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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0569

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Erscheint, MontagS auSgenommen, täglich.
PreiS vierteljährlich t4 kr.

So»mtag, 13. Deceinber

* Polttische ttmschau.

Weiin eS gleich Pflicht -ec einzelne» Laades'
vertretungen in der schleswig - holsteinischen
Sache ist, ihre Stimme zur Geltung zu briu-
gen, so bedarf es aber auch uo.ch cines Or-
gans der Gesinnung und des Wiüens von Ge-
sammtdeutschland. Dies ist's, was ber bevor-
stehenden auf den 2t. Decbr. in Frankfurt
anberaumten allgemeinen Abgeordneten - Ber-
sammlung Bedeutung verheißt. Die Frauk-
surter Versammlung triit anspruchsIvS zu-
sammen. Sie besitzt keiue Macht, — nicht
nur keine organisirte oder constituirte, sondern
auch nicht eine solchc, wie sie einst dem auS
den Stürmen der Märztagc hervvrgegangenen
Vorparlamente zur Seite stand. Und doch
wird diese Versammlung eine Bedeutuug er-
langen. Die bloße Thatsache des Zusammen-
tritts von Abgeordiieten der verschiedeuen po-
likischen Rlchiungen ans allen Theilen Ge-
sammidcutschlands bildet ein nicht zu unter,
schähendes Moment, und mit oen hier zu-
sammentreienden Männern wird das Herz
des deuischen Volkes sein!

Aus Merico klingen die Nachrichten nicht
blos nicht gut, sondern man spricht von einer
bevorstehenden allgemeinen Erhebnng gegen
die Franzoscn.

Die letzten Siege der Unionisten in Ten-
neffee werden jetzt sogar von der „TimeS" iu
einer Weise bestätigt, die deren ganzes Ge-
wichl zeigt. Das Ciipblatt, das bisher Alles
tn einem den Confvberirtcn günstigen Licht
darsteüt, sagt nun: der Sieg deS Generals
Grant sei voüständig und von solcher Wichtig-
keit, daß er alle früheren Vortheile der Unio,
nisten ln Schattcn stelle, und daß das Ende
der Secesston schwerlich länger als bis näch-
stes Frühjahr verzögert werden könne.

Zur Schleslvig-Holstein'schen
Sache.

Der Herzog Friedrich hat folgende Procla-
mütion erlaffen:

„SchleSwig-Holsteiner! Das Werk der Be-
freiuug hat begvnnen. Eine Reihe dcutscher
Regierungen hat mein klares Recht anerkaiuit.
Der Vertreter des Königs von Dänemark sitzt
nicht mehr in der deutschen Bundesversamm-
lung. Jn wenigen Tagen werden dcutsche
Bundesiruppen sich in Bewegung setzen und
das Bundesgebiet schützen. — Jhr aber habt
die alte Holsteinlreue bewahrt. Ungebeugt
durch eine lange Willkürherrschaft, unter dem

Drucke der dänischen Baponnette habt Jhr
Euch für Eurcn rechtmäßigen Herzog crklärt.

— Die Hulbigungen, d'ie täglich aus dem oc-
cupirten Lande an mich gelangen, zeigen, wo
Euer Wille steht. Eure eingebornen Beamten
haben, indem sie fast ausnahmslos einem un-
berechtigten Fürsten den Eid verweigerten, ein
Beispiel muthiger und opferbereiter Pflichi-
treue gegeben. Nur wenige haben für einen
Augenblick von der thatsächlich bestehendew Ge-
walt sich überraschen laffen. — Noch ist das
Ziel nicht erreicht: Noch stehen großc Anstren-
gungen und Opfer uns bevor. — Aber auf
unsercr Seite steht das Recht. — Niemand
behauptet, daß jetzt eiu König von Dänemark
kraft eineS ErbfolgerechtS über bie Herzog-
thümer herrschen würde. Der KLnig von
Dänemark selbst gründet seinen Anspruch nur
anf einen Traktat, durch dcn kein altes Recht
vernichtet, kein neues geschaffen werden konnte.

— Jn meiner Person vereinigt sich das Rccht
der Legiiimität und die alte Verbriefung Les
Landes mit den nationalen Forverunge» und
den Geboten der Menschlichkeit. — Zhr selbst
habt wicberholt durch Eurc Vertreter nach ge-
wiffenhaster Erwägung das Recht deS Laudes
und meines Hauses auSgesprochen.

