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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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M; 2 )2 Dienstag, 27. Octobee

* Politische Umfchau.

In Kassel bikdet das wohl begründeke Ge»
rücht das TageSgespräch, daß eine ausnahmS-
losc Amnestie sür sämmtliche politi'sche Ver»
gehen vom Kurfürsten decretirt sei.

Die preußischen „Stlidien eines preußischen
GeneralS zur österreichischen Reform" empfeh-
len den Austritt Preußeiis auS dem deutschen
Bnnd.

Herr v. Schmerliirg hat im österreichischcn
Abgeordnetenhaus einen bebeuienden Sieg er-
sochten: die Versammlung hat die Jnterpre-
tation des Ministers über das Steuerbewilli-
gungsrecht mit großer Stimmenmehrheit an-
genommen; das Haus hat somit entschieden,
daß in Oesterreich auch unter dem Constitu-
lionalismus selbft die directen Steuern fort-
erhoben werden dürfen ohne Bewilligung des
Landtags, soweit deren gewöhnlicher Betrag
nicht überschritlcn wird; nur wenn eine Steuer-
änberung, resp. Erhöhung erfolgen soü, sei
die Zustimmung der Voiksvertretung crsor-
verlich!

D e u t s ch l a n d

Karlsruhe, 24. Oktober. Durch aller-
höchste Orbre vom 21. b. M. werben nach-
steheide Kabetten 1. Klasse zu Portepeefahn-
richeu in ben beigesetzten Abtheilungen des gr.
Armeecorps ernannk: 1) Alfred Senbert im
2. Jnfanterieregiment, 2) Kasimir Hanewinkel,
3) Viktor Asbrand, genannt von Porbeck, im
Feld-Artillerterkgiment, 4) Adolph Schneiber
im 4. Jnfanterieregimeut, 5) Eduard v. Rüdt
im Felb-Artillerieregimeiit, 6) Franz v. Nüdl
im 4. Jnfanterieregiment, 7) Karl Kühlkiithal
im Felb-Arlillerieregiinent, 8) Kärl v. Stetten
im 3. Jnfantcrieregiment, 9) -Jiilius v. Beck,
10) Alfreb v. Karlshausen im Felb-Artillerie-
regimciit, 11) Karl Wachs im 3. Dragoner-
regiment, 12) Friedrich von Stockhorn im 2.
Dragonerregiment, 13) Lubwig Commerell im
2. Füsilierbataillon, 14) Ernst Schindler im
2. Infanteriereglinknt, 15) Wiihelm Bender
im 5. Jnfanterieregiment, 16) Ab. v. Davans
im 4. Jnfanterieregiinenk, 17) Gustav v. Pe-
lerneü im 2. Znfanlerieregiment, 18) Wilhelm
v. Ninck im 2. Füsilierbataillvn, 19) Karl v.
Stenge! im 3. Znfanterieregiment. 20) Kor-
poral Philipp v. Röber im (1.) Leib-Grena-
dierregiment, und 22) Gesreiier Reinharb
Stabel im 1. Füstlierbataillon. Portepeefähn-
rich Bühler im (1.) Lcib-Dragoiierregimeiit
wird zum 5. Jnfaiiteriereginieni versetzt. Lieu-

tcnaot JuliuS v. Gemmingen vom3> Dragoner-
regiment erhält die imterthänigst nachgesuchte
Entlassung aus dem großh. Armeecorps.

Karlsruhe, 24. Oktober. Vor wenigen
Tagen haben öffentliche Blätter den Znhalt
ber LandeSadreffe an Se. Königl. Hoheit den
Großherzog veröffentlicht, welebe eine Depu-
kation der Bürgermelster aus den steben grö-
ßeren Städken des Landes am 13. d. M. auf
Schloß Mainau Höchftdemselben übcrreichten,
uud dabei nach der mangelhaften Auffaffung
bes Refercnten jener Beröffentlichung die Worte
mitgetheilt, welche Se. Königl. Hoheit an die
Deputation erwicderten. Dic Karlsr. Ztg.
ist iii die Lage gesetzt, die hochherzige, von dem
wärmsten Gefühl fürstlicher Vaterlandsliebe
eriheilte Antwort auf dic Adreffe nahezu wort-
getreu mittheisen zu können. Sie lautet:

