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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0242

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ausjusprechk», damit die neu zu wählende
Kammer im 3-nuar dks nälbsten Jahres zu.
sammentreten könne. Man verhrhlt sich aller.
dings nicht, daß der Versuch einer Neubildung
der Kammer mißlrnqen könne, daß die neue
Kammer uoch weniger aliliberale und noch
mehr fortschrittliche Mitglieder zählen könne,
als di'e jetzige, man war aber der Ansichd,
doß in diesem Falke eingreifendkrc und stärkere
Maßregeln als die Agenwäriigen ergriffen
werden müßten, und alsdann auch sich recht«
fertigen und durchsetzen laffen würden.

Berlin, 6. Sept. Heute Mittag eröffnete
der Minister deS Jnnern den inlcriialionalen
statistischen Congreß durch eine kurze Be-
qrüßung in dem reich decorirten Saale des
HerrenhauseS. Auf den Vorschlag des Mar-
quis Aquilas wurdc das provisorische Bureau '
zum dkfinitivcn ernannt. Der Minister des
Znnern ist Ehrenpräsident, Hr. v. Engel ist
Leiter der Verhandlungen, sämmtlichc 89 sremd-
staatliche Delegirten Ehren - Viceprasidenten.
Schriftsührer für bie deutschen Prvtocolle sind
die Herren Böckh und Schwab, sür die fran-
zösischen die Herren Rapmond und Boucher,
für die englischen Hr. Hamilion. Die Zahl
der Anwesenden belaust fich aus 283. Nach
Feststeüung der Tagesordnung sorderte der Mi-
nister znr Einrichtung der Sectionen auf und
zeigte an, daß der König morgen Nachmiltag
2 Ühr dic Mitglieder des Congreffes empsangen
werde.

Berlin, 6. Sept. Ein hier von,Warschau
eingetrvffeuer Prjvalbries vom 4. d. melbet,
daß der Grvßfürst Constaniin an d.iesem Tage
aus Petersburg in Wa'rschau cingetroffen ist,

Wien» 1. Sept. Die alarmirenben Nach-
richien, welche über dic Absichten Nußlands
gegenüber Oesterreich circuliren, und denen
zufolge man in PeterSburg nichts weniger als
eine Offensive gegen Oesterreich beabsichtigen
soll, zu welchem Ende bereits imposante Trup-
penmassen gegen die österreichischen Grenzen
dirigirt werden sollen, finden hier keinen Glau-
ben, vbwvhl man ganz guk weiß, daß Nuß-
land nur auf die erste günstige Gelegenheit
lauert, um sich an Oesterreich zu revanchircn,
in welchem es die Hauptursache sieht, daß sich
die Polcn noch nicht uuterwvrsen haben. Zetzt
aber, wo der polnische Ausstaud bedeutende
Kräste in Anspruch nimmt, kann Rußland
nicht daran denken, gegcn Oesterreich aggressiv
vorzugehen, so wie es denn auch nicht wahr
ist, daß imposante Truppenmaffen gegen die
österreichischen Grenzen dirigirt werden.

Wien, 3. Sept. Avch die „Tr. Ztg." will
wiffen, daß die deutsche Neformacte dem Reichs-
rathe „zur constitutionellen Behandlung über-
geben" werden wird, und zwar werbe ein„Ein-
sührungsgcsktz" zur Nesorm-Actc vorgelegt
werden. Zene Bestimmungcn, welche die Pe-
theiligung der österreichischen Bundesländer an
dem deukschen Reichsparlamente zu regeln haben
werden, sollen auch den Landtagen zur Ge-
nehmigung vorgelegt werden, und veßhalb vie
Einberusung der Landiage nvch im Lause dieses
Jahres erfolgen.

