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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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kl'nes englischen Kriegsschlffes. In Nrgos wurde
ein Mann von Hydra weggeschleppt und 75000
Drachmen Lösegeld verlangt. I» Laconien
falsen fortwährcnd Mordthaten vor. Die joni-
schen Deputirten machen schvn lange Gesichter.
^Nachrichten aus Vera-Cruz versichern, daß
die gefangenen inericanischen Generale nach
Martinique geschickt worden seien. Auch geht
das Gerucht, dic inrricanische Regierung habe
dic Hauptstadt Mcrico schon verlaffen.

Deutschland

Karlsruhe. 2g. Jmi!. Hosr-vlssr K°rl Ki-S bet d-r
G-ncralalmilnistration d-r großb. Kunstanstalt-I! wurde in
gl-ichrr Etgcnschasl zur Hosr-chnnngscontrollkammer, nnd
H°si-vIs°i>Td,-d°r H-nb-r bei d-r Hofr-chnnngScontroll-
tammer in gletcher Etgenschasi znr G-u-raladmtntftratton
der großh. Knnstanftalteu v-rs-tzt.

Karlsruhe, 29. Juni. Seine Königliche
Hoheit der Großherzog ist heute Vormittag
wieder nach der Znjel Meinau zurückgekehrt.

-s- Von -er Neckarmündung, 30. Juni.
Mau glaubt, die russische Negieruug stelle die
Armee deßhalb aui dcn Kriegsfuß, um die
kampffähige Mannschaft aus der bedenklichen
Atmosphäre socialer Gährung i'n Rußland
heraus zu ziehen und vor dcr pvlnischcn An-
steckung zu retten. Manche sprechen auch die
Bkforgniß aus, die russischc Demokrätie werde
sich mit der Aristokratic und dem Czarcnthum
verbünden gegc» das AuSland und besonders
gegen dic Deutschen, denen der jeßt reglerende
Herrscher allcr Renßen nicht so gewogen sei
als sein seliger Herr Vater. Bci dcr polni-
schen Arisiokrqtie und Demokratie ist gründ-
licher Haß gegen das Deutschthum nicht nur
in höchst anffaUender Wcise vorhandcii, sondern
es ist anch diesc Abneigung und dieser Haß
gemkinsamks pvlitisches Dogma. Undank ist
der Welt Lohn! Jn Polen wie in Rlißland
haben sich deulsche Männer um die Förderung
der gcistigen wie der luatcrikllen Jutereffcn
und der Cultur und Civilisation überhaupt
dic qrößten Verdienste erworben.

Leipzig, 29. Juni. Einer unserer belieb-
testcn Iiberalen Univcrsuätslchrer, der Privat-
docent Dr. H. v. Treiischkc, hat einen Nuf
an die Universität Freiburg als Docent der
Geschichtc erhalten.

Wien, 26. Zuni. Die „Preffe" schreibt:
„Namenklich im Hinblick auf die Unterhand-
lung mit dem Petcrsburger Cabincte ist die
heutige Dcbattc des österreichischen Abgeord-
netenhauses von großer Bedcutung. Sollte
man am russischen Hvfe noch in einer Täuschung
über die Stimmung in Oesterreich befangen
skin, so ist derselben uiit der heuligen Adrcß-
Debatte ein Ende gemacht. Mit Befriedigung
nehmen wir Aci davon, daß sich bis jetzl im
Nbgeordnetenhause keine einzige Stimmc für
Rnßland und gegen Polen erhoben hak."

Wien, 27. Juni. Dic polnischen Mit-
gliedcr des Abgcordnetenhauses gabcn gestern
den deutschen Abgevrdneten, welchc in der Gc-
neraldebatte über den Adreßentwnrf in der
palnischen Angelegenhcit als Nedner bas Wort
flihrten, ein Ehrcnbankett. Den Vorsttz führ-
ten Fnrst Leo -sapieha und Graf Starzenski.
Graf Adam Pvtocki brachte dcn ersten Boast
auf die anwesenden Ehrengästc und ihrc Freundc
im Abgevrdnetcnhause, Abgeordneter Grocholski
auf dic dcutschr Nativn; die anwesenden deut-
schen Abgeordneten antworteten in entsprechen-
dcr Weise.

Krankretch.

Paris» 28. Juni. Dcr „Moniteur" ver-
öffentlicht folgendcs kaiserliche Handschreibcn:

Schloß Fontailiebleau, 24..Zuni 1863.

Herr Präsident des Staatsraths!

Unser Centralisations-SNstein hat lrotz sei-
ner Vorzüge den schweren Mißstand an sich,
daß eS ein Uebermaß vo» Regiererci nach sich
zieht. Wir haben dem, wie Sie wissen, schon
abzuhelfen gesucht; nichts desto weniger bleibt
noch viel zu thun. Ehemals war dic unaus-
gesetzte Controle der Verwaltung über eine
Menge vön Sachen vielleicht wohlbegründet,
heute aber ist sie nur noch ein Hemmniß. Wie
,'n dcr That soll man es begreifen, daß z. B.
so einc Communalangelegenheit von unterge-
vrdneter Bedeutung und im Uebrigen ohne
aües Bedenken eine Untersuchnng von minde- !

