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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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N» 16S. Mittwoch, 22. Zuli L86S.

* Politische Umschau.

Der Moniteur ifi so glückli'ch, nun auch
di'e Glückwünsche des Königs von Dänemark
und dcs Großherzogs von Hessen zur Ueber-
gabe Meri'kos anzei'gen zu können.

Di'e Börse hat die Petersburger Depesche
un't eiliem Fallen-der Curse begrüßt; fie ist
also mit i'hr nicht zusrieden. Jndessen glauben
wir den Gerüchien ni'cht, wclche sagen, daß
Droupn de Lhups dem rusfischen Gesandten
eröffnet habe, wcnn Rnßland den Waffenstill-
stand mcht annehme, so trete die russisch-pol-
nische Frage in eine ganz unerwartete Ent-
wicklung, die nur Polen günstig sein könne.

Da Rußland den Wassenstillstand entschieden
verweigert, der übrigens auch von Eng-
land bestimmt geforderl worden war, und ebenso
wegen der vorgeschlagenen Conferenz Schwie-
rigkeiten erhebt, so sind das nächste Resultat
neue Vcrhandlungen zwischen den drei Mächten,
und die Sache kann noch geraume Zeit fort!
gehen.

Die „Patrie" veröffentlicht eine in einer
großen Anzahl von Werkstätten unterzeichnete
Pelitivn, die den Kaiser bittet, Rußland zur
Besreiung Polens deu Krieg zu crklären. Die
<t,Patrie" fügt indeß weder das Berzeichniß,
noch eine Angabe über die Zahl der Untcr-
schriften bei.

Aus Meriko wird beri'chtet, daß der Präst-
dent Juarez stch mit 6000 Mann nach San
Vuis de Potosi znrückgezogen, und daß die
Franzvsen Anstalten trasen, nach diesem Platze
zu rücken.

Deutschland

Karlsruhe, 20. Juli. Das gr. bad. Regbl. Nr. 31
vom Heutigen enthält: I. Gesetz vom 8. d. M., lautend:
Dem Justtzmtnistertum wird LehufS der Aufbesserung der
Lesoldung der Räthc und Affessoren bei den Hofgertchten
daS Budget der Hofgertchle für l862/63 um die Summe
von 8500 fl. erhöbl. ll. Unmittclbare allcrhöchste Ent.
schlteßungen Sr. Königl. Hoheit deS GroßherzogS: 1) Er-
laubntß zu Annahme fremder Orden: dem Geh.-Rath Dr.
Mittermaier tn Hetdelberg für den ihm von Sr. Maj. dcm
Köntg von Preußen verltehenen Orden pour le raerite
für Künste und Wiffenschaften, ebenso dem Bankter Ldolf
Zimmern tn Hetdelberg für den thm von >sr. Maj. dem
Katsrr von Oesterretch verltehenen Franz - Joseph -Orden.
2) Medatllenverleihungeu: dem Brückengeldzetchensammler
Mich. OechSner tn Kehl, in Anerkennung setner langjäh-
rigen treuen Dienste, und dem Untererheber Gärtner in
Retltngen, in Anerkennung seiner mehr alS 40jährigen treu
gcletsteten Dienste. dte silberne Ctvilverdienstmedaille. 3)
Dienstnachrtchten: die erledtgte Domänenverwaltung Offen-
burg wurde dem Oberetnnehmer und Domänenverwalter

btmmler in Staufen übertragen; Revisor Rothermel betm
Controlbureau der Dtrection der Forste, Berg-uud Hütteu-
werke wurde zum Oberetnnehmer und Domänenverwalter
tn Staufen, vorerst tn provtsortscher Eigenschaft, die Lehr-
amtSprakttkanten Leop. Sttzenberger und Zoseph Bär in
Donaueschingen zu Profefforen am Lorttgen Gymnasium,
den LehramtSprakttkauten NtkolauS Riegel von Ktrrlach zum
Profeffor an der höheren Bürgerschule. zu Ettenhetm er-
nannt. III. Verfügüngen und Bekanntmachungen der Mt-
ntsterten: 1) Gr. JusttzmtntsteriumS vom 6. d. M., die
NamenSänderung deS Leopold Spttz von Jöhlingen in
„Spttzenberg" betr. 2) Gr. Mtnisteriums des Jnnern
vom 9. d. M., die StaatSgenehmtgung von Sttstungen
tm Oberrhetnkretse betr. (Hterunter crschetnt u. A. der
-j- Fabrtkant Laver Kuenzer von Freiburg mit je 1000 fl.
tn dte Sautter.Retbelt-Merian'sche Knaben- und Mädchen-
sttftung daselbst zu einem Freiplatz.) 3) Gr. MintstertumS
der Ftnanzen vom 30. v. M., dte 2. btesjährtge Gewtnn-
ztehung deS LotterteanlehenS der EtsenbahnschuldentilgungS-
kaffe zu 14 Mtll. Gulden von 1845 betr.

