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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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August
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M 1S3


Mittwoch, LS. August

ZasertiönSgebührea für die Zspaltige Petit-
jeile werdea mit 3 kr. berechn«.

L8«3.

* Politische Nmschau.

Die Wikner „Preffe" berichtet von dem
Plvne, daß der Fürstentag selber, alle ver-
sammelten deutschen Fürsten, den Kaiser Franz
Ioseph an der Spiße, eine Collectiv-Einladung
an den König Wilhelm ergehen lassen solle.
Solch einer schmeichclhaslen Demonstration,
meiiit man, vermöchte König Wilhelm schlech«
terdings ni'cht zu widerstehen. (?)

Der Vocalgewerbeverein zü Darmstadt hat
sich für vollständige Gewerbefreihcit, unter
Aufhebung der Zünfte, und ebenso fnr volle
Freizngigkeit ausgesprochen.

„France" behauptet, die Wahl dcs Echher»
zogs sei zu Washington mit.gründlichem Miß-
behage» aufgenommen wvrden; ein Mitglied
bes Lincoln'schen Ministeriums habe vorge»
schkagen, gegen die Errichtung des KaiserthumS
und gegen die Wahl Verwahrung eiiijulegen.
Dieser Borschlag sei aber, sagt „France",
gegen alle richtigen Grundsäße; dennoch sei
er nur vertagt worden. Hingegen zu Rich-
mond sei die Sache sehr günstig aufgenommen
worden (wer zwcifelt dacan?) und Jefferson
Davis habe schon jetzt die Ancrkennung bc-
schlvffen. Allerdings würde dies unter deu
jetzige« Verhältniffen dem Nachfolger Mon>
rezuma's und Zkurbide'S von geringcm Nutzen
sein. Auch in der Habana, wird erzählt, habe
der „vernünftige Theil" der Bevölkerung die
Rachricht mit Freudigkeit aufgeuommen.

Einem Schreiben von höchst verläßlicher
Hand aus Wilna entnimmt die „Gen.-C.",
daß dcr Adel dieses Gouvernements durch den
Adelsmarschaü dem General Murawieff einen
an den Kaiser gerichtcten Bricf übergeben hat.
Jn dicsem Briefc sagt der Adel sich feierlich
von der ganzen revolutionären Bewcgung los,
bezeugt seinc entschiedene und anfrichtigc Un»
terthanentreue, erklärt sein unverbrüchliches
Fcsthalten an Rußland uud steüt sein Schicksal
der unbegränzten Gnabc des Kaisers anheim.

Deutschland

Karlsruhe, 17. August. Duich All-rhöchstc Ordre
uom 14. d. wiid drm Hauptmauu Biesile »om s. Jns.<
Reglmiut, uud dem Ob-rarzt H-ubrrgrr vom 2. Dragouer-
Rrgimrut Markgras Marimtltan dir DicustauSzrichnuug
2. «laffc für Osstcirre uud KricgSbeamtc «crliehea.

A«s Baden, 14. Allgust. Mit Ende
dieses Jahres muß der Landtag wieder zu-
sammentreten, und es find bis dähin die Er-
satzwahlen für die aüsgeiretenen Mitglieder
der zweiten Kammer mtt einem Viertheil ehres
Bestandes vorzunehmen, Zn' kürzester Zeit

werden die Vorbereitungen für die Wahl-
männerwahlep getroffen werden, so däß im
nächften Mooat die Wahlmänner überall ge«
wählt flud. Man glaubt, daß der bisherige
Bestanv der zweiten Kammer insoferne einiger»
maßen eine Beränderung erleiden dürfke, alS
manche ältere Kammermstglieder nicht mehr
ihr Mandat behalten. Von verschiedenen Be-
zirken kann man schon jeßt mik Sicherheit
anneh«cn, daß sic neue Abgeordncte., senden
werden, s» z. B. Wertheim, Freibnrg, Horn»
bcrg, Lahr. Auf den Seekreis trifft dieSmal
nicht eine einzige Ersaßwahl.

StUttgart, 13. August. Ucber das Be-
finden des aus GesundheitSrücksichten abwe-
senden Präsidentcn der zweiten Kammer,
Staatsrath Römer, srühercn Ehess des März-
miiiisteriumS, stnd aus Konstanz, wo er bei
seiner dort verheirakhcten Tochter weilt,
schlimme Nachrichten hier eingegangen. Er
soü hoffnungsioS darnieder liegen.

