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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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gierungen die schleswig - holsteinische Sache,
die gleichmäßig Fürstenrecht und Volksrecht
für flch hat, aufgeben könne.

v. Roggenbach sagt, gewiffe Dinge seien
so ungeheuer groß, daß sie nur mit Schweigen
richtig gewürdigt werden. Auch jeßt Ucße
sich Alles in dem kurzen Satze auSdrücken;
Wir müffen unscre Pflicht thun! Wir Alle
sind überzcugt, daß bloße Wortc »hne Thatcn
nichtS mehr helfen. Redner wiü nur einige
ausgetauchke Entstellungen berühren, s» die
Zweifel an dem Rechte der Herzogthümer und
deS Herzogs. Diese Rechte seien fest begrün-
bet und dürfte weder von dem Bund, noch
von der holsteinischen Ständeversammlung
darübcr mehr entfchicden werden, Mit un-
serer eigenen Zuversicht würden wir die Sache
beffer gestalten und die uuserem Volke an-
klebcnde Niedergeschlagenheit überwinden. End-
lich vertraue man auf die deutschen Regierun«
gen. Das Benehmen der freicn Städte, na>
mentlich Hamburgs, verdiene öffentlich ge-
kennzeichnel zu werden, mit Ausnahme Bre-
mens, das sich der Majorität nicht angeschloffen
habe. Die erstc Grundlage aller Zuversicht
sei aber das deutsche Volk, das von dieser
Frage sich nicht trennen werde ohne das Bc-
wußtscin ver Pflichterfüüung. Es wird mtt
Schleswig-Holstein gut bestelll scin, denn an-
ders wäre es mit dcr Selbstachtung Deutsch-»
lands vorbei.

HSusser bespricht nochmals in längerer
warmer Rede das Thatsächliche, den Rechls-
punkt uno die politische Seitc der Frage und
schließt: Wir haben Alles zu versuchen, wenn
dies mißlingt, haben wir nichts mehr zu ver-
suchen. ^

Die Stelle über Schleswig - Holstein wird
hierauf einstimmig angenominen, ebenso der
Schluß, unb bei der Endabstimmung die Ge-
sammtadreffe, zu deren Ueberreichung das
Bureau und die Abg. Mepr und Poppen be-
stimmt werden. (Den Schluß haben wir be-
reits gestern mitgetheilt.)

Karlsruhe, 12. Dec, Die Budgetcom-
Mission hat heute Abend die in der heutigen
Kammersttzuiig erfolgte Gesetzesvorlage betreffs
der Anfordcrung von 2,300,000 fl. sür die
Mobilmachung des Armeecorps in Berathung
gczogen und dem Vernehmen nach die Bewil-
'ligung nur an die einzige Bcdingung geknüpft,
daß die Marschbereitschast erst dann bewerk-
stelligt werben möge, wenn auch Erfolg hiesür
in Aiissicht stünde.

lOsfenburg, 13. Dez. Die von den Mit-
glieber» der 2. badischen Kammer berufenc
Versammlung der schleswig-hvlstein'schen HilfS-
comites saud heule vahier statl und hatte sich
eine so großc Zahl derselben, sowie sonst für
diese Frage, Jnteressirende, aus allen Thcilen
des Landes eingcsiinden, daß die für Erledi-
gung der Vorsragen und Formalitäten be-
fiimmte Vorversammlung nicht, wie vorgesehen,
im Rathhaussaale, sondern im Saale der drei
Könige abgehalten wurde. Nachdem Hr. Hof-
rath Häusser von Hcide>berg mit einigen
Worten über den Zweck dcr heutigen Vcrsdmm-
lnng dieselbc eröffneie, schlng er Herrn Anwalt

Schriften und Strafrcden u. s. w. ziehen die Auf-
mcrksamkeit im höchsten Mahe auf fich. Er hat
das Gesetzblich ntcht gekannt; Mose, Aaron, Jo-
sua werden in seiucn Weiffagungen nicht erwähnt,
er steht sogar im Wioerspruch mit dcm Gesetz durch
seinen frcicn fittlichen Geist. Er ist cin großer
Charakter, selbstständig und ursprünglich, gcwaltig
tn Acbe und Haß, in Milde und'Zorn, von ur-
krasttgem Wort, das Vorbild allcr Seher.

vr. B.

