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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0093

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' 5L kr.

Dienstag, 28. Zuli

InsertiouSgebühttn fär die 3spaltige Petit-
jeile werden mit 3 kr. berechnet.

L8«3.

* Politische Umfchau.

Die Krcuzzcitung wurde in der lüngsten
Zeit aus verschiedenen Gesellschaftslocalen aus-
gestoßen, so z. B. auS dem Castno in Coblenz.
Oberpräsident v. Pommer-Eschc, unter dem
Minrsterium Auerswald - Schwcrin liberal,
Ehrenmitglied des Castno'S, verlangt nun über
diese Abschaffung Ausklärung, die demselben
natürlich verweigert wurde. Dre Castnodrrec-
tion hat einc Abschrift der gewechselten Briefe
in dem Anzeigekasten veröffentlicht. Die all-
gemeine Slimme spricht stch dahin auS, daß
ihr Vorstand die Würde der Gesellschast ge-
wahrt habe. Die höhern Regierungsbeamten
haben in einer Bersammlung beschlossen, daS
Casino so lange zu meiden, bis die jetzigen
Directoren ihr Ehrenamt niederlegen, haden
stch also auf 1^/, Jahre ausgeschloffen. Gc-
neral v. Bonin, der ebenfalls Lhrenmitglied
der Gesellschaft ist, erklärte, wic man hört,
daß er für sich keinc Veranlassung zu einem
gleichen Schritt findc. Das Officiercvrps hat
zum größern Theil auch Berathung gepflogen
und ist zu dem Entschluß gekommen, daß,
wenn Einer von ihnen austreten wolle, er es
immerhin für seine Person thun könne, die
Gesammtheit aber keinen Grund habe, aus-
zuscheiden.

Jn Köln hat die Stadtvervrdnetenvcrsamm-
lung beschlossen, sich an dem sür den Hcrbst
bcabstchtigten Dombaufest nicht zu bctheiligen.
Man wünscht, daß die ganze Festlichkeir auf
einc kirchliche Feier beschränkt werde, worauf
aber der Centraldvmbauvereinsvorstand nicht
cingehen wiü.

Die Rcden, wclche beim Kölner Abgeord-
netenfest gehalten worden sinb, werden nach
stenographischer Aufzeichnung in eine ausführ-
lichc Fcstbeschreibung aufgenommen, welche
binn en K«rzem ersch ein t.

Hr. ThierS wrilt feit acht Tagen zum Ge-
brauch der Bäder in Aachen.

Nach der „Patrie" ist der Enlwurf der
sranzösischen Antwort auf vic russischc Depesche
gestern nach London unb Wien abgegangen
und befindet stch der Entwurf der Anlwort
Oestcrreichs schon in den Händen Droupn de
Lhuys.

Die dem „Siccle" ertheilte Verwarnung,
bie der Telegraph für wichtig genug zur Mit-
cheilung durch die electrische Post erachtet hatf
ist vom 23. Juli und lautet folgciidermaßen:
„Jn Anbetracht, datz die Zeituiig Le Siecle,
indem stc eine Art Berufung an's Volk iiber
eine Frage auswärtiger Politik vorfchlägt,

dercn Entscheidung die Verfaffung dem Kaiser
übertragcn hat, die Autorität des Kaisers und
die wesentlichen Gründlagen der Verfassung
antastet; in Anbetracht, daß solche Äusschrei.
tungen bie Jnteressen der großen Sache, wel-
cher man zn vienen vorgibt, nur gefährden
und nur Vorwand zu Aufrkizungeii geben kön-
nea, welche die Regierung nicht dulben darf:
beschließt der Minister des Jnnern, der Zei-
tung Le Siecle eine zweite Verwarnung zu
ertheilen. „DebatS" sagt hierüber: „Es ist
dies die erstc derartige Maßregel, welche der
neue Ministcr anwendet, und deßhalb wird
fie große Aufmerksamkeit erregen." — Aller-
dings I um so mehr, da das Siecle stcher nicht
die Abstcht hatte, die Macht, welche die vom
Kaiser aus eigener Macht verliehene Verfas-
sung dem Kaiser verlichen hat, zu schmälern;
es hat ja bei jener Gelegenheit ausdrücklich
erklärt, das Recht über Krieg und Fricden
stehe nur dem Kaiscr zu. Allein es scheint,
die bereits auftauchendeHoffnungsseligkeit sollte
erfahren, daß eS ganz einerlei ist, ob der Mi-
nister Bondet oder Persignp heißt, so lang
der Kaiser Bonaparte heißt. Der Gedanke
der Volksabstimmung über Polen war albern
»der närrisch oder unzeitig oder falsch, wie
man will; die Verwarnung des Ministers aber
fieht aus wte eine vom Zaun gebrochene Chi-
kane, wic ein Stockfchlag ber üblen Laune,
die sich an Schuldlosen für die Schuld Drit-
ter rächt.

