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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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August
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Samstag, 2S. August

InsertronSgebübren für die Sspaltige Petit-
zeile werden mit 3 kr. berechnet.

18«3.

Deutfchlan-

Pforzheim, 26. Aug. Heute lst die Fest-
ordnung sür daS zweite oberrheinische Turn-
fest in Pforzheim am 13. und 14. September
bekannt gemacht worden. Rach derselben ist
Samstag, 12. September: Empfang der Gäste
und auswärtigen Turner. Abgabe der Quar-
tierkarten und Festzeichen gegen 36 Kreuzcr
auf dem Rathhause (Zimmer Nr. 7). Abends
Zapfenstreich nnd gesellige Unterhaltung in
verschiedenen Localen. Sonntag, 13. Septbr.:
Morgens 6 Uhr: Tagwache, Empfang weiterer
Gäste am Bahnhof und Abgabe der Festkarten
u. s. w. Um 10 Uhr: Aufstellung sämmt-
licher Turner und Gäste anf dcm Marktplaße.
10^/z Uhr: Festzug durch die Stadt nach dem
Turnplatze; Einwcihung der Turnhalle; Rück-
marsch in dic Stadt und Mittagseffen. Nach-
mittags 3 Uhr: Sammlung der Turner auf
dem Markte und Zug auf den Turnplatz,
hicrauf: Freie Uebungen, Riegen-Tlirnen, Kür-
und Schauturnen. Um 7 Uhr: Rückmarsch
auf den Marktplatz und Unterhaltung in ver-
schiedenen Localen. Montag, 14.-september:
Morgens 7 Uhr: Anmeldung der Wettturner
in der Turnhalle. Um 8 Uhr: Spaziergang
nach Weißenstein. Von 8—12 Uhr: Turntag
im Saale des Gasthofs zum schwarzen Adler »
hierauf Mittageffen in den Quartieren. Nach-
mittags 2 Uhr: Sammlung auf dem Markt-
platze; halb 3 Uhr: Festzug zum Wettturnen;
nach diescm Turnspiele (Ringcn, Steinstoßen

u. s. w.), und zum Schluß Vertheilung der

Kränze nebst Schlußrede. Abends: Bankelt
in verschiedenen Localen. Dienstag, 15. Sep-
tcmber: Abschied und Heimfahrt der auswärti-
gen Turner. ,

Lffenburg, 25. Allgust. Heute hat der
Geschaftsausschuß der liberalen Partei, wie
cr in der Offenburger Versammlung vom 26.

v. Mts. erwählt wurde, hier seine erste Sitzung
gehalten. Die zur Lcitung dcr Geschäft kvop-
tirte Anzahl der Parteiangehvrigen svll nun
für das ganze Land über 300 Mäiiner zählen.
Damit würde jedoch die Zahl der Geschäfts-
frcunde nicht geschloffen, sondern für jeden
einzelnen und dringend rrkannten Fall soll dem
Geschäftsausschuß die Koopkation weiterer Ge-
noffen nach Bedürfniß zustchen, da diese Ge-
schäftssührer nicht allein die Angelegenheitcn
dcr Partei zu besorgeu, sondern auch die un-
unterbrochene Kette abgeben sollen, üm den
Drcißigcrausschiiß mit allen Aligehörigen der
Partei zu verbindeu.

Frankfurt, 26. Aug.

Der Tod auf Burg Lahmck.

M-mcheii unscrer Leser wird es vielleicht noch
errinnerlich sein, daß vor zehn oder zwölf Zahren
in aklcii Blättern der Rheingegenden, später auch
in dencn dcs übrigen Deutschlands, eifrig nach
einer Miß Zdtlia Dubb geforscht wurde, ciner
Dame', welche ihren Eltcrn in der Gegend von
Eobienz auf etne unerklärliche Weise verloren ge-
gangen war.

Dte englische Familie hatte, um einc reizendc
Gegend mehr und beffer genießen zu können, eine
Fußwanderung zur Lahnmündung unternommen
und die letztc Nacht vor dem räthselhaften Ver-
schwinden von Miß Zdtlta.in einem Dorf-Wirths-
haus jener Landschaft übernachtet. Früh am Mor-
gen war das junge, reizende Mädchen mit ihrer
Skizzenmappe, wte das oft zu geschehen pflegte,
allein in einen lachenden Sommertag hinausgc-
wandert und dann nicht wiedergckommcn.

