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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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November
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N» 280 Samstag, 28. Sksvember ^'''^KLuZ'^.S?''''' 1803.

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* Politische Umschau.

Nachdem stch die Wicner „Abendpost" für
die Erhaltung dcr dänischcn Herrschaft über
Schleswig-Holstem auögesprochen, muß natür-
lich aiich dre „F. Post-Ztg." gegen dic Volks-
sache auftreten. Sie vernimmt „laut und
leise zahlreiche Stimmen", welche stch gegen
Succeiston dcs Erbprinzen von Augusteuburg
crklären. Man wende „aus Gründen des
Staalsrechts" ein, daß der »jetzige Präten-
dent" aus einer unstandesmäßigen Ehe mit
der Gräfin Daneskiold abstamme, worauf von
dänischer Seite (bei Abschluß des Londoner
Protocolls) Gewicht gelegt wurde; doch ist
dagegen bereits von anderer Seite mit Recht
geltend gemacht worden, daß kein einziges
beutsches Fürstenhaus ohne iinebenbürtige Ehen
geblieben ist und crweislich keiu regierender
europäischer Fürst einen sog. reinen Stamm-
baum anch nur bis zur Mitte deS vorigen
Iayrhunderts ausweisen kann. Uebrigens wird,
wie die „N. F. Z.» meint, dem holsteinischen,
wie dem ganzen veutschen Volke »ichts ferner
liegen, als die Verwersung eines im Uebrigcn
wohlberechtigken Fürsten aus dem Grunde,
daß er seiner Abstammung nach dem Bolkc
näher stehe,, als z. B. die Crops, welche be-
kanntlich ihr „reines" Blut seit ver Sünd-
fluth conjervirt haben.

Die prenßischen officiösen Blätter fahrcn
fort sich für Schleswig-Hoistein ungünstig aus-
zusprechen; ste erkiäre», baß die BunveSere-
cution zur Ausführung komme, vaß Prcußen
aber nicht weiter gchen werde, als der Bund.
Da nuu bekaiintiich die Beschlüffe des Bun»
dcö davon abhängen, was Oestcrreich und
Preußen thun wvllen, so kann man über die
Entwickelung der Sache nicht mehr im Zwei-
fel seiil. Schöu klingt das große Wort, wel-
ches des Hrn. v. Bismarck Leiborgan, dic
„N. Allg. Ztg.", gelaffen ausspricht: „Preu-
ßen kann als Großmachi nicht blos mit dem
Säbel rasseln, um Popularitätsdemonstratio-
nen zu machen, sondern muß, wenn es noth-
wendig wcrben sollte, bas Schwert mit seinem
ganzen Gewicht in die Wagschale wersen."

„TimeS" sagt, baß gestern Abeub eine un<
bedingte, doch höflich moiivirte Cougreßab-
lehnung nach PariS gegangen ist und meint,
die Hauptmächte würden unzweiselhast Eng-
lands Beispiel folge».

„Times", die noch heute in der Regel die
öffentliche Stlmmung in Eiiglanb am treuesten
jpiegell, beschästigt stch jetzt täglich mit der
bänischen Frage. Jhr neuester Artikel klingt

nicht so fkindseltg grgen Deutschland, wie
bisher stets der Fall war. Sie schließt deß-
halb mit folgenben in jeder Beziehung be-
deutungsvollen Worten: „Das Protokoll von
1852 hat den unverkürzten Bestand der däui-
schen Monarchre nicht garantirt, und England
würde der letzte Staat sein, der eine Dazwi-
scheukunft zwischen einem König uiid scincm
.Bolk verlangte, zu bcm Zwecke ihn auf seinem
Thron zu erhalten. Wenn eine VolkSbeweg-
ung ausbricht, muß man es der dänischen
Regierung überlaffen, mit ihr fertig zu werden
so gut sie es vermag. Abcr anderseitö ver-
einigcn sich Ehre, Treu und Glauben, und,
setzen wir hinzu, Klugheit, um Preußen zu
verwögen, daß es stch jeder Handlüng der
Gewalt euthalte. Sosten stch dic Ereigniffe
vou 1848 wiederholen, so ist es nicht nöihig,
sie zuni Anlaß eines mehr als lokaleii Krieges
zu machen."

Zur Schleswig-Holsteiu'schen
Sache.

