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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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August
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N» 181. Mitttvoch, 3. August

^ Auf die „Heidelbergcr
(L Zkltung" kann man stch

MS^ noch für dic Monate

Äugust und September mik 36 Kreuzern abon-
niren bei allen Postanstalten, den Boten und
Trägern, sowie der Erpedition (Schiffgaffe
Nr. ä).

^ Der Bürgerkrieg i« Nordamerika

ist, nach mannigfachen Wechselfällen, <n der
jüngsten Zeit abermals an einem Wendepunkt
angelangt. Die zweile Jnvastvn dec conföde»
rirten Hauptarmee unter General Lee in den
Staaten Marpland und Pennsplvanien war
im Ganzen und Großen cine Wiederholung
der erstcn »(unter dem inzwischen gesallenen
Stvnewall Zackson) und fie bezweckte im We-
senilichen auch dieselben Ziele, nämlich die Be-
lagerung und Hinwegnahme der Bundeshaupt-
stabt Washington. Die erste Jnvaston erfolgte
bekanntlich, als Generai Pope bei Bull-Run
geschlagen und in die Verschanzungen von
Aleranvrien und Washinglvn zurückgedrängt
worden war. Die slibländische Arnilie zog
damals das virginische Ufer des Potomac
hinauf, überschrilt den Fluß an den Furthen
zu beiden Seiten von Harpers-Ferrp und con-
centrirte stch in jenem Dreiecke, deffen Spiße
Harpers-Ferrp bildet, und deffen Basts etwa
mit der Grenzlinie vvn Marpland zusammen-
säüt, währenb die beiden andern Seiten west-
lich burch den Potomac, östlich durch die Svuth
Mountains gebilbet werden. Auf diesem Ter-
rain war es, wo das Schicksal ber ersten Jn-
vasiön der Südlänver in den unionstreuen
Nordstaaten entschieden wurbe. Rascher, als
man im süblichen Hauplquartiere es erwartete,
hatte der bamalige Unionofeldherr M'Clellan
aus den Resten bes Pope'schen Armeecorps
und auö seinen eigenen Truppen ein neues
Heer organistrt, uiib war in Eilmärschen an
ber nördlichen Seite dcs Potomac dem Feinbe
entgcgeugczogen. Bc, ber Westseite jenes
Drcieckeö angekommen, gelang es ihm, die von
dem Feinbe nicht hinlänglich geschüßten Päffe
der Soulh Mountains zu forciren, und dann.
den Gegner zu der bluligen mehrtägigen
Schlacht bei Scharpöburg (am Hulietain) zu
nöthigen, in der das Glück sich für den Nor-
den entschieb, und in deren Folge sich die Con-
söderirten wieder über den Poromac zurück-
ziehen mußten. War'e der Ersolg bieser
Schlacht anders ausgcsallen, wäre damals
M'CIetlan unterlegen, so würde die Armee des
Sübens ohne Zwcifel zunächst auf Baliimore

und dann auf das von der Nordseite nicht be-
sonderS stark befestigte Washington losgerückt
sein.

