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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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August
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N« 2V1. Freitag. 28. August

* Politische Nmschau.

Wie daS „F. I." vernimmt, habe die Cir-
cularnote deS Grafen Rechberg vom 21. von
Hrn. v. Roggenbach eine Beantwortung ge-
funden, worin, neben constitutionellen u. sach-
lich^n Bedenken die Nothwendigkeit einer festen
Geschäftsordnung betont wird, wenn, statt
einer freien persönlichen Besprechung, förm-
liche Beschlüffe mit irgend welchem bindenden
Charakter gefaßt werden follten.

Der für Deutschland wohlgeflnnte,,GIobc"
spricht fich mit großer Wärme für das deutsche
Reform-Project aus und bemerkt schließlich,
nachdcm er fich über Preußen sehr scharf ausgc-
laffcn: „Eins steht fest: die deutsche El'nhei't
wirv ei'nigcrmasteli, wenn diese Frankfurter
Versammlung vorüber ist, aus dem Lande der
Träuuie herauSgekommen sein und auf drm
festen Grunde der Thatsachen Boden gefaßt
haben. Sie ist keine Vifion mehr, wic man
fie in den kräuselnden Wolken eines Täbak-
raucherS fieht; sie hat »n dieser Welt als
praktischer Vorschlag ihre Stellc gefunden.
Kaiser Franz Joseph mag »ach Wien zurück-
kehren „re iolevta" (unverrichteter Sache),
aber er hat cincn Samen ausgestreut, welcher
aufgehcn und Früchte tragcn wird zu gehöri-
ger Zeit,"

Es steht eine Zusammenkunft zwischen dem
Kaiser von Oesterreich und der Köuigi'n »on
England bevor.

Garibaldi ist voükommen wieder hergesteüt.

D eutsch la nd

*Heidelberg, 26. August. Das bereits
gestern erwähnle, an die deutschc Nation und
die deutschen Fürsten gerichtete angebliche Ma-
nifest Königs Wilhelm I. von Preußen, wollen
wir als Curiosum unsern Lescrn nicht vor-
enthalten. Dasselbc lautet:

Das dringende Bedürsniß einer Einigung
Deutschlands untcr einer starken Centralge-
walt, mit einer wahren Vertretung der Na-
tion zur Seite, ist von Preußen zu keiner
Zeit geläugnet worden und wird auch von
Meiner Seite nicht verkannt.

Jch brauche nicht darauf hinzuweisen, daß
schon vor 1S Jahren wie heute dies Bedürf-
niß von allen deutschen Fürsten ausnahms-
loS gcfühlt, zugleich aber auch, in richtiger
Anerkennung der ihnen mangelnden Alleinbc-
rechtigung zu aulokratischcr Ordnung des
staatsrcchtlichen Verhältniffes der Gesammt-
Nation von ihnen die verfaffunggebende deutsche

Frankfurt, 25. Aug. Unter zahlreicher Be-
theiligung des Publikums fand heute v°n 10—12
Uhr tn dem v. Erlanger'schcn Bleichgarten die
Prämienverthetlung füx die schönsten auf
den dießjährigen Herbstmarkt gebrachten Pferde
uno Fohlen statt. Die Pramiirungscommisflon
bestand aus den Herrcn v. Bethmann, Gchriug,
Grebö, Hoffmann, Keßler, Klotz, Chr. May, L.
Mettenheimcr, Albert Metzler und der Supplean-
tcn Dr. Gogel, H. Mumm und Dncat son. Nach
der für den diesmaligen Markt festgesetzten Prä-
mien-Ordnung wurdcn vorgeführt:

1) Rcitpferde schwereren Schlages. Von dcn
skchs in Concurrenz getrctenen wurde der dunkel-
brauncn Stute des Herrn Elkan aus Berltn der
erste Preis und der kastanienbrauncn Stutc der
Hcrren Graefner und Freund aus Pcsth das Ac-
cesfit züerkannt.

2) Rettpferde leichteren Schlages. Von den acht
in Eyncurrenz getretenen Pferden «urde dem Schim-
mcl-Waliach des Herrn Elkan aus Bcrlin der erste
Preis und der schwarz-braunen Stute dcr Herren
Wolf aus Heidelberg das Accesflt znerkannt.

Nati'onalversammlung (welche aus freier, dk-
recter VolkSwahl hervorgegangeu, am 18. Mai
1848 in der Paulskkrche zu Franksurt a. M>
zusammentrat) allselti'g diese Mksfion übertra-
gen erhielt, das deutsche Rekch zu constktukren.