Die „Bad. L.-Ztg." enthält an der Spitze
ihres Blattcs bie Aufforderung: „Deutschc
Männcr! Schafft dem Herzog von Schleswig-
Holstein cin Heer von 50,000 Freiwilligen,
sonst ist veutsches Recht und vcutsche Ehrc in
den Herzogthümern rettnngsloS verloren!

Das Freiburger Comite für Schleswig-
Holstein

I. spricht die bestimmte Erwartung aus,
daß alle deutsche Regierungen, wie vas ge-
sammte deutsche Volk eS als heiligste Pflichl
erkennen werden, die Rechte Deutschlands auf
Schleswig-Holstein und Lauenburg zur Gel-
tung zu bringen, und dic Herzogthümer gegen
die dänische Vergewaltigung zu schützen.

II. Es erachtet zu diesem Behufe die un-
verzüglichc Besetzung der Herzogthümer durch
dcutsche Bundestruppen für unerläßlich.

III. Als wirksames Mittel zur Förderung
desselben Zweckes bezeichnet das Comite zu-
gleich die Uebernahme der Garantie für eine
Anleihe des Herzogs von Schleöwig-Holstein
durch dic einzelnen deutschen Slaateii 'durch
jeden für so viel Gulden, als seine Bevöl-
kerung Scelen zählt.

Dieser Vorschlag stützt stch auf folgende
Gründe: 1) Es ist uncrläßlich, daß dem Her-
zog von Schleswig-Holstein für die Ausrecht-
haltung seiner Macht und seines Ansehens die
erforderlichen Geldmittcl sosort zu Gebote
stehen; 2) der vorgeschlagene Weg ist der ein-
zige, welcher, vhne die sonstigen Hllssleistun-

gen (H u. IV) auszuschließen, den Einzel-
regierungen cs ermöglicht, für die Sache
Schleswig-Holsteins unmittelbar, ohne auf
einander zu warten, werkthätig eiuzutreten;,
3) eine Creditbcwilligung dicser Art, dic nur
von dem Herzvge von Schleswig-Holstein be-
nützt werdcn kann, wird vorausstchtlich bei
keiner deutschen Volksvertretung Anstand finden.

IV. Gleichwohl erachtet daS Comite auch
freiwillige Beifteuern für nothwendig, fordert
daher zu solchen — einmaligcn, oder beffer regel-
mäßig wiederkehrenden Beiträgen andurch auf.

V. Zur Bcrathung und Annahme dieser
Resolutionen beruft das Comite eine Bolks-
versammlung auf Sonntag, 29. Nov., Nach-
mittags 3 Ühr in die Festhalle.

Hamburg, 22. Nov. Das Comite des
schleswig-holstcinischen Vereins hat einen Auf-
ruf an das deutsche Volk und seine Vertreter
erlaffen, worin cs u. A. heißt:

„Es ist Pflicht des deutschen Volkes und
der deutschen Regierungen, mit allen ihnen zu
Gebote stehenden Mitteln dahin zu wirken,
daß den nordalbingischen Herzogthümern ihr
Recht, a!S selbstständige untheilbar mit einan-
ber verbundene Staaten nunmehr von Däne-
mark getrennt und mit cinander von ihrem
rechtmäßigen Herzogc Friedrich regiert zu wer-
den, gewahrt und gestchert werde. Möge das
Volk in allen deutschen Gauen sich wie Ein
Mann erheben, um von den Regierungen durch
energische Kundgebungen seines Wiürns die
sofortige Anerkennung und thatkräftige Unter-
stützung dcr Rechte Schleswig-Holsteins zu er-
zwingen. MLgen die Bertretcr dcs deutschen
Volkes in den Kammern und deii gesetzgeben-
den Versamnilnngen nicht sänmen, darauf zu
dringen, daß jene heiligcn Rechtc Schlcöwig-
Holsteins schleunigst durch jede Gewalt dcr
Waffen geschützt werden. Möge Deutschland
dafür sorgen, daß den Brüdcrn nordwärts
der Elbe sreier Ranm und freier Boden zu
dem ernsten Kampfe, vor dem ste nichtzurück-
scheuen, geschafft werde! Möge die deutsche
Jugend aller Orten gerüstet sein, auf den
ersten Ruf, der an ste ergehen wird, zu Tau-
senden herbeizueilen, auf daß in wenigen Ta-
gen cine Armee zur Befreiung Schleswig-
Holsteins aus deutschem Bodcu erwachse!
Möge sich in jeder deutschen Stadt sofort ein
Eomitc bilden, in kürzester Frist möglichst
namhaste Beiträge zur Aiisrüstung dieser Är-
mee herbeizuschaffen, und dic gesammclken
Fonds denjenigen übergeben, die stch an die
Spiße der schleswig-holsteinischen Bewegung
stellen werden.