Wien» 4. Sept. Bki dem heutigen seicr-
lichen Empsang des Kaisers hielt Bürger-
meister Zelinka svlgcndc Ansprache:

„Gestatlen Ew. Maj., daß tch dcn freudigen Gefühlen
AnSdiuck gebe, welche die gcsammle Benölkeiung Jhier ge-
treuen Haupt. uud Reüdcnjsladt Wicn bc! d-i glücklichen
Rückkehr thres geltebtcn Katjrrs bcsiklen. Unsere ScgenS-
wünsche begleitclen Ew. Maj. wädiend Zhrei Rctse, unsee
Zubrl empsängt Sie bei dci Ruckkchr tn Ew. Maj. ge-
treue Stadt Wtcn. Dtrscr aUgcmcine Zubcl soll
jedoch durch ganz Deutschland — ja Lurch Europa dte Bot-
schast tr-g-n. taß dicBölkciOcstirietchs Ew. Maj.
zu immerwährender Dankdailett verpfltchtct flnd. Dcnn
E«. Maj. habcn dcn großbcrjtgcn Entichtuß gesaßt, dcn
htstortsch rtchttgeu Grundsatz zur Grttung zu brtn-
g-n, daß. so wte die Etntgung allcr dculschcn Slämme
auchdasErnporbiübcn OrflerretchS bcsördert, cbenso auch
Oesterretchs Krast nötbig ist, um Deutschiand vor
jeder Gesahr zu schügen. Dicsc ltraft OcsterretchS
wuizelt jcdoch tn der von Ew. Maj. großmüthig gewährten
freten Znstttution, in drm Hctdcnmulhc ber österreichischen
Armcc, vor Allrm abcr tn de, Ltebe und T-euc allei^shrcr
Bötker, welche stolz aus lhreii liaiscr bltcken. Golt cr>
halte unferen guten Kaiseii Er l-d- hochi-

Der Kaiser antworieie daraus Folgendks:

«Jch spreche Jhnen mlt Freudc mcinen Dauk für den
rnir bereitekrn srruntliche» Empsang aus. ES war mci»
B-sti-b-n, dle Juteressei, Oesterrcichs iu Frauk«
kuet aus daS wärmste zu vrrlreteu. urid eS freut
mtch. verstchern zn tönnen. taß ich überoll !n Diutschland
»te «ärmsten Spmpathien sür unser Vatciland angitioffeii

habc. Lel diesem Antaff, erneuerc tch Zhneu. Hr. Burgrr.

. mcistrr, wüudltch wrtor Anrrkrnnnng uod mcliien Dank
! sür Zhre Mühe bet der Dnrchsührong tes Bolksfcste». „Es
! hat meiucm Herzen wshigrihan, dic gutc Haltung und dte
' lebhasten patrtotischen Gefinnoogen der Bkwoho«
RcichShaupt- nut Restdeuzstadt zu vcruehmen, und tch habe
'bcdauert, daß tch utcht tn drr Lagc war, persönlich taran
thrtlnehmen zu könneo."

Die Jllumination war qlänzend mid allgc-
mein. Der Kaiser durchfuhr mit der Kai'serin,
qefolgt von allen Erzherzoqinnen, im offenen
Waqen die Stadt unter enthusiastsschem Iubel.
Die Erzherzoqe Rainer und Sigismnnd gingen
zu Fuß im dichtestcn Gedränqe, vom Volke
mit Zubel begrüßt. Vi'ele Häuser waren glän-
zend decvrirt, dte Palais der Fürsten Batlhianp
und Kinski mit schwarz-roth goldenen Fahnen
geschmückt. Mustk auf allen Hauptplätzen.
Die Menschenmcnge war ungeheuer. — Graf
Rechberg kehrt am Montag nach Wien zurück.

I ta i i e n

Turi«, 4. Sept. Aus Neapel wird ge-
meldet, daß der Proceß der Prinzessin Sciara-
! Barberini und des Hrn. dc Quaitromani be-
' gonnen hat. Die Staatsbehörde hat sich be-
! strebt, zu erweisen, daß Hr. de Quattromani
! des Verbrechens dev Aufwiegelung schuldig,
i uiid daß die Prinzesstn Barberini seine Mit-

> schuldige ist. — Die Stadtbehörde von Neapel
! hat daS Programm der Feierllchkkiten für
j den Zahrestag des Ei'nzugS von Garibaldt
! (7. Sept.) veröffentUcht. Die Stadt wird
! beflagqt, beleuchtet, mtt obligatem VolkSver-
! gnüqen, Feuerwerk rc.

