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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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August
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M 197

«krscheint, MontagS auSgenommea, täglich.
PreiS vierteljährtich 54 kr.

Sonntag, ss. August

IssertioaSgebührea für die Sspaltige Petit-
jeile werdea mit 3 kr. berechnet.

L89S.

* Polittfche Umschau.

Nach einkm von Frankfurt nach Wien ge-
langten Berichte, wäre die Rückkehr des Kai-
sers nicht vor Ende dieseS Monats zu er-
warten.

Einc Correspondenz deS „Schw. M." aus
Franksurt behauptet, daß das Resormproject
im Allgemeinen nicht ungünstig aufgenommen
wurde. Man hat stch nicht verhehlt, welche
Schwierigkeiten hiefür bestehcn, und wenn man
weiß, daß den jetzt bestehenden Berhältniffen
Rechnung getragen werden mußte, so können
doch andererseits die Lem constitutionellen Prin-
cip gemachten Concessionen als wcit gehend
betrachtet werden. Wäre cs möglich, daS vor-
geschlagenc Jnstitut des BundesrathS und fer»
ner des Fürstencollegiums einer zeitgemäßen
Modification zu unterwerfen, wobei die Bor-
züge deS eigeutlichen Zweikammersystems ge-
wonnen würden, so wäre den hauptsächlichsten
Einwendungen die Spitze abgebrochen. Zmmer-
hin spricht sich die Anstcht der großen Ma-
jorität der Einfichtsvoüen dahin aus, daß das
deutsche Volk alS Abschlagszahlung annehmen
müffe, waS ihm hier angeboten wird. ljeber
daS waS geschehen werde, wenn Preußen trotz
abermaliger Aufforderung die Betheiligung ver-
sagen soüte, crfährt der Correspondent aus
zuverlässtger Quelle, daß die Fürsten ent-
schloffen seien, auf Grund des Art.j 11 der
Bundesacte ihr Werk auszufuhren, wobci auf
den späteren Beitritt PreußenS mit-Wahr-
schcinlichkeit gezählt wird.

Die ,,Opin. nat." bczwcifelt es, daß die
Einheit, bie Frcihcit und das Bvlksrecht
Deutschlands aus dem Congreß von Frank-
surt hervorgehen könneik; aber was bereitS
erworben ist, ist dieses, daß Lie deutsche Na-
tion solchergestalt seine Herren öffenAich die
Bcrechtigung ihrer Klagcn, das Begründetsein
ihrer Forderungen ancrkennen steht. Das
Dcutschlaud von GotteS Gnaden gesteht cs
vor dem demokratischen Europa ein, daß es
dem Dcutschland deS Bolksrechts Genugthuung
geben muß.

Deutschland

— Aus Bade», 17. August. Mit der
Gründung einer höheren Töchterschule ist man
inHeidelbcra nunmehr ernstlich beschäftigt
und. wurden zu diesem Zwecke schon mehrmals
größereVersaMmIungenabgehalten; auch wurde
ein Comite zur Lciiung der bczüglichen Ar-
beiten eingesetzt. Uebcr die Nothweudigkeit

ciner crweiterten bürgerlichen Töchterbildung
wollen wir uns hier nicht auSsprechen; es ge-
schah dies in Nr. 197, 215, 256 und 273
d. Bl. vom Zahrc 1861 in eingehenver Weisc;
allein eine andcre Frage möchten wir allea
Frcunden der Jugendbildung zur freundlichcn
Beachtung und Würdiguug vorlegen, welche
mit der vorstehendcn in engem Zusammcnhange
steht: es ifi die Frage über Errichtung einer
LehrerinnenbildungSanstalt. Wenn eS
auch außcr Frage steht, daß die Leitung
von Töchterbildungsanstalten und zur Erthei-
lung verschlcdener wichtiger Fächer durchauS
männliche Lehrkräfte erforderlich flnd, so
kann auch nicht bestritten werden, daß für
gewiffe Lehrgcgenstände weibliche Lehrkräfte
ganz am Platze, ja recht wünschenswcrth, so-
gar unbedingt crforderlich stnd. — Wen» dieses
erkannt ist, so cntsteht die Frage: wo sollcn
die Lehramtscandidatinnen ihre pädagogische
und wiffenschaftlichc AuSbildung hernchmen;
wo sind die dazu nokhwendigen Lehraustalten;
wo der Kreis von pävagogisch und wiffen-
schaftlich gebildeten Lehrcrn und Lehrerinnen,
welchen die besoudere Aufgabe der Heranbil-
dung von Lehrervercinen in dic Hände gegeben
sind? Jn Baden finden wir eine solche An-
stalt nicht; für Heranbildung von Lehrcrinnen
ist leider weder durch den Staat noch durch
ein Privatunternehmen gesorgt und doch ifi
eS von unendlicher Wichtigkeit, wie und wo
die künftigen Lehrerinnen gebildck werden, ob
ihre Heranbildung lediglich ihrcm Privater-
meffen, oder einer klösterlichen Einrichtung rc.
anheimzegeben ist. Die Wichtigkeit ciner wohl-
orgauisirren Lchrcrinnenbildungs-Anstalt hat
man in verschiedenen dcutschen Staaten (Ham-
burg, Sachscn) und in dcr Schweiz längst er-
kannt und solche Anstalten eingerichtet. Die
Lehrerinnenbildungsanstalt in Hamburg wurde
im verfloffenen Jahre von 85 Theilnehmerin-
nen besucht; für dcn Unkerricht sorgen füns
Lehrer. Mit gutem Willen licße stch auch iu
Heidelbcrg, der berühmten Universttäts-
fiadt, diese Sache durchführen und eine Leh-
rcrinnenbildungsanstalt mit der neu zu er-
richtenden h. Töchterschule in Berbindung brin-
gen, so daß dicse zugleich Musterschule für
die Theilnehmerinne» der LehrerinnenbildungS-
anstalt wäre.