Die Wirthin von Fischbach.

Humoristische Erzählung »on Ch. v. Graocmeuth.
HFortsetzung.)

Und ist daS Wcib häßlich? sragte dcr König.

Nichts weniger! fie mag einst ganz wie ihrc
hübsche Tochter auogesehen haben.

Hol' mich der Knkuk! ries der Gcneral, ich
glaube, dic Frau parirte selbst mtr nicht.

Versuchen Sic es, lieber Haller, sagte der Köntg,
bringcn Sie ihs den bestimmten Bcfchl, vor mir
zu erscheincn.

Sckhard von Offenburg zum Vorsitzenden
vor. Auf deffen Vorschlag wurden darauf die
Herren Blum a»S Heidelberg, Busch aus
Karlsruhe, v. WSnker aus Freiburg und
Seiß aus Constanz zu Schriftführern erwählt
und hernach zur Constatirung dcr heute ver-
tretenen Lokalcomites, der bei denselben ein-
gegangenen und gezeichneten Beiträge u. ein-
geschriebenen Freimilligen geschritten. Die von
Herrn HSusser der Versammlung zur Be-
rathung und Beschlußfaffung unterbreitcten
Resolutionen wurden darauf verlesen u. solche
nach kleinen Abänderungen in folgender Form
angenommen:

1) Dte vcischtedcoca schlcswlg < hvlstetnischco Äusschüsic
gränzen fich nach AmtSbeztrken ab und erwählen einen Ge-
sammtauSschuß für daS ganze Land. Die BezirkSausschüffe
können mittelst Cooptation dte Zahl ihrer Mitglieder ver,
größern.

2) Dteser Gesammtausschuß steht in Verbtndung mit
einem CrntralauSschuß für Deutschland. von dem wtr hoffen,
daß er auö der am 2l. December abzuhaltenden Abgeord-
netenversammlung hervorgeht. Es steht 1hm ebenfalls dte
Cooplation wetterer Mttglieder fret.

3) Der Sifi des LandeSauSschuffeS tst KarlSruhe, die
Zahl der Mitglieder 2V, davon 6 auS dem KarlSruher Be-
zirkscomite, 6 auS der Ständckammer Erwählten und 8
auS den verschtedenen BeztrkscomttcS der übrtgen Orte deS

4) Der Zweck der BeztrkSauSschüffe tst:

a) Sammlungen von fretwilligen Betträgen, sowohl ein-
maligen, als periodtschcn,

d) fie vermitteln die Einzeichnungen für das unverztnS-
ltche Anlehen der schleswig-holstetntschen Regierung,

e) ebenso besorgen fie dte Einzeichnung von Freiwilltgen,
ä) dle technische Einübung derfelben zum Waffcndtenste.

5) Dte freiwtlligen Beiträge werden durch Sammlungen
erhoben.

6) 5 Procent der freiwilligen Beiträge behält der Local-
ausschuß für die örtltchen Bedürfniffe zurück, den Rest über-
mittelt dcrselbe dcm LandeSauSschuß zur Verfügung der
schleSwtgcholstetnischen Regierung.

7) Die BeztrkSauSschüsse können auS sich, nach dem KreiS
der Geschäfte, Ftnanz- und Wehrausschüffe bilden,'erstereS
für dix Sammlung der Geldcr und die Eiuzetchnung zum
Anlehen, letztereS zum Einzcichnen der Freiwilligcn und
etwatger Uebung in den Waffen.

8) An die Regierung tft dte Erwartung auSzusprechcn,
daß sie:

a) Jm Einklang mit denjentgen Regterungen, welche den
Herzog Friedrtch als den rcchtmäßigen Regenten an-
erkenncn, allc Kraft und allc milttärische Mtttel an-
wende, der Anerkenuung dieseS Rcchte facttsche Gel-
tung zu verschaffen.

b) FallS cs ntcht gelingen sollte, ein solcheS Etnver-
ständniß zu erreichen, daß sie der Bildung eineS
schlcswig - holsteint^chen Heercö jede Unterstützu-.ig zu
Theil werden laffe.