! Turi«, 5. Sept. Man meldet auS Neapel,

! daß daS Geschwornengen'cht Herrn Quattro-

> mani des Vcrbrechens der Auswirgelunq schul-
dig erklärt hat. Folglich ist er zu zehn Jabren
Gefängnißstrafe vcrurtheilt wvrden. Die Prin-
zessin Sciarra - Barberini ist freigesprochen
worden.

A m e r t k a

New-Aork, 26. Aug. Man spricht von
der Entbeckung eincs Complotks, das den
Zweck Hatlh, Canada verrätherische Weise >'n
die Hände der Union zu liefern.

Man hat Nachrichten von Charleston vom
28. Die Unionisten haben gestei n um Mittcr-
nacht dus Bombardement der Stadt begonoen.
Di'e Nichtkämpfenden verlaffen in großer Zahl
di'e Stadt. Der „Richmond Eraminer" sagt:
Wenn die Unionistcn stch der Jnscl Morris
völli'g bemächtl'gten, so können ste den Hafen
von Charleston schließen, aber Beauregard
kann die Stadt gcgen alle Truppenmacht, die
die Unioniflen gegen ihn zu senrcn im Stande ^
sind, vcrtheidigen. Jn Nord-Carolina sind !
Bcschlüffe gefaß! worden, welche zeigen, daß
man znm Friedeil geneigt i'st.

28. August. Man mclbet von Charleston,
unlcrm 24., daß das Fort Suuiter zerstört
ist, aber daß es sich noch nicht ergeben hat.
Die linionistische Fivtte bereilet sich aus den
Angriffvor. General Beauregard hat protestirt
gcgen di'e kurze Fri'st, welche die Uiiivnisten
für die Entfernung der Weiber und Kinder
gegcben haben. Die Consnln Frankreichs und
Spanicns haben cine Berlängkruiig Ler Frist
für die Entsernnng ihrer respectiven Lands-
lente verlangt. Oberst Gilmore hat gcant-
wortet, indem er auf Uebergabc dcr Forts be«
standen hat. Beauregard verlangte darauf
eincn Waffenstillsiand von 40 Stunden. Gil-
morc weigerle sich iind begann von qeuem das
Bombardeinent. Der „Richmond Eraminer"
sagt, das Bombardement von Charleston und
die Zerstörung der leercn Häuser sei ein secun-
däres Factum, sobald die Festungswcrke der
Stadt und die Foris sich halten können. Zwei
Linienschiffe haben den Biocus forcirt und sind

> am 23. bis nach Charlestvn gekommcn. Die
Unterhaiidiiinqen wegen Auswechseiung der Ge-
fangenen nehmen ihrcn Forlganq. Die Weige-
ru»g der Conföderirten, die Neqcr ais Krieqs-
qefangene zu betrachten, verursacht Schwierig-
keiten. Die dentschen Conscribirten haben in
New-Iork ein sehr lebhastes Meeling abge-
halten, wobei sie die Conscription als un-

! menschiich und grausam hinsteilten und ver-
! langten, daß Maßregeln gegen ihre Folgen
j qenommen werden. Das Meetl'ilg hat etn
Comite ernannt, welche« damit beaustragt wor-
drn ist, mii der Regierung zn consertren uub

die Gcsetzlichkeit dcr Maßrcgeln zu ^prüfen.
ES sind in Wilmington in sünf Tagen 12
Dampfer angekvmmen.

28. Aug., Mittags. Ein unionistisches Ka-
nonenbovk, welches von Fort Monroe ange«
kommen ist, hat die Nachricht mitgebracht, daß
die Univiiisten am 24. die Forts Sumter und
Barner besetzt haben.

M e x i c o.