Nach dem Pariser „Memorial diplömatique"
werden die Jnterventionsmächtc identische No>
ten nach St. Pctersburg schicken, die zwar
nicht den Character eines Ultimatums haben,
aber dennoch erklären werden, daß hiermit jcde
Discusston.geschloffen sei. '

Zuverlässtge Berichte melden, daß die dä-
nische Regierung einc Occupation Griechen-
lanbs durch fremde Truppen nicht verlange,
und daß König Georg zur griechischen Kirche
übcrtrelen wolle. -

D eu tsch la nd

Karlsrnhe, 21. Juli. 114. öffentliche
Sitzung ber 2. Kammer. (Fortsetzung.)

Abg. Häusser: Der Hcrr Abg. Dahmen
sagt, scine Ansichten übek das Materiellc der
der Sache scien bekannt. Jch darf dieS auch
von mir voraussetzcn. Meine Anstchtcn sind
bekannt, indem ich ste schon früher hrer auS-
gcsprochen habe. Ueber eine Regicrung ohne
Budget, über eine Rcgierung, die bie Preffe
knebelt, übcr eine Rcgierung, die Personen u.

Corporationcn maßrcgelt, über eine Regierung,
die alleS Das in dem Augenblick einer euro-
päischen Krisis thut und wie rettende Thaten
ansieht, ist meine Meinnng, un^ich meinedl'e
Meinung der ganzen Versammlung, eine feste
üiid ausgemachte. Wenn hierüber die badische
Kammer eine Ansicht auSspricht, die ihr von
den Petenten gleichsam abgefordert wird, so
halte ich das keineswegs für eine Phrasc;
wohl aber würde ich, wenn hierüber von Sei-
ten der badischen Kainmer, sei eS aus irgcnd
welchem diplomatischen Bebenken, znr Tages-
ordnung übergegangen würde, dics für etwas
sehr Schlimmes und BeklagenswertheS haltcn.
Es soll in Deutschland, das zwar ein lockerer
Staätenbund, aber doch ein Staatenbund ist,
keiii öffentliches Recht gebrochen wcrden, bei
dem die Bertreter irgend eines deutschen Lan-
des sich veranlaßt sehen, zur TageSordnung
liberzugehen. Jch habe die Peti'tion nicht ver-
anlaßt und hätte gewünscht, daß die inhalts-
schwere Frage nicht gleichsam in der elfte»
Stunde des Landtags, sondcrn früher gekom-
men wäre; allein zur Tagesordnung über-
gehen kann ich nicht in einer Sache, die unse-
rer Aller Angelegenheit ist. Jch gebe zwar
zu, daß es zunächst eine preußische Angelegcn-
heit ist, daS eigene verfaffungsmäßigc Rccht
zu wahren und das Maß von Achtung und
moralischer Eroberung zu schätzcn, das durch
eine solche Poli'ti'k gewonnen wird; auch bis
ich nicht ver Mcinung, eine badische Kammer
zum Sprechsaal für alle möglichen Angelegen-
heiten zu machen. Aber diese Sache ist zu-
gleich ei'ne eminent deutsche, denn es handelt
sich darum, wclche Folgen solchc Znstände nach
stch ziehen in einem Augenblick, wo Europa
stch in ciner peinlichen Lage befindet und
fchwerc Gewitterwolken darüber lagcrn, wo
von erprobter Hand die Maschen cincs Netzes
für Deutschland immer dichter zusammcnge-
flochteu wcrden und wir vielleicht bald einer
furchtbaren Krisis wider Willen cntgegentrei-
ben. Jch halte es für eine emknent deutsche
Sache, und zwciste darum, ob wir in cinem
so ernsten Constict zwischen König und Volk,
und einer so tiefen Lähmüng aller StaatSor-
gane sorglos und gleichgiktig blciben können
iind sollen. Zch fürchtc zwar an fich die Con«
flicte mit bem Ausland nicht, und scheuc selbst
keincn Krieg, ber um unserc höchsten Jnte-
reffen ausgefochten wird; allein es muß dann
der echt nationale Geist entfeffelt sein, wie
im Jahr 1813; dann, aber auch nur dann,
werden wir stegen. Ohne Dies werden wir
die Tage von Jena unv Aucrstädt wieder cr-

Gidgenöjsisches Schützenfest.

