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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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ditses eine unmittelbare Eknwirkung auf den
Kn'eg ausüben wird, muß sich bald zeigen,
Für jetzt hat der Süden den Angriff aufge-
gebe», um fich auf das zweite Stadium, die
Vertheidigung zu beschränken; svllte auch diese
defiegt werden, so bleibt noch das dritte Sta»
dium, der dumpfe passive Widerstand, bevor
bi« Aufgabe der Unterwersung gänzlich gelöst
werden kann. Das erste Stadinm hat volle
zwei Zahre gcdauert; das zweite und dritte
ist kaum zu berechnen. Wenn die Bewegung
gegen die Conscription, die hauptsächlich von
deu irländischen Einwanderern getragen wird,
sich über den ganzen Norden verbreitet, wer-
deu die Dinge in Amerika ein biS jetzt noch
«ngeahnteS AuSsehcn gewinnen.

Nach den neuesten Nachrichten ist die Meu-
terei iu Newpork noch einmal aufgeflammt,
ward aber hierauf vollständig gedämpst und
unterdrückt. Zn Philadelphia wie in ganz
Pennsplvanien, im Staake Maffachusetts mit
Ansnahme deS gleich wieder zur Ruhc ge-
brachten Boston, und an anderen Ortcn, ging
die Recrutenziehung in vollster Orduung vor

sich.

Deutschlan -

Karlsruhe» 28. Juli. Wegen AblebenS
des Priuzen Friedrich von Preußen legt der
Großherzogliche Hof von heute an auf 14
Lagc Trauer an.

Dom Neckar» 27. Juli. Am 22. d. M.
faud in Heidelberg die erste Kreisversammlung
der Apvthekergenoffenschaft des Unterrhein-
kreises statl. Von 21 Apothekern deS diesseiti-
gen Kreises sind 19 der Genvssenschaft beige-
treten. Die gedachte Versammlung fand in
der UniversitätSapotheke ves Herrn Buch statt
und war nicht zahlreich besucht. Dic gepflo-
genen Verhandlungen dauerlen bis nach 1 Uhr
Mittags und hatten neben Wahl eines Vor-
standes noch andrre Fragen zum Gegenstande
der Besprechung, Die Wahl «ines VorstandeS
fiel auf Hrn. Apothcker W. in Langenbrücken.
Die Anwesenden, welche sich bei einem Mit-
tagSmahle vereinigt hatten, machten nach dem-
selben einen gcmeinschaftlichen Ausflug auf deu
Wolfsbrunnen, wo man sich nach heiterer, ge-
selliger Unterhaltung am Abend trennte. Die
Hauptversammlung der bad. Apothekergenoffen.
schast findet im Herbstc in KarlSruhe statt.

Bom Neckar» 28. Juli. Die Beiräthe
der Odcrschulbehörde sind heimgekehrt und
großentheilS außerordentlich befriebigt über den
Gang der Bcrhandlungen und die vorzügliche
Leitung des Herrn Knies. Zu bemerken ist,
daß der Cabiuetsrath des GroßherzogS den
Verhandlunge» sehr fleißig anwohute und auch
Mitglieder der Kammer stctig anwesend waren.
Namentlich wurdc die Verhandlung durch die
Profefforen Schrödcr und Baumann bezüglich
der Frage deS ReligionsunterrichteS und der
damit zusaulmknhängenden Opposition einigcr
Seminarlehrer schr gesördert. Doch auch die
Volksschullehrer zeichneten sich durch Beibrin-
ge» reicher Erfahrungen aus. Der badische.

Beirath hat sich bewährt, und daS ist ein
deutsches Ereigniß.

