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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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den frühern lind jetzigen Zeiten und Umstän-
den, und über die Verwirrung der sittlichen
Begri'ffe, die em solcher moralischer Zwang
hervorbringe. Er habe srnher eine Universi-
tät gekannt, wo daS Ehrenwort, in keine
Burschenschaft einzukreten, abgegeben werden
mußte, trotzdem aber fast dic ganze Univer-
sität in der Burschenschast war. — Staats-
rath Lamey: Davon handle es sich nicht;
diese« Ehrenwvrt sei ein Berspruchseid und
als jvlcher schon nicht zn biüigen. Was das
VerbindungSwesen beirrffe, so sei den Stu-
direnden durch eine Berordnung ja erlaubt,
Berbindungen einzugehen. — Berichterstatter
Knsel: Der 8- 71 ver akademischen Gesetze
destimmc, daß dem Angrschuldigten daS seicr-
liche Ehrenwort abgenommen werden kvnne,
und zwar auch bet bedeutenden Criminalun«
tersuchungen «nd ebenso werde in andern
Fäüen, z. B. Alimentationsproceffen, ein Ehren-
wort abverlangt. Das seien doch mehr als
Disciplinarsachen. Ob in den letztern es an-
gewendet werden solle, das sei cine ganz an-
dere Frage; aber als BewciS und Üeberfüh-
rungSmittcl in größeren Sachen sei dicse Ab-
nahme des Ehrenworts durchauS unzuläsflg.

— Staatsrath Lamey: Damit sei cr auch
einverstanden; allein ihm sci cs nicht bekannt,
daß der Fall in größern Sachen vorgekommen.

— Wundt berichtet über die Bitte des vor«
maligen evang. Pfarrers Köchlin in Schwetzin-
ge» um Wiederaufnahme einer Untersuchung
gegen denselbcn. Tagesordnung ohne Be-
sprechung angenommen. Schluß der Sitzung.

(B. B.)

Karlsruhe, 20. Jult. 113. öffentliche
Sitzung der II. Kammer unter tem Vorsitze
des Präsidentcn Hildebrandt. Als Regie-
rungskommiffär ist anwesend: StaatSrath vr.
Lamcy. Der Vorsitzendc theilt mit, daß vom
Lantkapitel Offenburg eine Verwahrung gegen
eine vom Abg. Beck in der Besprechung über
dcn Lörracher Kirchenbau gemachte Aeußerung
eingekommcn sei. Wegen ihrer persönlichcn
AuSfäüe eigne sich dieselbe nicht zur Bericht-
erstattung, svndern werdc, nachdem sie zur Ein-
sicht der Mitglieder ausgelegen, lediglich zu
den Akten gehen. — Beck.erhielt das Wvrt
zn einer pcrsönlichcn Bemerkung. Redner be«
mcrkt, daß er von früherer Zeit gesprvchcn,
und scine Behauptung sei nur dahin geganqen,
daß der Staat als solcher nicht zum Kirchcnbau
herangezvgen werben könne. Ueber dic Un-
ziemlichkeit der Ausdrücke könne er ruhig hin-
weggehen. Wer durch seinc Lebensstellung mit
einer gewiffen Partei iu Streit geratheu, habc
derartige Angriffe, wie sie in der vorliegenden
Schrift enthalte», zu erwarten. Dies habe er
schon oft erfahren, er frage aber nichts dar-
nach. Sprecher woüte auf das materielle Ge-
biet «ingehen, wird abcr hieran durch den Vor-
sitzenden unterbrochen. DieTagesordnung führt
zur Berathung des Berichts des Abgeordneten
Kirsner über die von der ersten Kammer
beschloffenen Acnderungen in dem Entwurf über
r ie Verwaltungsorganisation. Die Kommisflon
stcüt dcn Antrag, daß diesen Aenderungen zu«
gestimmt werden möge, welcher Antrag auch

Friedrich Hecker über die Schlacht bei
Chancelorsville.

(Fortsitzung.)