La Ehaur-de-Fonds, 22. Auli. Heutc ist
der Schlußtag dcs Festcs. DaS Knallen der Stutzcn
hai ftit gcstern Abend aufgchört, dagegcn machen
stch die Kanoncn mn so laütcr hörbar. Zn den
Straßcn von La Chaur-de-F°nds hilft ein hcftigcr
Wind dcn Einwohnern, ihrc Häuscr von den jctzt
»erwclkten Kränzen und theilweift zcrriffencn Fah-
ncn bcsreicn; auf dcm Kestplatze find bie Budcn
»erschloffen otcr werdcn bcrcitS abgctragcn, und
die Schicßstände zeigcn dort lcerc, öde Räumc, wo
gestern noch bas bewcgtestc Lcben herrschtc. Mor-
gen wird La Chau-de-FondS wiedcr wic ein Dorf
auSschen, frcilich noch immer wic das schönste Dorf
in Curopa.

H-ute Morgen um 10 llhr sollte die Verkündi-
gung der ersten 5 Prcise jeder Schcibc und die
Vertheilung dcrselbcn an die Gcwinner stattfindcn.
Um -,-11 Uhr wurde die Verkündigung jedoch auf
Ven Nachmittag verschoben.

DaS hcutigc Bankett, obwohl wcnigrr bcsucht als

die vorherigcn, trug eincn besonders fcierlichen
Charakter. Nachdein Hr. Ribaur einen Toast aüf
das Vaterland, Hr. vr. Guillaume auS Neüenburg
a»f den bürgcrllchcn Muth, Hr. Loullertz äuf die
Freihcit dcr ganzcn Wcit; ein französischcr Flücht-
ling auS Bern, Hr. Marchand, auf dic universelle
Republik; ein Advokat auS Lausanne auf die De-
mokratie, unb Hr. Cornaz auf dic llnabhängigkeit
dcr Völkcr gcbracht habcn, bcsteigt der Präsident
dcs Trihunals von La Chaur-de-FondS, Hr. Gre-
tillat, die Tribunc und ruft dcn anweftnden Schützcn
im Namen dcS Comitc's ünd deS Cantons mit
bewcgter Stimme cin letzteS Lebcwohl zu.,„Deütsch-
land" — sagte er unter Anderm — „Deutfchland,
erinncre dich, daß dcine Vorfahren einst frei lcbtcn,
erinncre dtch, daß die dentschen Völker ihrc Fürstcn
ftlbst wähltcn! Gegenwärtig schreitet Dcutfchland
auf dem Wege derDemokratie vorwärts... Schrcite
rüstig ooran; — einst «irst du dic Leuchtc
dcr Wclt sein! Seigcgrüßt! (StürmischcrBei-
fall.)

Rach Proklamirüng der Preift «erdcn um 4 Uhr
Nachmittags dic Fahnei, vom Gabentempel geholt
nnd den vtischicdcnen Gcftllschaftkn übergeben. DaS

schweizer, deutsche und italienische Banner werden,
> beglcitet von den übrigcn, im Fcstzuge zum Hause
! deS Präsidenten gebracht, um von ihm beim näch-
sten cidgenösfischen Schießen dem Canton Schaff-
hauftn überliefert zu werden.

Die Schlußhandlung war eine der crgretfendstcn
deS ganzen FesteS.

Di- Schlacht bei Getchsburg.

New - Aork, 7. Zuli. Die dreitägigc Schlackit
bei Getttzsburg (1. bis 3. Zult), die mit cinem
glänzenden Siege der UnionSwaffcn errdete, dat
dic gcdrückte Stimmung, die ftit Wochen auf dem
Norden lastete, gehobcn und d-n Gkauben ser
Nation an die endlichc Nicderwersung der Lon-
födcrirten ncu bclebt. Der Umschwnng tst so plötz-
lich, daß man ftlbst oft noch an der Wirklichkeit
der Thatsachcn zwctfelt. llnd' boch ist eS so. Der
Feind, der so übermüthig bis an den SnSquehan-
hah oordrang, eilt in Flucht dcm Potomac zu und
kan» froh ftin, wenn die ZnoasionS-Armce nicht
gänzlich aufgerieben «ird. Dic UnionS-Truppen
find »oller Zuoersicht und das Volk fttzt in dcn
 
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