Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Juli
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0097

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
M 175


Mtttw-ch, 2S. Juli

* Politische ttmschau.

Dcr „Wes. Z." wird aus Oldenburg ge-
schrieben: D>e badische Regieruug hatke bei
den Zollvereinsstaatcn vor einiger Zeit den
Vorschlag gcmacht, sür jeden Geschäftsreisen-
den allgemeine LegitimationSkarten einzuführen,
die, gleichwic bie PaHkarten, keiner Vlsirung
bedürfren und im ganzen Zollvereinsgebiet
Gultigkeit hätten. Auf der kürzlich geschloffe-
ne» General-Zollconferenz ist dic Sache zur
näheren Bcsprechung gelangt und darüber elne
allscitige Verständlgung im Sinne des badi-
schcn AntragS erfolgt. Voraussichtlich werden
dieser Verkehrserlclchterung auch diejenigen
Staaten (Oesterrelch, Bremen) sich anschlie-
ßen, mit welchen die Zollvereinsstaaken früher
auch über dle zur Zeit bestehende Elnrlchtung
stch geclnlgt hatten.

Wie man der „Berl. B.-Z." versichert, hat
die österreichische Reglerung denjenlgen Zoll-
verelnsstaaten, auf deren Unterstüxung für
ihre Propositionen sie bls jetzt rechnen gedurft,
bereits die Eröffnung zugehen laffen, baß ste
schon in der aUcrnächsten Zeit die Revlsion
bes österreichischen Zolllarifs zu Ende geführt
haben uud daß sie den so revidlrten Entwurf
lhnen sofort zur Prüfung vorlegen werde, da.
mit nach erfolgter Verständigung derselbe den
Verhandlungen auf der nächsten Conskrenz in
Berlin als Grundlage diene.

Wie die „Saarbr. Ztg." meldet, soll ein
französisches Truppencorps in der Nähe von
Saarbrücken ein Lager bezichen. Gcwisses
könncn wir darüber nicht sagen, Thatsache
ader ist, daß in allen O'rtschasten Lothringens
amtliche Ermittlungen angestellt werden, ob
und wie viel Einquartierung sie aufzunchmen
im Stande seien.

Die Grausamkeit der Ruffen gegen die Po-
len bildet einen anderen stehcnden Artikel der
Londoner und Pariser Blätter. Wir zweifeln
»ichk baran, daß sie Recht haben; selbst wenn
nur der zehnte Theii der aufgezählten Gräuel
wahr ist, bleibt immer noch eiu zum Ueber-
fließen gefülltes Maß von Miffethaten gegen
die Menschheit übrig. Nur über EincS Müffen
wir uns billig wunber»: daß jene Blätter ihr
Menschlichkeitsgefühl sv völlig für ihrc Freunde
erschöpfcn, daß sür ihre Fciiide gar nichts üb-
rig bleibt. Es ist noch nicht so lange her,
daß der Beginn deö polnischen Aufstanbes mit
einer Anzahl Mordthaten bezeichnet wurde,
unb noch jetzt lesen wir nicht selten von Er-
dolchung und Erhängung auf Befehl der ge-
heimen Nationalregierung. Wir haben aber

Die Schlacht iri Grtthsinrg.

(Fortsetzung und Schluß.)

Meade's Schlachtlinie bildete einen Halbmond,
das Centrum vorgeschoben, etwas südlich vom Fried-
hofe. Die auf deu Hügcln stchenden Truppen fan-
den tn Felsstückcn von Saudsteiuen, dic oft zwanzig
Fuß hoch waren, trefstichen Schutz. Der Feind stand
theils im Thalc, thcils auf Hügeln, die jedoch zu
«eit cntfernt waren, um als Deckung bcnutzt zu
werden. Dic Wege s übcr die er heranmarschiren
mußte, wurden vvn dcrBundeS-Artillerie beherrscht.
Meade's Truppcn waren in folgender Okdnung
aufgestellt: Den rcchtcn Flügcl bildetc SloeMan's
(12.) Corps und an deffcn linkcn sich anschließend
Howard (1t.); das Ccntrum bestand äus dem 2.
Lorps (Hancock), dem 1. (Newton) und 3. (Sickles),
währcnd auf dem linkcn Flügcl das 5. Corps
(Sykes) und spätcr ein Thcil des 6. Corps stand.
Diese Aufstellung wurde währcnd der beiden Schlacht-
tage des 2. und 3. Iuli im Wescntlichcn bcibehal-