Heidelberg hat vorzügliche Lehrer und Lch-
rerinnen, die leicht zu gewinnen wären, um
ihre Kräfte ciner so wichtigen Anstalt wenig-
stenS Iheilwcise zu widmen; es besitzt ausge-
zeichnete Lehrmittel und Saminlungen, die zu
diesem Zwecke benußt werdcn könnten!

Frankfurt» 20. Aug. Das EinladllllgS-
schreiben der dcutschen Fürsten an den König
von Preußen lautet: „AUerdurchlauchtigster
Großmächtigster Fürst! Die auf Einladung
Sr. Maj. des Kaisers von Oestcrrelch zur
Berathung einer Bundesreform allhier ver-
sammelte» deutschen Fürsten und freicn Städte
haben es schmerzlich empfunden, Ew. Maj.
nicht in ihrer Mitte zu sehen. Nach Kennt-
nißnahme der von Sr. Maj. dem Kaiser unS
mitgetheilten Vorschläge haben wir in den-
selben aüseitig cine geeignete Grundlage für
unsere Verhandlungen erkannt, deren Resultat
wir Ew. Maj. jcdenfalls zur Einholung Aüer-
höchst Jhrer bundesverfaffungsmäßigen Zn-
fiimmung vvrlegen würden. Wir hegen aber
den-lebhaften Wunsch, daß Ew. Maj., welche
berufen flnd, iu so hervorragender Weise an
den Erfolgen unserer Bemühungen Theil zu
haben, auch schön an unscren Berathungen
fich betheiligen möchten, damit daS große Werk,
deffen Nothwendigkeit Ew. Maj. ja selbst au-
erkannt haben, um so leichter und sicherer zum
Ziele geführt werben möge und, wenden uns
daher, iw Vertrauen auf Allerhöchst Zhre be-
währten bundesfreundlichcn Gesinnungen, an
Em. Majcstät mit der dringenden Bitte, daß
Allerhöchfi Sie noch jetzt in unserer Mitte er-
scheinen möchten. Der milunterzeichnete Kvnig
von Sachsen hat unternvmmen, Ew. Majestät
dieses Schrciben in unser Aller Namen zu
überbriugen und unserm Wunsche noch münd-
lich Worte zu lcihen. Empfangen Ew. Maj.
den angclegentlichfien AiiSbruck unserer bnlldes-
treuen Gesinnungcn. Frankfurt, 17. August
1863. (Folgen die eigcnhändigen Unterschrif-
ten aller in der Conferenz anwcscnden Bun-
besfürsten, sowie der Mandatträger der freien
Stäbte.)

Frankfurt, 20. August. Es verlautet:
Bedcnken gegen Oesterreichs Vorschläge er-
höben Baden, Weimar, Coburg einerseitS,
Hannover, Meiningen, Braunschweig andercr-
srits.

Frankfurt» 20. Aug. Der' „B. Lztg."
wirv geschricben: Viele der Fürsten habcn sich
sofort nach Mittheilung des österr. VorschlagS
nach Rath umgesehen; der König von Han-
nover ließ die besten Staatsrechtslehrer kom-
men, selbst der König von Bayern erklärte
sofort dem Kaiser, daß das Projcct nur unter
erheblichen Modificationen annehmbar sei, und
man darf hcute schvn mit Sicherheit anneh-
men, daß dasselbe in seiner jetzigsn Gestalt
nicht durchgeführt wird. Unter diescn Um-
ständen ist vielen Fürsten die Abwesenheit des

Statistische Notizen über den Deuischen Bund.