Das constktuti've Elaborat dkeses Repräsen-
tatkvkörpers deutscher Natkon lkegt vor in der
deutschen Reichsverfaffung vom 28. März
1849, welche von 4 dcutschen Rcgkerungen
unbedkngt als Geseß verkündigt, von 27 dcut-
schen Uni'onsregkerungkn aber mit Modkficatko-
nen angenommen wurde, glekchwke sie im deut«
schen Reichsparlauient mkt entschkede» über-
wtegenber Sti'mmenmehrhekt votkrt ward. Hkcr-
nach hat fich di'c deutsche Natkon durch khr
lcgales Organ, den priwitiven, getreuen und
correcten Ausdruck des Volkswiüens, für eknen
staatsrechtlkchen Neubau des deutschen Rekchs-
körpers mit brektester demokratischer Basis u.
monarchischer Spitze aufS unzwekdcutigste aus-
gesprochen.

Angesichts dieser als Oxuu opvrstum vor-
liegcnden, vom unverfälschtcn Rationalwiüen
dtctirten constitutionellcn Grundvestc des dcut-
schen Reiches hielt Jch Mich nicht für berech-
tigt, alle anderen seitdem aufgetauchten Reform-
Programme (wie das der Würzburger Con-
ferenz und des Delegirtenprojectes u. s. w.)
welche niedrigere Anbote stellen, als dic Reichs-
v-rfassuiig von 1849, anders als entschieden
ablehnend zu beantworten. Denn obwohl im
Princip mit der Nothwendigkeit einer Reor-
ganisation und Neugestaltung Deutschlands
einverstanden, war Jch gleichwohl fest über-
zeugt, daß dte deutsche Nation welche eine
staatsrechtliche u. sociale Wiedergeburt Deutsch-
landS als einheitliches Reich mit freisinnigen
und volksthümlichen Jnstitutl'onen, fordert und
zn sordern berechtigt ist, sich nichl mit einer
bloßen Bundesrcsorm zufrieden geben, viel-
mehr derlei Flickarbeit und ^tückwerk mit
Protest zurückweisen würdc.

Wenn auch, nachdem das deutsche Parla-
ment im K. 68 und 69 der deutschen Reichs-
versaffung „die Uebertragung der Würde des
Reichsoberhauptes an einen der regl'erenden
deutschen Fürsten, in deffen Hause dieselbe
erblich sein und im Mannsstamme nach dem
Rechte der Cdstgeburt fich vererben solle" —
rechtsgiltig beschloffen und durch Wahlact vom
28. März 1849 mittelst namentlicher Abstim-
mung die Kaiserwürde auf den jeweiligen Kö-
nig von Preußen, d. h. älso auf Weine Dp-
nastie, das Haus der Hohenzollern, übertragen
hat und die deutsche Reichs- und Kaiserkrone
mit der Krouc MeineS Köiiigreichs Preußen

3) Wagenpferde schwcreren SchlageS. Von den
scchs in Concurrcnz getretenen Pfcrden wurdc der '
crste Prcis dem Schimmel der Herren Gebrüder !
Heß auS Bockenheim und dem Herrn A. Schild- '
mann a»S Nürnbcrg das Accesflt znerkannt.

4) Wagenpferde lcichteren SchlageS. Von den
elf Paar in Concurrenz getretcnen wurde den
Schtmmelhengsten dcr Herren Graefncr und Freund
aus Pcsth der erste PretS und den bciden Rappcn
deS Herrn I. Wolf auS Heidclbcrg das Acccsfit
zucrkannt.

5) Zugpferde schwcrercn Schlages. Von den
fünf Paar vorgeführten Pferdcn crhielten dte brau-
ncn Hengste der Herren Meyer und Kanfmann
aus Leutershansen den crsten Preis, das Acccsfit
bekamcn die Herrcn Löbstein das Jebcnhausen.

6) Zugpferde leichteren Schlages. Von dcn vor-
geführten scchs Paarcn wurdcn den braunen Wal-
lachen dcr Herren Gebr. Löbstetn der erste Preis
und den braunen Wallachen der Herren Meycr
und Kaufmann aus Leutershausen das Accesfit
zuerkannt.

