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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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N» 2SS. Mtttw-ch, 16. December 18H3.

* Polttische Itmschau.

Beide Irberule Fractioncn des vreuß. Abge«
ordnetenhauses haben eine Adkfsse zur Moti-
virung der Ablehnung des Anleihegesetzes und
zur posttiven Formulirung ihrer schleswig-
hvlsteinischen Politik beschloffen.

Der „Staatsanzeiger" in Berlin hat die
Proclamation des Herzogs Friedrich unter-
drückt. ,

Dic Nachricht, wonach die BundeScommis-
säre das Erscheinen des Herzogs Friedrich in
Holstein uicht dulden würden, bestätigt sich
zwar heute noch nicht; daß diesen Schritt
die Großmächte jedoch fähig flnb, wenn die
Reaction nur erst einmal ihrc Bahnen rein
gekehrt glaubt, das darf nicht dem geringsten
Zwcifel >unterlicgen, und in Berlin und Wien
steucrt man in großem Eiser daraus los.

Der franzosische Minister deS Auswärtigen,
Hr. Droupn de Lhups, hat ein Runbschreiben
an die europäischen Cabinete erlaffen, worin
er dieselben zu Ministerconferenzen über
internationale Fragen, namentlich die deutsch«
dänische einladet.

Die „Alleanza" meldet aus Mailand: Das
venetianische Comite hat ein Manifest erlaffen,
womit eS daS Bolk aujsordert, sich zur Activn
vvrzubereiten. DaSselbe Blatt enthält ein
Memorandum Garibaldi's an die europäischcn
Mächtc zu Gunsten der Nationalitäten.

Zur Schleswig-Holsteiit'schen
Gache.

Aus Bayern, 11. Dez. Eine sehr ent-
schieden gehallene Eingabe der städlischen Col-
legien von Nürnberg wegen Schleswig-Hol-
stein, worin uamentlich auch die Berufung dcs
Landtages gesprvert wird, ist bereits an den
König abgegange», und es ist die Crmächli-
gung nachgesuchl, um diese wichtige Angelegen-
heit durch eine besondere Deputation dem Für-
sten zu empfchlcn. Auch eine AugSburger
Adreffe fordert Berufung deö Landtags. Un-
terdeffen gibt sich bie ossentliche Stimmung auf
alle Weise kund.

Das in Gotha ausgelöste Haupt-Weyrcomitc
stand mit ber dortigen schleswig-holstcinischen
Neqierung in keinerlei Verbindung. Dasselbe
beabsichtigte durch eincn Aufruf an das deutsche
Volk zu Geldbeiträgcn für eine allgemeinc
Volksbewaffnung thätig zu sein.

Hamburg, 12. Dec. Diplomatische Be-
richtc auö Berlin und Wien cvnstatiren, daß
die Erecutivn geschehen soü, um Dän emark den

Befitz der Herzogthümer zu erhalten. Däne-
mark hat deßhalb nunmehr beschloffen, sich der
Erecution uicht mit den Wasfen zu widersetzen.

Paris, 13. Dcc. Abends. Die „France"
sagt: Um den Conflict zu vermeiden, hat Däne-
mark beschloffen, Holstein zu räumen.