Frankfurt, 16. August, Nachm. Ueber
den Verlaus des gestrige» AbendS erfahren
wir noch folgenve Einzelnhesten: Der König
von Bapern ist bei seiner Ankunft von der
versammeiten Menschenmaffe besonders herzlich
euipsangen worden. Als er nach eingebroche-
ner Dunkelhcit in Eivil einen Spaziergang
anf dcr „Zcil" machte, wurde er erkannt nnd
von der aus- und abwogcnden Menge deruiaßen
umringt und mit Zurusen begrüßt, daß er in
die Hauptwache flüchte» unb von dort einen
Wagen hokn laffen mnßke. Noch rauschender
war ber Zubelruf, als das Bolk den Groß-
hLvzotz »ou Baden aus dem Palais des Groß-
herzogS von Heffcn, dem er cine» Besuch ge-
macht hatte, kommen sah. Hier wollte der
Jubel und das Vivat gar kein Ende nehmen.
Dcr Grohherzog von Heffcn sah diesem Trei-
bcn, einc Cigarre rauchend - von dcm Balkon
seineS PalaiS zu. Hente Vormittag wohnten
der Kaiser von Oesterreich und die übrigeu
kaiholischen Fürsten einem GotteSoienst im
Dom bei; die protestantischen Souveräne wa-
ren zu gleichem Zweck in der Paulskirche.
Später machten sie stch gegenseitig Besuche.
Der Kaiser wnrde auf seinen Fahrken immer
mit Hochruscn begrüßk und nickte freundlich
dankend nach allen Seiten hin. — Das Hotel
der prenßischen Gesandtschast glänzt durch Ab-
wesenheit jeglichen Schmuckes, selbst dic preu-
ßische Fahne fehlt. Einzelne Häuser, nament-
Uch aus dcr Zeil und der neuen Kräme, durch
welche die Auffahrt zum Römer stattfindet,
zeichnen fich dnrch geschmackvvlle Decoration
aus. Das Leben und Treiben auf den Stra-

ßcn kn dcr ganzen Stadt ist ein gewaltkges.
— Ueb.er die Einfahrt des Knrfürsten von
Heffen wird nichts alS bemerktnswerth bezeich-
net, als sei'n prachtvolles Zsabellengespann.
Von weiteren festlichen Veranstaltungen als den
schon bekanntcn verlautet nun noch eine Revue
des Kaisers über dic österreichische Garnison
am Dienstäg Morgen mit Feldmeffe und eine
Corsofahrt der Fürsten am Mitkwoch mit Bc-
theiligung des Publiknms. — Am Samstag
Abend wurde durch die Patrsuille ein soldat
dev Frankfurter Garnison arretirt, welcher auf
der Zeil stch, wenn auch nichk böSgemeinter,,
doch ungeeigneter Auödrückr gegen den Kaiser
von Oesterreich bedient, auch anderweitr'ge
Eroeffe verübk haben soll. Es entständ auS
diesem Anlaß vor der Hauptwache ein großcr
Auflauf von Neugierigen.

Frankfurt» 17. Aug. Der Reform-
Entwurf des Kaisers von Oesterreich
ist an die anwesenden Fürsten vertheilt wor-
dcn; ebenso an Preußen, mit dcr Einladnng
zur Rückäußerung. Der Entwurs enthält
36 Paragraphen. Die Hauptgrundzüge des
Entwurfs sind solgenvc:

Fünfgliedriges Directorium, bc-
stehenb aus Oesterreich, Preußen, Bapern und
zwei Gewähltcn. Bundesrath, bestehend
aus der jetzigen eugern Bersawmlung. Zur
Seite des Dircctoriums cin Abgeordneten-
haus aus 3Ü0 Delegirten (75 auS Oester-
reich, 75 aus Preußen u. s. ip-), uud esne
Fürstenversammlung, gebilvet auS Ven
Fnrsten selbst oder Prinzen. Bundesge-
r i ch t. ^)

^,) Aus cinem Eilrablatt wicdcrholt.

Krankfurt, 17. Aug. Die hiesige Re-
form seiert dcn Fürstenkag durch Verüffent-
lichung eincr Anzahl Prvclainationen, welche
deutsche Fürsten tm Zahre 1848 erlaffen haben.
Bcsonders intereffanr ist darunter cin Eriaß
des Königs von Sachsen vom 17. Nov. 1848.
Derselbe sordert das sächsische Volk aus, der
deütschen Centralgcwalt in jedet Brziehung
Folge zu lnsten und erwartet, „daß die Be-
fchlnffe der Ratt'onalversaminlung in Sachsen
n i em a l s eine Einsprache veranlaffen werden,
umsoweniger, als er vercmt mit dem Volke
das hohe Ziel fest i'm Augc behalte, durch
Förderung des deukschen VerfaffungSwcrkeS
dic Einheit, die Freiheit und Stärke des großen
Vaterlandes im Znnern und nach Außen auf
vaiiernbe Weise zu begrüuven."