Anfangs fiel das nicht wciter auf, denn da fic
eine leidenschaftliche Zeichncrin war und wenn ste
etnen schönen Punkt an irgend eincr Landschaft
grfunden, ntcht eher ruhtc, als bis cr in threr

nimmt, daß dl'e Circularnote des Grafen Rech-
berg vom 21. durch Hrn.v. Roggenbach eine
Bcantwortung gefnnden, worin, neben consti-
tutioneüen und sachlichen Bcdenken die Noth-
wendigkeit einer festen GeschäftSordnung betont
wird, wenn, statt einer freien persönlichen
Besprechung, förmliche Beschlüffe mit irgend
welchem bindendcn Charakter Wfaßt werden
follten. Die „Südd. Z." weiß über den Jn-
halt dieser Note: „Ohne den hohen Werth
der fürstlichen Besprechungen im Geringstcn
zu verkennen, erklärt Hr. v. Roggenbach doch,
daß die Veraiitwortlichkeit constitutioneller Mi-
nister mit endgültigen Entschließungen der
Fürsten unter sich nicht zu vereinigen sei."
Die ,Nat.-Z." erfährt über denselben Gegen-
^stand: „Baden hat ausdrückliche Verwahrung
dagegen eingelegt, als bedeute dic Anerkennung
des Entwurfs als geeigncte Grundlage eine
bindende Verpstichtung in Betreff aller wesent-
lichen Punkte, wie Oesterreich ste deutet. Anch
einige kleinere Fürsten, man nennt Altenburg,
Mccklenburg-Strelitz uud Luremburg, sollen
stch in ähnlichem Sinne verwahrt haben."

Frankfurl, 26. August. Die „Europe"
sagl, die Fürsten hättcn stch gegcnseitig das
Wort gegeben, nichtS von den Zwischenfällen
der Berathungcn verlauten zu laffen; gleich-
wohl glaubt ste als ficher zu wissen, daß in
der Vorsttzfrage, welche den Hauptgegenstand
der gestrigen Verhandlungen gebildet habe,
Oesterreich von seinen Ansprüchen auf dcn
Vorsttz nicht abgehen wolle, da Tradition, sein
Jntercffe »nd besonderS sein Ansehen es nicht
andcrs zuließen. Die Regierung des Kaisers
Franz Joseph werde dagcgen in andern Punk-
ten nachgiebig sein.

Der hicr beglaubtgte General - Consul der
Vereinigten Staaten hat in den letzten Tagen
neben seiner Nationalstagge auch die meri-
caiiische aufgezogen. Man glaubt dic Erklä-
rung diescs allgemein auffallenden Vorkomm-
niffes in solgender Mittheilung zu finden:
Der mericanische Prästdcnt Zuarez hätte stch
schon vor einigen Monaten an dic Negierung
in Washington mit der Frage gewendet, ob
fie für den Fall, in welchem seine Autvrität
zeitweilig gestürzt werden soüte, Merico durch
ihre Agentev im Auslande rcpräsenti'ren laffen
wolle. Hierauf svll eine zustimmende Ant-
wort sofort crfplgt und schon im März den
Agentcn der Vcreinigten Staaten von Herrn
Seward die Weisung zu Theil geworden sein,
daß ste Merico, falls es in fremde Gewalt
gerathen sollte, ohne Zweisel zu repräscntiren
haben würden.

Mappe etnc Stelle erhalten, und wenn darüber
anch cin halber Tag vergehen sollte, so i?ar man
nicht sehr befrcmdet, fie tm Laufe des VormtttagS
nicht wtcdcrkehren zu sehen. Erst als fie auch gegen
Abend hin stch nicht eingcstellt hatte, wurde man
besorgt und fing an, Nachforschungcn zu halten;
-zuerst aber auch nur ziemltch läsfig und ntcht mit
,allzu großem Etfer, wcil man meinte, daß fie ftch
i» dcr thr unbekannten Gegend verirrt.

Als indeß auch am andern Tage kcin Zeichen
ihrcs LebcnS zum Vorschcin kam, begann yian
denn doch, die Sache ernster zu nehmen. Man
durchsuchte Bcrg und Thal, Feld und Wald, Strom
, und Bach, ohne tndeß trgend eine Spur von der
Vermißten entdccken zu könncn.

