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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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November
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Sonntag, 13. Skovember

Jnskrtiynsgebübren för die Zspallige Petit-
ieile werben mit 3 kr. berechnet.

18«3.

* Polttische Umschau.

Der „Allg. Zeitung" gkht aus Wien unterm
11. dic Nachricht zu, eS sei dem Grafen v.
Mensdorff'Pouillp, Statthalter von Galizien,
uN bes Grafen v. Rechberg Stelle das Porte-
ftuille des Auswärligen angebolen worden.

Die „Morningpost" erklärt, man könne un-
möglich sagen, ob der Congreß je staltfinben
werde; aber stcher sei, daß Cnglanp nicht
daran Theil nehmen könnte, ohne vorher über
Zweck und Mittel des Congreffes genau unter-
richtet zu sein.

Aehnlich ist daS Urtheil der „TimeS."

Deutschland

Frankfurt, 10. Nov. Da die Verträge
von 1815 sür die uächste Zeit in der politi-
schen Welt eine hervorragendc Noüe zu spielen
berufen sind, so wirb eine Aufzählung ihrer
Bestimuiungen gelegen komme». WaS man
gewöhnlich die Verträge von 1815 neunt, finb
eine Anzahl von Verträgen, welche iu> Zahr
1815 geschlvffen wurden unb namentllch auf
dem Wiencr Congreß (vom 1. November biS
9. Zuni), ber im Schlußartikel des Pariser
Zriedeus vom 30. Mai 1814 vorgesehen war,
eine Abrundung fanden. Der Vertrag vom
8. April zwischcn Preußen, Rußlanb u. Oester-
reich erklärte Krakau zu einem unabhängigen,
unter bem Schutze der drei Mächte stehkiiden
Staat; im Vertrage vom 8. Mai zwischen den-
selben Lrei Mächten lrat Rußland an Preußcn
das gegenwärtige Herzogthum (Prvvinz) Po-
jen unb bie Stadk Thorn ab, wuroe Öester-
reich bie Rückgade dcr an Nußland perloreneii
polnischen Länder verwilligt, und behielt sich
Kaiser Alerander vor, aus dem Reste des
Großherzoglhums Warschau ei» polnisches
K0nigreich mit nalivnaleu und liberalen Zn-
stitullonen zu bilden. Der Vertrag vom 18.
Mai zwischcn Preußeu uub Sachsen verschaffkc
Preußen bas jetzige Herzoglhum (Provinz)
Sachien unv emen Sirich der Lausttz. An
diese Verträge reihl stch nun bie Wiener- Schluß-
acte vom 9. Zuni 1815, welche, unterzeichnet
von fvlgenden acht den Ausschuß des Con-
greffes bildenden Mächlen: Oesterreich, Ruß-
land, Preußeu, Cngland, Spanien, Portugal,
Schwedku und Feankreich (die letzteien vicr
durch Talleprand'S Ranke hineingebiacht), eine
Arl europaischen StaatsrechtS zur Ausrechl-
haltung bcs europäischen Gleichgewichts, eine
voUständige uno gegenskirige Gewährleistung
aller ausgesteUten Nechle und Verpfiichtungen
sein solltc, und unter Ändercui iiaincutlich die