Da daS 82. Reg. (mein Regrincnt) erhöht stand, i
fo konnte tch Alles üderschen. Meine Leutc stan-
den wic Fclse», feuerten unablässig, obwohl «ir !
tn cinem furchtbaren Hagclfturm von Spitzkugeln,
Granaten, Vollkugeln, Easeshots und Spitzgeschos- !
sen gezogener Kanonen standcn. Zch ritt beständig !
nnter dc» Leuten hin und hcr, und obglcich mein
Rock «te ein Sieb burchlöchcrt ist, blicb ich unbe-
rührt. Nun «ollte tch mit dem Bajonnet vorstür- l
men, um, wcnn auch mit furchtbare» Opfern, den
Feind aufzuhalten, nahm die Fahnc anft Pferd j
und rief UarrLd cimuxe üagonaet. Die Leutc stan- !
den, tch rief ihnen zu, ihre Fahne- und ihren altcn
Oberft nicht tm Stichc zu laffcn. Sie standen und j
feucrten, aber zum Bajonnetangriff waren sic nicht
zn bewegen, ünd eigcntlich hattcn fie Recht. Was !
ich an Fcinden schätztr, bie auf uns cinstürmten, ^
so warcn es übcr 2b,000 Mann. Soldaten find ;
dicsc Rebellcn, fie kamrn wie Bienenschwärme, rück- I
fichtsloS für ihr Leben (in ihren Eanteens fand

> von dem hohen Hause genehmigt wurde. —
Artaria zei'gt eincn druckfertigen Bericht der
Zollcommisffoa an, der aber bei ter Kürze der
Landtagsdauer blos Len Akten übergeben wor-
den sek. Schluß der Si'tzung.'

— Die I. Kammer hat dft Anwaltsord-
nung zu Endc derathcn und mit wkseiitlschen
Aenderungen das Gesetz angcnommen, die
Commrssion der U. Kammer soll sich im Vor-
aus mit den Abänderungen einverstanden er-
klärt haben, ein Verfahren, welches Hr. Mi-
nlster Stabel für ein verfaffungswidri'gcs
erklärt. Auch .dcm Gesetzc, welcheS Hohen-
wettersbach zur Gemei'nde erhcbt, stimmte dft
Kammer einstimmig zu.

Lsnabrück, 16. Zuli'. Stüve hai seme
Abdankung zurückgenommen und blcibt Bürger-
meister.

Oesterreichtsche Monarchte«

Aus Tyrol i'm Jnli. Jn Tyrol soll im
Sept. d. I. ein großes Schützensest gehalten
werden, welchem seinrs geschichtlichen Anlaffcs
wegcn bei hinlänglicher Betheiligung ein all-
gememer deutscher wie österreichischer Charac-
ter nicht fehlen wird. Diescr Anlaß ist die
500jährige Jubelfeftr der Vereinigung dcs
deutschen Landes Tyrol mit Oesterreich.

Krankretch.

Paris, 19. Jul«. Das „Memorial diplo-
matique" (bekanntliche eine vfficiöse Zeitschrift
des Ministers Drouyn de Lhuys) sagt, die Noten
der Mächte seien ein Minimum gewesen; das
Wiener Cabinet habe dic Vcrsuche RußlandS,
Desterrcich von den Westiiiächten zu treunen,
energisch zurückgewiesen, und nähere sich seit-
deui diesen noch mehr; „Oestcrreich habe eine
providenticüe Aufgabe m Europa". Da die
Antwort des Fürstcn Gvrtschakoff nicht qänz-
lich der Erwartunq dcr österreichischen Regie-
rung entspreche, so werde dicse sofort weitere
Maßregeln mit den Westmächten verabreden,
um den qemeinsamen Zweck zu erreichcn.