7) Hengstfohlen. Von dcn vier vorgeführten'
erhtelt der Schimmelhengst deS Herrn Grafen Bose

JnsertioaSgebühr» 'ür ^^ie ApaNigc Petit-

vereinigt wiffen wollte — wenn auch des da-
maligcn Königs Friedrich Wilhelm IV., Mci-
nes in Gott ruhenden Brudcrs und Vorgän-
gers, Majestät stch auch seinerzeit durch allzu
gewiffenhafte Bedenklichkeiten, Delieateffe und
sonstigc Rückfichten zu deren eventuellen.Ab-
lchnung bewogen fand; indem Er die Anuahme
der deutschen Kaiserkrone seinkrseits an die
freiwillige Zustimmung der sämmtlrchen deut-
scheu regierenden Fürsten zu diescr Kaiserwahl
knüpfte, diese letzteren aber bis jetzt zur Er-
füllung dieser aufgestellten evnclitio sioe «jUL
non, oder zur Erkennung eines constitutionellcn
Kaisers der Deutscheu überhaupt, keine Miene
machten: — so kann Mich, als den legitimen
Nachfolger und Thronerben Meines königlichen
Bruders, des letzterwählten deutschen Erb-
kaisers, »nb folgerichtig als Depositar der
seiner Hut- und Schirmvoigtei anvertrauten
deutschen Reichsverfassung von' 1849, — trotz
dieser bedingten Ablehnung jener hohen Würde
— dennoch keine Machi der Erde vermögen,
zuzugeben, daß der deutschen Ratio» ein Reichs-
grunbgesetz odcr Bundesstaatsrecht vvn irgcnd
welcher Seite vctroyirl werde, — am aller-
wenigsten ab?r ein solches, das mit der zu
Recht bestehcnden deutschen Reichsverfaffung
vvn 1849 (auf welche theilweise schon die
Armee unb die Beamten beeidigt wurden) im
Widerspruch stände oder nicht im vollen Ein-
klange sich befände.

Dies Mir und Meinem Hause überkommene
heilige Vcrmächtniß, der Hort und Schild jenes
Palladiums deutscher Volksfreiheit zu sein,
will Jch sür Meine Person wenigstenS biS zu
Meinem Tode getreulich bewahrcn und zum
Vollzug bringen.

Die deutsche Nation weiß jetzt, warum Zch
Mich an einseitigen Projecten zu bloßer Bun-
desresorm niMmermehr felbstthätig betheiligen
kann: sie wird Meine Gründe zn würdigen
wiffen.

Deutschlands Fürsten aber kennen jetzt mein
Rcsormprogramm; fic werden wiffen, waS fie
zu lhun haben, waS sie stch selbst, der Nation
und der Nachwelt schuldig'find.

Die Nation hat bererts vor drei Lustren
vernehmlich gesprochen; ste wird nochmals ihr
Verdict aussprechen bei dem deutschen VolkS-
abgeordnetentage.

Zch kann ihrem Urtheil getrost und muthig
entgegensehcn und werde Mi'ch seinem Aus-
spruche unterwerfen — obwohl eS zwar cnd-
giltig, aber nicht unfehlbar ist.

Denn hinter Uns steht die Nachwell, welche
über uns Alle, über Fürstentag und VolkS-

den ersten Preis und der Schimmelhengst des Herrn
Hildmann aus Oberhöchstadt daS Accesstt.

8) Stutfohlen. Bon den sechs vorgeiührten er-
hielt die Fuchsfohlenstute des Hcrrn Du Fay den
erstcn PreiS, das Accesfit eine dunkelbraune Stut-
fohle des Herrn Weitz von hier.

9) Saugfohlen. Von den in Concurrenz getre-
tenen Fohlen erhrelt die braune Stutfohle des
Hcrrn Partik. Müllcr aus Rödclhcim den 'crsten
PrciS, das Accesfit Herr Löwcnstein aus Hadamar.

10) Dcn durch Herrn A. Varrentrapp zur freien
Vcrsügung gestellten Prcis von 50 fl. erhielt eine
dreijährige Stutfohle des Herrn Mcttenheimer.

Um 12 Uhr, zogen dic prämiirten Pferde, vorauS
zwci vierspänntgc Wagcn mit dem Pferdcmarkt-
comite, unter Zulauf einer großen Mcnschenmengc,
nach dem „Holländischen Hofe", wo dte betreffenden
Urkunden und Prämien vcrtheilt wurden.

Der diesjährige Herbstmarkt tst sehr regc und
verspricht »iel.

Stuttgart, 25. Aug. Ueber das Abhan-
dcnkommen von Geldbeutcln und Porte-
monnaies «ährend der Fahr» auf der Eisen-
 
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