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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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N- 3V1. Mittwoch, 23. December

* Politische Umschau.

Es scheint bis jetzt stcher, dnß es m Ber.
lin mit Lord Wodchousk z» kkinerlei festem
Abkommen in der schleswig-holsteinischen An»
gelegenheit gekommen sci, und daß cin solches
an höchster Steüe entschiehencn Wiberstand
gefunden habe. Es ist aisö sedenfalls Lord
Wodehouse gegenüber Nichts geschehen, wo-
durch Prcußen eine neue Verpstichtung gegen
England eingegangen ist.

Außer dem jüngst erwähnten Jägerregimcnt
wirb noch 'eine ganze Brigade nach Merico
eingeschifft. Allerdings stnd die Verlnste der
französtschen Trupxen fürchtcrlich, unb von
eiuem ganzen Regiment, das Tampico beseßt
hält, stnd nach einer brieflichen Mittheilung
nur noch vierzig.Mann dienstfähig. Unter
solchen Umständen ist es klar, daß Napoleon
schwerlich mit Deuischlanv wegen der schleswig-
holsteinischen Frage anbinden wird.

Ucber die Ablehnungsgründc des Hrn. von
Münchhausen, die Stelle als Bundescommiffär
in Schleswig-Holstein zu übernchmen, schreiben
verschiedene Blätter in Hannover, daß dem-
selben die Zumuthung gcüiacht worden sei,
den Herzog Friedrich, falls er sein Gebiet be-
trete, auszuweisen, ferner die Emisston seiner
Anleihe nicht zu duldeii, auch jeder nationalen
Bewcgung in den Herzogihümern entgegen zu
treten und endlich das Zusammentreteii der
Stände zu verhindern, selbst in dem Falle,
daß ste nicht als Corporation svllten berathen
wollen. Dem Herrn'v. Münchhausen sei diese
Jnstruction doch etwas zu arg erschienen, na-
mentlich solle er. stch auf das entschiedenste
dem zulktzt erwähnten Punkte widersetzl haben.

Die ,,Cob. Ztg." erklärt die Nachricht beS
Wiener „Vaterland" von riner „schr entschie-
Len" gehaltenen Note des Hrn. v. Bismarck
an Herzog Ernst von Sachsen-Coburg, und
vie Angabe mehrerer Blätlcr, daß derHerzog
von Coburg die Gebrüder Krach in Prag be-
auftragt habc, 30^000 Uniformen für die
Armee des Herzogs von Schleswig - Holstein
anzufertigen, für unbegründet.

Zur Schleswig-Holstein'schen
Sache.

Vom Neckar, 16. Dec. Den Officicren
in UIm soll vom Gouvernemcnt verbotcn
worden sein, Beiträge für Schleswig-Holstein
zu zeichnen. Gewiß ist, daß von derselben
Seitk, als in der Museumsgesellschaft daselbst !
kürzlich.der Antrag gestellt werden wollte, die ^

D Stadt-Theater in Heidelberg.

Frcitag, den 18. Decbr. Sandrn dre Augen,
Luftspiel in 2 Aktcn von Labichc u. Martin, dentsch
von Alcrandcr Bcrgen. Wir sind dicsem reizcnden
Luslspiele gegenüber in ciner cigenthümlichen Lage.
Wir möchten es dcm zahlrcichen Heidclberger Publi-
kum, welches die erste Aufsührung versäumte, aus's
dringendstc cmpfchlen. Wir wiffcn, baß eine ge-
naue Erzählung dcS hoch komischen JnhalteS die
beste Empfchlung wärc. Und doch wollen wir Nie-
manden den ersicn Eindruck dadurch verderbcn, daß
wir ihn im VorauS in die Küchc führcu und die
Deckcl vou den eiuzcincu Töpfcn lüfteu, in wclchen
die Leckerbiffcn zubcrcitct werden. Znbcffcn denken
wir ioweit gehen zu dütfcn, daß wir das Menu
des tucullischeu Mahlcs mittheilen; das wird deu
Appctit cher noch aikstachcln als vcrderbcn. Eln
wohlhabkndcr Arzt, hcr sein Vermögen nicht seincr
Praris zu verdanken hat, denn scit Zahren hatte
cr keinen Pattcnten, jst Vatcr ciner allerliebsieii
Tochter nnd tm Besttzx xiuxr dfe Nasc recht hoch
trageiiden Frau. Ein zurückgczogcn-r Zuckcrbäcker
von etwa gleichem Vermögru und Geistesgaben bc-
sttzt einc ganz ähnliche Famiiic mit dem freiiich
ntcht unbedeutendcn, dcr Oeconomie des Stückes
zu Gute kommendcn Untcrschiede, daß seine Tochtcr
kin Sohn tsr. Friedrich Ratinois unb Eminelinc

WeihnachtSausgaben der Gesellschaft diesmal
Schleswig-Holstein zuzuwenden, dre Drohung
erging, im Fallc der Stellung dieses Antrags
den Officieren drn Besuch deS Museums zu
verbieten. (Nürnb. C.)

