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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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Utidrltmgtr Itilung

R» 1L2. D-nnerstag, 2. Zuli


18«3.

Bestellungen auf die „Heidelberger
Zeitung" «ebst Beilage „Heidelber-
ger Fainilienblätter" für das mit 1.
Zuli 1863 begi/inende 3. Quartal
werden fortwährend angenommen.

Die Expedition.

Die allgemeine politische Lage

wird immer noch durch die polnische Frage,
und die hiemlt in Verbindung stehenden biplo-
matischen Verhandlnngen vorzugsweisc be-
herrscht. I» diesen hat nun ejn weiterer Act
begonnen: Wiederholt sind vor einiger Zeit
drei Noten von Sciien Frankreichs, Englands
und Oesterreichs an Rußland abgegangen.
WaS den Znhalt derselben betrifft, so hat es
bekannllich längere Zeit gedauert, bis eine
voükvmmenc Einigung zwischen diesen drei
Mächten crzielt war, und auch diese Einigung
schließt nicht aus, daß jede verselben ihre be-
svnderen Gesichtspunkte gcwahrt hal. Nur die
hauplsächlichsten Vorschläge, welche dem ruff.
Cadinet als Grundlage einer Lvsung der pol-
nische» Fragc mitgetheilt worden sind, wurden
in Folge deS Depeschenwechsels zwischen PariS
und Wien gleichsörmig sestgestellt. England
hatte gcradezu die Wiedereinsührung dcr Ver-
faffung von 1815 bcziehungsweise 1818 für
Polen verlangt. Frankrcich wünscht eine pol-
nischc Nationalvertretung mit gesctzgcberischer
Gewait und dem Rechte der Festsehung des
Budgets. Oesterreich endlich stellte im Allge«
meinen dic Verfaffung 'Galiziens und deffen
Verkrctung im Reichsrathe als Norm für vie
in Polen auszuwirkenden pvlnischen Rechte
aus.

Schließlich wurde nun der englische Vor-
schlag auch von den beiden andcrn Mächten
angcnommcn und zugleich rvurde auf Zuthu»
OcsterreichS nvch hiiizugeseyt: „Daß die ge-
sammtc Vcrfaffung des Königreichs Polen so
zu organisiren sei, daß ste rcr polnischen Bc-
völkerung Vertrauen einflöße." Außcrdem be-
ziehen sich die gemachten übereinstimmenden
Vorschlägc auf Amnestie, Religionsfrciheit, die
einheimische Sprache und die Art und Weise
der Necrutirung. Eine Abweichung unter den
brei Noten findet sich hauptsächlich in dcr Be-
antragung der Einstellnng der Feindseligkeitcn.
Ocsterreich hielt es in seiner Eigenschaft als
Theilungsmacht für gerathcn, sich hier einer
großen Zurückhaltung zu besieißigen und ledig-
lich mit cinem ganz allgemcin gehaltenen
Wunsche zu begnügen. Die beiden Westmächte
drückten sich in diesem Punkt etwas deutlicher,

Zum badischen Schützenfest.
(Fortsexung aus Nr. 75 der Heidelb. Familienbl.)

Als sich die Wellen der B-geisterung, welche dic
herzliche Ansprache bes GroßherzogS in der Vcr-
sammlung hcrvorgerufcn, einigcrmaßen beruhigt
haiicn, beirai Herr Profeffor Eckardi dic Tri-
bünc, um in begcistcrungsvollcr Rede die Hcrrlich-
keit des veuischen Vaicrlandes zu fciern. Der Raum
gcstattct uns jedoch nichi, dicsen aussührlichen, mii
außcrordenilichem Bcifall aufgcnommenen Vorirag
hier vollständig miizuihcilrn. Wir hcben daher nur
etnigc ZLgc dcr Rede hcrvor. Dcr Rcdncr bczeich-
neie zunächst die Schützenwaffe als uralien Schmuck
des freien Mannes. Frcilich könne sic auch der
rohen Gcwali diencn, odcr dic Waffenübung könnc
zu eincm lecren, inhalilvsen Spielc herabsinken,
wcnn sie fich nämlich Vvn dem Geiste irenne. Die-
sem Gcist habc man hier bei dem Schützcnfest mii
Rechi cinc Tribüne erbaut. Das Banner, welchcS
dicselbe schmücke, sci der reine, heilige, hoch über
allem Streite der Pärteien schwebende Gedanke des