Paris. Graf Persignp ist »n Scheidunqs-
prvceß mit ftiner werlhcn Ehehälfte, dcr
Tochter dcs Fürsten vvn der Moskowa iind
Enkelin dcS Marschalls Ncy. Die Dame soll
schon lanq schr crceiitrisch gewescn sein; was
abcr die Sache znm Bruch führte, war cine
Skandalsccne im Jardin Mabille, jenem übel-
beriifenen Tanzplatz der Grisctten und Lorettcn.
Dorthin kam sie eines Abcnds ganz allein,
um ihrcn .... Freund den .... . leichtsinni-
gen Herzoq von Grammont Caderoussc auf-
zusuchen, von dem ste einc, wie soü man
sagen? Unlreue arqwöhnte. Wirklich fand ste
ihn dvrt am Arm irqend einer Person, und
sic gab ihm eine Ohrseigc vor aller Welt.
Cadeiouffc, der sich bei all ftincr Leichtfertig-
keit doch aus Anstand versteht, bot ihr den
Arm, als ob nichtS vorgefallen wäre, und
führle sie zu ihrcm Wagen. Die Oeffenllich»
keit des VorfallS nöthigte den lanqe Zcit schon
gutmülhigen Ehegaiten zu einer gcrichtlichen
Klage aus Trennung. Am 15. Juli erließ
daS Pariser Tribunal ein Urtheil auf Be-

man Whiskey und Pulver außerdem). Ahre Ar-
tillerte handhaben fie prächtig. Kaum bemerkten
fie dm Wiverstand, dcn mcin und daS 157. N.-A.
Regiment lctstcten, sv suhren fie gegenübcr 2 Bat-
tcrtcn anf und spiccn eincn höchst unanständigen
Hagel von Projeetilen auf unS.

Nachdem ich nun die Fahne dcm Fähndrich aus-
gchandigt und »om linken nach dcm rechten Flügel !
die Leute crmuntcrnd ritt, erhielt ich plötzlich cinen j
Schuß durch den rechlen Obcrschcnkcl dicht am Leibe,
die hörncrne Doft, dic tch tn dcr Hoftntaschc trug,
rettctc mein Lcben, so daß ich nun nur cin Loch,
drei Finger hincinzulegen, quer durch den Schcnkel
habe. Dcr SchenkelhalSknochen ist gcstreift, die
grvße Schenkeladcr bloßgelegt. Hinken werde ich
wohl mein Leben lang, allein.zu Pfcrde fieht man
das nicht, und in wenig Wochen will ich den Rc-
bclle» meine Schmerze» heiinzahlcn. Als ich ge-
schoffcn war, hattc ich natürlich keincn Halt mehr,
und das kurz nachber fich bäumendc Pferd «arf
mich ab. Ach reichte dem Major mein Schwert
und bat ihn, daö Eommando zu übernehmen, und
mich meinem Schicksal zu überlaffen. Fünf Minu-
tcn nachher war anch er vom Pferde geschoffen,

weiS der vom Grafen Persigny angeführten
Thatsachen.

S ch w e t z.

La Chaux de Fonds, 17. Juli. Voll-
stänviqe Listc ver Preise, welche die deutschen
Schützen bis gestern erhallen:

Montag^ 13. Zuli. Standkehrscheibe: L.
Bermeitinger aus Schvpfheim, Baden.

Dienstag, 14. Juli. Feldkehrscheibe: P.
Tritscheller aus Lenzkirch, Baden; Const. de
Leenw aus Düffeldorf: Rheinberqer, Neustadt
a. N.; — Standkehrscheiben: Nicol. MertcS
ans Saarbrücken; Lanr. Faller aus Lenz-
kirchen; Chr. AlthauS aus Santhofen, Bayern;
Jvh. Linder aus Kaufbeuren, Bayern; H.
Bachmann aus Stuttqar«.

Mittwoch, 15. Juli. Standkehrscheibe: W.
F. Wurz ans Frankfurt a. M.; Si'cgfr. Morf
aus Bayern; Caspar Honcgqer auS Fürsten-
thum Lichtenstei'n. — Feldkehrscheibe: A. Boller
auS Worms; Nep. Drerel auS Kaufbeuren;
Osw. Sachse aus Frankfurt a. M.; W. Pfeiffer
aus Heffen; Franzj Ammorth aus Heidelberg;
Schwaqer auS Kemptcn.