Die „France" gibt Nachricht über dte von
den Notabeln Mericos an den Erzherzog Mari-
milia» abgesandte Deputation. Dieselbe be-
stcht aus 8 Personcn, davon drii stch bereits
in Paris besinden, nämlich Guttierez de Estoda,
Präsident, Zose Maria Hidalgo und Antonio
Escandon. Die übrigen fünf sind am 16.
AugUst von Vera-Cruz abgegangen u. werden
am 16. d. i'n Saint-Nazaire anlangen. Am
20. Sept. soll sich die Deputation von Paris
nach dcm Schlosse Miramarc bei Triest zum
Erzherzog begeben, um ihm bas officielle Decrel
der Nvtabeln zu übcrdringen und i'hm die
Krone von Merico anzutragcn. Wenn er an>
nimmt, so wird man ihn ersuchen, ohne Säu-
men nach Merico zu kommen, ba man es für
wichtig hält, daß cr spätestenS vom 1. Zan.
an die Zügel der Reglerung annimmt.

A u st ralten

Melbourne, 27. Juli. Mehrere Stämme
Eingeborne haben den Engländern den Krieg
erklärt.

A s t e n.

Shanghai, 27. Jult. China ist ruhig.
Jn Shanghai ist die Cholera. Jn Japan hac
der Bürgerkrieg begonnen; aber die übrigen
Beziehungen sind friedlich.

Bvmbah, 8. August. Dic Jdentität des
angeblichen Nana Sahib scheint immer zweifel-
hastcr. Jm Norbwesten Jndtens herrscht dic
Cholera. Mit Birmah ist cin Conflict drohend
wegen der Handelsmonvpoie und Bedrückungen
des König. Jn Kabul strciten drei Parteien
um die Herrschaft. Der Schah von Persien
steht mit 45,000 Mann bei Mesched. Die
ostindische Regierung will in Lahore ein
UebungSlager crrichteu und ein Observations-
cvopS in Peschawer concentriren. Der König
von Bokhara nahm Kokan und verlangte die
Räumung dreier von den Russen besetzter Forte.

Nachrichten über Polen

Kraka». Jn Wilna wnrdcn am 29. Aug.
wieder drei Polen (Waskiewlc, Raszkowski,
Wroblewski) gehenkt.

Krakau, 6. Sept. Der Landtags-Abge-
ordnetc Benoe wurde verhaftet. Äus den
I Schiöffern bes Grafen Tarnowski und beim
> Deputirten Nogawskt sanden Durchsuchungen
statt. — Vom Jiisurrectivns-Schaupiatz wird
gemeldet: Jn den Wojwodschaften Kaltsch und
Lublin sinb wikdcr mehrere Insurgentenschaa-
ren aufgetaucht. Lelewel operirt bei Jozefow.

Meueste Skachrichtru

Wien, 7. Septbr. DaS Reichsrathsmit-
glieb Rogawski, ein Pole, ist verhastet wor-
den, und eS wird aus biesem Anlaß morgc»
eine Sitzung des Abgcorbncteiihauses gehalten
werden. — Dte Gencral-Correspondenz ent-
hält ei'nen Petersburger Bricf, nach welchem
der Großsürst Constantin aus seiner Reise nach
dem Lustschloß Orianda in der Krim Wien
berühren wirv, woselbst er am 10. d. ein-
treffen soll, um dem Katser seine Auswartung
zu machen.

Berli«, 7. Septbr. Nach der officiösen
Nordveuischen Allg- Zkg- wurden vor einigen
Tagen dic Proviiizialbehördeii zur Vorberei-
tung dcr Wahlen nach den-bestehenden Ver-
-ordnnngkii anftkwiesen.

New-Aork, 29. Aug. Davl's hat eine
Einderuiung »on 500,000 Negern für das
Heer beschioffen, weiche nach Kriegsbeendigiing
Freibeit und je 50 Acres Land crhalten.

New-York, 29. August. Dcr amtliche
Rapport oes Äencrals Gilmore bestätigt die
Zerstörung des Forts Sumter nach einem
fiebentägigen Bvmbardemenk. Das Fort ist
nnr noch ein für die Vertbeldigniig Charle-
stons wenhioser Trümmerhausen. Die Blilides-'
 
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