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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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November
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N« 281. S-nntag, 2». Rovember 1863.

* Politische ltmschan.

Jn der Südd. Ztg. führt der Staatsrechts-
lehrer Aegidl' aus, daß der Lvndoner Ver-
txag keine der unterzeichneten Mächlc binde.

Die Stunde der Entscheidung hat geschla-
gen: Preußen und Oestreich halten fest am
^ondoner Protokoll: Das heißt: bie Angst
vor Kaiser Nikolaus hat den Londoner Trak-
tat diktirt, die Angst vor Napoleon III. ge-
bietct den deutschen Grvßmächten, flch darau
festzuklammern. Die übrigeu deutsche» Für-
sten mögen ihre Schuldigkci't thun, denn es
handelt sich ebenso sehr um ihre Zukunft, rvie
um die unserige, es handelt sich um das gute
Recht. Die vier reindeutschen Armeekorps
repräsentiren einc Armee vou 200,000 Mäu-
neru; von ihuen brauchen ivir nur ein Vierlel
gegcn die Dänen, den Rest am Oberrhein.
Ünd hinter diesen Heeren steht ei'ne Millivn
streitbarer Jünglinge und Männer, steht das
gesammte Volk, fest entschloffen, sein NUes
zu sctzen an scine Ehre. Drum Muth und
Verlrauen und vor Allem ruhige Besonnen-
heit, wie sie einer reisen Nation gebührt.
Keine Ueberstürzung durch vorzeitiges Aus-
senden von FreischaarFn! Mögen sich Aus-
schüffe in jedem Distrikt des großen Vater-
landeS bilden, welche durch Sammlungen jeder
Art nachhaltigc Vorbereituugen treffen; aber
— keiu vorzeitiger Ausbruch!

Die Nachricht der „Kölu. Ztg." aus Berlin
über das erzielte Einverständniß zwischen
Oesterrcich, Preußen und Eugland in der Con-
greßangelegenheit wird von der „Spen. Z." als
unrichtig bezeichnet. Die „Spen. Ztg." sagt:
Es werden über die Congreßsrage eigentlich
gar keine Unterhandlungen gefuhrt. Oester«
reich bemüht sich, aüe Fragen, die Veranlaffung
zu Verhandlungen auf dem Congreffe geben
könnten, aus dem Wege zu schaffen, dahcr ist
es für die Anerkennung des Köuigs Christian
IX. alS Herzog vvn Schleswig-Hvlstein sehr
thätig.

Die schlcswig-holsteinische Frage wird von
den italienischen Journalen mit einer koloffa-
len Einseitigkeit, um nicht zn sagen Zgno-
ranz besprochcn. Sie, die.für das Natio-
iialitätsprincip auch unter den absurdesten
Verhältniffen die Lanze einlegen, stcllen sich
Frankreich und Englanb zu Gefallen auf Seite
der Unterdrücker deutscher Nativnalität, und
geben deutlich genug zu verstchen, daß sie alS
großgezogcne Raufbolde auch hier an einem
etwaigen Kampfc gerne Theil nehmen. Es
muß hier zur Ehre Garibaldi's crwähut wer-

den, daß er in diescr Frage sich consequent
bleibt und laut daS Anrecht der Dcutschen auf
die Herzogthümer anerkennt.

Der Congreß wird also nicht ins Leben
treten. England will nichts davon wissen, cs
hat, nachdem es sicher war, daß bei Oester«
reich daS Mißtraueu gegen Napoleon stärker
war, als das diplomatische Freundschaftsband,
nicht. eher, als bis es stch überzeugt hatte,
daß Rußland auf dem Stanbpuukt seiner pol-
nischen Noten beharrte, gehandelt. Oesterreich
nahm seine Zuflucht zu einer Ausflucht. Es
stellte die Bcdingung, daß der Ervffnuiig des
Cougreffes dic Feststcllung seiner Thätigkeit
und seiner Berechtigung vorangehen müffe.
Es verlangt sonach von Napoleon, was er
nik zu leisten vermag. Rußland seinerseits
hat in einer am 23. in Compiegnc übergebe-
nen Antwort auf die Einladung zum Cvngreß
erklärt, den Congreß unter der Bebingung an-
zunehmen, daß innere Angelegenheiten europäi-
scher Länder, insbcsondere daS Verhältniß
Polens zu dcm russischen Reiche, von den
Verhandlungen ausgeschloffen bleiben.