Fünf anwcsenve Redacteure voa Wiener
großen Zeitungen haben ein sehr cnergisch ge-

Das Erdbeben in Manilla.

Die mtt der letzten UeberlandSpvst angekommenen
Blättcr bringcn eingehendc Schilderungen dcS Erd-
bebenS, welcheS Manilla, die Hauptstadt der Phi-
ltppincn und nächft Havannah die biühendste spa-
nische Colonial-Stadt verwüstet hat.

Dic „Stcaits-Tiines" schrcibt darübcr: Am
3. Juni Adenvs halb acht bot sich der seltsame
Anbltck vax, hgß Flammengürtel wte aus der
Erdc hcrvorwuchS und die Stadt Mantlla umzog,
und kurz darauf machte fich einc gewaltige Erschüi-
terung fühlbar. Sie dauertc kaum eine Minute,
abrr in dieser kurzen Krist war fast ganz Manilla,
„die Wündcrblumr des Ostens", in eincn'Trüm- ^
mcrhaufen verwandelt. Di« einzige Kirche, welche ^
ganz unbeschädigt aus dcr Katastrophe hervorge- i
gangrn ist, ist Sa^ Augustin, dieselbe, «elche auch i
dem furchtbarcn Erdbeben 1645 Stand gehalten
hat. Die übrigen Ktrchen, der Palast, öffentlichc,
commercielle und Privatgebäudc sind entweder ganz
zerstört odcr aus den Kundawenten gertffcn. Dic
Todtgebliebenen schätzt man auf mchr als Tausend,
drr Pcrwundeteil nu'ffc» uuhrcee Tauscn e sein;

jedoch ist kein Ausländer verunglückt, nnr zchci
vcrwundet, aber nicht gefährlich. Die Stadt ist
fast gänzlich vcrödct; denn da dte noch ntcht zn
Boden liegcnden Gebäude den Einsturz drohen,
so haben fich alle Einwohner geflüchtet.

Dic „Daiiy-Preß" schreibt, cs seicn nlle Euro-
päer in Manilla verschont geblieben, init AuSnahme
cincs dcutschen Jngrnieurs, wclcher in einem zu-
sammenstürzenden Hause zermalmt wurizx. Die
Häuser der europäischcn Kauflcute find jedoch, eincs
ausgenvmmen, sämmtlich eingestürzt. Der Dampfer
„Espcranza", «clchcr von Manilla nach Jloila zu
fahren im Begriffe war, soll zuletzt ohnc Schraube
im Sturmwinde umhertreibend und ohne alle Be-
mannung gesehen worden sein. — Am Abcnd dcs
4. Juni wurden noch zwei weitere Stöße verspürt,
und eS dürftcn wohl noch mehrere fvlgen.

Das „Diario de Manilla" nennt das Erdbcben
des 3. Zuni daS gewaltigste, «elchcS scit drm Iahre
1345 die Philippinen hcimgcsucht habe. Ehe eS
stattfand, machte sich ein schwefliger Geruch bemerk-
bar; ein Rollen wurde gchört, glcichwic von einem
Geschützftucr und Lann daS Anbrausen cincr un-
gehc ren Lokomoii»,. Die Kl,»me, weiche dic

Stadt umjingelte, sticg von dcr Bai gegen Him-
mel auf, und eine andere, drcifach geschweiste, kam
vom Lande her über das Waffer zu den -Schiffcn
und warf fie zwci oder drei Fuß in die Höhc, wäh-
rcnd der Küstensaum überall mindestens um z«,i
Fuß gesunkcn ist. Meteorologischc Phänomcne
schcinen cine Wtdcrholung dcs Erdstoßes vvrauS-
sagen zu wollen; einc schwüle Ätmosphärc und
aNdere plötzltche Wechsel find gewöhnlich solche Un-
glückspropheten.

Der Nummer des „Diario de Manilla" pom
6. Zunt ciitnehmen wir noch folgende Einzelheiten:

Am 3. Znni, Abcnds 7 Uhr 25 Minuten, welchc
Zeit dic metsten stehen gebliebenen Uhren noch jetzt
bezetchNen, empfanden wir. cine stärke Bcwcgnng,
auf die 2 odcr 3 hcftigc Stöße, in der Richtung
von Südcn nach Rorden, und darnach 2 odcr 3
in ciner andern Richtung fvlgten. Zuglcich ver-
nahm man etn anhaltcndcs uNterirdischcs Geräusih,
das von dem furchtbaren Gekrach einstürzcndcr Gc°
bäude beglettet ward; Lann daS Iaminergeschrei
dcr Menschen, fallende Möbcl, anschlagende Glocken.
Das Erdbcben währte 30 Sekunden.

Nach ci»er halhen Sbundc brganu dse Obrtgküt,
 
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