Karlsruhe, 17. Juli. (112. öffentliche
Sitzung der 11. Kammcr. Schluß.) Von den
ohnehin meist nur persönliches Jntereffe bie-
tenden wciteren Petilionen heben wir nur fol-
gende hervor: Seiß bcrichtet über die Bitte
mehrerer Schwarzwaldgemeinden, Uebernahmc
von Straßen auf die StaatScaffe betr. Ta-
gesordnung wirv angenommen, bagegen ber
Wunsch zu Prvtocoll gegeben, großh. Rcgie-
rung wolle bei Abfaffung des neuen Straßen-
geseßes aus die in der Petition aufgeführten
Umstände Bedacht nehmcn. Allmang be-
richter über die Errichtung einer Hallstation
in Obrigheim. Technische Schwierigkeiten
machen diese unmöglich. Tagesordnung. Fin-
gado berichtct über die GehaltsaufbefferungS-
bi'tte vicler Waldhüter. Antrag und Beschluß:
TageSordnung, weil Enthörung nicht nachge-
wiesen ist. Staatsrath Vogelmann be-
merkt jcdoch, daß die Gehalte der Waldhüter
zu nicder seien und im nächsten Budget großh.
Regierung Erhöhungen in Antrag bringen
werde; auch daS Minifterium des Jnnern
habe die Gemeinden zur Aufbefferung ihrer
Waldhütergchalte aufgefordert. Kusel be-
richtet weiter über die Bitte der Burfchcn-
schaft „Teutonia" in Freiburg um Revision
der akademischen Gesetze. Ueber die sormelle
Frage, ob die Petenten zur Ausübung des
Petitionsrechtes, welches jedem „selbstständigen
badischen Staatsbürger" zustehe. berechtigt
seien, will die Commisston zu Gunsten des
Petitionsrechtes keinen weitern Anstand erhc«
bcn. Die gestellte Bitte sei keine neue, schon
auf mehreren früheren Landtagen seien ahn-
liche der Negierung empfehlend überwiesen
«orden. Was die Sache selbst betreffe, so
bedürfe es nur einer Ueberstcht über die ein-
zelnen Bestimmungen dcr akademischen Gesetzc,
um die Ueberzcugung zu gewinnen, daß viele

derselben mit den in unserm Rechtsleben gel-
tenden Grundsätzen im Widerspruch stehen und
einer Abänderung bedürfea. Zwei Fragen
vrängten sich dabei, der Erwägung auf: Ob
der besondere akademische GerichtSstand noch
fortbestehen solle; ferner, ob und inwieweit
bei- Erlaffung akademischer Geseße die Mit-
wirkung der Stände erforderlich sei, Mit
einzelnen, aber nicht mit allen Bcschwerbe-
punkten der Petition erklärt sich die Commis-
sion einverstanden. Die Studentenverbindun-
gen können nicht mehr allgemein verbotcn und
beschränkt werden, wie dies die Bundesbe-
schlüffe vorschreiben; dagegen kann sich die
Commission nicht damit einverstanden erklären,
daß den Studirenben pvlitische Verbindungen
gestattet sein sollcn; sie würden dadurch von
ihrem Berufe, dem Studium, abgezogen. Da-
mit sei nicht gesagt, daß man ihnen verweh-
ren wollc, ein Jntereffe an vaterländischcn
Angelcgenheiten zu nchmen. Für voüständig
begründet hält die Commisfion dic Vorwürfe
gegen das vcraltete Vcrfahren in Untersu-
chungSsachen. Die Abforderung des Ehren-
wortes von dem Angeschuldigten darüber, ob
er schuldig sei oder nicht, sei geradezu eine
moralische Tortur. Die Commission stellt den
Antrag, die Petition dem großh. Staatsmini-
sterium empfehlend zu überweisen.—-Staats«
rath Lamep: An und sür sich habe er da-
gegcn Nichls einzuwenven und halte manche
Bemerkung des Commissionsberichts für zu-
treffend. Doch müßten sich die Petenten
darüber klar werden, daß mit dir Aufhebung
der akademischen Gerichtsbarkeit nichl auch
die Disciplin aufhöre. Disciplinarvorschriften
bestehen an seder derarligen Anstalt und sind
nöthig. Vermöge der Disciplin könncn auch
Bestimmungen getroffen werben, damit einer
die Wahrheit sagt; daS sei keine Lortur. —
Berichterstatter Kusel: Zunächst müffe er be-
merken, daß bie Petenten nicht um Aufhebung
der akademischen Gerichtsbarkeit bitten, welche
sie vielmehr beibehalten wiffen wollen. Was
die. Frage deS Ehrenwortes betreffe, so sei
diese Maßregel von ben Disciplinarmitteln
doch etwas verschieden; sie schließe gewiffer-
maßen die Freiheit des Willens aus, indem
die Ablcgung des Ehrenworts erzwungen
«erde. Deshalb biete es auch keine Garantie,
verleite vielmchr gerade zum Wortbruch. —
Staatsrath Lamep: Für die Abnahme des
Ehrenworts sei er auch nicht; in dieser Be-
ziehung wünsche er die Studenten nach dcn
gewöhnlichen Gesetzen beurtheilt zu sehen. —
Beck spricht über den Unlerschied zwischen

Eidgenössisches Schntzenfest.