Die „France" erfährt durch cin Schreiben
aus Kopenhagen, daß in Folge der Thrvnbe-
steigung des Königs Christian IX. die Unter-
zeichnung deS Schutz - und Trutzbündniffes
zwischen Schweden uud Däneniark auf unbe-
stimmte Zeit aufgeschoben worden sei.

Zur Schleswig-Holstein'schen
Sache.

Ratzeburg, 21. Nov. Die heute ansge-
gebene Nr. 27 des officiellen Wochenblatles
sür das Hcrzogthuui Laucnburg enthält nach-
stkhendes Ausschreiben an alle Obrigkeiten im
Herzogthum Lauenburg: „Es ift znr Kundc
der Regierung gekommen, daß eine gedruckte
Proelamation, ckä cksto Schloß Dolzig den 16.
Nvvbr. 1863, unterzeichnet Friedrich, Herzog
vvn Schlcswig-Holstein, in das hiestge Land
gesandt worden ist, worin der Unterzcichncr
erklärt, die Regierung dcr Herzvgthümer
Schlcswig und Holstein anzutreten, und worin
auch eine Ansprache an die Lauenburger ent«
halten ist. Wenn Wir nun gleich zu der lopa-
len und besonnenen Gesinnung der Lauenbur-
gcr das Vertrauen hegen, daß sie dieser An«
sprachc kein Gehör schenke» werden, so habcn
Wir doch nicht unterlassen wollen, den sämmt-
lichen Obrigkeiten des Herzogthums Lauen-
burg hiemit die Anweisung zu ertheilen, et-
waigen Demonstrationen,, welche durch diese
Proclamation hervorgerufen werden könnten,

mit Ernst und Nachdruck zu begegnen. Raße-
burg den 20. Nov. 1863. Königl. Regierung
des Herzogthums Lauenburg. v. Kärdorff.
Romundt." — Ferner enthält dassclbe Blatt
eiue Regicrungscurrcnde vom 20. November
an sämmtliche Prediger des Herzogthums
Lauenburg, wegen Abänderung des Kirchenge-
bets zu Gunsten des neuen Königshauses.

(Hamb. Nachr.)

Hannover, 22. Novbr. Zn Folge eines
heute Vormittag vertheilten Aufrufs hattcn
sich um 3 Uhr Nachmittags gegen 10,000
Menschen auf dem Schützenplatz versammelt,
welche von Dr. Schlägcr aufgefordert wurdcn,
dem gestrigen Beschluß von Magistrat und
Bürgervorstehercollegium ihre Zustimmung zu
erlheilen. Dr. Hoyns: Schleswig-Holstein
müffe besetzt werden, damit die Bevölkerung
in dic Lage komme, stch äußern zu können,
und deshalb das Ministcrium gebeten wcrden,
die dessallstgen Schritte zu thun, insonderheit
auch deu König dahin zn berathen, den legi-
timen Hcrzog Friedrich anzuerkcnnen, und un-
gesäuml entsprechende Truppcnmaffen ins be-
drängte Land zu werfen. Dr. Hoyns verliest
eine von de» Einladenden zu diesem Ende
entworsenc Petition, welchc sofort genehmigt
wird. Daiin ergreift ein Arbeiicr das Wort,
um seiue Gcnoffen daran zu mahnen, was es
hciße, sür eine Sache sich aussprechen, für die
vielleicht demnächst das Leben einzusetzen sei.
Dr. Michelsen aus Hadersleben: Schleswig
scheine ruhig, aber es sei nur Schein; auf
die Brust gerichtete Bajonnettc hemmten jede
Meiliuiigsäußeruiig, jeZe Willensregung. Seit
dem Tode des bisherigen Königs sei Friedrich
VIII. legitimer Hcrrscher; Schleswig werde
mit aller Zähigkcit an ihm festhalten. „Thor
derjenige, welcher auch nur eincn Tropfcn
Blutes verspritzt für Holstein allein. Rücken
wir ein, aber nicht nur nach Rendsburg, son-
dern in Hadersleben. Es lebe Friedrich VIII."
Zum Schluß bittet Schläger, die erregten
patriotischen Gefühlc für ewig festzuhalien,
und bringt ein dreifaches Hoch aus das ge-
sammte deutsche Vaterland. (F. P.-Z.)

Kopenhagen, 28. Novbr. Reventlow-
Crimiuil hatte heute beim König Audienz.
„BerlingSke" melden officiell: der Hamburger
Senat läugne die Eristenz von Werbebureaur
und verspreche, Errichtung derselbe» nicht zu
dulden.

