. Durch dic
Zurückhaltung Oesterreichs, welche in seinen
eigenen poliiischen Verhällniffen wohl begrün-
eel ist, und durch die Erklärungen der engl.
Staatsmänner, daß die polnischc Frage keine
Kriegsfrage seiu solle, ist die Stellung der
cusssichen Negierung eine wesentlich beffere ge»
worben alS man vorher annahm. Es lag
raher seiner Zcit sicher im Zniereffe dieses
Staales, ohne Rückhalt auf dic in den
Roien der vrei Mächle enlhallenen Punkte
einzugehen, und diese Einwirkung des Aus-
landeS, wie uubequeiu diefelbe auch scheinen
mochle, zur Regelung der polnijchen Frage zu
beiiutzeii. Rußland hälte um so ehcr darauf
cingehen können, als es damals schon wenig
Zweiselii unlerworsen war, daß daö gehcime
Evmite in Warschau und die mit ihm Hanö
i,i Hand geheiide ertreme Parlei i» Polen
selbst mit den 6 Punklen nicht zufrieden war,
und eiue Einstellung der Feindseligkeiten sür
chr Unternehmeii verderblich erachlete. (Dieje
Erklärung ist inzwischen von Seiten dieses
Eomiie'S in entschikdener Weise abgegcben
worden.) Es liegt im Weseu einer jeben re-
volutioiiaren Partei, baß ste ihren Einfluß
nicht aus ber Hanb geben und iyre Thalig-
keit nichk beschränkt jehen will. Auch gehen

bekanntermaßen die Wünsche dieser Partei und
selbst Mancher unter den gkmäßigten Polkn
viel weiter, als jeiie 6 Punktc ihnen eiügk-
räumt hatten. Auf bieseS Letztere ist in den
Blättern bei Besprcchung dieses GegenstandeS
unseres ErachtenS biS jeßt allzu wenig Ge-
wicht gelegt worden. Wären die Polen aber
auf die von den Großmächten unterbreitete
Basis nicht eingegangen, so hätten ste stcher
die weiterc Untcrstüßung Oestcrreichs (und
selbst EnglandS) verwirkt, weit mehr, als Ruß-
land durch die in seiner Antwort etwas plump
angelegte Falle eineS beaNkragten Con-

greffes der Theilungsmächke erzielen konnte.
Auch in dikser Beziehung war daher die Ant-
wort des Fürsten Gortschakoff, eines svnst so
gewiegteu Diplomaten, im einzelnen Falle viel-
lescht etwas undiplomatisch, und es vermehrt
stch die Vermuthung, daß er bei dieser Ge-
legenheit gewiffen vom russischen Stolze bic-
tirten Jnsliiuationen am Petersburgcr Hofe
nachgeben mußte. Wollte man abcr einmal
dem altrussischen Stolze ben Platz einräumcn,
so hätte er gewiß mehr Selbstgesühl verrathen,
die Behelligungen ai^sländischer Mächte in eine
innere Aiigclegenhcik (wie man solche in Ruß-
land ansieht) sclbst auf die Gesahr eines Krie-
ges hin, geradezu abzulehnen, als diesen im-
merhin angestrebten Schritk miltelst Einklei-
dung in höfiiche Formeri zu umgehen, und
einen Mittelweg zwischen der zu Gebot stehen-
den unbedingten Annahme oder Ablehnung zu
wählen, dcr im Grunde genommen »ichts Wei-
tcrrs ist, als eben dieS Letztere! —
Arankftrrt, 6. Ailgust. AIS Vorläufer
der alltirmirenden Nachricht von cinem . in
Franksurt zusammentrctenden Fürstencongreffe
bringt dic Wiener „Prcsse" unterm 4. d. M.
folgende Mitthcilungen: Große Entschlüsse
in wichtigcn Fragen scheinen in den letzten
Tagen von ber Regierung gesaßt worden zu
sein, und es wird nur die heute Abcnd erfol-
gende Rückkehr des Kaisers abgewartet, um
»sovann zur Publication* einiger bedeutungs-
vollen Acte schreitkn zu können. Man bezeich-
net uns dic deutsche Fragk als den Gegkn-
ständ, wtlchem das Ministerium jetzt seine
Aufnierksamkeit troß unv ncben den viploma-
tischen Vcrhandlungkn Mit den Westmächten
über die polnische Ängelegeiiheit gewidmet hat.
Oesterreich wird einc die kühnsten Eiwartuii-
gen übertreffendc Bundesreform vorschlagen.
Nationalverkretung am Bunde mit vollem Jn<
halt — daS wäre das Schlagwort des Gra-
fen Rechberg geworden. Zugleich wird die
Regierung auch in dcr Zoüsrage einen ent-

scheidenden Schritt vorwärts thun uüd mit
den freihändlerischkn Tarifs-Propofitivnen zur
Zolleinigung mit dem Zollverein hervortreten.
Jn diplomatischen Kreisen wiü man bereits
wiffen, daß diesc beiden Angelegenheiten, Bun-
desresorm uud Zolleinigung, ein Hauptthema
r'n dem Gespräch der beiden Mönarchen in
Gastein gewefen, und schon fagen auch die
Diplomaten, daß dieses Gespräch nichts an
den vorher in beiden Fragen ni Wikk gefaß-
ten Entschlüffen geändert hät.

Frankfurt, 6. Aug. Wie die „Darmst.
Zkg.« heute mittheilt, wird die Königin Vic-
toria von England aus ihrerReise nach Deutsch-
land am 15. August hikr eintreffen und im
Paiast des Großhcrzogs vön Heffen über-
nachten.