Dvnnerstag, 16. Juli. Empfingen Becher;
Fabricius und Halle aus Frankfurt a. M.,
Dr. Blum aus Heidelbcrg, Hebtinq ausVöhren-
bach (Badcn) und Tebay aus WormS.

Sachse aus Frankfurt hat außerdem im Stand-
kchr einen ausgezeichneten Theiler von 106.

Jm Verhältnisse zum vvrjährigen Frank-
furter Schützenfestc wird sehr viel geschoffen.
Am Miitwoch betrug di'e Totaleinnahme am
Schießstande 57,035 Fr. 90 ClS.

Bis Montag Abend waren in der Festhalle
34,137 Bonteillen Wein verkauft worden.
Sonntag, 12. Jnll', beförderte die Eisenbahn
des Jura i'ndustriel 25,000 Personen.

Dft deutschen Schützen haben folgende von
Mar Wirth verfaßte Ansprache an di'c Schwcizer»
erlaffen, welche hier und auf allen Stationen
zwischen hier und Basel an dcn Straßcnecken
in deutscher und französtscher Sprache anqe-
schlagen worden ist: „Liebe Eidgenoffen! Zhr
habt den deutschen SchilKcii kl'Nkn Empsang
bereitet, der uns tief gernhrt hat, der unvcr-
geßlich für alle Thcilnehiiier und ehrend sür
unftr ganzcs Vatcrland ist. Glich doch unsere
Fahrk durch Euer schönes Land mehr Einem
Triumphzng Eurer eignen Söhne. Nchmt da-
für unsern heißen Dank! Zhr habt uns Euer
Herz erschloffen wic noch nie ein Volk! Möge
dcr i» dcs FesteS Freudc geschloffenc Freund-
schaftsbund dauern für alle Zeit! Auf Wiedcr-
sehcn in Bremen!"

gez. Die deutschen Schützc».

Nachdem gestern Abend die meisten hier an«
wksenden deutschen Schützen den hiestgen Ar-
dciterbildungsverein besucht hatten, wurde von
denselben eine Deputation an dic Jtaliencr
geschickt, welche die Deutschen zu einem feier-
lichen Bonkette eingeladen hatten.

Zürich, 20. Juli. 36 dahier versammeltr
deulsche Arbeitervereine der Schwciz erklärten
sich cinstimmig gegen Laffafte für Schulze-
Delitzsch und ernannten Letzteren zu ihrem
Ehrknmltgliede.

150 Mann »on metnem 450 Strciter zählcnden
Rcgimente dcckten die Wahlstatt, nun «ankt auch
dieS tapfere Regiment und zog fich in guter Ord-
nung zurück, und »ach ihm die Buschbeck'sche Bri-
gade, dic hintcr ihm und von ihm gedeckt lag.
Schurz und Schimmelpfennig thaten ihr Möglich-
stcS, dic Truppen zu raiüiren. 10 Schritte hinter
Schurz wurdc Deffauer erschoffcn, sein Aid von Scille
ncben ihm verwundct. Kcin Eorps der Welt von
s» gertnger Zahl und solcher Aufstellung hatte den
Feind aufhalten können. Der beste B-weiS ist, daß
Hookcr ftinc Artilleric, 40 Stück, auffahren, unb
seine ganze disponible Machl cntfalten mußte,
um den »on mehrstündiger Hitze und Laufcn doch
crschöpften Feind z»m Stehen zu bringen, und
da mußte er schließlich doch noch ^/, Mcilen auf
EhancclorSville zurückfallen. WaS cr mit dieftr
Maffc nickt vermochte, muthet man einem, burch
ftin unb HowardS Vcrschulden überrumpelten schwa-
Sen Corps zu. Ach bin unpartciisch. Mtr hat
Niemand nachgcsagt, noch nachsagen könncn, daß
ich nicht Stand gehalten. (Schluß f.)
 
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