Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
September
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0241

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Mittwoch, S. Leptcnrber


Anftrm GroßherMg Friedrich znm Grburtstagc.

Es prangt die Muftnstadt im Festgrwande
Und in die Ärrgr fthallet friertich Grläutc,

Drnn übrrall im schönrn Äadnertandr
Ijt für das Votk rin rrchter Frsttag heutr;

Vereint mit Dir durch trruer Liebr Bandr,

Älickt frder Äadenrr auf Dich mit Ltolz und Frende
Und gerne opfernd an des Vaterland's Ältar,
Äringt rr grrührt Dir ftinen Glückwunfch dar.

Wir bringen Dir nicht viele Wortr weiter,

Denn fades Kchmeichetn glrichrt rinem morfchen Kahn;

In Frcud und Leid fei Drines volks üegtriter,

G wandlr fort auf drr betrrtnen lichten Äahn

Und fei für Deutschland's Recht ein wackrer Ztreiter t

Lrrstrrurnd fchlimmer Dunketmänner wahn,

Dann stngt rin freies Votk Dir Iubelpfalmen,

Drin theures Haupt nmgrünrn Driner Wrrkr Palmrn!

6.

Aufruf.

Das Geburtsfest Seincr Königlichen Hvhcit
unseres durchlauchtigsten Großherzogs Fried-
rich wlrd durch Gottesdienst feierlich began-
gen werden.

Zch lade daher die vcrehrlichen Mitglieder
des großen Bürgerausschusses, svwie alle uieine
Mitbiirger, welche nicht besonders eingeladen
worden stnd, zur Theilnahme an demselben
hiermit ein und ersuche ste, fich zum feier-
lichen Zuge in die Heiliggeistkirche am
Mittwoch, den 9. d. M.,
Morgens 9'/, Uhr,
im Rathhaussaale einfinden zu wollen.

Heidelbcrg, den 5. Septbr. 1863.
l. Bürgermeister:

Krausmann.

* Politische Nmschau.

Es darf wohl als feststehend aiigenouioien
werden, baß die preußische Regierung ent-
schloffen ist, den Beitritt zu der ihr vorgelcg-
ten Reformacte abzulehnen. Die Berusung
an das preußischc Volk und an den preußi-
schen VolkSgcist ist die Antwort auf die Be-
schliisse in Frankfurt. Von der größtcn Wich-
tigkeit ist dahcr der Ausfall der bevorstehen-
den Neuwahlen. Die Besürchtung, daß durch
dieselbcn eine feudale Mehrheit in dic Kammer
kommen könnte, darf wohl nicht gehcgt werben,
das Iiberalc Element wird sichcr auch in der
neuen Kammer überwicgen. Zwcifelhast bürstr
es scin, ob nicht der specistsch preuß. Stand-
punkt sich Geltung verschaffcn dürfte. DaS
preußische Vvik wird jetzt zu zeigen haben,
ob in demselben eine entschieben deutsche Ge.
siniiüiig vorherrscht, ist dieses der Fall, dann
kann dem Aussall der Neuwahlen mit Ruhe
entgegengcsehen werden.

Der Frankfurter Correspondent des Temps
stcllt Betrachtungen an über den Einfluß,
welchen die Opposition einer Anzahl von Für-
sten und namentlich die in der Karlsruher
Zeitung gegebcne Erklärung über die Haltung
des Großherzogs vvn Baden, auf den Gang
der demschen ' Nesormangelegenhcit ausüben
wird. Die Antwort der KarlSruher Zcitung
auf die versteilten Angriffe dcr Oesterreichischen
Corresponbciiz lasse nichls zu wünschen übrig,
ste sci cine kategvrische Erklärung dcr libcra-
len Grundsäye, begleitet von einer uiolivirten
Weigerung, dem Werke der Fürften beizutreten.
„Das ist unzweifelhast das ernsteste Ereigniß
des Congreffes. Es zerreißt Angestchts ber
ängstlich auswcrksamen Nation die vvn den
Organen dcr österreichischen Politik so sehr ge-
puhmte Einheit der Ansichten. Es briiigt bie

andern constitutionellen Herrscher Deutschlands
den Kammern ihres Landes gegenüber in eine
eigenthümliche Steüung; es gibt den Abgeord«
neten die Befugniß, stch aus das Beispie! des
Großherzogs von Baden zu stützen, um das
Versahren ihrer Herrscher zu ervrtern. Auf
daS Volk muß diese Erklärung einen unge-
heuren Eiudruck änßern. Vom Augenblick an,
wo der Großherzog stch genöthigt erklärt, dem
Werkc seiner gekrönten Genoffen seine Billi-
gung zu verweigern, hat die öffcntliche Mei-
nung ihren Entschluß über ben Werth deS Re-
formentwurss gefaßt. Seien Sie einer massen-
weisen Erhebung der Nationalpartei gewärtig.
Das VersammlungSrecht wird in Anspruch ge-
nommcn werden, und die Preffe wird das
Feuer aus der ganzen Linie eröffnen. Der
Angriff wird um so lebhafter sein, alS man
während des CongreffeS eine größe Zurück-
haltung bewiesen hat."