Zch bin erfüllt von dcm Eindruck, der mir
durch die Gestnnungen geworden ist, welche die
eben verlesene Adrrffc ausspricht. Seien Sie
überzeugt, baß ich diese Kundgebung des größ-
ten Theiles der Einwohner deS Landes, in
deren Namen Sie zu mir gekommen stnd, hoch-
schätze und dankbar aiierkenne. Befvnders er-
freulich war mir, von Jhuen zu vernehmen,
daß uiei» Volk auch jetzt zu mir steht und
seine Uebereinstimmung mit mcinem Handeln
in ernster Frage bethätigt hat. Gerne folgte
ich der Aufforderung, in Frankfurt a. M. über
die theuersten Aiigklegenheiten des VaterlandeS
zu berathen, wenn auch unbekannt mit den
Vorschlägen, welche ersolgen sollten; denn ein
wahrer Vaterlandsfreund muß fest i» seinen
Ueberzeugungen stehen und jür ste zu jeder
Zeik zu käinpfen wiffen. Was ich gethan,
war somit nur die Erfiillung meincr Pflicht;
aber dic Begeisterung für die höchsten Güter
der Nation hat mir Kraft vcrlichen, mein Ziel
— ich darf heutc sagen, nnser Ziel — un-
beirrt zu verfolgen. Wenn dabei nicht DaS
erreicht wurde, was wir wünschen und hoffen,
so ist doch ein mächiigcr Schritt vorwäriS ge-
khan worbcu: es wurde die Nothwendigkeit
anerkaiint,daßdiebestehendeVerfassungDkulsch-
lands gebeffert werde. An dieser Errungen-
schaft wollest wir festhalten; ste wird znm
Zielc sühren.

Daß ich bei der fernern Arbeit für eine dem
gerechten Anspruche deutscher Rativn entspre-
chende Umgestaltung der deutsch,n Bundesver«
fäffnng der Unterstützung der größten Mchr-
heit uieines VolkcS stcher sein darf, ist mir
eine nene Stärkung in dem Streben nach die-
fein Ziele, einer meiner wichiigsten Lebensauf-
gabe», auSzuharren.

o Stadt-Theater in Hcidelberg.

Freitag, den 23. October. Einer vom
Wiener Auristcntag und dic Hochzett bei
Latcrnenschein. Der Theatcrzettel begann mit
bcr Elnicitung: Aus allgemcines Verlangen. Run,
die Bcrlangenden könncn zufrteden sein, denn ihr
Verlangen blicb kein leeres, und die Thcater-
direction kann zufrieben sein; denn das HauS war
ein volles, und bei solcher gegenseitigen Zufriedcn-
heit nehmen wir gern unserc Bcrichte wiedcr auf,
die wir seit fast 14 Tagen unterbrochen hatten.
Nicht als ob es i» bcr Zwischcnzcit an Stoff ge-
fchlt hätte, oder als vb nie Lob auszusprechen ge-
wescn wäre, und wir Tadcl nicht auSziisprechcn
wünschten. Nichts «cniger alS diescs. Manche gutc
Auffaffung, gediegene Leistung, liebliche Stimmc,
kecker Humor, und wie Lie Redensarten heißen,
dcren Gebrauch wir uns für künftigc Fälle vor-
bchaltcn, blieb in dcr Feder stecken, weil cin
doppeltes Gclübde uns band. Erstcns wollten wir,
unb wollen auch künftig den Lescrn 'dicscr Zeitung
uns nicht allzu häufig aufdrängen. Zweitcns wün-
schcn «ir uns einmal darübcr inS Klare zu setzen,

ob in der > Thab die Herren Berichterstatter des i
Heidclberger Aournals nur unserc Rcccnsionen und ^
nicht das Thcater zu critisiren dcn Bcruf fühlen.
DaS war zwar biShcr dadurch wahrschcinlich ge- !
worden, daß Lieseldcn kcin unvorbereiteteS llrtheil !
abzugeben für gut fanden; aber natürlich kvnntcn
wir die Unbeschcidenheit nicht glcich so weit krcibcn,
unS für den Cometen zu halten, ber immcr einen
solchen glänzenven Schwcif nach fich zog. Jctzt hat
abcr das Erpcriment crwtcscn, daß «irklich Fröhlich
umsonst fang, Herrmann umsonst starb; daß TituS
Feuerfuchs vergebcns hinausgeworfen und Fricdrich
Schiller vergcbenS cingcsperrt wurdc. So lange
«ir schwiegen, ließ kcin frcundlichcs Echo sich hören.
Somit glauben wir, dis aus Weitcres das Thea-
lerintercffc unserer geehrten Herren Freunde und
K.(upfcrstecher) als cinen BewciS der Theilnahme
an unscrcn eigenen Leistungen auffaffen zu dürfen,
und empfehlen uns denfclbcn zu fcrncrcm gcnelgten
Wohlwollen. Wir bitten sic auch auf Drucksehler
zu achten. So wurdc unS neultch eine gerade
Abonnementsvorstellung zu gerade ciner
AbonnemcntSvorstellung. DaS HLtte gerügt werden
sollen. Aber ach! da „reden «ir so lange in den

ZasertiollSgebübren für dte Sspaltige Petit- M

;eile werden mit 3 kr. berechner. M

Laffen Sie unS die Hvffnung hegen, daß
unsere Ueberzeugungen, wenn wir fie offen u.
muthlg bekennen, stch endlich verwirklichen
werden, und vereinigen wir unS hellte mit
diesem Handschlag zu dem Bündniffe, fest und
treu vereint zu bleiben iu der Gefiunung, die
u»S hier zusammcnführt.

