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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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sr i7iZ


Donnerstag, 23. Zuli


18«3.

* Politische Nmschau.

Der „Botschafter" sagt; Aus dem Geist der
russtschen Antwortsnote geht hervor, daß Fürst
Gortschakoffs Hauptvorschlag sich darauf be.
schränkt, nur mit dcm Wiener und eventuell
mit dem Berltner Cabiuet übcr Ordnung der
polnischen Frage unterhandeln zu wollen. Die
„'Ostdcutsche Post" sagt: Man kann mit Recht
dehaupten, daß die russtsche Antwort in allen
Punkten negativ, ihre eiuzige pofitive Seite
aber die Aufforderung zu einer Conferenz der
drei Theilungsmächte ist, welche Aufforderung
eiuer-Provocation Frankreichs und Englands
gleiHKmmt.

DeuZwang des Paßvisa ist in Oesterreich
nunMhr für alle deutschen Staaten aufge-
hoben Änd es werden also sortan keine gesandt-
schaftliAen und consnlaramtlichen Vidirungcn
zur v(hise nach deutschen Staatcn mehr ge-
fordcrt/

Die meisten Pariser Blätter äußern jetzt
die Besorgniß, daß die polnische Angelegenheit
stch nicht friedlich zu Ende führen laffc. Ruß-
land hat zwar die sechs Punkte angenommcn,
in die Conferenze» wenigstens bedingt einge-
willigt; allein die Ablehnung eineS Waffen-
stillstands, die auf großem Fuß unternommenen
Besestigungen an der Ostseeküste und die neue
Aushebung laffen stch so wie auf Besorgnisse
Rußlands vor ciner Möglichkeit, so auch auf
deffen stchere Ueberzeugung von der Unab-
wendbarkeit eines Krieges deutcn.

Die Türkei svll gegen die Vereinigung der
jonischen Jnseln mit Griechenland protestirt
yaben da ste die Vergrvßcrung des König-
reichs älS eine Drohung betrachte. '

D eu t sch l a nd

Karlsruhe, 20. Juli. 41. öffentl. Sitzung
der 1. Kammcr. Vorftzender: Se. Durchl.
der Fürst Löwenstein. Als Regicrungscom-
miffäre stnd anwesend: der Hr. Staatsmini-
ster Dr. Stabel und Ministerialrath v. Frey-
dorff. Herr Staatsininistcr Dr. Siabel
thcilte dcm hohen Hause mit, daß nächsten
Donnerstag, den 23. d. M., der feierliche
Schluß des Lanbtags durch Se. K. H. den
Großherzog erfolge, worauf in die Tages-
ordnung: Berathung des Berichts des Herrn
Ministerialraths Jolly über den Entwurf cincr
Anwaltsordnung, eingetreten wurde. Herr
Ministerialrath Jolly theilt zunächst mit,
daß man im Hinblick aus die kurze Dauer
deS Landtags eine Besprechung mit der Com-

Eidgenössijches Stzützenfest.

La Chaur-de-Fonds, 15. Juli. Es unter-
ltegt gar keinem. Zwcifel, daß wir Deutschen herz-
licher und begeistcrter von den Schwcizern cmpfan-
gcn wordcn find und fortwährcnd behandelt werden, !
als andere Nationen. Deutschland bildete nächst
dem Schwcizer Vnterlande bisher entschieden den ^
Mittelvunkt dcs Fcstes.

Gestern Nachmtttag um 1 Uhr wurde die Fahne
der Atalicner übergcbcn. Die hier anwesendcn !
Deutschen, welche nicht mit Schießen beschäftigt
waren, zogcn den Trägern dersclbcn bis auf den l
klaoe nouve entgegen, brachten- dem freien Ztalien !
und den Jtalicnern ein dretmaliges donncrndcS
Hoch, ergriffcn letztere bci der Hand und zogen
mit ihnen zum Gabentempel. Dte Deutschcn Arm
tn Arm mit dcn Jtalicnern errcgte dcn größten
Enthustasmus bei den Schwetzern.

