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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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November
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M 277. Mitttvoch, 23. «ovember

* Politische Umschau.

Dkr Monltnir beobachtkt in Bezug auf die
schleswig-hvlsteinische Frage und die Ansprüche
des HerzogS von Augustenburg bis jetzt ein
voüständiges Stillschweigen.

Der Temps bringt heute einen langen Brief
ans London, worin mit großcr Gründlichkeit
die sch leswig-holsteinische Angclegenheit
erörtert ist. Dieses sehr beachtenswerthe
Schreiben entwickelt namentlich die Bcrech-
tigung des schlesw.-holst. Volks, gestützt auf
die von Christian I. im Jahre 1460 beschwore-
nen Nechte der ewigen Unzertrennbarkeit der
Herzogthümer.

Memorial diplomatique bestätigt die
Mitiheilung, daß die bejahende Antwort des
KönigS von Württemberg auf dic Einladnng
zum Kongreß die erste war, die in PariS
cingctrosfen.

„Mvining.Post" sagt, die Mächte würden
die Vertheidigung des auf die Thronfolgc in
Dänemark und den Herzogthümern bezüglichen
Vertrages von 1852 üdernehmen.

D e u t sch l a n -

Pforzheim, 22, Novbr. Wie bercitS in
mehreren Stäbten Zhres Landes, so hat ge-
stern Abend auch hier eine außerordentlich zahl-
reiche Versammlung wegen der Herzoglhümer
Schtrswig-Holstein stattgefundeii. Es wurdc
beschloffen, in drei Eingaben, an den Groö
herzog, an die nächstens zusammentretend.
Stände und den Bundestag fich dahin auSzu
sprechen, vaß der neue Herzog Fricdrich von
Schleswig-Holstein anerkannt, deffen Erbfolge-
recht als nationale Sache erklärt und die Hcr-
zogthümer sogleich von Deutschland besetzt
werden, daß man von Seite des Volkes bereit
sei, mit Gut und Blut einzustehen, daß na-
mentlich die Jugend dem ersten an si« ergehen-
hen Ruf folgen und aber auch alle Vaterlands-
freunde durch sonstige Opser die Sache der
Herzogthümer unterstützen werden. Zugleich
wurden Listen aufgelegt znr Unterzcichnung für
Solche, welche dcm Nufe zur bewaffnelen Hilfe
Folge zu leisten gesonnen sind, und solche, die
ihre Unterstützung durch Geld anerbieten. Am
Abende noch bedeckte sich die erstere Liste mit
3l Namcn junger, zum Kampfe b. reiter Lcute;
ebenso ersreulich waren die andeicii Zeichnun-
gen, die den Betrag von nahe 8000 st., dar«
unter ein Posten vvn 1500 st. und einer von
1000 st. von zwei edeln Palrioten, erreichten.

iÖffenburg, 20. Nov, Anläßlich der hie-

Seine Pläne.

Das paßte thm: mit Zovis Blrtz
Als obcrste Anstanz zu richten,

Von Setnem Wolken-Götterfitz
Der Mcnschcn Streit und Zank zu schlichtcn!
Das wär' ctwaS für Jhn: als ZeuS
Hter zu bcstrafen, dort zu lohnen,

Und gegen annchmbarcn Preis
Zu schachern mit der Erdc Kronen.

Er wird schon alt; er möchte doch
Was GuteS noch zum Besten geben;

Er mvcht' fich amüsiren noch

Und wie ein — Gott in Frankreich lcbc».

Jhn lüstet's, fich zurück zu ziehen,

Schon steckt er ein das blut'ge Eisen;

Jetzt mögen die Claqueurc ihn
Als vrbis restitutor pretsen.

Ja, ja! dcr gute Kaiser ward
Es endlich miide, Krieg zu sühren,

Jetzt wili er mal auf andre Art
Versuchen sich tm — Annectiren.