Leipzig» 27. Juli. Gcstern fand in der
Turnfesthalle ein Probe-Effen mit officiellen
Probereden statt. Küche und Keller wcrden
gelobt; dagegen der französisch abgefaßte
Speisezettel für cin deutschcs Schützenfest ge-
bührend verurtheilt. Die „Proberedner" wu.
ren bei der großen Ausdehnung der Festhalle
bereits an den nächsten Tischen unverständlich;
es wird deshalb empfohlen, daß nur „Redner
mit sehr guten Orgdnen" bei dem Feste auf-
treten möchten. — Jn einer heute Nachmittag
stattgehabten Versammlung der hiesigen Buch-,
Kunst- und Musikalienhändler, wurde auf An-
trag des Hrn. BrockhauS beschloffen-, die Re-
gicrung um baldthunlichste Vorlage eines Preß-
gesetzes zu bitten. -

Berli«, 27. Juli. Ueber die öfter ange
kündigte Zusammenkunft Sr. Maj. des Königs
mit dem Kaiser von Oesterreich — schreibt
die „Zeidler. Corresp.« — liegen immer noch
keine bestimmten Nachrichten vor; jedenfalls
aber scheint die Absicht noch keineswegs auf-
gegeben zu seiu, vielmehr hörk man, daß be-
reitS für Kaiser Franz Joseph cine Wohnung
in Gastein bereit gehalten wird. (Auch von
anderer Seite wird gemeldet, die Gräfin von
Meran sei in dcn letzten Tagen 'von Gasteiu
abgereist, wie man glaube, um ihre dortige
Villa dem Kaiser zur Verfügung zu stellen.

Berli«, 28. Juli. Unsere Reaetionspoli-
tik ist seit kurzer Zeit offenkundig etwas ins
Stocken gerathen. Jn die größeren Kreife
hinein äußert sich Das freilich nur darin, daß
cinmal, trotz dcs DrängenS von vielen Seiten,
der Preßvervrdnung noch keine weitere Oc-
tropirung folgcn will; dann, daß die vfficiösen
Orgänc cine Art vvn mildcrem, beschwichti-
gendem Tvn anschlagcn. Uebcr die Ursachcn
der Stockung läßt sich unter unsern unberechcn-
baren Verhältniffrn gar Mancherlci sagen.
Jndeß zweierlei Nachrichten hören wir von
verschiedenen Seiten als richtig bestäti'gen. Zu-
nächst soll es gewiß sein, daß der Köiiig selbst
hier und da, nicht zwar anS politischeu Grün-
den, sondern auS der ihm eigenen Character-
eigenthümlichkeit, den Treibcrn und Leitern
der Reactionspolitik hartnäckigen Widerstand
entgegensetzt. Jedrnfalls klagt man in den
bewußteren Junkerkreisen lebhaft über dic große
Schwierigkeit, die eS bisweilen kostet, den Kö-
nig von der Nothwendigkeit des zweiten Schrit-
tes zu übcrzeugen, da, wo cr auch dcn ersten
schon gethan hat. Noch tiefer aber wirkt
zweitens der vffene und definl'tive Bruch des
Kronprinzen mit dcr jetzigen Junkerwirthschaft.

Wie«, 26. Juli. Dic magparische Partei
im siebenbürgischen Landtag scheint trotz ihrer
Minorität der Regieruiig doch viel zu schaffcn
zu machen. Einc Korpphäc dieser Partei, der
siebenbürgische Bischof Dr. Ludwig Hapnald,
wurde auf Befehl dcs Kaisrrs seiner Würde
alS Rath bes stebenbürgl'scheii Gubeiiliums
entsetzt. Die magparische Partei des fleben-
bürgischen Landtags hat nun auch dem Regis»
rungscommiffär Grafen von Crenneviüe einc
Collectiv-Erklärung nberreicht, dcrzufolgc sie

vo WS88S die Mandate niederlegt und dc»
LandtagSort vcrläßt.

Wien» 28. Juli. Die „Wiener Abendpost«
ist zu drr Erklärung ermächtigt, daß bis zur
Stunde von dem französischen Botschafter nicht,
wie ein hiesigeS Blatt(die „Preffe") behauptete,
ein Entwurf identischer 'Noten an daS rus-
sische Cabinet der hiesigen Regierung mitge-
theilt worden ist.

Oesterreichjsche Monarchte.