Sruttgart, 16. Decbr. Graf Baudiffin,
der, um für bie Sache des Herzogs Friedrich
Vlll. zu wii ken, in der letzien Zeit fich hier
bcfand, hai Audienz beim Könige gehabt. Die
Auskunft, die er dabci erhielt, soü nach der
„K. Z." auf den Grafcn eincn sehr nieder-
schlagenden Eindruck geinacht haben.

München, 16. Dcc. Herzog Karl Theo-
dor in Bapern beglbt stch nüt könlgl. Ge-
nehmiguiig mvrgen »ach Hamburg, um stch
den nach Schleswig-Holstein zichenden Bundes-
truppen anzuschlleßen.

Hawburg, 17. Decbr. Da noch lliimcr
nicht oic erforderliche Anzahl von Quartieren
für dle BimdeStruppen angemeldet ist, erläßt
heute das Comite deö Schieswig-Holsteln-
Vereins eine Aufforderung an seine Mildürger,
worin es denselben dringend die freiwillige
Aufnahmc der Soldaien ans Herz iegt. Jn
dem Aufruf ist u. A. gesagt: ,,Es ist Ehren-
sache, diese Truppen mit größter Gastfreund-
lichkeit zu empfangen und zu behandeln. Wenn
wir ste als Befreier dcs thcuren Bruder-
stammes aufnehmcn, werben sie sich nicht als
llnterdrücker dessclben hergeben. Zn ganz
Deutschlanb wird Hamburg hari angekiag!
wegeii seineS unpatriolischen Vcrhaltciis. Dür-
fen wir es dulde», daß man dcm Volke mit
Rccht nachsagt, es habe kein Herz für SchleS-
wig-Holstein?"

Kopenhagen, 17. Dec. Die Prociama-
tion des Königs an die beurlaubten Soidalen
in Holftcin lautet vollständig solgendermaßkn:
„An die beitrlaublen Soldateu iu Hvlstcin!
Die Veihältniffe haben uns veranlaßt, einen
größereu Theii unseres Heeres unter bie Waffen
zu rufen. Wir haben Euch bisher nicht dem
heimathiichen Heerbe entziehen, bas Lanv nicht
Eurer Kräfte berauben wollen. Jetzt aber,
da man Euch von verschiedenen Seiten über
unsere Rechte irrezuleiten und Euch zum Treu-
bruch zu veiführen sncht, jetzt haitcn wir es
für iiiiserc Herrscherpflicht, Euch unter Vie
Fahue zu rufen. Wir vertrauen fest barauf,
daß mit der Krone auch dic Treue zum Lau-
des- unb KriegSherrn auf uns vererbt, dafür
bürgt uns die ehrenhafte Haltung, welche
Eure bereits unter den Fahnen versammelten
Kameraden rühmlich bcwährt haben. Wir
! werdcn Euch Führer geben, dic Zhr kennl u.
achtet, vou denen Zhr wißt, daß Euer Wohl

ZnsertiouSgebühren fär die Sspaltige Petit^
reile werden mit 3 kr. berechner.

ihnen am Herzen liegt, daß ste Euch stetS auf
ber Bahn der Ehre und der Pflicht führen
werden. Eilt herbei, Soldaten, zu Eurcr
Fahne, bereit zum möglicher Weise bevorstehen-
den Kampse für das Wohl, sür die Ehre und
Frciheit der Monarchie. Jhr habt Euch bei
ber Commanbauischaft unserer Stadt FlenS-
burg zu meldeu, wohin dic Beförderung durch
die Eisenbahn unentgeltlich geschieht, und wo
die Reisekostea Euch vergüiei werben. Gegeben
auf unserem Restdenzfchlosse Christiänsburg,
den 15. Deccmber 1863. Christian k."

Lübeck, 18. Dec. Nach neueren Befehlen
des sächsischen Obercommandeurs von Haakc
wird der Einmarsch der Bundeslruppen in bie
Herzogthümcr nichl am 21. erfolgen, wie be-
absichligi wurde, sondern am 23. Das säch-
sische Corps zieht zuerst ein, und ihm folgi
uniiiiltelbar das hannoversche Corps. So lange
kein Widerstand von dänischer Seite bevor-
steht, bieiben die österreichischen und preußi-
schen Corps an den Siützpunkten Hamburg
und Lübcck stehen und werben vom Ober-
Commanvo zum Nachfolgen erst bann comman-
dirt, sobaid sich die Dänen widersetzen. Dann
rückt auch sosort die große österreichische und
preußische Reserve nach und das Ganze tritt
unter prenßifcheii Oberbefehl.