Gewährleistung der dculschen Bundesacte vom
8. Zuni mit ihren Berheißnngen, die Gewähr-
leistung der Verfaffung und Verwaltung des
Königreichs Polen, die Gewährleistung des
Gediets, der Freiheit und der Neutralitä! Kra-
kaus enthält. Eiiie Erweiterung erhielt dic
Wiener Congreßacte noch durch den zweiten
Pariser Frieden vom 20. Nov. 1815. Durch
diese Uebereinkommen erhielt Oesterreich die
illprischen Provinzen (Jllprien u. Dalmatien),
Oberitalien bis zum Po und Tessin (lombar-
bisch - venetianischeS Königreich), Tprol und
Salzburg, Preußen (zu den Provinzen Sach-
seu unb Posen siehe oben) Jülich, Berg, den
Niederrhein, Westphalen (von Darmstadt),
Wctzlar, Corvep, Dvrlmund und Lauenburg
rcchts von der Elbe (bas es gegen Schwedisch-
Pommern an Dänemark gab), Saarbrücken
und Saarlouis von Frankreich; Hannover
wurde Königreich unb erhiell von Preußen
Ostsrieslanb, Hildesheiui, Goslar und die nie-
dere Grafschast Lingen; Bapern erhielt Würz-
burg, Aschaffenburg, den jexigen RheinkreiS,
von Preußen Ansbach und Bapreuth, u. Lan-
dau von Frankreich; Heffen - Darmstadt das
jetzige Rheinhkffkn (mit Mainz und WormS);
Kurheffen Fulba; Weimar einc kleine Ver-
größcrung; Oldenburg, Koburg und Homburg
kleiue Gebicte auf dem linken Rheinuser;
Weimar, Olbenburg u. Mkcklendurg-Schwerin
und -Strelitz den großherzoglichen Titel; Frank-
furt, Bremcn, Hamburg und Lübeck wurden
sreie Städte. Ganz Deutschland wurde durch
die Bundesacte vom 8. Zum zum beutschen
Bund« vereinigt, und an bie Bundesacte schlie-
ßen sich noch die Bestimmunge» über den
Flußverkchr unb bie Militärversaffung bcs Veüt-
schen BundeS. Von den anderen Skaaten
Curopas erhielt Rußland gegen die an Oester-
rcich abgetretenen galizische» Districte das iu
daS Königreich Polen umgestaltete (um Posen
und Krakau verringerte) Herzoglhum War«
schau; Sardinieu Genua (um gegen Frank-
rcich eine stärkere Grenze bitden zu können),
aus demselben Grunde Holland die ehemaligen
österrcichischen Niederlande unb Lütlich (Köiiig-
reich Ler Nieverlandk), vou England zurück
dic uicisten holländischen Colonien, namentlich
Batavia, Molucken und Surinam, nnv vvn
Franlreich Marienburg, Philippcville uiid
Bouillon; Großdritaiinicn Malla und Helgo-
lanb, französische und holianvifche Cvloiiicii
und das Prolectoral über die jonischen Zn-
seln; bie Schweiz Genf, WalliS uno Ncuichatel
und Anerkeniinng bestandiger Neuiralital,
Marie Louise, Viapolcons Gemahlin, Parma

und Piacenza unter der Bedingung der An-
warlschaft dcs Herzogs von Lucca auf die-
sekben, Schweden unb Norwegen wurden zu
einem Königreich verbunden. Das einzige
Land, welches durch die Verträge von 1815
verloren hat, ist Frankreich, und am mcisten
in ihm vcrloren die Bonaparte'S, deren Dp-
nastie mit Napolcon in die Acht erklärt wurde.

(Frkf. Journ.)

Mtainz, 12. Nov. Vor dcm großh. Be»
zirksgerichtc stanb heute Hr. Wardurg unter
der Ankläge, durch ein vor Kurzem bei Baist
in Franksnrt erschienenes, von ihm verfaßtes
Flugblatt, überschrieben: „An mcine Milbür-
ger", die großh. Gerichtsbehörden in ihrer
amtlichen Wirksämkeit verläumdet und ge«
schmäht zu haben. Zn der heutigeu Sißung
suchte sich Warburg anfäuglich selbst zu ver-
theidigen, indem er mit großer Weitschweifig«
keit, aber ohne Klarheit und Zusammenhang
ben Gang seines eigenen Proceffcs ausein«
anderzusctzen begann. Der Gerichtshof nahm
auf Begehr der Staatsbehörde u. A. Urkunde
darüber auf, daß Warburg in seiner Verthei-
digung auch von einer „iiifamen Schmähschrift"
Les Bischofs gegen ihn sprach. Die Verkün-
diguiig bes Urtheils wurde auf den 27. Nov.
vcrtagl. (M. Z.)

Aus Nassau, 13. Novbr. Der „Rhein.
Cur.", der faft ausschließlich in Naffau seinen
Leserkreis besäß, hat in Folge deS VcrbotS
bereirs zu erscheinen aufgehört. Dagegen ver-
nimmt mau, daß die Fortschrittspartei im Her-
zoglhum, welche bei bcn nahe bevorstehenden
Landtagswahlen natürlich em besonberes Or-
ga» zu beßßen wünschr, ein neues Blatt in
Frankfurt gegründct habc unter dem Titel
„Nheiiiischer Beobachter", von welchem heute
schon die erste Nmnmer erscheinen soll.

