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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0604

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„FädrelandetS« von skandlnavischer Hülfs-
sendima unbearündet sei. --

Akatzeburg, 14. Dec. Aus Kopenhagen
ist der Beseht angelangt-, aus dem hier und
in Möllen stehenden 14. Bataillon sämmtliche
Holsteiner ausznscheiden, ungefähr die Hälftc
der qesonimten Mannschaft, also 400 Mann.
, Aus Holstein» 18. Dec. Dic Jtzehoer
Nachrichien, ein in 11,000 Eremplaren rn
Schlrswig.Holstein verbreitetes, fast zum täg-
llchen Brode des BürgerS und Bauers ge-
hörendes, hvchst einflußreiches Blatt, sind auf
Befehl der dänijchen Regierung unterdrückt
worden. Die Maßregelung dieses sehr beson.
ncneii Organs wird in den Herzogthümern
das größte Aufsehen erregen und die Erbitte-
rung gegen die dänische Herrschaft nur noch
vermehren.

Die Räumung Holsteins von Seiten der
Dänen soll in der Weise statiflnden, Laß dic
dänischen Trnppen sich nach und nach zurück-
zieben, sowie die deutfchen Truppen einrücken,
damit es für Freischärler uumöglich wird,
ins Laud zu dringen und zugleich jede auf-
rührerische Bewegung bcherrscht werden kann.
Die Uebereinkunft soll auf Vorschlag der
vsterrei'chischkn Regierung erfolgt sein.

Stockholm, 20. Dcc. Dem Vernehmen
nach hat bie schwedische Regierung ben Mäch-
ten erklärt, sie werde einer Vcrletzung der
Eidergrenze nicht unthätig zusehen könncn.
Die „Postkidning" macht dic officiöse Mit-
theilung, die schwedische Negiernng habe sich
in der dänisch-deutschen Angelegenheit nicht
zurückgezogen und nehwe kcine andere Stellung
ein als früher.

Kopenhagen, 20. Decbr. „Berlingske
Tidenbe" meidet: Dem Vernehmen nach wer-
den gleichzeitig mit dem Anfang der Bundes-
erecution die nöthigen Veranstaltungen für
Errichtung einer Zvllgrenze an der Eider gc-
trvffcn.__

D e « t sch l a n d

Karlsruhe, 21. Dez. Heute sind Nr.^53
und 54 des Regierungsblattes erschienen.
Nr. 53 enthält eine Bekanntinachung des großh.
Ministeriums des großh. Hauses und der
auswäriigen Angelegenheiten: Dcn Abschluß
eines Freundschafts-, Handelsund Schifffahrts-
vertrags mit Chili betr.

Nr. 54 enlhält (außer Personalnachrichtcn):

I. Gesetz, dic Eröffnung eines außerordent-
lichen Credits für den Fall einer Mobilmach-
ung des großh. Armeekorps betreffend.

II. Versügungen und Bekanntmachungen
dcr Ministerien. 1) Bekanntmachungcn deS
großh. Justizministeriums. s) Die Bekannt-
machung der Einträgc in das Handelsregister
betreffcnb. d) Die Prüfung der Nechtskandi-
daten von 1863 betreffend. 2) Bekanntmach-
ungen des großh. Ministeriums deS Jiinern.
s) Die Vvrnahme ciner Ersaßwahl für den
aus der Zweiten Kammer der Stänvever-
sammlung freiwillig ausgetreterien Abgeordne-
ten des 20. Aemter - Wahlbezirks, Rechtsan-
walt Stigler, betreffend. (Mit der Leitung
alS landesherrlicher Commissär wird Gch.
Regierungsrath Fröhlich in Karlsruhe beauf-
lragt.) d) Die Slaatsprüsung dec Lehramts-
Candivaten für 1863 betreffend. Darnach
wurben von den zur Staatsprüfung für 1863
zugelassenen wiffenschaftlich gebildeten Lchr-
amts-Candidaten nachfolgende unter die Zahl
der Lehrainis-Prakttkanten aufgenommen: Aug.
Behaghel von Mannheim, Ad. Büchle von
Staufcn, Zos. Hauck vvn Mingolsheim, H.
Hansjacvb von Haslach, D. Bender von
Weinheim, K. Rückert von Deckstein, Sd.
Eberstein von Rappenau. Ferner für Mathe-
mathik und Naturwissenschaften: H. Müller
von Freiburg. o) Die Uebersicht der Schüler-
zahl an der Polplkchnischen Schule im Stu-
dienjahr 4863/64 betrissend. 3) Bekanntmach-
ungkn des großh. Handclsministeriums. s)
Die Erlheilung von Erflndungspalenten an
Christian Schiele iu Manchester für bie von
ihm erfundenen Verdefferungen an Turbiiien
betreffend. d) Den Fahrposttarif betreffend.
o) Die Tare der sog. Aufgabeschein-Gkbühren
bci der Fahrpost betreffcud. ä) Das Güter-
transpvrt.Rkglkment für die großh. Slaats-
Eiscnbahn und die »iiter Staatsvcrwalkung