Aus Altona berichtet die „D. A. Z.*:
Privatnachrichten aus Kvpenhagen zusolge sind
die schlcswig-hvlsteinischcn Baiaillone, welche
sich weigerten, dem König Christian IX. als

Die Wirthin von Fischbach. l Parblcu! rief Gräf Haller, die Person muß ^ Grzählcn Stc, rief man von mehreren Seiten.

Humoristische Erzähluag vou Ch. v. Gravcmeuth. ^ grob, koloffal grob sein, um solches Prädikat zu ^ Jch muß bcdauern, erwidertc Seefeld, in Gegen,

(Fortsetziing.) 1 rechtfertigen; denn an groben Leuten ist unser ge- niart Jhrer Majestät und dcr Damen überhaupt

-- ) scgnctes Heimathland «ahrlich nicht arm. nicht mit den Elnzclnhetten meiner gemachten Er-

Für die Wiffenschast, Majcstät, nichtS von Jn- ^, Und wcr ist denn bieseS wenig anztehcnde Weib? fahrungen dicncn zu könncn — die Ausdrücke dtcscr

tereffc, erwidertc der Graf. Unfere Reise galt nur ^ fragtc die Köntgin. Frau stnd lakonisch, abcr unzweidcutig gcwesen,

dem Vergnügen; unscre Naturforscher, Entomolo- ^ Sie ist die Wirthtn zu Fischbach, erwtdertr Graf und jedenfalls derber, als ich deren je gehört.

gm, Mineralogen und «ie sie alle heißen, dic ge- ^ Seefeld, eincm hübschen, am Fuße der Hochgebirge ^ Abscheulich! murmelten die Damen.

lehrten Forschcr und Grübler, chaben ja das Jn- ^ gelegcncn Klrchdorfc. ! (Fortsetzung solgt.X

nere unserer B-rgc schon genugsam durchwühlt und ! O, ich kenu, dcn Ort, versetzte dcr Erzbtschof. ! _

andcrn chrlichen Lhristenkindern keine Entdcckungen ^ Er liegt gegenüber WindShausen, der Znn zieht - , . ...... „ .. .

inehr zu machcn übrig gelaffen. Aber eine Merk- ^ scin Stlberband durch daS liebliche Thal. ! -,vsSk»der „Heirathsantrag durfte durch setne

würdigkett habcn wir dennoch — ! Ganz recht, bcstätigte Secfcld, und eben auS Onginalitat gcfallen: „Em jungeS Fräulein, in

Entdecki? fragte dcr König mit etwas sarkastischcr dem Jnn bezicht die Wirthin von Fischbach die befscn Bcsttz zu gelangen stch Zcder glücklich schätzen
Mienc; denn er mochte seinen, Ccremonienmeistcr dclicaten Hechte und Karpfcn, in deren Zuberei- «unicht sich mit cinem lungerrMänn 'zn vcr-

keine sonderitchen EntdeckuiigSgaden zutrauen. tung sic eine so große Virtuosttät besitzt, daß man Dte emzigc Bedingung für den Bewerber

Nein, Majestiit! sggte dicser etwaS ptkirt, ich von weit und breit herbeikommt, um ein seitencs ist- er vollkommen den Eharaktcr, die Etgen-

gebe mich nicht mit Entdeckuiigen ab, man kommt Fischgericht, gcwürzt mit den origtnellcn Grobhcttcn schaften und daS Erterieur besitzt, welches Herr

dabei oft auf gar verdricßiiche Dinge. Was ich der Wirthin, zu genicßen. Oustav Freitag in scmem Romail„Soll und Habcn"

Enrer Majcstät als cine Mcrkwürdigkeit bezeichnc, ! Und haben Sic selbst Proben von dieser sonst ^ darskellt. Rcflektirendc wollen

ist etwas in'dortiger Gegend schr Bekanntes, sür ! unschmackhaften Zuthat crhalten? fragte die Kö- sö" Antrage unter dcm Namcn Ftnk, xoste restsut«

uns aber ein Phänomen, nämlich: die gröbste ! nigtn. Wicn, adresfircn. Photographirn sind «ünscheus-

Frau im ganzcn Königreiche Batern, vielletcht tn ! AllerdingS, Majestät, und die Grobheiten waren ""^h." _ /

ganz Deutschland. ! so ursprünglicher Natur - - j -
 
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