Hcrr A. Gögg von Offenburg sprr'cht sei'ne
Anstcht aus, daß es jetzt gelte, z» zeigen, daß
ein Dcutschland eristi're, vor acht Tagen habe
er in einer Versammlung die Grundsätze aus-
einandergesetzt, nach denen auf Bildung einer
allqkineinen Wehrhaftigkeit hinjuwirken sei, u.
möge man auf Einsührung einer allgemeinen
badischen Wehrverfaffung dringcn. Dcr Wider-
spruch, wclcher darauf erfolgte, veranlaßte
Hrn. Gögg »n Zntereffc der Eini'gkeit seincn
Antrag znrückzuziehen. Die Wahl des Landes-
ausschuffes, welche auf bi'e Herre» Dr. L.
Ladenbn rg von Mannhci'm und Dr. Blu m
von Heidelbcrg sür de» Unterrheinkrels, Fab-
rikant Rohreck vo» Pforzheim und Anwalt
Eckhard von Offenburg für den Mittelrhelii,
Fabrikaut C. Metz von Freiburg und Fabr.
Thoma von Toduau für den Oberrhein, Arzt
Vanotti von Konstanz und Fabrikant Trit-

I scheler von Lcnzkirch für den Seekrei's, ficl,
beschloß di» Vorversammlung.

Rach vierleistündiger Pause eröffnete Herr
Bnrgermcister Schaible von Offenburg die
im Saalc des Gasthauses zum Salmen zu-
sammengetretenc Hauptversammlung mit einer
herzlichcn Begrüßung und mit dem Rufe:
Schleswig'Holstein hoch!»Auf jelnen Vor-
schlag übernimmt Herr Eckhard ben Vorfitz
und theiltc derselbe den Versammelten, unter
denen durch die mit späteren Eisenbahnzügen
Angekommeuen einc großc Zahl nicht in der
Vorversammlung Gewesener war, mit, wie die
formellen Fragen eriebigt und daß deren Be-
rathung am Ende eine Einmüthigkeit bekundete,
die gezeigt, baß die Sache SchlcSwig-Holsteins
für Alle eine Sache von hoher Bedeutung sei,
Bürger Badens aus aüen Enden seien herbei
gekommcn und hätten keine Opfer gescheut;
wir wollen eine Lcitung sür diese Angelegen-
heit schaffeii, unscr LandeSausschuß wird in
Kürzestcm seine Thätigkeit beginnen und in dem
dieser Tage zusammentretenden Abgevrdneten-
tag wird das ganze deutsche Volk zu gleichem
Zwecke repräsentirt sei». Das deutsche Volk
muß sich dieser Sache annehmen, die nur durch
die energischste Thatkraft des ganzen Volkes
vollführl werdcn kann, di'e Wichtlgkei't der
Frage hat El'ni'gkeit in uns geschafft. Er gab
hieraus dem Berichterftatter Herrn Hofrath
Häuffer das Wort, der, von der ganzen Ver-
sammlung mik lebhasten Akklamationeii em-
psangen, sich in warmen bcredten Wortcn über
die Sachlage aussprach. Dersclbe erörlcrte
nochmals dcn jetzige» Stand ber schleSwig-
holsteinischen Frage und sordcrte in nachdrück-
lichster Weise zur thatkräftigen Unterstützung
jener nativnalcn Sache auf. Zunächst sei aus
baldigste Entscheidung der Erbfolgefrage durch
den Bund zn bringen, den Herzog Friedrich in
den Stand zu setze», ein Heer zu organistren;
sodann sei darüber zu wachen, daß vie Regie-
rungen, welche ihn anerkennen, ihre Beschlüffe
auch zum Vollzug bringen und unler allen-
Umstände» einer Aktion des Herzogs mit Auf-
opferung und Auödauer «iter die Arme zn
greifen. Mit einer Ansprache Eckhard's schioß
die Versammlung, in welchcr der Geist bei
Eintracht und das Gesühl vcr Rothwcndigkeil
einmiithigenZusammengehensallgemeinherrschtk.