stehende» Pkivat-Eisenbahnen betreffend. 4) ,
Bekanntmachung des großh. Ministeriums der f
Finanzen: Verordnuug, den Vollzug des Wein«
steuer-Gesetzes vom 19. März 1858 betreffend.

III. Todesfall. Gestorben ist: am 2. d. !
MtS. der Regiernngsrevl'sor Rechnungsrath !
Zos. Müller zu Mannheim.

A«s Baden» 18. Dec. Waren dl'e Be- I
ziehungen zwischen den Höfcn pon Karlsruhe !
und Wien schon scit mehreren Jahren sehr j
kühl, so scheinen solchc jetzt gcradezu gespanut i
zu sein. Troxdem, daß der k. k. österr. Ge-
sandte, Graf v. Trautmannsdorf, den KarlS«
ruher Posten nur noch dem Namen nach be-
glcilet und seit länger alS 2 Jahren in Wien !
sich aufhält, war der badische Geschäftsträger
Frhr. v. Edelsheim gleichwohl pcrmanent in
Wien verblieben. Seit 1^/, Monaten ist letz-
terer aber auch nach Baden zurückgekehrt u.
wird schwerlich in der nächsten Zeit seine
Stelle in Wien wicber einnehmen. Unser Ge-
sandter hat, wie man veraimmk, sich viele
Mühe gegeben, die Diffcrenzen auSzugleichen,
denn seine Anschauungen waren zuletzt viel
mehr großdeutsch, als kleindeutsch. Aber es
scheint, daß die Haltung BadenS 'in der Re-
formfrage und neuestens in der schlcswig-
hvlsteinischen Frage bei dem österreichischen
Cabinet eine svlche Mißstimmung crrcgt hat,
daß die Stimme eines Diplomatcn nichtS mehr
ausgleichen kanii. (Schw. M.)

Frankfurt» 21. Dec. Dic Abgeordnetcn-
verjamiiilung wurde hcule Morgcn i/,1l Uhr
l'm Saalbau eröffnet und durch Herrn Dr.
Sigism. Müller von hier durch einc An-
sprachc begrüßt.

Dr. Kolb von Speier schlägt im Namen
deS Ausschusses Hrn. Dr. Müller zum Vor-
sitzenden, dic Herrcn v. Lerchenfeld und von
Bennigsen zu Vicepräsidentrn vor. Die Ver-
sammlniig nimmt dieses durch Acclamatlon an.

Erster Gegenstand ist eine Erklärung in der
schleswig-holsieinischen Frage.

Dcr Ansschnß beantragt folgende Resolution:

„Dte Versammlung erklärt:

Dte wtrksame Stcherung der Rechte DeutschlandS tn
Schlcswtg-Hvlstetn beruht auf LoStrennung der Herzog-
thümcr von Dänemark. Der Tod FrtedrtchS VH. hat thre
Verbtndung mtt Dänemark gelöst^ Der Londoner Vertrag
vom 8. Mat 1852, ohue Zustimmung der VolkSvertretungen
und der berechttgten Agnaten zu Stande gekommen und
vom deutschen Bunde nicht anerkannt, beg^indet kein Thron«
folgerecht Christian IX. in SchleSwig-Holstetn. Krast un-
zweiselhaften RcchtS tst Frtedrtch vou SchleSwtg - Holstetn-
Sonderburg-Augustenburg zur Erbfolge tn den Herzogthü-
mern berufen. Die Geltendmachung der Thronfolge deö
HrrzogS Frtedrtch tst zugletch dte Geltendmachung der Rechte '
DeutschlandS an SchleSwig-Holstetn. !