- »

stens zwei Jahren erfordcrt, weil elf verschic-
dene Behördcn stch damit befassen müffen?
Zn gewiffen Fällcn crleiden industrielle Unter-
nehmungen cine ganz cben so große Verzöge-
rung. Ze mehr ich über diese Lage nachdenke,
um so mehr bin ich von der Dringlichkeit einer
Reform überzeugt. Aber in diesen Sachen,
wo das Gemeinwohl nnd das Privatintcrcsse
sich in so vielen Punktcn bcrühren, ist daS
die Schwl'crigkeit, jedem das Seinige, jenem
aüen Schutz, diesem alle wünschenswerthe Frei-
hcit zu gewähren. Diese Arbeit macht die
Revision einer großen Zahl von Gesetzen,
Decreten, Ordonnanzcn, Ministerialverfügun-
gen nvthwendig und man kann die Elemente
dazu nur vorbereiten, indem man mit Auf-
inerksainkcit jede Einzelheit unseres Verwal-
tungS-Systkms psmft, um diejenigen auszu-
scheiden, welche überflüsstg sein dürftcn. Die
verschiedenen Abtheilungen dcs StaatsrathS
sind mir am geeignetsten erschienen, diesc Prü-
fung vorzunchmen, denn wenn sie nicht selbst
verwalten, so sehcn ste doch die Vcrwaltung
arbeiten. Sie sind die besten Sachverständi-
gen, die man um Rath fragen kann. Jch bitte
Sie also, diesclben mit dieser Arbeit zu bc-
auftragen, und ich will Jhnen sagen, wic nach
meiner Auffaffung dieselbe auszuführcn sein
wird. Jnnerhalb jeder Abtheilung würde der
Berichterstatter die Förmlichkciten, die Vcr-
zugssristcn, die verschiedenen Behörden und
dic reglementarischen Bestimmungen, dencn
jede Angelegenheit unterworfen ist, nbersicht-
lich aufzeichnen müffen. Eine gewiffe Zahl
besonderer Ucbersichten würde dann für jede
Kategorie cine bestimmte Form und die Mittcl-
dauer ihrer geschäftlichen Behandlung unter
Ausscheidung aller ausnahmsweise wirkendcn
Umstände feststellcn laffen. Die Abtheilung
würde dann ihr Gutachtcn über die für nöthig
erkannten Abändernngen oder Beseitigungen
abgcbcn. Was die Angelegenheiten bctrifft,
welche iiicht dem Staatsrath unterworfen sind,
so würden dic AmtSvorstehcr Documcnte und
analogc Etats cinzureichen haben, weiche einer
allgemcinen Bcarbeitung für jedes Mniisterium
zur Grundlagc dienen würden. Wie ich die-
ser Reform eine große Bedentung beimeffc,
so rechne ich auf den einsichtsvollen Eifer deö
Staatsraths, um bald zu eikier befriedigenden
Lösung zu gelangen. Hiernach bitte ich Gott,
Sie in seincn heiligen Schutz zu uehmen.

Napolcon.

Ztalte n

Turin, 25. Juni. Die neuen Minister
Frankreichs werdcn in hiestgen Regierungs-
kreisen günstig beurlheilt. Herr Boudet ift
Protestant und lieberal und Herr Duruy, der
neue Unterrichts-Minifter, ist ein Freund der
Einhcit Jtaliens, welcher eine gegen die wclt-
liche Herrschaft deS Papstes gerichtete Schrift
hai drucken laffen unter dem Titel: „l-os
pgpo8 prinoes italieng." — Die Schuhmacher-
incister in Turin haben den König Vici'or
Emanuel znm Ailmeister ihrer Jniiung ernannt,
„wcil er den nalionalen Stiefel zurecht gemacht
habe", Der König schenkte ihnen eine Fahne
iiiit der Jnschrift: I)ouo cli 8. 51. il re ck'its-
lia slls soviets cksi susstri osl/.olsi cki Do-
riuo. (K. Z.)

Ntederlande

Aus -em Haag, 2g. Juni. Jn der
heutigen Sitzung dcr zweiten Kammer wurde
dcr auf. die Ablösung des Schelde-Zolles be-
zügliche, mit Belgien abgeschloffene Vcrtrag
'einstimmig genehmigt; ebenso der zwischen
Belgien und Holland abgeschlosseue Handels-
vertrag. (Jnd. b.)

R « ß l a « V

Petersburg, 29. Juni. Der „Jnvalide"
erklärt die von der „Agentur Havas" ,'n Pa-
ris veröffentlichte angebliche geheime Jnstruc-
tion der kaiserlichen Kanzlei an dcn General
Murawicff für absolut falsch.