Die Wirthin oon Fischbach.

Humorlstische Erzähluug vou Ch. v. Gmvenreuth.

Der Hof hatte sich in dem lieblichcn Schloffe zu
Nvmpheuburg sür die Sommermonate nlederge-
laffen.

Der gutc Vatcr Mar, wle die Baicrn ihren
ersten König wegcu seincr HrrzcnSgüte und seines
blühcnden FLmittenlebcnS naunten, war cin großer
Freunb ber Natur und allcs Natürttchcn. Er durch-
«anderie jedcn Morgen mit raschen Schrittcn dic
reizendeu Partleu deS SchloßgarkenL; dcun die
.Leibärzte, «ttche bem Anwachscn dcs königttchcn
Emboupoints begcgue» soltteu, wußteu ihrcm ge-
sunben Pattenteu, dcr sich von dem relchttchcn Ge-
nussc der Lafctfrcuden nicht abhatteu licß, keincn
andcrn Rath zu geben, als daß er sich häufige und
lebhaftc Bewegung m ftejer Luft mache.

ES war vier Uhr gcworden, und man giug zur
Tasel. Gras Seefelb, ein aller, sehr bcvorzugtxr
Freund dcs KönigS, Trugseß und Eerrmoittcn-
meister, war heute zur Tafel gctaden worden, uuv

der König freutc sich schon auf dic pikanten Neuig-
keitcn, welche dcr Graf gewöhnlich mitzubringen
und bri Tische preiszugeben pflegte. — Nachdem er
manche Geschichtcn erzählt, die zum Theil sür dcn
lachlustigen Monarchen componirt sein mochten,
kam das Gespräch auf deS Grafen letztc Abwcsen-
heit von München, und dcr König sragte, ob er
die Zeit auf seiiicn Gütern zugebracht habe.

Zum Theil, Majestät! erwidcrte dcr Graf, einige
Wochcn lang aber durchstöbcrtc ich mit meinen
beiden Söhnen das baierische Hochgebirge, und wir
ließen eH unS gut gehen in Niederaudorf bei dem
Prälaten, da wir im dortigen Klostcr unser Ab-
stcigequartier gcnommen hatten und fast jedcn Abcud
wieder bahtn znrückkehrten.

Dic gcistlichen Herren zu Ricdcraudorf, meintc
Gcneral Graf Haller, dcr mit an der Tafel spcistc,
haben vortrrfflichen alten Wein und elne ausge-
suchte Küchc.

Doch wohl nur für Besuchende, führte der Erz-
btschof Baron Gcbfattel bei, der ein häufiger Gast
zu Nymphenburg war — denn für ihren eigenen
Tisch haben fie Mäßlgkeit und Einfachhett gelobt,
und ich glaube —

Nun, waS mich betrifft, fie! der General lachend
ein, so muß ich Eminenz widersprechen, denn ich
vermuthc, daß die gcistlichen Herren wohl sv ver-
nünftig fi»d, die vortreffllchstcn Gottesgabcn, die
ihuen dort wachsen und gedcihen und gleichsam in
denMund hinein HLngen, nicht ungcnoffen zu laffen
— im Gegcniheile halte ich sic für geübte Fein-
schmecker und tapfere Wcinvertilgcr.

Die Königrn, wclche jctzt fürchtete, daß dic Herren
das sür den Erzbischof peinliche und am Ende ihrer
eigenen Würde unzuträgliche Gcspräch noch steigern
möchten, um so mchr, alS der König selbst ci»
Wohlgcfallcu an ausschweifendcn Späßen hatte»
streß ihren Gemahl leise mit dem EUbogen an,
worauf diescr, solchen Winken stetS gehorsam, die
Unttrhaltung rasch auf ein andereS Gebiet lcnkte.
Er fragte den Grafen Seefeld, was er denn für
AuSbeute von setncr Reise mitgebracht habe.

(Fortsetzung folgt.)

Zoseph Maysed er, dcr Altmeister derVioline,
starb am 21. d. M. in sciner Vaterstadt Wien.
Er «ar geboren am 27. October 1789.

) AuS der „Freya".
 
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