D e u t s ch l a n d

Karlsruhe, 10. Dec. 2. öffentl. Sitzung
der ersten Kammer. (Schluß.) Graf von
Kageneck ist mit Frhrn. v. Stotzingcn ein-
verstanben. Er gebe seine deutsche Politik
nicht auf und könne daher in fraglichem Punkte
dem Abreßentwurf nicht beistimmen. Die kai-
serliche Reformacte sei von allcn Partcien als
Grundlage zum Weiterbau der Reform des
dcutschen Verfaffungswerkes anerkannt und
begrüßt worden. Da sci Baden aufgetreten
mit seiner Gegenanstcht unb die regierungs-
freundliche badische Preffe habe in ebcn nicht
immer besvnders anständigem Tone laut für
die Regierung gekämpft. Da seien gewiffe
Parteien schweigsam geworden, aber dieses
Schweigen habe seinen Grund nicht in dcr
Ueberzeugung. Oberft Kcller: Jch habe das
Reformproject auch mit großer Freude be-
grüßt und gewünscht, daß es angenomwen
werde zum Wohle dcs Vaterlandcs. Mag
es auch grvße innere Mängel haben, so scheint
mir doch, daß eS der allcin mögliche Weg zu
Deutschlands Einigung war. Das Project
ist nun einmal gescheitert, ich beklage es; aber
es ist gescheitert einzig durch Preußens Ab-
lehnung. Ohne Preußens Theilnahme würde
sich ein Sonderbund gebildet haben und sol-
chen würde ich für ein -nationales Unglück
halten; denn alle gcrmanische Stämmc müffcn
beisauimen sein, wenn Deutschland nicht auf
seinen culturhistorischen Beruf verzichten will;
wir müffcn zusammenbalten, wenn wir nicht
untergehen wollen. Durch die Haltung der
großh. Regierung ist die Bildung eines Sonder-
bundeö vcrhütet wvrden, ihr Verdienst ist da-
hcr ein eminentes und ich trete mit vollem
Herzen den Worten ber Adreffe bei. Es spre-
chen noch Frhr. v. Türkheim, Hofrath Schmidt,
Miuisterialrath Jolly, Frhr. v. Stotzingen,
Graf v.Kageneck, Minist.-Präs. v. Roggenbach
und Geh. Rath Blnntschli. Der Adrcßent-
wurf wird in seinem ersten Theilc mit 12
gegen 3 Stimmen (v. Stotzingcn, Kageneck,
Schilling) angenommen.

Karlsruhe, 12. Dec. 6. öfsentl. Sltzung
der zweiten Kammer. (Schlnß.)

Zur allgemeinen Discussion ergrcift Nie-
mand das Wort.

Bei dem Theile über die deutsche Reform«
acte bemcrkt Prestinari, man solle vom
großdeutschen Standpunkte aus nicht bedauern,
daß die großh. Regierung dem Neformvor-
schlage nicht beigetreten sei, vielmehr ihre ver-
mittelnde Stellung billigen, nachdcm stch Preu-
ßen vom Reformwerke zurückgezvgen habe.

Paravicini bestätigt, daß auch das Land-
volk die Frage erfaßt habe und dem edlen
Fürsten und der Rcgierung für die patriotischc
Haltung auf dem Fürstentage Dank zolle.
Kirsner und Lamep v. Pf. schließen sich dcm
Dankesausspruch an.

Beck ist mit dcn Worten der Adreffe ein-
verstanden, fürchtet aber, daß die Adresse im
kleindeutschen Sinnc ausgelegt wcrde, da der
Berichterstatter cin Kleindeutscher sei. Redner
sagt, er sei früher ebenfalls Kleindeutscher ge-
wesen, halte aber nun dercn Programm für
unaussührbar und hofft, daß die Einigkeit im
Volke fortdauern werde. Die Stellung Ba-
dens hätte er gerne präciser gewünscht.

Fingado spricht seinc Uebereinstimmung
mit der Adreffe aus.

Moll wendet sich gegen die Auslaffungen
von Beck und bestrcitet dcmselbeu, Etwas in
die Adreffe hinein zu interpretiren, was nicht
darin liege. Die Reformacte sei auch wieder
Zeugniß von dem bercchtigten Refvrmbedürf-
niß der Nation.

Knies spricht ebenfalls gegen Beck?

Schaaff dankk der Regierung für ihre
Stellung auf dem Fürstentage, welche durch
die Erklärung in der ersten Kammer erst recht
klar und als vermittelnd bckannt geworden sei.

Achcnbach schließt flch dem Danke an,
i'ndkni er äuf die Dankadrrffen des LandeS
verweist, die aus dcr freien Entschließung deS
VolkeS hervorgegangen wärcn.

v. Roggenbach entgegnet den verschiedc«
nen Redncrn im Sinne deS StandpunkteS
der Regierung, worauf nvch Prestinari, Beck
und Knies erwiedern. Nach dem Schlußwort
des Berichterstatters wird der 'crste Thcil der
Adreffe angenvmmen.

Bei dem folgenden, Schleswig-Holstein be-
treffenden Theile, spricht zunächst Allmang
der Rcgierung für ihr muthvosteS Auftreten
den wärmsten Dank auS.'

Gerwig verweist auf die dritte Groß«
macht, daS Volk, das eintrete, weun die Groß«
mächte auf ihrem Bedenken verharrten.

Schaaff verweist auf die militärische Bil-
dung der Jugend und tadelt dic Krämerangst
dcr freien Stäbte.

Kirsner kann nicht glauben, daß die Rc-

Die Bibel l

sür denkende Leser von G. A. Wislicenus.