„Schleswig-Holsteiner! Jhr werdet die bun-
desverwandlen Trüppen, welche Euren Boden
bctreten, als Frcunde und Befreier empfangen.
Aber es ist unserc Pflicht, vor Allem selbst
die Vertheidigung unseres Landes zu über-
nehmen. — Zch hoffe, gestützt auf bundes-
freuudliche Hilse, die Neubildung der schleswig-
holsteinischen Armee bald beginnen zu können.
Dann wird die Zngcnd unseres Landes herbei-
eilen und aufs Neue die Tugenden der Manns-
zucht und der Tapferkeit bewähren. — Wenn
das Werk vollbracht und der Friede in Eure
Flure» jiirückgekehrt ist, so werden unter dem
Schutze dcs Staatsgrundgesetzes Fürst und
Volk durch Liebe und Vertraucn für alle Zei-
ten verbunden sein. Statt eines Heerdes der
Bcunruhiglilig wird SchleSwig-Holstein dann
für Deutschland und Europa eine Gewähr des
FriedeiiS und der Ordnung bieten. — Seid
einig und entschloffen. Gott dcr Herr wird
unserc gerechte Sache zum Siegc führen.
Gotha, am 10. Dec. 1863. Friedrich, Herzog
von Schlkswig-Holficin.

Der „Hamb. Corresp.e- bringt das Gcrücht,
der dänische Reichsrath werde mik Majorttät
beantragen, die Verfaffung vom 18. Novbr.
bis auf Weikeres außer Kraf« zu setzen.

Ratzeburg, 5. Dec. Die Nachricht, daß
dic Nitter- nnd Landschasd- des HerzogthumS

Die Wirthin von Fischbach.

Humoristische Erzähluug von Ch. o. Eravenreulh.

(Fortftdung.)

So ging sic hinaus, und cs ließcn sich inehrere
Mtnuten lang weder Vater, Tochtcr, noch Mutter
blickrn. Dcr König ward endtich crnstlich unge-
duldig und miintc, daß ihm dcr Spaß dcnn doch
zu langc ausbleibc. Gchen Sie in dic Küchc, lieber
Frcund, bat er dcn Adjutantcn, und sagen Sic der
Frau, cs werdc mir die Zeik lang, ich wünsche sie
und dte Fjsche endlich vor Augcn zu sehcn.

Der Ädjutant, wenig crbaut »ou der Scndung
und doch neugicrig genug, begab sich in die Küche
und fand die Tochter mit flchcnder Geberde nebcn
dcm Herde stehen, und den Vater, als gänzlich
mtt scincr Sendung verunglückt, in eincm Winkel,
Lngstlich an den Nägeln kauend. Wo ist die Wtr-
thin? ricf der junge Ofsicier b-frhlshaberisch zur
Thüre hinein.

Hier tst ste, waS soll'S mit thr? cntgegnete die
Frau, ohne «on ihrer Arbclt aufzusehen, die im
Salzen und Bestreuen der Fische bcstand, wahrend
auf bem Feuer das heiße Schmalz hroddelte.

! Scine Majestät der König verlangen nach den
bestcllten Fischen und nach dcr Wirthin, die cS
noch nichi der Mühe werth gefunden, thrcm Monar-
^ chen den fchuldigcn Respect zu erweisen.

^ Wenn der König Hungcr hat, so soll cr unter-
dcffcn was Andcres effen, dte Fische laffen sich nicht
fertig hcren, erwtderte die Frau, und auf dem
Lande gcht's nicht wie in der Hofküchc, wo hundcrt
Nichtsthucr herumstchcn. Zch hab' mchr zu thun
gehabt, als die einfältigen Flsche herzurichten, und
hat sie der König glcich beim Ankommen fcrtig
haben wollen, so hätt' er früheb schicken müffcn.
Geh' hincin, Mtdei, in dic Stubc und plaude?
dem König etwas vor; kannst ja so schön, wie dlc
Leutc sagen, wird «ohl für die Stadtherrcn auch
gut genug sein.

Abcr der König vcrlangt nach Ahrcm Erscheinen,
Frau —

Zch aber hab' kcin Verlangen darnach, eher
^ hinein zu gehen, alS bis meine Fische fertig
sind.

Erzürnc Sie den König nicht, Frau! er ist der
^ König und hat zu befehlen, unb wir haben zu
! gehorche»!

ZnsertionSgebühren für die Sspaltige Pttit- M
zeile werdeu mtt 3 kr. berechuel.