jedoch immerhin mit der nöthigen dipkomati-
schen Vorsicht auS. — Diese jetzt in Peters-
burg vorliegenden brei Noten enthalten hier-
nach keinc entschiedene katcgorische Forderllng,
oder gar ein Ültimatum. Es find lediglich
in allgemeinen Umriffen gehaltene Punkte, die
das hinlänglich vorbercitete russische Cabinet
keinenfalls unbedingt ablehnen wird, und die
daher nur wieder Stoff zu neuern u. längern
Unterhandlungen bieten. An einen kriegerischen
Ausgang ist daher vvrerst nicht zu glauben.
Jn Oesterrcich wird nicht nur vo» der Regie-
rung und dem Herrenhause, sondern auch von
den liberalsten Wortführern des Unterhauses
(des Reichsrathes) die Erhaltung des Friedens
betont. Aus ben Aelißerungen der englischen
Staatsmänner wiffen wir, daß auch sie die
Sache nicht zu einem Kriegc treiben wollen.
Hiezu kommt, daß die physischc Krast des pol-
nischen Aufstandes, welcher in neuerer Zeit
vielc unb schwere Niederlagcn erlitten hat
und ällem Anscheine nach bald ganz versiegen
wird, eigentlich nur noch moralisch besteht und
immer mehr und mehr erlahmt. Hiedurch
wiid also einem etwaigen kriegerischen Vor-
gehen der Westmächte ein wcsentlicher Stütz-
punkt entzogcn. Von Frankreich zumal —
was die Hauptsache — ist in der nächstcn Zeit,
allen Anzeichen nach, einc Störung bes Frie-
dens nicht zu erwartcn. Napoleon hat nach
dcr Eroberung von Puebla die merikanische
Erpedition keineswegs, wie Viele annahmen,
ausgegeben, läßt vielmehr seine Truppen wei-
ter auf die Haupkstadt Meriko Ivs marschiren,
welcher Umstand als cin Zeichen dafür gelten
mag, daß er vorerst nicht beabsichtigt, sich in
Europa crnstlich ^u engagiren. Noch mehr
und enlschiedeiier spricht aber hiefür dcr in
Frankreich vor Kurzcm stattgehabte Minister-
wcchsel: Wenn dieser hinsichtlich der stattge-
sundenen Personalvcränderungen zunächst auch
auf die inneren Verhältniffe zu beziehcn und
als eine Concession in Folge der Pariser
Oppositionswahlen zu betrachten ist, wenn
selbst der bishcrige Ministcr dcs Aeußern,
Droupn de Lhups, auf seincm Posten verbleibt,
so sind doch anberseits bie Hauptfürsprecher
einer kriegerischen Actionspvlmk, Persignp und
Walewski, aus bem Cabinctc vcrbrängt wor-
den, unb damit ist für jetzt kein kriegerischer
Ausgang der zu Gunfte» Polens eingeleiteten
diplomatischen Action anzunehmen.

* Potitische Umschau.

Zn Navensburg sollten von der dort wei-
lenden Theatergesellschaft die „Karlsschüler"'

dcutschen Vateriandcs. We groß und herriich sei
dics Land! Darum aber müffe unsere Liebe zu
demseibcn auch nicht bioße Empfindung, sie müffe
iebenSvollc That sein. Nur cin Phiiistcr könnc
rufen: Dbi bone, ibi xstris! Und ob auch daS
Vatcriand noch immcr tief darniederiiege, wir
müßien es darum nur mit vcrdvppeiier Licbe um-
schiicßen. So sei es einst bei den freien Schwei-
zern gcwesen, und für mannhafie Vöiker habc von
jcher oaS Ungiück einen eigenihümlichen Scgen in
sich geiragen. Das Vaieriand, ais cin unglück-
liches, erwecke in uns cine nur um so heiügere,
thaikräfiige Vaterlandsiicbe. Möge in der trüben
Gegcnwart Kamps und Strcit uns bcdrohen, hier
an dieser Siclle gciobcn wir: kein Zoll dcuischer
Erde soll jcmals die Beuie des Fcindcs werdcn!
Bieicn auch manche Leuische Rcgicrungcn nur all-
zuvicie Veranlaffung, unsere «ateriändischcn Hoff-
nungen herabzustimmen, von unserm Baden aus,
von dem freicsten Stücke dcutschcr Erde her wollcn
wir unscrn deutfcheti Brüdern zurufen: Harret mit
uns aus, denn «ir hoffen, wir giaubcn, weil wir
lieben. Von der freien Rednerbühne ging in un°
sern Tagen dic Nrugestaituiig der Schwkiz aus.

gegeben werden, die Aufführung wurde abeck
von dem k. Oberamt unter Berufung auf eine
bestehcnde Verordnung nicht gestattet.