Auch die zweite Jnvaston hatte unter ähn-
lichen Auspicien begonnen. Wie im vorigen
Jahre Pope, so hat auch neuerdingS Hooker
(der in dcn leßtcn Tagen seines Commando's
entseßt worden ist) von der Linie des Napidan
sich rasch auf Washington zurückziehen müffen,
als er, etwas spät, inne wurde, daß vas
feindliche Haupthcer ihn am Potvmac zu über-
flügeln drohte. Indessen hatte stch bieses Leß-
tere, unter Lee'S Anführung, diesmal ctwas
mehr westlich gewandt; Hooker konnte daher
seine Rückbewegung um so unbelästigier voll-
ziehen, und ist von einer ähnlichen Schlappe,
wie ste Pope bei Bnll-Run erlebte, bewahrt
gcblieben. Jn dieser Bcziehung fiel daher ein
Vergleich zwischen damals und jeßt mehr zu
Gunsten des nördlichen Heeres aus, besonders
da auch das sehr wichtige Harpers-Ferrp, das
während der ersten Jnvaston in die Gewalt
ber Feinde kam, diesmal im Bestße der Unions-
truppen geblicben war. Andererseits haben
stch dagegen die Ausstchten der Gegner da-
durch gehvben, daß Lee's Heer diesmal stärker
war (es soll sich auf 100,000 Mann belaufen
habeu), daß — was selbst bei deu Freunden
nnd Anhängern der Sache des NordenS un-
bestritten ist — die Sstdländer, selbst nach
dem Tode dcs für sie unerseßlichen Stonewall
Jackson, fähigere und beffcre Generale besaffen
als dec Norden, so uamentlich außer Lee noch
Ewell, Longstreet, Bcauregard, Hill, Stuart rc.
Daß dagegen aus Seiten des Nordens cin
Feldherr nach bem andern seines Commando's
entseßt wurde, konnte unmöglich einen guten
Einbruck aus die Armee machen. Also standen
diesmal auf beiden Seiten die Chancen. Von
den südländischen Unterseldherrn hat Ewcll,
der Nachfolger Jacksons, inzwischen seine Fähig-
keit, durch die rasche Hinwegnahme der Veste
Winchester mit allen Kriegsvorräthen, neuer-
dings erprobt. Uebrigens war das Unter-
nehmen der confödexirten Armee cin sehr schwie-
rigeS, und sie mußte mit der größten Vorsicht
zu Werke gehen und sich insbesondere vör
jeber zu großen Zersplitterung ihrer Kräfte
hüten, welch Letzteres im vorigen Jahre von
ihrer Seite nicht hinlänglich beobachtet worden
war. Daß nichtsdestoweniger aber die Lage
der Dinge für den Nordcn kritisch geworden
war, durften stch die Freunde seiner Sache
um so weniger verhehlen, als man im Gebiet
der an ben Kricgsschauplaß grenzenden Nord-
staaieii selbft kein Geheimniß mehr hieraus

InsertionSgebübren für^die 3spaMge Petit- E.8^W3ch

machte. Schlkeßlkch war auch diesmal fast
wider Erwarten im entscheideüden Momente
das Glück der Schlachten der Sache der Union,
ebenso wie im vorigen Zahre, günflig.. An
einem und demselben Lage (4. Juli, dem
Stiftungstage der Union) errang tzieselbk zwek
glänzende Erfolge, durch die Zurückdrängung
der südländischen Armee in der großen Schlacht
von Gettpsburg und durch Capitulation der
Veste Vicksburg, wodurch der unte.re Mississtppi
in die Hände des Nordens gekvmmen ist. Eine
Folge jener Schlacht aber war, daß sich Ge-
neral LKe mit seinen Truppen wicder über
den Potomac zurückziehen mußte. Vor dessen
Jnvasion, mit welcher viellekcht die in einigcn
größeren Städten der Nvrbstaaten ausgebro-
chenen Aufstände in Verbindung standen, war
hierdurch dic Haupistadt und der ganze Nor-
den gerettet. Für den Letzteren stnb inzwischen
noch einige weitere Erfolge hinzugekommcn,
und es scheint der ganze Berlaus des Kriegs
jeßt auf irgend ein cntscheidendeS Ende hin-
zutreiben.

Es mochte dieses gewiß am Platze sein,
cinmal von den Verwickelungen des europäi-
schen ContinentS abzuschen, und unsere Blickc
nach dem transatlantischen Westen zu richken,
wo jedeN Tag stch weitere große und entschei-
bende Ereigniffe zutragen können.

* Politische Umschau.

Die gestrige „Berl. B.-Ztg.« sagt: Wir
erhalten aus Wien die wichtige Mittheilung^
daß dort in den letzten Tagen einleitende Ver-
handlungen begonnen habcn, welche es kaum
noch zweifelhaft lassen, daß die preußische Rc-
gierung in der pvlnischen Frage nicht abge-
nkigt ist, stch im Zntereffe des Friedens und
der maßvollen Behanblung dcr Angelcgcnhcit
einerseits, im Zntcreffe aber deS Rechtes und
der Menschlichkeic andererseits tn gcwiffen
Grenzen an der diplomatischen Action der drei
übrigen Großmächte zu betheiligen. Wir kön-
nen cinstwcilcn nur biese allgemeine Andeu-
tung geben, hoffcn aber fchon demnächst im
Stande zu sein, den Umschlag kn der hiefigen
Politik des Näheren zu constatiren. Viclleicht
daß die Erklärung der officiellen „Wiener
Abendpost", nach wclcher Preußen niemalS den
Versuch gemacht, Oesterrcich von der Gemein-
schafl mit dcn Westmächtcn zu trennen, schou
im Sinne eines solchen UmschlagS aufzufas-
sen ist.