La Chaur-de-Konds, 14. Juli. HeuteMor-
gen um 11 Uhr fand die feicrliche llebergabe dcr
deutschen Fahnc an den Schweizerischen Schützcn-
verein statt. D-r Zng dcr' deutschen Schützen ging
vom risoe nenvo auS, zum Gabentcmpcl, wo vc.
Heineke aus Bremcn das Wort crgriff: Wir kön-
ncn Euch nur für Eure brüderliche Aufnahme dan-
ken, Zhr lieben Schweizer; indem wir Euch das
Höchste übcrgeben, waS wir mitgcbracht, diese
Fahne — unser Hoffnungsbanncr ... Wir rufen
Euch zu: auf Wiedcrsehcn in Bremen. Es lcbe
dic Schweiz. (Großer Applaus.) Hr. Obrist Gi-
rard begrüßt im Namen des Schweizerischcn Schützcn-
vcretnS dic Deutschcn, die so fcrn gekommen. ..
Um dic Verbrüdcrung aller Völker zu Wege zu
bringcn, muß vor AUem Deutschland mit einstim-
men. Sollte ein Herrscher im Westen Jhr Land
bedrohcn: so gibt es cine Gaffe durch die Schweiz
nach dem Herzen Deutschlands: diese G»ffc zwischen

Alpen und Jura werdcn wir hütcn. Die Kahne,
welche Zhr unS übergeben, sehe ich als ein Zetchen
der Vcrbrüderung zwischcn Deutschland und der
Schweiz an. Wir werden sie hoch halten wie un-
sere etgene Fahne. Etn Hoch auf die Söhne
Deutschlands, welchc hiehcr gekommen, um dieses
Fcst mitzufeiern! (Stürmische Hochs!) Run ergreift
etn Jtaliener, Herr Legnani auS Mailand, das
Wort und sagte in italienischer Sprachc: „Jch um-

' arme Deulschland, ich hoffe, daß eS groß, fret und
einig wcrdc. Wir Völkcr stnd Alle einig!" (Er
umarmt unter großem Beifallc vr. Siegm. Müller
aus Frankfurt.) vr. S. Müller: „Deutsche Schützen,

> Jhr habt gcschcn, «ie wir unS umarmt. Wir
Völker rcichcn unS dte Hand über alle Grenzen.
Verbrüderung mtt allen frcien Völkern ist unser

> Losungöwort!" (Währcnd die Mcnge in ein stür-
Mlsches Hoch auSbricht, spiclt dic Schweizer Mili-
tärmusik: „Schleöwig-Holstein stammverwaudt",

> worin allc Anwesendcn mit einstimmen.) Schließ-
lich ergreift 0r. Grün daS Wort: „Dank Zhr lic-

j ben Eidgenoffen sür die gastfreie und licbevolle

> Aufnahme, aber auch Dank für das Beispiel eines

! waffengeübten Volkes, weichcs scit zwei Tagen vor

unseren Augen vorübergegangen. Es lebe dte Eid-
genoffenschaft." (Großer Beisall.) Darauf Spen-
! dung deö bcsten Neuenburger Wetnes an die deut-
! schen Schützen und Einwethüng der »on letztercn
! errungenen Bechcr.

Bcim Bankett schlägt Obrist Phtlippin zuerst
eincn Toast auf die Fremden vor. „Euch Deutschen
wünsche ich baldigen Erfolg, alle Hindcrntffe hin-
wegzuräumm, welcheEurerEinigung noch entgegen-
stchen!" vr. Karl Grün antwortet !N cincr polh-
glotten Rede (deutsch, französisch, italienisch und
englisch) und bringt ein Hoch auf dic hcilige Al-
lianz dcr Fürsten! (Großer Bcifall.) Herr Ulrich
vom Schwcizer-Comite: „V>re la iiborts äo toas
los Pvaples!" Ein Pole, Graf Plater, bringt cin
Hoch auf dic unabhängige Schweiz und ein unab-
hängigeS Polcn. Hr. Zul. Eatuff aus Chur HLlt
dann noch unter stürmischem Beifalle eine «arine
Ansprache an die Deutschen und brtngt der deut-
schen Znkunst ein dreifaches Hoch, in wclcheS Alle
einstimmcn.
 
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