(Gl. M.

sigen Abgeordnetenwahl richteten die Wahl-
männer uud der neue Vertreter der Stadt ein
Telegramm an Frhrn. v. Rvggenbach folgen-
den Znhalts: „Das Wahlmännercollegium und
der neugewählte Abgeordnete der Stabt Offen-
burg haben mit großer Befriedigung und wahr-
hafter Freude die so rasche und kräftige Jni-
tiative begrüßt, mil welcher die großh. Regie-
rnng bnrch ihren jüngsten Schritt das gute
Recht deS schwer geprüstcn schleswig-holstein-
schen Bruderstammes thatsächlich zu wahren
begonnen hat. Die Bürgerschaft Offenburgs
glaubt, Anerkennung und Dank hiefür vor
Allem ihrem hochverehrten Mitbürger aus-
sprechen zu sollen, der seit dem Beginn seiner
öffenllichen Thätigkeit keine Gclegenheit vor-
beigehen ließ, wv es galt, deutsches Recht und
deutsche Ehre zu schützen. Eckhard." — Die
Antwort deS Frhrn. v. Roggenbach lautete:
„An Rechtsanwait Eckhard in Offenburg. Dank
und Gruß meinen Mitbürgern, den Wahl-
männern und dem ncuen Abgeordneten Offen-
burgs. Mit der Sache Schleswig-Holsteins
ist es wohlbestellt, dentt fie ruht in den Herzen
und den Händen des deutschen Volkes. Möge
jeder Eiiizeliie seine Pflichl thun. Roggenbach."

(B. Ldsztg.)

/ Bom Rhem, im Nov. Die i» mehre-
ren'badischcn Slädten deS Unterlandes, be-
sonders in Heidelberg, in Folge dcs Erschei-
nenS wuthkranker Hunde angeorvnete, jetzt
endlich aufgehobene Hundesperre hal in ver
Preffe zu viclfachen Aeußerungen in dem ent-
gegengesetztesten Sinnc Anlaß gegeben, und
während die Einen ben Vvrkehrungsmaßregeln
fast allen Werth absprachen, wvllten die An-
bern die strengsten Anordnungen getroffen wis-
sen. Da nun nicht in Abrede zu stelleii ist,
daß es im öffentlichen Jnteresse liegt, den
großcn Gesahren der Hunbswuth vorzubeugen,
so neigen wir uns auf die Scite derer, welche
in der Einführung einer bedculenderen Sleuer,
namcnilich auf sog. Lurushunbe, eine Vermin-
derung dieser Thiere und damit auch eine
größere Beausstchtigung derselben erwarten.
Zudem wäre noch zu wünschen, daß jeder
Hnnd nicht blos einen gut conftruirlen, yin-
länglich starken Maulkvrb tragen müßte, son-
dern auch »vch, wic in Frankreich, ein Hals-,.
band, auf dem Namen und Wohnorl deS
Eigenthümers bezkichnct sein müßte, wodurch
dcffen Verantwortlichkeit sür den Kchaden, den
sein Thier zusügt, allein eine praktische Be-
deutung bekommt.

Frankfurt IM Rov. Das Generalkon-
sulat der Ver. St. von Amerika bahier hat

Die Fliegr.

Eine Erzkihtung von Thekla Suensson.
(Fortsetzung.)

„Du tiebst ihn," wicberhoite die Mutter be-
stimmi, „und scibst wenn eS nicht geschähe — er
ist ein Graf; Du wirst Gräfin werden und ich -
Deinc Mutter!" Sic prcßtc die Händc gcgen ihrc
Brust; fie konnte all den Triumph nicht bergen.

Später kam dcr Nater. Mrike war allein. Er
setzte sich an ihre Seite, nahin thre Hand und sah
ihr in die Augcn mtt fcincm »ltcn Blick. „Licbst
Du dcn Grafcn?" fragte er «tndringlich.

Ulrtke erröthete. j

„Sag' es Kind, liebft Du ihn?"

„Aa," fiüsterte Ulrike.

Er sah sic mit eincm schmcrzlichen Blicke an.

„Glaubst Du, cr liebt Dich?"

Ulrikc sah verwundert, ja bestürzt, aus ihrcn Vater.

„Du bift reich", fiüstcrte er mtt Austrciigung,
„und daß Graf B. etwaS darauf gibt, diese Eigen-
schaft bci sciner Braut zu finden, das hat er ge-
zeigt. — Ulrike, mein Kind, mein licb'S Ktnd, !
«enn tch Dctne Augen öffne, «enn ich Dich klar

Znsertionsgebüüreil für dll Npaltlge Petit-

den Beschlnß gefaßt, fortan die lhm zugehen-
den Listen von in Amerika verstorbenen
Deutschen, deren Erben unbekannt stnd,
ganz ausschließllch in der Gartenlaube (tvegen
ihrer ungemetnen Verbreitung) zu veröffent-
lichcn.

