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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0545

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M 287.


Tonntag, S. December

ZnsertionSgeöähren mr die Sspaltige Petit-
reile werden mit 3tr. berechnet.

L8V3.

^ Auf die ,>Heidelbergrr
Zeitung" kann man flch
nvch fiir den Monat
December mit 18 Kreuzern abonniren bei' allen
Postanstalten, deu Boten »nd Trägern, sowle
der Erpeditlon (Schlffgaffe Nr. 4).

* Politische llmschan.

Charakteristlsch für dle Auffaffung des baper.
Bolkes, welcheS vor allcn anderen deutschen
Stämmen laut und — burch die Rückberufung
des Königs von Rom — auch burch die That
fich für dle-Volkssache Schleswl'g - Holsteins
erklärt, ist die solgende Auffaffung des Wünch.
Volksb., eines BlatteS, wetches noch währeud
des Fürstentages die österreichische Politik
förmli'ch sanatisch vertheibigte. Dasselbe sagt:
„Schmach und Schandc! Um die „Fuyrung"
Deutschlands streiten sie, um das „Präfldial.
recht" hadern fle, aber gegen Deutschlands
Recht und Ehre sind die beiben Großmächke
einig, fle, die flch „deutsche" zu nennen be-
Iicben, während undeutschc oder pfuidcutsche
ihnen beffcr anstände. Wahrlich jedem Deuk-
schen muß das Blut fleden, wenn er die Er<
kläruug liest, welche Oesterreich und Preußen
mitcinander in der leßten Samstagsfltzung des
Buudeötags abgegeben haben."

Auch die auf heute angesetzte BundeStags-
sitzung findet nach dem F. Z. nicht statt.

Der kurhesflsche Landtag ist aus den 17.
December eiiiberusen.

Auch dic Kopenhagener Blätter mclden jetzt,
die Nachricht der „Times" von der Absendung
ber englischen Kanalflotte nach der Ostsee sei
bis jetzt durchaus noch nicht beglaubigt. Zu-
gleich warnen ste davor, stch in Bezug auf
einen Beistand Englands gegen Deutschland
Täuschungen hinzugeben. »Dagbladct" meint:
„BiS jetzt jei noch kein Anzcicheii vorhanden
zu der Annahme, England werde bei einem
deulsch-dänischen Streitc seine Nichtinterven-
tionspolitik aufgcben.»

„Opinion nativnale" findet, daß durch die
Ablrhnung dcr Congreßidee das Bündniß zwi-
schen Frankreich und England zerriffen ist. La
Preffe wiü statt des Congreffes der Fürsten
einen Congreß der Völker.

„Patrie" vcrsichert, dic britische Ablehnung
habe in Deutschland die feindselige Stimmung
gegen Lord Palmerston's Politik noch ver-
mehrt. Wir denken, darübcr braucht sich das
Ministerialblatk kcine große Sorge zu machen.
Wenn wir weiter keine Klage gegen England
hätten, so würde diese Feindseligkeit uns das
Leben nicht sehr »erbittern.

Zur Schleswig-Holstein'schen
Sache.

Kiel, 29. Nov. Archidiakonus Schrader,
der daS Kircheugebet für Christian IX. zu hal-
ten flch weigerte, ist gestern suspendirt wor-
den. Das erste Opfer!

Vern, 30. Nov. Die beiden Hauptblätter
der Schweiz, die Neue Züricher Zeitung nnd
ganz besonders der „Bund", behandcln die
schleswig-holsteinische Frage dnrchgehends in
cincm der deutschen Auffaffung sich anschließen-
den Srnne.

Gotha, 2. Dez. Die Golhaische Ztg.'
veröffeuiltcht ein Schrciben des Geh. Raths
Samwer an den dänischeu Minister Hall,
worin bie Fordcrung gest^lt wird, daß die
dänischen^ Truppen das Gebiet der Herzog-
thümer Schleswig und Holstcin räumen, und
daß dic in Dänemark befindlichen schleswig-
hostei nischen Truppen in ihre Heimath zurück-
gelschickt werden. Sollte die dänische Regierung
ihre Bereitwilligkeit dazu nicht innerhalb vier-

, zehn Tagen erklären, so würde Herzog Fried-
rich VM. zur Aufrechthaltung seiner legitimen
Regierungsrechte die nöthigen Maßregeln er-
greifen. Das Schrcibcn wurde durch Hrn. v.
Mohl an Hrn. v. Dirckinck übergeben, der es
uneröffnet zurücksandte.