Vvn dieftm Werke, daS täglich mehr Abnehmcr
zählt, liegt nuii daS 4. Heft vor, worauS wir sol- ^
genteS mitthcilen:

Die Erziihlung oon Abimclech wird für einc bich- !
tcrische Darstellung ocs Abfalls dcr zehn Stämmc, !
ihreo mit Verbrechen bcsudeltcn KönigthumS und
dcs llntcrgangs ihreS ReichS angcsthen. Dic Ge-
schtchte von.Zephtha und seiner Tochter bcwcist, ^
daß auch dem Jehova nvch Menschenopfer ^
gcbracht wurdcn. — Simson ist ursprünglich eine !
Dichtung d-r Volkssage und ist die mythische Per- ^
sonificirung dcr an 4>er Grenzc sich mit den Jüng- !
lingen der PHUister herumschlagendrn israelitischen .
Raufbuben dcr Grcnzdörscr. — Zn dem Buche dcr !
Rtchtcr sind dtc wirklichcn Zustände der Stämme ^
Jsraels und ihrcr Hcldenzeit cnthaltcn; hicr be-
ginnt die Geschichte, und allcS Frühcrc gchört rein
der Dichtung an. — Jn den Büchcrn Samuel, die
aber nicht »on ihm hcrrühren, haben wir eine ge-
schtchtliche Grnndlage, aber durchaus kcine dichte-

rischc Behandlnng. Die große Verwirrung und die
mannichfachen Widersprüche rühren daher, daß die
Erzählung aus zwer Theilen besteht, etner ur-
sprünglichcn Grundlage und einer spätern Bearbei-
tnng. Der erste Vcrfaffcr kanntc die Mosaischc
Dichtung nicht, der zweite kanntc sic und wollte
dte ursprüngliche Erzählung mit ihr tn Einklang
bringen; daher dte Widersprüche. Die Gelangung
des Saul zur KönigSwürde ist dreifach crzählt;
das wahrschelnliste ist, daß Saul ganz in dcr
Wcise der srühern Richter zum Retter von JabcS
geworden und an dte Spitze Jsraels gekommen ist
und daß man thn in Folge setner kühnen That
zum Könige gemacht hat. Die starkcn Erklärungen
gegen das Könlgthum rührcn jedenfalls aus der
Zeit dcr Wegführung her. Auch die Verwerfung
Sauls ist auf zweierlet Art erzählt, wclchc aber
betde darauf hinzielen, die Borrcchte deS Prtcster-
thums über dtc Könige durch Beispiele zu erhär-
ten. — Dte Gcschichten Sauls, Davids und Salo-
mo's find ausführlich, mit Scharfsinn und scltcner
Klarheit bchandelt.

Jm 5. Hcfte, das so cben erschien, wird dcr
Jahvedienst und Götzendienst in Juda und ZSrael

beleuchtet. ES stellt sich bei gcnauer Betrachtung
! heraus, daß die Verehrung vteler Götter a!s
! Regel anzufthen ist, von welcher die alleinrgeZahvc-
! Verehrung dte Ausnahme tst. Nebcn Zahve
^ wurden noch solgcnde Götter vcrehrt: Baal und
Astarte, Molech, Lamos, Sonne, Mond und
! Sterne, der Thierkrcrs, die eherne Schlange, dic
Theraphim. Dem Molcch und Baal wnrden Kin-
der vcrbrannt, und das thaten sogar Köntge.
! — Die Ausstndung dcS GesetzeS durch den Priester
Hilkia unter dem Könige Josia läßt unS nicht im
Zweifcl, daß das hier erschcinende Gksetzbuch zum
erstenmal zum Vvrschein kam, und früher gar nicht
vorhandcn gcwesen war. — Dte Wegführung der
Jsraeltten nach Affyrien und -er Zuden nach Ba-
bylon wird aussührlich behandelt. Mit dcr Wcg-
führung sind dte Wunder auf einmal wte ab-
gcschnitten. Den Schluß macht dtc Erörterung
übcr die Bücher ESra, Nchemta, der Makkabäer,
und über dtc kleinern Schriftcn Ruth, Esther,
Audith und Tobta. — Untcr den Sehern glänzt
»or allen Aefata, als ein wahrhast großer Mcnsch
und Charakter. Dtc Schilderung kcffclb«n ist vor-
trefsttch. Sein Leben, die Zeitverhältniffe, setne
 
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