Jn diesem Sinne bitte i'ch Sie Denjenigen
meinen Dank auszusprechen, in deren Namcn
Sie mich hier so freundlich ausgesucht haben.

Karlsruhe, 24. Octbr. DaS soeben er.
schtenene großh. Reg.-Bl. enthält das Gesetz,
die Organisation der innern Verwaltung be-
zreffeud.

Frankfurt, 23. Oktbr. Nach einer Mti-
theilung des „Dresd. Zvurn." vvn hier haben
Verhandluugen des SenatS mit Oesterreich be-
znglich des österreichischen TheilS der Bimdes-
besatzung dahin gesührt, daß Oesterreich selbst
die Verpflegung seines KontingenteS übernimmt
und von der Stadt Frankfurt die bciden Ge-
bäulichkeiten, tn denen Jnfanterie, Artrlleris
und Kavallerie kaserniren, um 13,500 fl. jähr-
lich ermiethet.

Frankfurt, 23. Oct. Die hiesige dcutsch-
katholische Gemeinde hieit gestern Abend eine
zahlreich besuchte Generalversamminirg ab, um
über ihie eventuclle Theilnahme am religiösen
Reformvereinslage Beschluß zu faffen. Nach
langer Debattc, an welcher Herr Ronge selbst
theiinahm, wnrde mit allen gegen eine Stimme
bcschloffen, eln die Belheiligung der Gemeinde
ablehnendes Schrejben an dcn Vorstand dks
Resvrmverelns zu richten und sich dagegen zu
verwahren, daß ihre Gemeindemitglieder, ohne
bestimmt ausgesprochenen Wlllen dem Reform-
verein anzugehören, als Genoffen und stimm-
bcrechtigke Mitglieder desftlben bezcichnet wür-
dcn. Mit dieftm Beschluffe ist die Trenmmg
der hiesigeii deutsch-katholischcn Gemeinde als
solche von den Bestrebungen Nongc's zur That-
sache geworden. (Fr. Pstz.)

München, 21. Oct. Heute lst der Leib-
arzt der Herzogin Mar in Bayern, Hosrath
Dr. Fischer, durch einen telegraphischen Befehl
dcs Königs berufeii, nach Rom abgereist, um
der Königi» von Neapel, die ln der jüngsten
Zeit wieder etwas leidend sein soll, mit ftinem
äeztlichen Rath zur Seite zu stehen.

Leipzig, 21. Oct. Der Stadtrath bringt
der Bürgerschaft warme Anerkcmiung unb
öffentlichen Dank für die an den Jubelfesttagen
bewiesene Aufopserung und Gastfreundschast.
— Dem Stadträthe geheu edenso vvn Außen
Danksagungsschreiben in ersreulicher Zahl für
die herzliche Ausnahme der Gäste zu. Von

Wind", bis die HLlste deS uns zu Gcbote stehen-
den Raumes erschöpft ist, und haben fast noch
nichts übcr die Vorstellung fcldst gesqgt. DaS erste
Gclegenheitslustsptcl isi eine polltische Satyre von
großcr Wirksamkeit. Schlagendc Wortwitze folgen
sich in fast übcrgroßer Zahl, und ntcht wentger
komisch ist dic Situation. Eine Vcrlobung mor-
gcns um 4 Uhr bcl schwarzem Kaffec, während
Brautvatcr, Bräutigam und Zeuge, wenn auch
nicht licbeStrunken, doch jcdcnfallS keineSwegs nüch-
tcrn sind, das find Elemente, aus wrlchen auch
cin ungefchickterer Braumeister als Herr Anton
Langer etwas GenießbarcS zu Stände bringen
mußt«. Von den Mitwirkenden inöchten «ik Kei»
ncm die „Krone" zuerkennen, und genügm ünS,
„Alle" herauszurufen, wtc es das gefüllte Haus
auch that. Doch eine Bcmerkung müffrn wir machen.
An Kopenhagcn soll, wic es neulich in den Blät-
tern hieß, im Theater das Verbvt für die Schau-
spielennnen eristiren, Crinolinen zn tragcn, «cnn
es die Rolle nicht vorschreibt. Fräulein Widmann
dürfte bci einem etwaigen Gastspieke in Kopen-
hagen also entweder auf thre sonst allerltebfte Frie-
derike zu verzichten haben oder. Die Operette
 
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