Bremen, 2. Dec. Dic Bürgersehaft for-
dert svebkn den Senat aus, beini Bunde nach
Krästen für Ancrkciinung u»d Verwirklichung
deS RechtS der Herzogthümer, vor allcm abcr
für beschleunigte Aclion deS Bundes zu wirke».

(Südd. Z.)

D e « t s l a n p

Karlsruhe, 3. Decbr. Erste öffentliche
Sitzung der 1. Kammcr unter dem Vorfltze
Sr. Großh. Hoheit dcs Prinzen Wilhelm.
Am RegierungStische Se. Erc. der Hr. Staats-
minister Dr. Stabel und Staatsrath Dr.
LameK. Der durchlauchtigste Varfltzeude er«
öffnet die Sitzung mit folgender Ansprache:
Wir flnd an einem Tage zusammen getretc»,
dcr für das Land von großer Bedcutung ist:
es ist dies der Tag deS Geburtssestcs Zhrer
Königl. Hoheit der Großherzogin, unserer ver-
ehrten edle» Fürstin. Weffen Badeners Herz
schlägt heute nicht höher, als sonst, im Hin-
blick anf dic verehrte Fürstenfamilie und im
Hinlckick auf Das, was unser gnäbigster Lan-
desfürst dereinst unternommen hat, und was
er mit Gottes und unserer Hilse durchsetzen
wirb!, Hvchgeehrteste Herren! Jch glaube,
wir stehen zu einer Regierüng, der wir zum
aufrichtigsten Dank verpflichtet scin könncn.
Wir fügen, ich bin es von Zhnen überzeugt,
hinzu: Gott schirme unser» Fürsten, Gokt
schirme seine edlc Gemahlin! Mit diesen
Worien nnd Gcfühle» heiße ich Sie, hochge-
ehrtcste Herren, herzlich willkommeii. Treu
werden wir folgen dem Beispiel der verehrten
Männer, die schvn früher hier gesproche» haben,
und nur ein Gefühl wird mich darin beseelen:
das Gefühl der Ehre und deS Wohles des
geliebten Vaterlandes und die Steüung dieses
hohen Hauses. Nochmals heiße ich Sie herz-
lich willkommen und erkläre die Sitzung für
eröffnet." Der erste Vicepräflbent Frciherr
v. Göler sprach sein Bedauern darüber aus,
daß Se. Gr. Hohcit der Prinz Wilhelm anf
dem letzten Landtage sich nicht in bcr Lage
befand, den Vorsitz des Hauses zu übernehmen,
worauf der durchlauchtigc Hr. Präsibent er-
wicderte, daß er seine ganzc Kraft den Ge-
schäslen des hohen Hauses widmen werde.
Von Hrn. Staatsminister Dr. Stabcl wurde
derselbe allerhöchste Erlaß wegen des Ver-
kchrs der beiden Kammern mit dem großh.
Staatsinl'm'steri'uvi verlcsen, wie er in dem
Berichte dcr 2. Kammer enibalten ist, und
Herr StaatSrath Dr. LameK verkündete die
allcrhöchste Eutschließung über die Ernennung
des Präfldkiiten, der Bicepräfldeuten und Mit-
glieder des hohen Hauses durch Se. Königl.
Hoheit den Großherzog, sowie der ständigen
RegieruilgScvmuiiffäre. Von dem hoheü Hause
wurben hierauf fvlgendeWahlen vorgenommcn;
Schriftführer: die Herren Ministerialrath Jolly
und Frhr. v. Schilling. Adreßcommisflon: die
Herren Geh.-Rath Bluntschli mit- 14, Geh.
Kirchenrath Rothe mit 13, Frhr. v. Göler und
Hosrath Schmidt mit je 12 und Prälat Holtz-
mann mit 7 Stimmen. Budgcicommission: die
Herren Dennig und Graf v. Kageneck mit je
14, Artaria, Faller und Oberst Keller mit je
13, Freiherr v. Göler mit 11 nnd Oberhof-
gerichtsadvocat Bertheau mit 10 Stimmen.
Bittschriftencommissioii: die Herren Prälat
Holtzmanu mit 13, Obcrhofgerichtsadvvcat
Bertheau mit 11 und Frhr. v. Türckheim init
10 Stimmen. Auf Anregen des Freiheirn v.

Stotzingen werden durch das Bureau Zhrer
Königl. Hoheit der Großherzogin Luisc die
Glückwünsche des Hauses zum heutigen Ge-
burtsseste dargebracht werden. (Schluß der
Sitz-ung.)