noch in keinem jener tugcndhaften Pariser und
Londoner Blätter ein Wort der Mißbilligung
hierüber gefunden; und die i^rbolchten und
Erhängten waren doch so zu sagen auch Men-
schen. Zwar wird man sagen, und wir sind
gewiß derselben Meinung, daß die Sache eincr
gcknechteten Nationalität eiue heilige, die der
Tprannen eine ungerechte unb verdammliche
ist. Aber wenn die Unterdrückten dieselben
Mittel zu ihrer Befreiung anwenden, wie die
Untcrdrücker zur Knechtung, so ist es wenlg-
stens keine historisch richtige Beurkheilung,
wcnn Schreckensthatey, die man bei dem Einen
mit Recht verurtheilt, bei dem Andcrn mit
freundschaftlichem Schweigen übergangen wer-
dcn. Von jeher sind Kämpfe zwischen Reli-
gionen und Nationalikäten die unerbittlich
grausamstcn gewesen: i» dcr Zeit der Barbarei
war ihr Ende stets, daß man dic Besiegte»
vernichtete; im Mittelalter, duß man sie recht-
los, ehrlos und wehrlos machte. Zu unseren
Zeiten haben Rcligionsfeindschaften nicht mehr
dicsc verderbliche Kraft; der Nationalitälenhaß
aber hat noch dieselbe innerliche Gluth be-
wahrt unb versolgt uoch daffelbe Ziel. Auch
seinc Mittel zum Zweck stnd dieselben geblie-
ben; nur daß man sie nichl vffen unv geradezi(
anzuweuden wagt, sondern bas was sonst das
Werk eineS Jahrzehntes war, auf die Tage-
werkc eines ganzcn Zahrhunderts vertheilt,
und Mord- u»d Raub, die Thaten des Krie-
ges, in bie langsameren aber doch sicheren
Formen des Friedens kleidet. Jm Laufe der
Zeit kann man, ebensogut als durch die massen-
hafte Bcrtilgung auf Schlachtfeldern, durch
die Tobesurtheile gehorsamer Gerichte, durch
Vermögenseinziehungen und sibirische Lerban-
nungen cin Volksthum vcrnichten. Kein Kampf
ader ist erbittcrter als der zwischen feinblichen
Brüdern s unb die Kriegc ber Nationen sind
am grausamsten zwlschen nahperwaiidten Volks-
stämmen. Die Polcn unb Ruffcn sind' vvn
altersher Todfeindc gewesen. Es sind noch
nicht zwcihundertfünzig Jahre her, da waren
die Polen Bcherrscher von Rußland, und um
ihrer Grausgmkeit und Habsucht willen erho-
ben sich die Ruffcn uud vcrtrieben die ver-
haßten Stammvettern. Zetzt besißen die Ruffen
den größeren Theil von Polen, der Haß ist
derselbe gcblieben; — das Weitere wirb
kommen.

D e u tsch l a nd

Karlöruhe» 21. Zuli. 114. öffentliche
Sixung ber 2. Kammer. (Schluß.)

ten; allein nicht so pedantisch, als unter früheren
Bundesgeneralcn. Meade warf nämltch ganze Di-
visionen und Brigadcn von etnem bedrohten Punkte
auf den andern und lietz ntcht einc nach dcr andern
ins Feuer gehen und aufrciben, «ic daS M'ClcllanS
Taktik z. B. bci Antietam war. Dic Artilleric war
auf den Anhöhen derart verthcilt, daß sie ihr Fcuer
auf den Punkt concentrircn konnte, auf welchcn
der Feind anrückte. Die Cavallerie endlich deckte
vollständtg beide Flanken. Der Morgcn und Mit-
tag res 2. Juli verging mit unbedeutendem Gc-
plänkel. Erst um 4 Uhr Nachmittags eröffnete dcr
Feind eine furchtbare Kanonade auf den Fricdhofs-
hügel, wo daS 11. und 2. Corps standen. Die
Bundes-Artillerie aber antwortctc kräftig. Das
Feuer daucrte zwel Stunden. Mcabe erkannte bald,
daß dieses Kanoncnfeuer nur die wirklichen Ab-
sichten des FeindeS maskiren sollte und daß dicser cs
auf den linken Flügel abgcschen hattc. Er schicktc
also Sickles Corps dahin. Und wirklich stürzte
Longstreet und Hill mit 40,000 Mann unter eincm
furchtbaren Geheul und MuSketenfeuer sich auf dcn
linken Flügel, der durch die gewaltige llcbermacht
crdrückt «erden solltc. Er abcr stand fest. Es

Znsertiousgebührerr für die Sspaltige Petit- M
jeile werden mit 3 kr. berechner. »

Abg. Hoffmeister ist mit dem Commis-
sionsanlrag vollständig einverstanden u. glaubt,
daß es auch die Petenten sind. Es wird ihnen
genügen, wenn daS Haus aussprlcht, daß es
mit ihren Grundsätzen übereinstimme.