„HierauS^ entsprtngt dte Verpfltchtung deS deutschen l
Volkes, für setne verletzte Ehre, für sein gefährdetes Recht, !
für seine unterdrückten StammeSgenossen und thren recht- j
mäßigen Fürsten dte nöthtgen Opfer zu brtngen. Eknmü-
thig in dteser Anschauung übernehmen die hier versammelten
Mttglteder deutscher LändeSvertretungen die Verpfitchtung '
mrt allen gesctzltch zulässigen Mttteln tn threm WirkungS- !
kretse dahin zu streben, daß !

1) wo unb sowett dies nicht bereitS erfolgt ist, daS i

Recht Frtcdrtchs anerkannt, und die Anerkennung !
durch den Bund erwirkt werde, !

2) ohne Rücksicht auf fremden Einspruch bkesem Rechte ,
Geltung verschafft, die Trennung der Herzogthümer >
von Däncmalk vollzogen, ihre Selbstständigkett und j
unzertrennliche Verbtndung sofort hergestellt werbe. !

„Ste verpflichten sich ferner, dtejentgen deutschen Regie« !
rungen zu unterstützen, welche für daS volle Recht der Her- '
zogthümer chrltch und thatkräftig eintreten und diejenigen j
Regterungen mit allen verfassungSmäßigen Mttteln zu be- !
kämpfen, welche das Recht und dte Ehre Deutschlands in '
dteser Sachc preiögeben." j

Prof. Edcl aus Würzbnrg begrnndet in !
längerer Ncde den AuSschußantrag.

Da kein Redner sich weiter znm Wort über ^
diesen Gegenstand gemeldet, so werden die
Resolutionen unter wiederhottem stürmischen
Beisall von l!ogen unv Gallerien einstimmig
angenommem

Der zweite Gegenstand der Tagesordnnng !
ist folgender Antraqj j

Dte Versammlung bestellt ctnen AuSschuß von 36 Mtt- !
gliedern als Mittelpunkt der gesetzlichcn Thätigkeit der deut- j
schen Nation für Durchführung der Rechte der Herzog-
thümer SchleSwig-Holstein und threS rechtmäßigen HerzogS '
Friedrtch Vlll.

Der Auöschuß tst ermächtigt, cine aus einer kleinen Zahl ^
von Personen beftehcnde Commisfion für die geschäftltche j
Leitung etnzusetzen.

Der AuSschnß kann nach Lage der Umftände etne aber i
malige Versammlung von Mitgliedrrn der deutschen LandeS- !
vertretungen bcrufen.

Dr. Karl Barth. Dr. M. Barth. v. Benntgsen. >
Bluntschlt. Cetto. Fr. Duncker. Häuffer. von j
Hoverbeck. Löwe. Metz. Dr. Müller. Schulze- '
Delitzsch. Streit. v. Unruh. E. Vteweg. Dr.

A. Dölk. Wigger«. Lrämer. D--r. Lvdwlg
Seeger. Lang aus Wiesbaden.

Dr. Löwe (Calbe) begründet di'esen An-
trag:

„Man müffe dem Herzog Friedrich helfen
und daS Wenigstc, was man lhun könne, sei
in dcm Anirage auSgesprochen. Dieser AuS.
schuß solle der Mitielpunkt sein, von wo auS
über die Verwendung dcr eingegangencn Gclder
bestimmt wird: der Ausschuß sollc dre vermit-
telnde Behörde zwischen der herzsglichen Re-
gierung und dem deutschen Voike sein. Der
gemachte Vorschlag befände sich iu keinem
Widerspruch mit den Gesetzen irgend eines
Landes und, wo es sich um die Erhaltung
zweier deulscher Provinzcn handle, da dürse
eine polizeill'che Borschrijt kein Hi'nderniß sein.
„Möge", schließt der Redner unter großem
Bcifäll, „Jeder dies wohl bedenken, damit
nicht einst der höchstc Richtcr sage: Du hast
dcüi Pfund vergraben, Du bist verworfen."