Frankfurt, 19. Nov. Die Frankjurter
Preffe wird vom 1. Decbr. 1863 an um ein
neues Blatt bereichert werdcn. Unter der ver-
antwortlichen Redaction dcS Herrn Koüisch
und Peiser wird nämlich täglich eine Frank-
furtcr Börsenzeitung erscheinen.

Gotha, 21. Nov. Seit gestern weilt der
badische Gesanbte in Wien, Frhr. v. Edels-
heim in Gotha. Derselbe hatte bcreits wicder-
holl Unterredungen mit dcm früheren Erb-
prinzen von Augustenburg, nunmehrigen Herzog
von Schleswig - Holstein. Dem Vernehmen
nach ist derselbe mit elner verirauitchen Mis-
sto» des Großherzogs von Baben an ben ge-
nannten Fürsteu betraut.

Berlin« (Kammerverhandlungen.)
(Schluß.) Kreuzzeitungs.Wageiier (Neu-
Stetliu) meint, die Versaffungsmäßigkeit der
Verordnung könne nicht bestritten werden.
Die Gulachten der Juristen-Fakultät seieii höchst
hinfällig, bcdaucrlich sei, baß die Negierung
„icht ein preußisches Gulachten eiilgegengestelll
habe, z. B. ein Elaborat der Kronspndici (Ge-
lächter.) Dafür entscheide jetzt der gestrige Be-
schluß bes Herrenhauses gegen jene Facultäten
und den Referenten sür die Rcgierung; seien
doch unter den Opponenien im Herrenhause
keine Juristen gewesen. (Ruse: Blömer, Jäh«
nigen, Bcrnuth!) Revner trüt in Bezug auf
Gesährdung der öffentlichen Sicherheit der Aus-
faffung bes Minifters des Jnnern bei, dle
Preffe habe Treue, Glauben, Sittlichkeii rc.
erschültert. Der Preffc sei nichts heilig als
das Verlegevkapital, ste diene nur der Specu-
lation. Das sci ein Ausspruch von decivirlen
Anhängern der Deinvkrattc. (Ruf; Namen?)
Laffalle. (Minuten lange«, schallendes Ge-
lächter). Die Fvrtschritts-Partei sei in heller
Auslösung begriffen, sie werde bald zersplitlern
in eine Partei des passiven Wlberstandes, in
eine Aktionspartei mil bem Mmide, unb tn
eine mit einem andern Theil des meiischlichen
Körpers. Die Verordnung habe nur zur Evi-
denz bewiesen, daß der liberalen Preffe daö
Verlegerkapital höher stehc, alS Vaö politische
Prinzip. Redner hofft, daß dte Regierung sich
von bem von ihr beschrittenen Weg« trotz des
heuligen Voiums des Abgeorbneteiihauies ittcht
werde abbringen laffen. Die Preffe werde
immer so frei fein, als ste es verbient, und

sehcn laffe, waS Dir Schmcrz, viel Schmerz »cr-
ursachen «ird, so geschiehl es nur, weil ich «eiß,
daß dicser Schmerz nichts im Vergleich mit dcm
ist, welchen Du in Zukunft fühlen würdest, wenn
! ich jetzt auS Schwachheit, aus Furcht, Dir Kum-
. mcr zu machcn, schwiege. — Uirike, Graf B. «ar
! vor wcnigcn Jahrcn mit einer jungen Dame vcr-
lobt, die sich im Hausc ciner alten, fthr retchen
Tantc aufhielt, die sie, wie das Gerücht behaup-
tcte, bcerbcn solltc. Aber ais die Tantc starb, nnd
das Tcstamcnt gcöffnet wurdc, zeigte es sich, daß
daS ganze Vcrmögen dcr Kirche zugefallen war.
Zhret Richtc hatte sic nur eine jährlichc Lcibrentc
gesichcrt, die für die früher so warme Liebc bep
Grafcn nicht ausrctchcnd war; cr kam zu dcr Er-
kcnntniß, daß er sich in Bezug der Gefühlc zu ftiner
Braui gcirrt, daß eS nicht Liebe, sondcrn nur
Freundschast war, die er sür sic cmpfunden, und in
Folge deffen «ard die Verlobung aufgehoben. —
Ulrike, Du bist reich, mein Kinb!" er schloß fle
zärtlich in fcine Arme; sic war lctchenblaß gewor-
den und die Thräncn stürzten ihr aus den Äugen.
„Reich!" — Sie faljete dic Hände und sah btttend
nach dem Vater.
 
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