Karlsruhe, 3. Decbr. Jn der heutigen
1. öffentlichen Sitzung der 2. Kammer legt
Staalsrath Dr. Lamep zwei aüerhöchste Ent-
schließungen vor, wonach zu den mündlich mit
den Kammerpräflvien zu erledigenden Ge-
schästen sür die erste Kammer Staalsmililster
Dr. Stabel, für bie zweite Kammer Staats-
rath Dr. Lamep bestimml und iaut der
zweiten folgende ständige Reglcrungscommiffäre
ernannt sind; Ministerium des Aeußern: Geh.
Legationsrath von Pseuffer; Justiz: Gehei'me
Rath Dr. Zunghanns, Ministerialralh von
Frepdorff; Znneres: Geh. Refcrendär Cron
und die Ministeriälräthe Schmitk und von
Dusch; Handel: Geh. Reserenvär Dietz und
Ministerialrath Muth; Finanzen: Staatsrath
Mathp und Ministerialrath Walli; Krieg:
Oberst Götz, Geh. Rath Brauer und Geh.
Kriegsrath v. Froben. Hicrauf wurden die
provisorischen Abtheilungen gebilbet und die
Sl'tzung auf eiirige Zeit unterbrochen, während
welcher die Abtheilungen die Wahlacten zu
prüfen hatten.

Nach Wiedereröffnung der Sitzung theilt
das Präsidium folgenve Wahlen von Vor-
stäuden und Secretären dcr provis. Abtheilun-
gen mit: I. Abtheilung; Vorstand: Achenbach,
Secretär: v. Feder, II. Abiheiluqg: Vorstanb r
Hildebrandt, SecretLr: Fridcrich, lll.. Ablhei-
lung: Vvrstand: Häuffer, Secretär: Wundt,
IV. Abiheilungl Vorst.: Kirsner, Secretärr
Paravicini, V. Abihcilung: Vorstand: Schwarz-
maiin, Secretär: Gerbel. Morgen Wahlen
des Prästdenten und der Secretäre.

Karlsruhe, 4. Dec. 2. öffentl. Sitzung
der zweiten Kämmer, unter dem Vorsitz des
Alterspräsidenten Schaafs.

Von Seiten der Rcgierung anwesenp: Der
Präfldent des Ministeriums des Znnern,
Staatsrath Dr. Lamep.

Nach Eröffnung der Sitzung zeigt daS
Secretariat den Einlauf zweier vom Adg. All-
mang übergebenen Petitionen der Gemeinden
Lampcnhain, Bärsbach, Oberflockenbach rc.
um Ausbau der Straße von Heiligkreuzsteinach
uach Weinheim an.

Die Tagesvrdnung führt zur Wahl dreicr
Candidatcn für die Präsidenteiistelle. Es wer»
den 55 Stiminen abgegeben; davon fielen auf
dic Abgg. Hildebrandt 54, Kirsner 41, Häuffer
34. Weitere Stimmen erhielten die Abgg,
Schaaff 16, Prestinari 11, Walli 5, Knies 2,
v. Stockhorn 1.

Als Secretäre würden hierauf gewählt die
Abgg. Wahrer und Wuudt mit je 52, Gerbel
mit 49 und v. Feber mit 47 Stimmen. Durch
das Loos wurde der Abg. Wahrer alS erster
Secretär bestimmt. Schluß ber Sitzung.

Berlin, 2. Dec. Kammerverhandlungcn,
Zu der heutigen Sitzuckg des Abgevrduelen-
hauses wurde die DiScussion der s.-h. Frage
fortgesetzt. Vorher brachte Abg. Carlowitz den
Antrag aus Einsetzung einer Commisflon ein,
welche die mit den vormals Reichsunmittel-
baren abgeschloffenen Vcrträge (die ihnen eine
Menge versaffungSwidriger eremter Rechte ge,
währen) prüfey soll. Der erste Rebner in
! der s.-h. Frage war der Kreuzzeii»ngg>Wa>

! gener: Es sei zum Erstaunen, die srüheren
^ Gegner des deutschen Bundcs Plötzlich alS
Paladinc dessclben auftreten zu sehen, für
Feinde der Vielstaaterei, für die Gründung
eiues nkuen Kleinstaates diesclben, welche vor
wenigen Monaten das östcrreichische Reform-
prvject für «nnehmbar erklärt, jetzt Mr Klein»
deutschland kämpfen zu sehen. BiS dahin,
 
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