Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Dezember
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0529

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
N» 283. Mittwoch, 2. Decemvec L8S3.

^ Auf dir „Heidelberger
VIZeitung" kann man stch
dW*-- noch für den Monat

Derember mi'k 18 Kreuzern abonniren bei allen
Postanstalten, den Boten n»d Trägern, sowi'e
der Erpediti'on (Schiffgaffc Nr. 4).

* Polittsche itmschau.

Zn Berlin ist auf Veranlaffung des Obcr-
bürgermeister Sepdel, des Stadtvervrdneten.
vorsteher Kochhann und sämmtli'cher Magi-
stratsmitglieder und Stadtverordneten (mit
Ausnahme deS Fürsten Radziwlll, welcher sich
aus der Versammlung entfernte) ei'n Aufruf
erschienen, welcher zur Bilvung eineS Hülfs-
fonds für Schleswig-Holstei'n auffordert.

Nach dem „Memorial dipl." haben von
zwanzig Souveränen, die zum Congreffc ein-
gcladen sind, neun ihr persönliches Erscheinen
in Paris versprochen, nämlich: dcr Papst, bie
Kvnigin von Spanien, die Könige vvn Bel-
gien, Schweden, Portugal, Jtalien, Dänemark,
Griechenland und der Snltan.

Zur Schleswtg-Holstetn'schen
Sache.

Außer von Oesterreich und Prenßen ist das
Londoner Protokoll von 1852 bekanntlich auch
von Sachsen, Hannover, Württcmberg und
Oldenburg anerkannt. (Der jetzige Großhcr-
zog von Oldenburg hat die von seinem Vater
vollzvgene Anerkennung zuriickgeuoiiimen, wcil
Dänemark die vertragsmäßigen Bestimmungen
nicht erfüllt habe.) Von bäntscher Seite wer-
den jctzt die betreffenden Anerkenniingsurkun-
den veiöffentlicht. — Die sächstsche Anerken-
nung ist von dcmselben Herrn ». Beust voü-
zogen, der jetzt wieder einmal als deutscher
Pairiot anstritt; in sciner Erklärung vom 9.
Dec. 1852 in Betrcff des Londoner Proiokolls
sagt er wörilich, daß Sachsen seine Zustim-
mung zu dem Londoner Vertrag vom 8. Mai
1852 gebe, als einer Maßregel, welche zur
Erhaltung der „Jntegrität der bänischkii Mo-
narchie" dienen sollen. Ob von diesem Herrn
v, Beust, sragt die N. Fr. Ztg., zu erwartcn
sei, er werbe — noch dazu gegen ben Willen
Oestcrreichs und Preußens — helsen, um dic
Zntcgrität Dänemarks aufzulösen unv einen
selbststänbigen schleswig-holsteinischen Siaat
zu schaffen, das bedars wohl keiuer weitercn
Erörierung. Zn besonders hochtöncnben Phra-
sen ist die hannoversche ZutrittSerklärung ab-
gesaßt. Der Köuig von Hannover gibt dieselbe

ab, um mit „wahrhafter Genugthuung" zur
Sicherung — deS europäi'schcn GleichgewichtS
beizuiragen uud nicht fer« zu bleiben — dem
Willen Turvpa's! Württemberg beschränkt sich
darauf zu erklären, daß es keine Einwendun-
gen gegen den Vertrag zu machen habe.

Die tröstlose Nachricht von dem Resultate
der letzten Bundestagssitzung veranlaßt die
„AllgeM. Zeitung", sonst gewöhnt, gegen die
Cabinete eine Sprache voller Rücksichk zu
führen, sich folgendermaßen auszusprechen:
Nichts, gar nichtS ist geschehen, als daß, nach-
dem seit 14 Tagen schon kein dänischer König
Herzog von Schleswkg, Holstein und Lauen-
burg mehr eristirt, sein Gesandier cndlich die
Bundesversammlung vcrlüßt, UNd birHerzog-
thümer nun gar keincn Venreter in derselbe»
haben, weil der Bund erst bestimmen muß,
wer von Rechtswegcn in ben Hcrzogthümcrn
regiert. „Unveran i wor tlich!" „Jn Wien
fährt Kaiser Franz Zoseph mit dem Groß-
fürsten Constantin znr Jagd, und König Mar
weilt in Rom." Ueber die Erbitterung, die
in Baper», besonders in München herrscht
über den unendlich schkeppenden Gang, den
die brennendste deutschc Angeiegenheit geht,
haben wir Privatnachrichten, nach denen die-
selbe auf einen hohen Gead gestiegen ist.
Oeffenllich sollen in Bapern Aeußerungen ge-
sallen sein, die an die Anödrucksweise der
Haberfeldtreiber nur allzu stark erinnern. Und
dabei macht die vfficiöse „Baper. Z." Worte,
wie: „Der Bund ist ganz erfüllt Vvn dem
Ernst der Lage rc. rc." ' Wüßten die Bertreter
der deutschen Regierungen in Frankfurt, wie
ihre Beschlüffe oder Nichibeschlüffe auf die
Stimmung des Volks einwirken, so würden
sie vielleicht BeffereS von sich hören lassen.
Oder wiffcn sie es vielleicht nnd wollen es
so? Wollen kaltes Wasser auf die glühenve
Begeisterung der Nation für die Sachc ihber
Ehre gießcn?