Die Reden betm heutigen Bankett trugen wesent-
lich einen schweizerisch-nationalcn Cbarakter, wir

misston des andern Hauses herbeigeführt habe,
um eine Uebereinstimmung bezüglich der ge-
stellten Aenderungsanträge zu erzielen. Die
Csmmisston der 2. Kammer habe stch mit
allcn Aenderungen einvcrstanden erklärt, mit
Ausnahme der §§. 3 und 12 und hier sei nun
eine Abänderung nachträglich eingetreten. (Es
wird spätcr hievon die Rede sein.) — Herr
Staatsminifter Dr. Stabel: Wenn man auf
dcr Freigebung der Anwalischafl beharre, so
werdc das Gesetz scheitern. Ein tüchtiger
Advocatenstand sei ein Segen für daS Land,
wogegen ein verkommener Advocatenstand einc
wahre Calamität für dassclbe wäre. Bei der
freien Concurrenz stelle stch das Talent nicht
in den Vvrdergrund. Unter dem verkommenm
Anwaltstande verstehe er einen solchen, der
uicht nur alle schlechten Proceffe übernehme,
sondern auch zn schlechten Proceffen aufreize,
um schnöden Gcwinn zu erhaschen. Das Un-
glück, das ein solchcr Stand hervorbringe, be-
stehe darin, daß Treuc und Glaube unter-
graben und das Rechtsbewußtsein entstttlicht
werde. Die Geschichte des Advocatenstandcs
führe eine Zeit auf, in welcher ein solcher
Geist vorhanden war. Eine der heiligsten
Pflichten des Staates sei, für einen tüchiigen
Anwaltstand zu sorgen. Die frcie Concurrenz
bringe aber diesen Stand nicht hervor. Die
sreie Coucurrenz sei eine alte Jdee und ste
werde von denjenigen RechtSgclchrten verthei-
digt, die vermöge ihrcr Beschränkung nicht in
den Anwaltstand eintreten könnten. Wenn er
ein Feind des Anwaltstandes wäre, so würde
er dem Commisstonsantrag zusttmmen, denn
durch diesen werde crsahrungsgemäß der Ruin
diescS Standes herbeigeführt. Der Hr. Re-
gierungssprecher führt nun ein Beispiel auS
dem Jnlande und aus dem Auslande a»,
welche den Satz wcgen des verkommenen An-
waltstands überlegen, weist nach, was die biö
jetzt gemachten Erfahrungen kehren und deutet
darauf hin, daß gcradc durch die nach dem
Ausstande cingctreiene Beschränkung des An-
waltsstandes das Ergebniß eingetreten sei,
daß jetzl der Anwaltstand wiedcr in Achtung
stehe. Seit dem Jahre 1850 sei »on keiner
Seite eine Beschwerde eingekommen, daß zu
wenig Advocaten vorhanden wären. Die Kla-
gen, die man gegenwärtig vernchme, stammen
von den vielen Referenbären her, die Advo-
catcn werden wollten, aber durch bie Be-
schränkung der Zahl sich die Gelegenheit be-
nvmmen sähen, in diesen Stand so bald cin-
trcten zu können. Bci einer freien Concur-
renz würden doppelt so viel Anwälte heran-

stbergehen fie daher, um etnige andere Notize»
mitzuthcilcn.

AuS den vielen telegraphischen Grüßen, welche
an das eidgenösfische Bundesschießen gerichtet wur-
ben, hcbcn wir die folgenden besonders hcrvor:

„Dortmund, IL.Juli. Die westfälischcn Schützen
brtngen Gruß und Handschlag den gm Festplatz
vereinten Schweizer und deutschen Schützen!"

„Nürnbcrg, 14. Iuli. Die Schiitzengesellschaftcn
von Nürnberg, Kürth, Erlangen, Forchheim,
Langenzenn, Markterlbach, Wilhelmsdorf, Ka-
dolzburg, Emsktrchcn, Frauenaurach, Woerth,
versammelt bei einem Provinzialschicßen, scnden
thren brüderlichen Gruß an alle Schwcizer und
deutsche Schützen beim großen Bundesschießen in
La Chaur-de-Fonds."

„Schwytz, 13. Jult. Die Jugendwehr von Frank-
furt, wclche in dicsem Augenblicke ihr deutsches
Banncr auf dem Rigt-Kulm ffattern läßt, fendet
den in La Chaur-dc-FondS versammelten Schützen
ein dreifaches Hoch!"