Berlin, 10. Novdr. Der Cultusminister
hat folgeude Bckaniitmachung erlaffeu: „Des
Königs Majcstär hab'en, unter Bestatigung des
Beschluffes der zur Prüsung dramatischer
Werke iiikdergcsctztcn Commission, dem Vcr-
saffer des Trauerspiels „die Nibelungeu",
Friedrich Hebbel in Wic«, den durch das Pa<
rent vom 9. Nov. 1859 gcstifleten bramati-
schen Preis IM Betrag von Cliitausend Tha-
lern Gold ncbst einer goldenen Deilkmunze im
Werlh von Ciiihiindcrr Thalern Gold zu ver-
leihen unb jür den Dichtcr Ollo Lubwig in
Lresbeii bie Summe von Cinlausend Thalern
Golb als Anerkennuiig seiuer Vcrdienste um
tie deulsche Lichterkunst zu bewlUigen geruhl,
was ich im aUerhöchstcn Austrag hicrdurch zur
öffentiichkii Keniilniß biiuge."

Des KaijerS Napoleon III. Thronrede.

Wic sie dcr „Berl. Mont.-Ztg." durch ihren Privat-
Telegraphen üdcrmittclt wurdc.

Willkomnien, meine Herrn! ich hab' Sie rufcn laffen
Und sehe schon, daß wir zu ganz cinandcr passcn.
Es sind da allerdingS cin paar V-rschied-iiheitcn
D» Meinung — nur locat, daö pat nichts zu
bebeuten;

ZmUebrlgen — ich brauch' die khrcnvollstenWortc —
Sind Ste, wie ich gewünscht, so recht dic rech'te Sorte!

Des Landes Zustand ist — ich sange damit an —
So ausgezeichnet, wic man ih» nur wiinschen kann.
Es mehrt der Handel sich, rs blüht der Ackerbau
Und Geld ist rcichlich da — für mich und meinc Fran.
Die Erntc machte stch; mirward noch heut gcschriebeii,
Jm Land sei Ueberschusi an Kürbiffen und Rüben.
Nachdem ich Jhnen so geschildert unsre Lage,
Empfehl' ich Ahnen noch zum Schluß dic Zuckerfragc.

Was Geist und Sitilichlcit nnd andere gute Dinge
Betrifft, so ist darin der Zuwachs nicht geringe;

Ach hab' Dergleichen gern, bin auch in solchen Sachen

Ncin Rculing, pfiege selbft in Wisseiischaftzn machcn. i

Auch wend' ich ctwaö bran, dic Ficiß'gcn zu dciohnen,

Die Bildung wächft bei unS auch schon wic Stangcn-
bohncn.

Daß wir auch hierdurch in derBöiker Achiung steigen.

Das wird mir ganz gewiß dichaibe Weii bczeugen.

Mcin Volk ist hochbegiückt und meiner Herrschaft
Zahre

Zähit cs ais goidne Zeit des Scgens und der Gioire.

Man irinki und liebt nnd lacht und scherzt an allen
Enden —

Zctzt wollen «ir, ihr Herrn, uns zn dem Reußern
wendcn.

Zuerst zu Meriko, wo Frankreichs Ehr' gcrochen —

Zedoch dies Thema ist hiniangiich schon besprochcn,

Soich Krieg ist nun cinmai in unsrer Zeit uichi
billig!

Das kostct Blut nnd Geld — jedoch mcin Volk ist
willig.

Auch hab' ich mir auf's Reu' mcin Vo!k zu Dank
verpflichtet:

Jn Cochinchina hab' ich auch mich eingerichtei;

Der Einsall «ar gewiß ein praktischer und kühner,
Jch hoic inir von cort die Cochiuchina-Hühner,
Auch ift bas Land noch sonn an Gutern rcich gesegen't,
Dics Asicn überhaupt ist einc fchöne Gcgcnd.
Gcbcnken wir nun auch der unglückscl'gen Polen!
Zch fgg'von vorn herein, eS ift zum Tenfelholen!
Zch inlercsfir Mlch sehr sür sie, allein — allein
Es gcht einmal Nlcht so, man fällt so leicht du'rcin.
Die Sachc ist zu faul, es ist gar zu vcrwickelt;
Man wciß nichi aus noch cin — wcr hat zucrst
karnickelt?

Voriäufig weiß ich nichts zu thun, a!S abznwarten,
Doch hali ich mittierweii' noch in der Hand die Karten.

Was ich noch sagen wolli': da stel mir neulich ein,
Es könnt' doch endlich 'mal aus Erden Fricdcn ftin;
Wozn der ew'ge Strcit, das ewige Gcdrängck?
W»s kann da ftin! ich spiel' einmai dcn Friedens-
engel!

Wir rufcn zum Longreß die eiiropä'schcn Mächte —
Dcn Vorsitz führe ich, dazu bin ich dcr Rcchte.

Jch bin fcst überzcugi: man hat zu mir Vertrauen —
Naiüriich: wer nichi kommt, dcr wird sofort g k-
hauen.
 
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