Seltsam und eine «on jenen furchtbaren Uner-
klärlichkeitcn, wie fie im Leben so oft vorkommen,
ist eS, daß man dabet an die Burg Lahneck wcntg
oder gar nicht dachte. Allein dtc Angehörtgen der
Vermißten warcn frcmd in der Gegend und die
ausgesandten Boten, dic ctwa je dahin verwiescn
«urden oder bis zu dieser Ruine gelangten, sahen
kcine Möglichkeit, daß die Engländcrin HLttc hinauf
gelangen können, da man das hölzerne Treppen-

Frankfurt» 27. August. Je länger der
Fürstcntag dauert, desto schwteriger wird, wie
es schernt, den Theilnehmenden desselben die
Einigung. Gestern Mittag wurde eine 4stündige
Sitzung gehaltcnin welcher die Bestimmun-
gen der Reformacte über das BundeSge-
richt zur Discusfion, aber nicht zur Anuahme
kameu. Um die Einigung zu erleichtern, find,
förmliche Commisfionsvcrhandlungen einge-
führt. Solche fanden noch gestcrn Abend und
heute früh statt. Die Commisfion, welche
gestern Abend zusammen war, bestand aus dem
Kaiser vvn Oesterreich, Baden, Weimar, Ko-
burg, Liechtenstein. Heutc Mittag wird wie-
der eine Plenarversammlung abgehalten. Es
wird gesagt, die Fürsten würden morgen ihre
Berathungen beendigen, doch ist dies kaum
wahrscheinlich. Von österreichischer Seite geht
man noH ,'mmer mit der Absicht um, alle hier
vertretenen deutschen Staaten zu einem Bünd-
niß auf Gruund der Reformacte zu vereinigen.
Ein Theil der Fürsten wiü jedoch dic Rcform-
acte nur als Grunblage für weitere Unter-
handtnngen, nicht als zunächst unveränderlichcs
deutscheS Staatsgrundgesetz gelten laffen. Die
Gründe für die Oppofition gegen d,e öster-
reichischen Pläne find entgegcngesetzte, bei
Baden find es freistnnige, bei Altenburg und
Andern ultrareactionäre.

Ueber die staatsrechtliche Stellung des Bun-
des soll man fich dahin geeinigt haben, daß
der alte Bund als fortbestehend angesehen wer-
den solle und das aus der Bafis der Reform-
^ acte geeinigte Deutschland in demselben eine
Stellung, ähnlich derjenigen einnehmen werde,
wclche der Zollvcrein innerhalb des bundes-
täglichen Staatenbundes 'hat.

Die Frage über die Zusammensetzung deS
Bundesabgeordnetenhalises tst nicht nach dem
österrcichischen Vorschlag entschieden, es soll
vielmehr den einzelnen Rcgierungen und Lan-
desvertretungcn überlaffen bleiben, ob fie die
Abgeordneken durch directe Volkswahlen oder
durch die Ständeversammlungen ernennen laffen
wollen.

Zum Schlüß des Fürfientages wird der
Kaiser Franz Zoseph einc Ansprache an das
deutsche Volk erlaffen, in welcher er das,
Einigungswerkj der Fürsten verkündet und be«
sonders betont, daß Preußen der Zutritt zu
demselben zu jeder Zeit freistehe.

Es muß jetzt als stcher angesehen werden,
daß dem Fürstentag Mlnisterconserenzen, welche
die Berathung der neuen deiitschen Constitution
fortsetzen sollen, folgen werden. Man behaup-
tet ficher zu sein, daß Preußen fich an denZ

gerüst, das hinaufführte, in Trümmern fand und,
wie eS hieß, sett bereits längerer Zcit so gefunden
haben wolle.

So kam es, daß alles Kundschaften der Eltcrn,
Landbewohner und Polizei, alle auSgesetzten Bc-
lohnungen, alle Aufrnfe tn öffentlichen Blättern
stch frnchtlos crwiesen. Auch nicht etnmal etne
Vermuthung, was aus dcr Unglücklichcn gewordcn,
licß fich gewtnnen. Es war, als wemi die Erde
fie verschlungen oder irgend ein fabelhaftes Mär-
chcnweftn fie dnrch dic Lüfte entführt hätte; denn
für das dunkle Geredc des Volkcs, das hier und
da von einer Entführung odcr Flucht munkelte
odcr fie trgend cinem schäuerlichen Verbrechen zum
Opfer faüen lteß, wollte stch uirgends auch nur
der unscheinbarste Aiiknüpfungspunkt ergcbcn.

Niemand hatte Adtlia Dubb a» jenem Morgen
«eitcr gesehen; kcin vcrdächtiger Mensch «ar be-
merkt, ketn bcdcnklicher Umstand wahrgcnommen
«orden. Ketn Schret hatte fich vernehmen laffen,
ketn Blutstropfen, keine nicdergetretene GraSstelle,
kurz: nicht das mindeste Mcrkmal «iner Gewaltthat
lteß fich crkennen. Zu all' dem ängstlichen Suchen,
dem Rufen, Forschen und Aammern der Kamtlie

Das ,',F. I." ver«
 
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