Die „Nordd. Allgem. Zeitung" spricht von
einer Nothwchr gegenübcr der Foitschritts-
partei und die feudale Zeidler'schc Correspon«
denz geht s» weit, für den Fall, daß die Neu-
wahlen keine Mehrheit für das Militär-Re-
organisationSwerk ergebe», und, wie sie sich
auSdrückt, der Fortschrittspartei der unheilvolle
Einfluß verbliebe, das Ereigniß einer Vcr-
faffungssuspension anzukündigen. Auf der
anbern Seite gehen Gerüchte in Berltn, wvnach
eine demnächst zu erwartendc Proclamation
des König« eine enlschiedene Haltung in der
deutschen Frage und die Möglichkeit der zwei«
jährigen Dienstzeit ankündigen würde.

Nach „Fädrelandet" wäre der Allianztractat
mil Schweden noch nicht abgeschlvffen. Der
schwedische Gcsandte sei am Freitag nach
Stockholm abgcreist und werbe erst in acht
Tagen zurückcrwartet.

Die schleswig'schen Deputirten sollen be-
schloffen haben, die Delegirtenwahl für den
Reichsrath nicht vorzimehmen.

Deutschland

Weimar, 4. Sept. Die „Weim. Ztg."
berichtel vsficiös: „Die Zeitungen berichten
auS Franksurt, daß mit einige» anderen Staa-
ten auch Weimar den österreichischen Ent-
wurs einer Resormactc abgelehnt habe. Nach
ciner Queüe, welche wir für zuverlässig halten
dürsen, ist diesc Nachricht ungenau, viclmehr
betrachtel die großh. Negierung den Entwurf,
weit entfernt, ihn abzulehnen, nach wie vor
alS die gecignete Grundlage für eine heilsame
Bundesreform, wie sie unter den bestehcnden
Verhältniffen überhaupt in Aussicht genvmmen
werden kann. Dagege» hat, wie wir hören,
der Großherzog allerdings es abgelehnt, schon
jetzt, und ehe noch Preußen, deffen Zutritt
allseitig als die Vvrbedingung der Aussührung

betrachtet wird, an den Verhandlungen stch
betheiligt hat, die eigenen und andere Ver-
befferungsanträge, dencn Se. Kgl. Hoheit sich
angeschloffcn, durch Unterwcrfung unter dic
Majvritätsbeschlüffe auszugeben und insoweit
das Ecgebniß Ler Beralhungen zum Abschluß
zn bringen."

Augsburg, 3. Sept. Während dem König
in München unv andcren baperischen Städlen
großer Empfang bereitet wird, geschieht dies
hier nicht. Dcr Magistrat hatte zwar eben-
falls eiuen feierlichen Empfang des KönigS
beschlvffen; allein die Gemeindebevollmächtigten
erklärten, daß bei dem dermaligcn Stand der
Dinge zu irgend einer Demonstration kein
Grund vvrliege; es sci viclmehr zweckmäßig,
erst abzuwarten, was der Fürstencongreß dem
deutscheu Vvlke bringen werde. Der Bcschluß
des Magistrats wurde sofort für ausgehoben
erklärt.

Berkt'n, 3. Sept. Aus verläßlicher Quelle
theilt die „Köln. Z." über die Frage der Auf-
lösung des Avgeordneten - Hauses FolgendeS
mit: Als man Ansangs August die ersten Nach-
richten über das Vorgehen Oesterrcichs in der
deutschen Frage erhielt, hielt man eS für noth-
wendig, baldigst die Kammern einzuberufen.
Der Ministerpräsident erließ von Gastein aus
dic betreffenden Verfügungen und es wurden
zur Beschleunigung der Einberufungs-Arbeiten
dem Bureau - Chef bes Abgcordnetenhauses,
Geh. Canzleirath Bleich, zwei Beamte aus
dem Ministerium des Jnnern zur Verfügung
gestellt. Jndeffen wurde bereits nach vierzehn
Tagen diescr Plan ausgegeben: jen« beiden
Beamtcn kehrten wieber in das Ministerium
des Jnnern zurück. Mau erwog, daß der
noch ungelöste Conflict über die Besugniß deS
Präsibiums der Kammer, die Geschäftsordnnng
auch in Bezug auf die Minister zu handhaben,
den letzteren es nicht mögsich mache, mit dcr
gegeiiwärtigen Kammer persönlich zu verhan-
deln, daß mit dieser Kammer auch schwerlich
irgend welche Resultate erzielt werden können;
man überzeugte stch von der Nothwendigkeit,
dicse Kammer aufzulöscn und den Versuch zu
machen, eine neue Kammer zu erlangen, welche
die Aussicht einer Verstäiidigling mit dcm Mi-
nisterium gewähre. Man glaubt annchmen zu
könncn, daß, was im Zahr 1849 unter den
schwierigstc» Verhältniffen dem Ministerinm
Maiiteuffcl gelungen sei, auch jetzt dem Mi-
nisterium Bismarck gelingen werde, zumal da
durch die Prcßvcrordnung für Neuwahlen im
Sinne der Regierung vorgcarbeitet worden
sei. Es wurde über dicsen Gegenstond mit
de» Ministern v. Roon, v. Bodelschwingh,
Graf Eulenburg, welchc in Baden anwesend
waren, verhandelt und man kam zu dcm Ent-
schluffe, die Auflösung spätestenS im October
(die jedoch bekanntlich schoii jext erfolgt ist)
 
Annotationen