Kiel, 26. Novbr. Die von den holsteini-
schen Stäudemitgliedern und Steüvertretern
in ihrer am Dienstage, den 24. d. Mts. in
Hambnrg abgkhalteneii Versammlung be-
schloffene nnd bereits abgesandtc Eingabc an
den deutschen Bundesiag lautet folgender-
maßen:

„Hohe Bundesversamnilung!

„Jn dem gegenwärtigen verhängnißvollen
Augcnblick sind die holstcinischen Stäude, dic
einzigen verfaffungsmäßigen Vertreter des
LandeS, nicht versamnielt und daher außer
Stande, für die Rechte nnd Jntcressen des
Laiides einzulret'eii; sie können nur auf er-

gangene Berufnng des Ländesherrn sich ver-
sammeln. UNker di'esen Unständen fühlcn sich
dkc unterzeichnctcn erwählten Abgeordneten u.
Stellveriretcr znr holstci'nischen Ständever-
sälninlung gestützt auf das ihnen durch die
Wahlen bekündete Bertrauen threr Mitbürgcr
i'n ihrem Gewissen verpflichtet, än die Hohe
deutsche Bundesversammlung mi't der fölgen-
dd» unterthänrgsten Vorstcllung ver'traUenSvöll
sich zn wenden.

„Mit dem am 15. d. M. erfölgten Tode
Königs Frievrich VII. jst die ältere Linie des
Oldenbizrgcr Mannesstammcs erloschen. Nach
dem Ausspruche der bewährtesten Staats-
rechtskündi'gen ist gegenwärtig zur Thronerb-
fvlge i'n dcn Herzogthümern Schleswig »std
Holstein die Schleswig-HolsteistiSonderburg-
Augnstenbiirgische Linie die zunächstberechtigte.
Nach dem Thronfolgegesctze vom 31. Juli
1853 söll dagegen für den eiNgetrekenen Fall
die Thronfoige auf dcn Prinzen Christian von
Schleswig-Holstcin - Sonderburg- Glücksburg
und deffen aus der Ehe mit der Prinzessin
Louisc Wilhklminc Friederikc Karoline Auguste
Zulie, gebvrne Prinzessin von Heffen, ent-
sproffenc männliche Nachkommenschaft übe»
gehen, und der Prinz hai denn auch als Köuig
Christian IX. bereits den dänischen Thron bc-
stikgen. Dieses Thronfolge-Gesetz stützt sich
aus den bekannien Lonvöner Tractat. So
wenig aber die legitime Erbsölge in einem
deutschen Lande durch einen Vertrag andtrer
eurvpäischer Mächtc rcchtlich verändert werden
kann, so wcni'g ist dics auch durch den Lon-
doner Tractät beabstchtigt, bürch welchen sich
die an demselben betheiligten Großmächte nur
verpflichten, das Successionsrecht des Prinzen
Christian uud dcffen oben bczeichnetcr mänN-
licher NachkomNienschaft anzuerkennen, ohne
doch eine Garäntie zu übernehmen. Aüf keincn
Fall aber kan» die rechtlich bestehende Thron-
folgeordnung ohne Zustimmung des betheilig-
te» Landcs abgeänderl werden. Dicser Grund-
satz ist noch in neuester Zeit in den zahl-
reichen Fällen stets zür AnwcndUng gekommen,
in denen eö sich iim cine Veränderung des
Thronsolgercchtes handelte. Auch die königl.
dänische Regierung hat denselben dadurch an-
erkaiilit, daß sie den Entwurf des erwähnteN
Thronfolge - Gesetzes ver verfaffungsinäßigen
Vertretung des KönigreicheS, dew bänischen
Reichsiage zur Beschlußnahme vorgelegt und
erst nach erfolgter Zustimmung desselben das
Gesetz sanctionirt unv publicirt hat. Die
L-tände der Herzogthüiner sind dagegen um
ihre Zustimniiliig überall nicht angegangen

That!