Abg. Eckhard: Er werde für den Cvm-
missionsantrag stimmen und hätte es gerne
gcsehen, wenn,diese Frage, die allerdings spät
in das Haus gekommen, »hne größere Dis-
cusston vorübergegangen wäre. Jndessen liege
auch kein Grunv vor, der Discussion irgenh-
wie aus dem Wege zu gehen. Die Sache
selbst betreffend, scheue er sich nicht, hier offen
auszusprechen, baß allerdings ein Berfaffungs-
bruch ober wenigstens ganz.derbe Versuche,
die Verfaffung umzustürzen, hier vorlicgen.
Es sei boch etwas Mehr als eine „scheinbare"'
Verfaffungsverleßung, von der der Abg. Dah-
men gesprochen. Es handelt sich hier um
Dinge, die nicht blos Preußen, sonderir ganz
Deutschlanb in ihren Fslgen schwer verletzen
können. Soweil er den Eommissionsantrag
verstehe, gehe er bahin, offen unb unumwun-
deu, wie es einer zweiten Kammer gebührt,
seine Meinung auszu>prechen unb auch an die
Regierung gelangen zu laffen, damit sie, wenn
die Frage an sie herantriii, weiß, welche Stim-
mung darüber in ihrem Lanbe herrscht. Wir
mulhen der Regierung nicht zu, irgenb welche
selbstständlge Schritte zu thun, wollen sie aber
auch nicht darüber im Unklaren laffen, wie
wir denken unb fühlen.

Durch ein offencs Aussprechen seiner An-
schaunngen wirb mehr gethan, als durch ein
Vcrschweigen alles des Uebels, das in Pren-
ßen geschieht. Zn einem Lanbe, wo man ben
Lanbtag austöst, um provisorjsche Geseße zu
machen, wo man die Abgeorbneten nach allen
Richtungen verfolgt, wo man die Preffc kne-
belt, ünd Zebem be» Mund verschlicßt, da
müffen wir den Munb aufthun. Von ganzer
Secle werbe er für den Commissionsantrag
stimuikn un'd bedaure nur, daß man heute,
wo man einstimmig ein Ministerverantwort-
llchkeilsgesetz votirte, über eine solche Frage
zur TageSorbnung übergehen woüe.

Abg. Krausmann schließt sich der Bc-
grünbung ber Nedncr an, welche für den Com-
niisflonsantrag gesprochen haben.

Abg. Allmang entgegnet dem Abg. Dah-
men, da die Petition der Commission einmal
vorgelegen sei, so sei es die Pstichl der Leß-
tercn gewesen, sich barüber auözusprechen.

Abg. Knies erkläbt sich sür ben Commis-
sionsantrag. ' Auf ihn habe es den Eindruck
gemacht, baß die Pctiliou in der gegenwarti-

entspann fich ein heftigcr Kampf; das 2. Corps
litt furchtbar. Meadc bcorderte daS 12. von der
äußersten Rechtcn hin, welches den Feind zum
Stillstehen brachte. Da erschicn Sedgwick mit dem
6. Corps, daS 36 Stunden auf dem Marsche ge-
wese» war. Trotzbem verstärkte es sofort den linkeu
Flügel, stürzte sich auf die feindlichcn Colonnen
und tricb dicsc in wildcr Flucht zurück. Als die
Sonno unterging, war der Fcinl» hier gewvrfen.
Dicser hoffte jetzt »uf dcm rcchten Flüg-l dcs Bun-
deshecrcs wieder einzubringen, waS er auf dem
ltnken verloren hatte. Er suchte also Sloemans
Lußcrst gcschwachtcs CorpS zu,durchbrechen, mußtc
aber davon abstehcn, wcil ihm zur rechten Zeit das
1. und 6. Corps zu Hülfc kamen. Dcr Kampf
wüthetc hier zwar bis zum Einbrüche der Nacht,
allcin um 10 Uhr endcte dic Schlacht. Das Bun-
desheer hatte übcrall seine Stellungcn behauptct.
Dic am folgendcn Morgen, Frcitag ben 3.'Juli,
stattstndende Schlacht «ar die verzwcifeltste, wü-
thendste und entscheidenstc des ganzen Kricges. Sie
wnrde mtt dem frühestcn Morgengräueu auf der
Lußcrsten Linken und dcm Centrum dcs Bündcs-
heeres Lurch einen cntschloffenen Angriff vom Feinde
 
Annotationen