Frankfurt, 13. Decbr. Gestern Abenv
wurve vcm badischen Bundeötagsgesanvten
Hrn. v. Mohl, von vem hiestgcn Tiirnverkln
cin Fackclziig gebracht. Der Sprechcr ves
Vereins, Hr. Baver, richtete cine Ansprachc
an ven Hrn. v. Mohl, in welcher er die Ver-
dienste vcs GroßherzogS von Baven sür die
Sachc Schleswig-Holfteins unv seines Ver-
treters alS des ersten legitimen Gesanvte» der
Elbherzvgthümer hervvrhob. Hr. v. Mohl
antwortekc hierauf Folgenves: Sie haben
freundlich meinen Namen gewählt, um die
Ancrkennuiig baran zu knüpscn, die sie mcinem
gnädigen Herrn unv seiner Rcgierung heute
so feierlich angcveihen laffen wollen, wegen
selner Gestnnung, seiner Bcmühung namenl-
lich in der großen Sachc, welche ganz Dcutsch-
land bis in sein tiesstes Jniierc bcriihrt. Jch

Eure Majestät, wagte der Adjutant achselzuckend
zu bemerken, ich fürchte —

Laffen Sie! ich «ill es darauf ankommen lasjen.
Gehen Sie, General, Sie haben ja schon gefähr-
lichere Befchle von mir auSgeführt, versuchen Sie
Zhr Glück.

Nun, Majcstät, wcnn tch einmal gehe, so ver-
steht fich's von selbst, daß ich das Weib herein-
bringe.

Aber — fügte der Kvnig bei — nur durch dic
Grwalt der Worte.

Der Gcneral ging. Höhnisch lächclnd sah ihm
der Adjutant nach. Er hatte einen Vorgeschmack
dcffen bckommen, was diesc Frau im Stande «ar,
er konnte stch vorstillen, was ten General erwartetc.

Midci trat in dreftm Moment in's Zimmer und
brachte frische Butter, Schinken, Brod und was
das Haus vermochte. Dic Zurichtnng all' dieser
Dinge hatte der Wtrthin so viel zu schaffen gcmacht,
daß fic erst jetzt an die Bereiiung der Ftschc hatte !
gehen können. Der Gcneral aber nahm fich auf ^
dem Wegc nach der Küchc vor, die Frau svldatisch !
zu überrumpeln, und thr nicht Zeit zu laffen, zu !
opponiren. Jm Auftrage Seiner Majestät dcS

Königs habc ich der Frau dicfts Haufts zu befeh-
lcn, daß sie sich allsogleich in die Stube zu ver-
fügen hat! commandirte er mit fcster Stimmc.

Ein weitschallendeS Gelächter beantwortete dicscs
! Machtwort.

! Was lacht Ste? rief der General erbost.

Da müßtc Einer von Holz ftin, wenn cr Lber
! solche Farcn nicht lachen sollte. Glaubt Er dcnn,

! ich fti so dumm, nicht zu mcrken, daß dies Allcs
! nur Sch-rz ist? Der König will fich cinen Spaß
! machcn, odcr vicllcicht nur Er, Herr Officicr, und
der anderc jungc Soldat, der ein Ad —Adjunkt
dcs Königs, wic er sagt.

Adjutant, Liftl! verbeffertc der Wirth, dcr noch
am Heerde lehnte, Adjutant heißt eS.

Metnetwegen, häng Du in GotteSnamen an den
Adjunkt eincn Anten an — mir ist's rccht.

Die Frau irrt fich, es ist vollcr Ernst, dem
König «ird die Zeit lang, poltertc der Generali
Sie soll hinein kommen, Seine Majestät will mit
Jhr sprcchen.

(Fortfttzung folgt.)
 
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