Wic die Südd. Ztg. aus zuverläffiger Quelle
erfkhrt, hal der Kronprinz von Preußen wc-
gen seiner Aeußerungen in Danzig zwei Tage
Militärarrest erhalten.

Nach der „Kreuzzeitung" und der „Nord-
deutschen Allgcmeinen Zeitung" wird die An-
kunft des Kaksers von Oesterrcich in Karlsbad
vermuthlich nächsten Donncrstag zu erwarten
sein.

Das östcrreichische AbgeordnetenhauS bleibt
bei dcr Adreßdebatte in den Schranken seiner
bisherigen Thätigkeit. Es werden Wünsche
und Hoffiiungenaii Mcnge ausgesprochen, aber
keinc Frage wird mit einiger Gründlichkeit
behandelt und bei allen Aeußerungen tritt das
Bestreben hervor, den Schein einer ernsten
Opppsition gegen das Ministerium zu vcrmei-
den. Das Abgeordnctenhaus, äußert dieN. F. Z.,
ist offenbar seiner eigenen Eristenz zu wenig
sicher, als daß es wagen könnte, sich als gleich-
berechtigter Factor neben die Regierung zu
stellen. Auf Grund einer Octropirung berufen,
bedroht durch dic autonomistischen Bestrebun-
gen dex Special-Landtage und Nationalitäten,
ist dcr jeßige Reichsrath gelegcntlich ein nütz-
licher, stets ein gefälliger Gehülfc der Regie-
rung, aber ihm fehlt jcnes Selbstbewnßtsekn
und jene Sicherheit, welche dic Parlamente
wirklich constitutioneüer Staaten befähigen,
auf die Leitung der Staatsangelegenheit bc-
stimmend einzuwirken. Das Abgevrdnetenhaus
selbst ist noch gar nicht darüber einig, ob der
in Wien versammelte Reichsrath den Gesammt-
reichsrath der Fcbruar-Verfaffung oder ob er
den engern Reichsrath mit beschränkter Com-
petcnz vorstelle. Selbst unter den Ccntralisten,
wie Mühifeld, Giskra, Schindler, ist Meinungs-
verschiedenhcit übcr die Competenz des Reichs-
raths. Die dcutsche Frage, wclchc Berger
neulich mit bemerkenswerther Offenheit und
Klarheit irn deutschen Sinne behandelte, ist
von.Brinz zu einer Vorlesung im Stpl des
großdeutschen Reformvcreins benutzt, welche
neu crwieS, wie die großdeutschen Reformpro-
jecte im dunkelsten Nebel schweben und am
Ende auf eine Bcfestigung des Bundestages
und der bundestäglichen Politik hinauslaufen.

Rach der „France" erwartet man dic Ant-
wvrt Rußlands auf die Noten der drei Mächte
nicht vor 8 Tagen.

Zn Griechenland herrscht vollständigc Anar-
chie; in Athcn sind in einer Woche drei Men-
schen^ermvrdet worden, darunter ein Matrose

Möge uns'dies ermuniern, unverzagi fortzuwir-
ken, bis diese freie Tribüne sich zum grvßen, fretcn
Pariameuie erweiiert habe; möge Dcuischiand im-
mcr mehr ein rechtcs Mannheim, d. h. eine
Heimath freier, ihaienmuthiger Männer wer-
den, dänn würde auch die Errcichung dcs ersehnien
Zicies: Ein großes freies Vatcriand! uns
nichi mehr ferne sein. Hierauf bezeichneic Herr
Eberstadt von hier das heuiigc Fest ais cin Fesi
dcr Vcrbrüberung, weiches alle Stämme, Siände
und Parieicn vcreinige, und brachie ein Hoch auf
die deutschen Schützen.

Herr Schneider von hier iicß dann die bad.
Regicrung und Kammer hochleben.

Herr Landiagsabgeordnetcr Dr. Lang aus Wies-
baden brachte Grüße auS Naffau. Ganz Deuisch-
iand blickc auf Badcn, ais auf eine schönc Oase
in Mitie der Wüstenci unserer poiittschcn Zustände.
Hier in Badcn herrsche herriicher Frieden und Ein-
irachi zwischcn Regierung und Voik. Die Bewohner
des übrigen Deuischiands seien eines soiche» Frie-
denS icider nichi gewohnt.

(Forischung foigt.)
 
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