Lauenburg die Anerkennung ChristianS IX. alS
HerzogS von Lauenburg 'ausgrfprochen hat,
bestätigt stch noch nicht.

Wierr, 8. Dec. Dem „Botschafter" zu-
foige wirb daS östcrreichische Contingent deS
Erecutioiiscorps aus 25,000 Mann, u. zwar
aus 4 Brigaden Znfanteric, 1 Brigade Ca-
vallerie und 7 Batterien bestehen. Don der
Jnfanterie rücken von Wien die Brigaden
ThomaS und Nostiz aus, die dritte ist gegen-
wärtig in Pesth, die vierte in Böhmen in
Garnifon. Di'e Cavalleri'e rückt von Böhmeit
unb Mähren^auS. Diesem Truppencorps ist
dic entjprechende Zahl von Zägcrbataiüonen,
Genie- und Sanitätstruppen beigegeben. Zum
Conimandanten des Corps ist F.M.L. Barou
Gablenz ernannt. Ein Theil ber Truppen
wlrb über Bayern marschi'ren, während die
aus Böhmen abrückenden Trnppen über Sach-
sen ihren Weg nehmen.

Hawburg, ö. Dec. Jn hiesiger Stadt
und Umgegend werden Quartiere sür ei'a
40,000 Manii starkes österreichisch-preußischcS
Truppeucorps, das fn acht Tagen eintreffen
soll, vorbereitet.

Hannover, 10. Decbr. Unsere Truppen
sind hente Morgcn um 9 Uhr untcr dem Ge-
lei't einer großen Menschciimenge nach Holstein
abmarschirt. Der Commandrur unjerer Ere-
cmionstruppeii, Generallientenant Gebser, u.
der Gciieralmajor v. d. Knesebeck haben sich
heute morgen mit dem Armeebrigadestabe nach
Harburg begeben. Major Ahrbeck ist zum
Ehef der mitgehenden Artlllerie ernannt. Am
16. d. M. wirb die hannoversche Armee an
der Elbe concentrirt sein.

Kopenhagen, 10. Decbr. Nach „Dag-
blabet" und „Flpveposten" wird von wohl-
unterrichteter Sette bestätigt, daß die llnter-
handlungen wegen der schwedischen Aüiaaz
rückgängig geworden sind,

Dresden, 11. Decbr. Dem „DreSdenet
Journal" znfolge werden di'e sächstschen Ere«
cutionstriippen am 15. und 16. d. M. von
Leipzig mit der Eisenbahn nach Holstein ab-
gehen.

Stuttgart, 11. Dec. Die Abgeordnrten-
kammer beichioß cinstimmig, die Regiernng zu
bitten, beim Bunde auf sofortige Besetzung
Schleswigs u„d Entlaffung des Holstein-Lauen-
burg'schen Bundescontingents in die Heimath
anzutragen, das Erbfolgerecht Herzog Fried-
richs alsbald anzuerkennen, und für diesc An-
erkennung bclm Bunde mlt allkn Krästen zn
wirkcn. Der Zusatzantrag des Abg. Seeger,
gegen das Festhalten am Londoner Prolocoll

DaS mag Er thun, Hcrr Lakai oder waS er ist
— aber ich —

Jch bin Flügeladjutant deö KönigS.

Ob Er Flügei hat oder nicht, ist mi» egal! Sei
Er, was Er «olle, aber das rath' ich Zhm, daß
Er mtr nlcht in meinem cigenen Hause Grvbhetten
sagt. Hicr laß ich mir von Nicmand befehlen!

Also auch nicht von dem Könige?

Netn, wenn er was Unvernünfttgcs von mir
verlangt; und wenn er Fische bestcllcn läßt und
vcrlangen kann, lch solle davon «eglaufen, wenn
sie eben auf's Feuer sollen und das Schmalz schon
heiß ist, so ist das was DummcS, und daS thue
ich nicht, bcnn dann gehen sie zu Grund und mcine
Reputation als bcstc Fischköchin obcndrein, und bte
ist mir um keincn Preis feil. — So, daS sag' Er
eincm Herrn, und nun laß Er mich tn Ruhc,
sonst verbrcnncn meinc Hechte.

Der Adjutant ging mit seiner Meldung tn 'die
Stubc zurück.

Der Könlg lachte hcrzlich und mcinte, der An-
fang sci vielvkrsprechend.

(Fortsetzung folgt.)
 
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