«ldenburg, 19. Dec. Zn der heutigen
Sitzimg des Landtags wurde die Antwort LeS
Großherzogs auf dle Adreffe des LandtageS
in der schlkswig'holsteiliischen Angele.genhelt
uülgetheüt. Sie lautel: „Es gerelcht uür zur'
wahren Befrledlgung, daß der Landtag sich
mii solchcr Wärme der Rechic Schleswig-
HolsteinS aimimmt und gerne bereit ist, die
zur Wahrung dicser Rechie erforderlichen Opser
zn bringen. Empfängen Sic meinen herz«
liche» Dank für dicse Jhre Kundgebung. Schon
seit einer Reihe von Jahren hal mir keine
Angclegeuheit mehr am Herzen gelegen, alS
die Schleswig-Holsteins, und ich bin wie Sie
von der Uebeizeuguiig durchdrungen, daß jetzt
oder nie die Zcit gekommeii ist, dic Rechte
der Herzogthümer in Deutschland unverküm-
mertän ihrem ganzen Umfänge zur Geltung
zu briugeu. Gott gcbc zu diesen unseren ge-
ineiiischaftiicheii Bestrebungen seinen Segen."

Harnburg, 20. Decbr. Oestcrreichische
Truppeu marichiren fortwährend in dic Stadt.
Nach ven Erklärungen bes dänischen Finanz-
ministers Fengcr im Neichsralhe soll die neue
Aiileihe von zchn Mlüioiicn mit für Holsteia
contrahirt werven. — Der „Gothenburger
Zeftung" wirv aus Stockhvlm, 17. December,
geiiielvet, daß die telegraphische Nachricht

Malingear licben sich schon von Anfaiig deS Siückes,
das ist »atürlich, und heirathen sich am Schluffc,
daS ift ter Laus dcs Luftspiels. Die Eitcrn srei-
lich sind iiichtgübermäßig ftntimentaij ihnm ift der
Bcgriff der Liebc weit weniger wichtig, ais die
Hoffxuug, daß ihr Kind eine sogenannic glänzendc
Partie machen werde, und diese Hoffnung wird
dadurch rege gemacht, daß j-dc der beiden Familicn
der andcrn Sand rn dic Augcn zu streuen sucht.
Daher ciuc Mcnge der heitcrstcn Sccnen, in wei-
chen gegenseitigcs lleberbteten in ungcwohnten Lurns-
sormen zu gegenftitigem Erstaunen und hochgcspann-
tcn Erwartmigen führt, dis schlicßlich die Heirath
fast rückgängig wird, nachdem jeder dcr bcidcn Vätcr
Verpffichtmigcn eingegangen rft, dic er «kitaus nicht
zu erfüllen im Standc ift. Glückiicherweift hat das
dramatischc Schickfal sür einen Onket Robert, eineu
derben, aber gutmüthigcn Hoizhändler mit goidenen
Ohrringen un« cben so goldencn Grundsätzen, ge-
sorgt, welcher den Knoten durchhaut uud dic jun-
gen LiebeSleutchen zusämmcngibl. DaS ist in ailer
Kürze daS Gerippe des Stückes, wclcheS ader so
anmuthig überkicidet ist, daß man kaum weiß, ob
man dem Gedanken dcS Ganzen odcr den Einzel-
hcitcn den Vorzug gebcn soll. Freilich verlangt
das Stück, um die gchörigc Wirkmig zu thmi, em
frischeS, lcbhastes Zasammenspiel, und auch diefts
dürfen wir mit vollcm Grnnde lobcn. Der Zucker-
bäcker, Dclcliscur, mrt sctner füßcn Hälftc, Frau
Sobiretz, der Doctor der Medicin, Podesla,

ncbst ftiner Gattin, Fräulcin Hcuberger, wett-
cifcrten wic im Stücke an Großthucrct, so in Ler
Aussühruug an humoristischer Eharakterisirung.
Man sah, oaß Allc gern ihre Rollen spfttten, 'und
sic saßcn auch jcdem Einzeinen wic Lngkgoffen.
DaS Brautpaar, Kräul. Mayer und Hr. Krei,
hat nur wenig zu thun uud griff in bikftr kurzcn
Wirksamkcii recht wacker cin. Dafftlbe giit von dcm
Onket Robcrt dcs Herrn Giegold, welcher dcn
Zuschauern als wahrer äsas «x muodiaa erschien.
Der Thcaterzeitel hatte ihn vergcffcn. Wir sind
überzeugi, daß wenn diefts Lustspiel nach dcn Weih-
uachiSseiirtage», wenn die jetzt fleißig stickcnde und
strickende Damenwcli wieder häufiger das Theater
bcsücht, wiederholt «lrd, daß eS nicht bloß dei kiner
Wicdcrholung blcibcn wird. Nach dem eben be-
sprochenen Stückc war es leicht und schwer, daS
Publikum iu guter Stimmung zu crhaUcn; leicht,
wcil Jcdcr schon zum Lachen geneigt war, schwer,
^ weil ein ducch so feine Speise verwöhnter Gaümen
nur glkich FkiprS ohnc lleberdruß zu genikßeu
pstegt. Das dekanntk Singspicl: Wer ißi mit?
erwics sich als vollständig berechtlgt, dic Lachncrven
! noch wktter zu erregen. Die kösilichen Leistungen
dcr Hcrren Delcliseur und Frcund in dteftm
I Stückchen sind ja hier längst bckannt, und auch
. Fräulcin Schwarzenbergcr schloß sich thnest
. ebcnbürtig an.
 
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