Die deutschen Gefellschaftcn hier, meistens aus
Arbeitern bestchend, thun ihr Möglichstes, um
unS den Äufenthalt angenehm zu machen. Der

wachsen, und dann hätten wir denselben
Uebelstand wieder, wie srüher. Der Herr
Staatsminister steüt eS schließlich dem hohen
Haus anheim, ob' es ein System einführen
wolle, gegen bas sich die Erfahrung auSspreche.
Der Berichterstatter Ministerialrath Jolly:
Mit den allgcmeinen Grundsätzen, welche der
Herr Staatsminister der Zustiz soeben ent-
wickelt habe, sei die Commission einverstanden.
Redner eutgegnet dem Vorbringen von Seiten
der Regierungsbank im Sinne der von der
Commisston in vem Berichte aufgcsteüten An-
stcht und bemerkt, daß gerade diese Vorlage
zu einem der allerwichtigsten Gesetze gehöre,
welche auf diesem Landtage vorgelegt worden
seien, daß eS aber nur ein solches werde,
wenn die Commisstonsanträge angcnommen
würden. Der Herr Staatsministcr, so wie
ber Herr Berichtcrstatter berichtigen gegensei-
tige Äeußerungen, worauf Herr Geh. Rath
v. Mohl sich für die Commissionsankräge
ausspricht, und inöbesondere darauf hinweist,
daß die Freigebung der Anwaltschaft jene Ge-
fahren in dem Maßc nicht herbeiführen werde,
wie man behauptet habe. Es sprechen nvch
Hcrr Staatsminifter Dr. Stabel, die Frci-
herren von Göler und von Kageneck, Sladt-
director Graf v. Hennin, Geh. Rath From-
herz, der stch zu dem Entwurf, wie er von
der 2. Kammer herübergekommen, hinneigt,
und der Berichterstatter, worauf zur Sonber«
berathung des EntwurfS übergegangen wurde.
— Das Gesetz wurde nach den Anträgen der
Commijsion und den im Laufe der Bespre-
chungen vorgenommenen Redactionsänderungen
einstimmig angenommen; ebenso das Gesetz
über bie Erhebung ber Colonic Hohenwetters-
bach zu einer selbstständigen Gemeinde.

Karlsruhe» 21. Zuli. (114. öffentliche
Sitzung ver II. Kammer.) Vorstß: Hildebrandt.
Aus oer Regierungsbank befinbcn stch: Staats-
rath Dr. Lamey und Geh. Kriegsrath v. Fro-
ben. Staatsraih Lamey kündigt dcn Sch.uß
des Landiages auf dcn 23. ds. an. Frick
zeigt Namens der Commisston, dje für den
Entwurf eines Gcsetzes zur Ausgabe von
Banknoten niedergescßt ist, an, daß sie diesen
Entwurf einer eingehenden Berathung unter-
zogen habe, bei dem nahen Schluß deS Land-
'tages aber ihre Arbeiten nicht in der gründ-
lichen Weise mehr vollenben unb ihre bezüg-
lichen Anträge zu stellen vermöge, und deßyald
ihre Aufgabe auf diesem Lanbtage nicht mehr
erlebigen könne. Der Vorsttzende bemerkt, dc^
dieser Gegenstand als erledigt zu betrachien
sein wird. Achenbach wünscht, daß die Vor-

„Frohfinn" hat den deutschen Schützen sein Lokal
als Versammlungsort zur Verfügung gestellt. Am
Sonntage besuchten mehrere Schützen den hiesigcn
Arbeiterbtldungsverein. Sie wurden mit einem
dreifachen Hvch begrüßt. Die Arbciter crcdenzten
vom bestcn Wetn, dann ein dcutsches Lied vicr-
stimmig vorgetragen, dann einenToast aufs deutfche
, Vaterland vom Präfidenten, welcher von Baader
aus Frankfurt, nach Absingung dcs Ltcdes vom
deutschen Vaterland, mit eincm Hoch auf die Schweiz
erwiedcrt «urde. Gestern erfolgte eine allgemeiuc
Einladung an dte deutschen Schiitzcn, fie heute
Abend zu besuchen. Dcr Vercin besteht aus 125
Mstglicdern.und besitzt clne werthvvüe Bibliothck
von mehr als 300 Bänden.

Berichttgung.

Der deusche Redner in Olten war nach dcm
Bund nicht Vtrchow, sondern Karl Grün aus
Frankfurt.
 
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