Nachrichten über Polen

Warschau, 25. Zunk. Jm Gouverne-
ment Minsk (Lithauen) sollcn dic Ruffen übcrall

gcschlagen worden sein. Dke Haltung der Zu-
den soll eine polenfreundliche sein. — Der
Jnsurgentensührcr Swientorzetzki hat am 21.
drei russische Geistliche., worunler einen De-
nuncianten des Ciundziewitzki, hängen laffen.
Auf Ansnchen des Archierej (ruff. Erzbischof)
Halubowicz wurden dorlhin große Abtheilun-
gcn Militär gesandt. Auf den Kopf des
Swkentvrzetzki sollen 5000 R. S. gesetzt sei».
— I» der Stadt macht die Arrestation des
Directors der Schatzcoininission, des wirklichen
Regierungsrathes von Bagniewski, und deS
Chefs der Schatzcommission, v. Janiszewski,
großes Aufsehen.

Warschau, 25. Zuni. Soeben trifft aus
Wilna folgendcr Bericht ein: „Wilna, 23.
Juni. Die (durch ihre'Strenge bekannten)
Bobrinski, Gouverneur von Grodno, Hilde-
brand, General der Gcndarmerie, und Haüer,
Civilgouverneur von Wilna, haben ihre De-
missionen eingereicht, mit dem Bemerkeii, „daß
sie dem Czaren gedient, daß sie aber dem
„Henker" (Murawicff) nichl inehr dicnen wol-
len." Murawieff nahm dic Haller'sche De-
mission nicht an; er sagte: „ich wcrde Dich
sclbcr wegtreiben". — Der Oberst Wasiljeff,
welcher seit 15 Zahren die Stellc des Wil-
naer Polizckmeisters (mil einer unmenschliche»
Strcnge) bekleidete, hat Wilna mit seiner gan-
zen Faiiiilie heiinlich verlaffen. Der Adels-
marschall des Wilnaer Gouverncments, Do-
majko, welchem, als er ruhig in Petersburg
lebte, der Minister des Znner», Walujeff, ge-
sagt hai: „bleiben Sie hier — hier sind Sie
sicher — in Wilna unter Murawieff sind Sie
es nicht", wurde auf Befehl bes Letztern mil
Gendarmen nach Wilna gebracht, und als er
mit seinem Ordensband und vielcn Decora-
tionen sich vor ihm stellte, hat er folgende
Worte hören müffen: „Du soüst Alles, was
ich Dir befehle, pünctlichst und ohne Einwand
erfüllen", nnd tndem er auf die bccorirte Brust
des Marschalls zeigte, sagte e.r dic Wortc
(wörtlich): alle diese Zeichen der kaiscrlichen
Gunst haben bei mjr keine Bedeulung... mit
ihnen kannst Du nach-Sibirien verbannt wer-
den." Dann vcrlangte er cine Adreffe an den
Kaiscr, welche sowohl von Domajko, alS auch
vvn säiiiliitlichcn Abclsmarschällcn, bie allc ein-
zeln Aiidi'knzeii beim Generalgouverneur Mu-
rawieff hatteo und in Folge beffen arretirt
sind, desinitiv abgeschlagen wurbe.

Kraka«, 27. Juni. Die Hinrichtungen
in Lithaucn dauern fort. Jn Mohilew wur-
dcn am 18. d. die zwei Macewicz, dann noch
zwei anvere Jnsurgeiiicnführer (Aneypa unb
Korsak) erschoffen. Jn Kiew wurve ZielinSki,
in Sieblce am 15. Czarnecki und Milewicz,
in Pctrikau am 20. Bokiewicz gchenkt.

Breslau, 30. Zuni. Nach ber „Schlcsi-
schen Zeituug" hal das polnische National-
comitc folgcnde Dccrete crlaffen: „Zwischen
Warschau und Pclersburg und Eidtkuhnen u.
Wilna sind Eisklibahnbetrieb und Tclegraphen-
verkehr einzusteUcn. Vcrwallnngsbcamtc, Ma-
schinistcn, Bahnwärter, Arbeiter und Telegra-
phisten werden zu sofortigcr Dicnstverlaffung,
Privatpersonen zur Nichtbenützung dieser Ver-
kehrsmittel angewiesen. Uebertretung wird
vom Revolutionsgericht gestraft."

NeUeste Nachrichte»

Kassel, 30. Juni. Das amtliche Gesetz-
blatt enlhält das Finanzgesetz vom 21. Juni
d. I. für die clfte Finanzperiode 1861—63.

Paris, 30. Juni. Der „Moniteur" ver»
öffcntlicht Decrete, burch welche die Beschrän-
kung der Zahl der Pariser BScker vom 1.
September d. I. an aufgehoben wird.

London, 30. Zuni. Am 10. Zuni hat
Graf Ruffell an dic bri'ilschcn Gesandten bei
den griechischen Schutzmächten ein Circular
mit der Erklärung erlaffen: woferne dic joni-
schen Jnseln die Einvcrlekbung in das Könßz-
reich Griechenland wünschen, werde England
eine Conferen; der Schutzmächte behufs Er-
wägung dieses Wunschcs beantragen. Die
Ei'iiverleibungsfrage werde nächstens dem joni-
schen Parlament vorgclegt werven.
 
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