Die „Wiener Abendztg.« schrekbt zur Zoll-
vereinsfrage: Die Mittheilnng der „General-

Ein kleines Drama.

(Schluß.)

Ohne seine Lochter eines Blickes zu «ürdtgen,
trat im Lurgarten vor dem Spielzimmer dcr alte
Gras zu dcm Polen, nahm ihn b-im Arm und
firhrte ihn zur Scite. „Herr »on sagte er,
„Sie haden meine Tochter entführt; Sie find ein
Schurke!" — „Herr Gras," antwortcte dcr Polc
mit bcrsclben Ruhc: „ich bcstätige das Erslerc, bc-
streite abcr das Letztcrc. Alerandra licbt mich; da
die Politik uns trennt, bli'eb mir ketn andcres Mit-
tel!" — „Mir aber bleiben dcren zwei," fuhr der
Graf sort. „Jch sührc meinc Tochter zurück und
müßte ich dic Hülse der Behörden in Anspruch
nehmen; Zhrer mir läftigen Pcison wird mich
jedoch etne Kugel entledigen." — „Wic Sic be-
sehlen, Herr Gras! Laffcn Sie aber daS Letztere
daS Erste sein; eS erscheint mir um Alerandra's
willeu so am bestcn!" „Sie werdcn von mtr hören!"
antwortctc der Graf und gab der zitternd dastehcn-
den Tochter eiuen Wink, ihm in die vor dem Cur-
garten stehende Eqnipagc zu folgen. Schwcigend»

entfernte.sich diese, einen langen, bedeutsamen Blick -
auf dcn Gellebtrn zurückwcrfend.

An demsclben Abend, als Alerandra in das
Zimmcr ihrcs VaterS tritt, um noch einmal hände-
ringend dcn Vater um Gnade und Vcrzeihung zn
bitten, fand sie ihn in seinem Ztmmer, auf dem
Sopha sitzend, daS Auge vor sich hin gerichtet. Mit
Entsctzcn sah sie vor ihm auf dcm Ttsch eine geöff- ^
nete Pistolcn-Eaffette stehep. Jammernd warf sich '
daS ungliicklichc Wcib vor ihm auf dic Knie und
nannte ihn bei den zärtlichsten Namen. Er schwieg
und blieb unbeweglich. Alerandra ergrlff verzwet- !
fclt seinc Hand. Sie schrack cntsetzt zurück, denn
dtese Hand war kalt und starr. Sprachlos fchaute
sie auf. Äuch sein Auge blieb eben so kalt und
starr. Die llnglückltche sprang auf, sie schlang ihre
Armc um ihn und ricf: „Vater! mcin Vater,
hörst Du Deine arme unglückliche Tochtcr nicht!"
Keine Antwort. — „Todt! . . . Todt! ... llnd
tch habe ihn gcmordet!" — Mit cinem Schrei sank
Alcrandra zu Boden.

Nicht der Zufall, die Kugel, sondern dic Vor-
sehung hatte entschieden: Graf L. war vom Schlage
gctroffen. - - Dic russische Kapelle war vor eini-

gcn Tagen der Schauplatz der stillen VermMung
eines trauernden PaareS, das soeben crst vom
Friedhofe zurückgekehrt.

Heidelberg, 4. August. Folgendcr Auftuf ist
von dem untcrzeichnetcn Comite crlaffen worden:

„Durch"!!!

Uational-Körner-Feier

zu ^ '

Ludwigslust-Wöbbelin,

Mittwoch, den 26. August 1883.

Vaterländisch gesinnte Frauen und Männer,

Zünglinge und Aungfrauen DeutschlandS!

Nachdem der unterzeichnete CentralauSschuß seit
längerer Zeit unauSgesctzt bestrebt war, der allge-
meinen Feier.am ,

füufzigjahrigeu Todestage des Sängerhclde«
Theodor Körner

cinen würdevollen, möglichst großariigen und wahr-
hast nationalen Tharakter zu verkeihen, habcn
zahlrciche Verehrer und Verehrerinnen des Dichters,
 
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