Nachdem vcrschicbenc Zuschriften und Tcic-
gramme verlescn worden sind, weiche aüc Aehn«
liches, wie in dem obenerwähnten Antrag, alle
Errichtung eines Cenlralausschuffes für dic
schleswig.holsteinische Sachc wünschen, ergreift
R. Mohl ans Stnltgart das Wort, um ge-
gen den Antrag zu sprechen, dem Schulze-
Delitzsch und Dr. Barth aus Augsburg ent-
gegnen.

Graf Hegnenberg-Dur aus München
spricht gegen den Antrag, veriiest eine von
ca. 50 Abgeorbneten aus Baperu, Würtem«
derg unb Oesterreich unlerschriedene, gegen den
eingebrachlen Antrag gerichtcle Erkiärung unb
oerläßt svdann mit v. Lcrchenfcld den Saal,
da dcr Antrag den Standpunkt verrücke und
sie unter den Verhäitniffen nicht mehr sür
Schieswig-Hoistein wirken könnten.

Nachdem Dr. Müller das Wcggehen be-
dauert, sprachen noch L. Seeger aus Stutt-
gart, Mctz aus Darmstadt, Häuffer aus Hei-
dclberg, Haberkorn aus Ziitau, Becher auS
Stuttgart, Wiggcrs aus Reudsburg für, und
Brinz aas Pcag gegen den Antrag, welchcr
nach dcm Schlnßwort Löwe's aus Calwe unkcr
stürmischem Bravo nahezu einstimmig auge-
nommen wurbe.

Bei wicber ervffnetcr Sitzuiig halb 5 Ubr
wurden, vorausgesctzt, daß dem Ausschnß das
Rccht dcr Cooptation sür Abgeordnctc der
Ländcr, die nicht hinrcichend vcctrcten sind,
zusteht, svlgeiidc Abgeocbncte zu Mitgiiedern
bcs AuSschuffes eiiistiinmig unter Bravo ge-
wähit: Ludw. Seeger, Fctzcr aus Würtemberg;
Häuffer, Bluntschii a. Baden; Sigmund Müi-
ler, Georg Varrcnlrapp ans Frankfnrt; Lang
aus Raffau; Mctz auS Darmstadt; Nebelthau
aus Kurheffen; Fries aus Weimar; Stceik auS
Coburg; Heniicbcrg aus Gvtha; v. Bcnnigsen,
Miquel aus Hannover; Vieweg aus Braun-
schweig; Pfeiffcr auS Brcmcn; Godefroy aus
Hamburg; Wiggers aus Holstein; Haberkorn,
Mammen aus Sachsen; Kari Barth, Koib,
Bölk, Krämer, Fäustel a»s Bapern; Rech-
bauer, Fleckh, Troß aus Oesterreich; von
Uncuh, Löwe, Schulze-DeliKsch, Fcanz Dunker,
v. Hoverbeck, Twesten, Pauli, v. Spbel aus
Preußen.

Sobaiin wirrde unter Ausschließung ber
DiScussion folgcnder Antrag, dem noch sämmt-
liche Ocsterreicher beitrate», nahezu einstimmig
untcr dem größten Beifall und Hurrahrufen
angenomilien:„Die VerjainmIullg, im besonderu
Hinblick aus die schieswig-holsteinische Ange-
legenheit, häit es für Pflicht: für das wohl-
begründcte, unter vorliegenben Umstänben nicht
längcr abwcisbare Rechk der bentschcn Nation
auf eine allgemeiue Volksvcricctung, ein Pär-
iament, und für die Noihwendigkeit baldigster
Herstellung eines soichen stch feierlich auszu-
sprechen." Kolb. Dr. Karl Barth. Fetzer.
Dr. Lang (Naffau). Franz Mammen. Dr.
Jos. Vöik. Dr. Marq. 'Larth. Mctz von
Darmstabt. Dr. S. Müllcr. C. Crämcr.
R. Chrlstmann. Streit. Fries. Dr. Hcpnrr.

Nachdem Dr. S. Müller noch einigc warme
Worte des Abschieds an die Anwesenden ge-
richtet hatte, ging dic Versammlmig unter
mchrmaligkm Hochruf aus „bas dentsche Va-
terland" tics bcwegt und erhoben auseinandcr.

Berlin. Der Kreisrichter nnd Abgeord-
nete Meidauer hat einen VerweiS cchalien
 
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