Frankfurt, 6. Aug. Jn heütiger Bun-
destagSsitzung theilten Oesterrcich und Preußcn
die dänische Autwort Hall'S vom 24. Iuli Mit
und zeigken Oesterreich und Baden ihrc Com-
miffäre für die Rachdrucks - Commisfiön än.
Braunschweig zeigte seinen Jnspectionsgeneral
an. Endlich fanden bie Vorlagen ber Bundes-
kaffenrechnung und Vorträge über MilMr-
sachen statt.

Coburg, 5. August. Unsere'Stadt ist in
nicht geringcr Besorgniß. Es ist hier näm-
lich eine telegraphische Depesche eingetrvffen,
wonach der geheime Staatsrath Dr. Francke,
dcr Chef des Staatsministeriums für daS
Herzogthum Cobnrg, in der Rähe von Ber-
gamo, dadurch, daß der Eisenbatznzug, in dem
er sich befand, aüs den Schienen entgleiste,
Nicht uncrhebliche Berletzungen aM Rücken und
im Gesichte erlitten haben soll. Francke be-
findet sich gerade auf einer Höchzeiisreise, die
er mit seiner ihck nen vermählteii dritten
Gattin untkrnomMen. Bckanntlich war seine
zweite Gemahlin, eine Tochler des berühmten
Geschichtschreibers Niebuhr, im August vorigen
Zahrcs gestorben. Auch die junge Gemahlin
Francke's soll eini'ge Berletzungen erlitten
haben.

Bernburg, 1. Augtlst. Der Herzog ist
bedenklich erkrankt, »nd soll nach der Anficht
berühmter Aerzte sein Leben höchstens noch
zwei bis drei Monate gefristet wkrden können.
Für das Land wäre der etwa eintretende To-
desfall bedeutungsvoll; die Sclbstständigkeit
des Landes hört auf; Dcutschlandchat dann
einen Bundesstaat wenigcr. Man muß in
cinem so kleine» Staate laüge Jahrc gelebt
habcn, um zu verstehen, wie trotz aller Zdcen
der Neuzeit, trotz allen Wnnfchen für Deutsch-
lands Einheit doch Alles fich än die partieu-

Der H. Hof z« Z.

(im Spälhcrbsic 1862).

Nach eimr Jdee in Uhlaud's Nachliisie, zugleich als
Seiteiistück zu ,der Wirlhin Löchterlcin".

An des BergeS steilem Kuße,

An deS StromeS blauer Fluttz

Ruht ein HauS, — wenn ich'S erschaue,

Pocht meln Herz imd waüi mein Blut.

Nicht iu Lußcrm Prunke glanzt eS,

Doch ein Kleinod schlrcßt cs ein,»

Deffen Glanz hcll übcrstrahlet
Perlen, Gold und üdelftein.

Richt das Gürstenhaus beneib' rch,

Dcsscn Namcn stolz cS führt:

Mehr denn Adelsbrief und Fürstcnwappen
Holde Fraucnschöiiheit zic«.

An dcs Frützlings Sonnentagen
Lrat ln dieseS HauS ich cin,

AtznungSloS — und stand geblendct
Bon beS KlkinydS lichtem Schcin.

Seines trautcn Bildes Zauber
Bannt mlch, folgt mir üb'rall hin ,
Hoch hin auf dcr Bergc Gipfel,
Mitten durch der Wälder Grün.

Doch der BLume Blätter gelben,
SommcrSlust dahin, vorbci!

Wirst du lange brausend strömen,
Blaue Fluttz, vom Eife frei?

Mag dcr Hlmmel flch umdüstern,
Mag dic Erd' erstarren dicht, —
Ewig wtrst du vor mir strahlen
Jn deS LenzeS Sonnenlicht!

LheureS Klelnod, süße Zaub'rln !
Warm drang in das Herz mir ein
An dcS KrühlingS linden Tagen
Deincr BildkS tzeller Schein!

Si»e juristische Frage.

DaS Glück kommt, «ie man sagt, tm Schlafe.
DieS trifft so ost zu, daß man kaum daran zwei-

feln kann, wie aber, «enn eS im Tödtsschlaf
kommt? Die Fragc ist neu und der Code iveiß
darüber nichts zu sagen.

E!n aus Amerika zurückgeketzrtcr Freund erzählte
mir folgende Gcschichte, dte fich kurz vor Ausbruch
deS ScccssionskricgeS zugctragen hat.

Auf cinem Mississippi-Steamcr vertricbkn fich
einige reiche Pflanzer die Zcit mit Roulett-Spiel.
Einer dersclben wirst 20 DollarS auf Rottz, ge-
winnt, läßt wiederholt dcn Einsatz stehen und
sprebgt' schiießlich die Bank. „Alle Neger rneiner
Pfianzung gcgcn die 160,000 Dollars, hie ich vcr-
loren habe!" so ruft dcr Bankhalter.

Der glückliche Spieler blcibt stumm lmb unbe-
wcglich fitzen.

„Wer schweigt, willtgt cin," sagt drr vor Unge-
duld zitternde Bankhalter: „es gilt meine sämmt-
lichcn Reger gegrn dcn Satz."

Und dte Kugel beginnt zu rvllen. Auch btcSmal,
uncrhörtes Glück, gewinnt abermals Roth — gegcn
die schwarzen N gg.erS.

Man umringt den Gewinncr, man beglückwünscht
ihn, rer ein koloffalcs Bcrmögcn gcwonnen hat,
er bletbt noch lmmer stumm; man Lberzeugt fich,
 
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