(Ein SchleSwrgholsteins-Soiiett.)

„SchlcSwig-Holstetn meerumschlungen"

Singen wir fchon viel zu lang.

Bei bes Volkes tiefstcm Drang

Ruft es „That!" mit tausend Zungen.

's Viitcrland wird nicht ersUngcn i

tdnd durch Reden nicht erkauft. '

Wv dic Noth mtt Blut getauft,

Wird'S nur mit dcm Schwcrdt crrungcn.

Darum auf, zum blut'gcn Kämpfcn, j

Troh den diplomat'schen Krämpfen
Zn deS BundcS salschcm Hcrj!

Nach dem Kainpfe führen wledcr
VatcrlandessicgeSlieder

ÜNS - wertn Gott will - heimathwartS !

Heidelberg, 36. Nov. 1863. i

^_ IV.

O Stadt-Theater in Heidelberg.

Sonntag, den 29. November: Zrtny. Es war
im Sommer 1812, al« der kaum 21jährige Thco-
dor Körner daS crste größerc Traucrspiel auf der
Wicncr Hosbühne ausführen licß, seincn Zriny.
Das patriotische Gcdicht, dic stegreiche Todeöweihe
etner edlcn Heldcnschaar, die Nicderlage eincs gc-
schlagenen Erohcrers verherrlichend, wurdc mit end-
losem Jubel empfangcn, welchcr bei jeder neuen
Aufsührnng sich ernente. Man hörte die große
Vcrkündigung riner größeren Zcit aus dem Munde
dcs tnpscrn Ungargrrscn. Zriny sclbst, wle allc
seine Gctrcucn, waren keine llngarri, ste waren
Dentsche tn allen ihren R-den und Gefühlen, sie
waren dic zum Todcskrmpfe sich aufrafsende Na-
tivn, deren Lerkünbiger der jungc Dichter selbst
war, ein Zahr bevor der wirkliche Schlachtruf ir-
klang, bevor «r mit dem Schwerte in der Hand
selbst den Opfertod «rlitt, welchcn sttne Leycr be-
snngeii hatte. Und wie Zriny daS dcutschc Volk
darftcllt, sv erkcnsten «ir alsbald tn Soliman den
Wclteroberer deS 1g. Jahrhunderts. Kcin türkifcher

Großherr, Napoleon Bonaparte saß zu dem Bilde
des Mcnschcnlebcn und Menschenwerch gcrtng ach-
tendcn HeerführerS, welchcr plötzlich machllos zu-
sammenbricht, da cin Mann ihm gegenüber steht.
Ja, man sollte sagen, bis auf Details dcr Welt-
geschichie hätten in Körncrs Dichtcrgctste sich vorauS
abgespiegclt, nnd dic Pechkränze, wclche Zriny irr
die Ncustaot Sigeth schlcudcrn käßt, stien dic Vor-
ahnung jeneS Flammenmeers gcwestn, das vom
16. bis zum 21. Septembcr dcS Aahres dcr ersten
Aüfführnng Moskau zerstvrtc. Die Zeit, tn wclchcr
wir jetzt leben, gestattet wohl ein Aussrischcn da-
maliger Klängc. Auch jeht wieder gcht der TodeS-
schauer dkS Niklas Zriny einmüthlg durch daS
deutsche Volk. Wird es ihn halten könncn? Wird
Kaistr Mapimtlian auch heute sich damit begniigen,
bci Raab iii scinem vcrschanzten Lagrr zu blciben,
oder wird er gar zur Feighcit den Verrath fügen,
und dte Festung Sigcth sclbst dem Erbfcinde überl
ltcfcrn? Wir wiffen eS nicht, wir können cS nur
besürchtrn, rmb äuch dazn rst di- Thcatcrkritlk wöhl
kaum dte paffende Äclkgenbcii. Suchen wtr deß-
halb, von deii uns überströmendcn EmPstnLungcn
uns fret zu machen und uur an die Htidelberger
 
Annotationen