Da die deutschen Fürsten gegenwärtig in Frank-
furt mit dem Versuch einer Reorganisation des
Deutschen Bundes beschästigt sind, dürften
einige statistische Notizen übcr den lctztern nicht
ohne Jntereffe sein. Wir schicken »orauS, daß
dabei dcr Bcstand der deutschen Bundesakte vom
8. Juni 1815 ist; die Ziffern entnehmen wir
eincr Züsainmcnstellung in dem Gothaischen Hof-
kalender für 1863, wobei den Beoölkrrungszahlen
dsr Zählung »om Zahr 1855 zu Grunde licgt.

Es gehören zum deutschen Bundesgebiet:

von dervsterretchischenMonarchic das Erz-
herzogthumOesterreich, die Hcrzogthümer Salzburg,
Stetcrmark, Kärntcn, Krain; dann vom Küsten-
land: Stadt Triest und Gebiet, der Kreis Görz
und ein Thcil des Jftriaiier Kreises; ferner dic
Grafschaft Ttrol mit Vvrarlbcrg, daS Köntgreich
Böhmen, die Markgrafschast Mährcn, das Her-
zogthum Schlesien und cndlich von Galizien dte
Herzogthümer Auschwitz und Zator, mit einer Etn-
wohnerzahl von 12,909,919. Oesterreich fiellt zum
Bundeshekr drei Armeekorps mit 158,037 Mann;

> von der preußischen Monarchie die Mark
, Brandcnburg, die Hcrzogthümer Pommern, Sach-
, scn, Schlcsien, Westphalcn und die Rheinprovinz
(in neucrer Zeit noch dazu gekommen bie hohen-
i zollcrnschcn Lande und das Aahdegebict); Einwos-
i ncrzahl 13,173,235, BundeStruppen drei Armee-
' korps mit 133,769; Mann.

Einwohner. Mann.

Bayern: 4,541,556 einArmeck. mtt 59,334

, Sachsen: 2,039,176einArmk.(Di».)„ 21,757

' Hannover: 1,820,480 „ „ „ „ 20,757

Württemberg: 1,669,374 „ „ „ „ 23,259

Baden: 1,308,116 „ „ „ „ 16,667

, Kurheffen: 738,392 „ „ „ „ 9,466

Großh. Heffen: 838,424 „ „ „ „10,325

' u. s. w.

Der ganzeDeutscheBund zusammcn zählt43 Mill.
391,797 Etn«. mtt 10 ArmeekorpS und einer Re-
servedivifion, 503,072 Mann Truppen, wovon also
fallen auf Oesterreich 12,909,919 Sinw. (158,037
, Mann), Preußen 13,173,235 (133,769 Mann),

! und auf die übrigenBundesstaaten 17,308,643Ein-
^ wohner (211,266 Manu).

Nach dci Zählung von 1857 hatte Oesterretch im

Ganzen 35,019,058 Einwohucr, wovon (nach Stein's
Atlas v. 1.1863) rund 13,000,000 zum Deutschen
Bund gehören und 22,000,000 zu scinen übrigcn
Ländern; nach der Zählung vom Zahr 1858 hatte
Preußen 17,739,913 Einwohncr.wovon (nachStein)
13 578,253 tm Bund und 4,161,655 außcrhalb deS-
selben. Jm Jahr 1861 ergab die VolkSzählung für
Preußen einc Gesammtzahl von 18,500,446 Ein-
wohner, für Gesammt-Oefierreich schätzt der „Go-
thaer Hvfkalendcr" dicselbc biS dorthin rund auf
37,000,000.

Etn Kürassier steckte seine Löhnung immer tn seine
Säbelschcide. „Teufel, Kcrl", sagte cines TagcS ci»
Kamcrad zu ihm, „hast Du denn ketne Börse, in dte
Du das Gcld steckcn kaanst?" — „DaS ist dte bcstc
Sparbüchsc", antwortetc dcr Kürasfier, „dcnn kommt
eincr mciner Gläubigcr zu mir und mahnt mich, so
greife ich gleich nach meinem SLbclgrtff und sage:
„Zch »erde Sic sogletch bezahlen. Dcr aber macht
fich dann immer schnell auf die Sockeu, ohne dic
Bezahlung abzuwarten."
 
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