Lemberg, 27. Jnsi. Gestern und heute
fanden fortgesetzte Revisionen und Verhaftun-
gen statt. Der LandcSausschuß Dr. Ziemial-
kowSki, sowie die Grafcn Stephan ZamopSki
und SierakowSki wurden nach dem Strafge«
richt abgcführt.

Krankretch.

Paris, 28. Huli. Die für St. PeterS-
burg bestimmten Noten Ocstcrreichs und Eng-
lands werden morgcn in Paris erwadtct; da
soü deren Jnhalt gewiffermaßen mit der Note
der französischen Regierung verschmolzen wer-
den, um dann in Form ciner Collcctivnote
nach der russischen Hauptstadt abzugehcn. Nach
dem, waS man auS St. PeterSburg über die
feierliche Weise erfährt, in welcher die in der
Antwort der russischen Regierung cnthalteneu
Bcschlüffe gefaßt wurden, hieße eS sich Täu-
schungcn hingeben, zu glauben, daß man in
St. PetcrSburg irgend Etwas an diescn Be-
schlüffen ändern wollc — odcr könne. WaS
die Note der drei Mächte betrifft, so soll sie
gewiffermaßen die diplomaiische DiScnsfion
über die polnischc Angelegenheit abschließen.
Und dann? Dann dürften, wie man verflchert,
die Gesandten der Mächte etwa gegen den
15. August einen Urlaub antreten. — Jeden
Mvrgen hat dic Polizei in den Borstädten
Anschlagzettel zu Gunsten Polens und einer
bewaffneten Jntervention in Polen zu entfer-
nen. Gestcrn las man an mehreren Straßen-
ccken die Worte: „Im b'rnnve s'srreto, ckonv
ello revule!" — Ein Gotkesdienst, welchcr
heutc in dcr Magdalenenkirche znr Erinnerung
an die Opfer der Zulitage von 1830 abge-
halten werden soüte, wnrde von der Polizei
untersagt.

Zta l i e n

Neapel» 25. Juli. Jn der Capitanata
nimmt neuerdings das Brigantenwesen zu. —
Gegen die Banden in Calabrien ist Oberst
Bumel abgeschicki wvrden. — Jn der Nähe
von Neapel sind vier Capitäne der National-
garde ermordet wordcn.

A me r tk «

Boston ist ruhig. Gencral Gilmour zeigt
officiell an, daß die Morrisinsel, mit AuS-
nahme des Forts Wagner und eines andern
kleinen Werkcs, sich in den Händen der Unio-
nisten bestndet. Das Fort Sumter wurde von
den Monitoren drei Tage lang bombardirt.
— Lee rückt gegen Culpepper vor. Dic Po-
tomac-Armee steht bei Berlin in Marpland.

Die mericanischen KriegSgefangenen werden,

Ansbruch des Aetna.

Man schreibt der „A. A. Z." anS Palermo vom
16. Jult: „Seit mchreren Tagen läßt dcr Aetna
scin donnerähnlichcs Gekrach vernchmen, AbendS
stcigen dann aus dem Krater feurige Rauchaualme
hcrvor, die von Zcit zu Zeit durch Klammen nn-
terbrochen werdcn. Vorgestcrn Nachmittag gcgen
4 llhr ficl plötzlich e«n tavaähnlicher Sandregen
auf Zaffarca Etnea, Pisano, S. Venertna, Ltlcra,
Magnano, Arcireale und die ganze umliegendc
Gegend hcrab. Zn den höheren Gegenden, wic
z. B. an den crstgenannten Orten, ficlen Schlacken
i» dcr Größe zwischen erner Bohnc und ciner Man-
del odcr Ruß, fie ffnd abcr fehr leicht und zer-
brechlich. Der bis Arcireale und llmgcgend gc-
fallene Sandrrgen war mehr oder weniger dünn
und lcicht. Auch bis Catania reichte dcr fetne
Sandrcgen und währtc wohl gcgen zwei Stunden.
AuS dem oberstc Krater steigen fortwährenb Rauch-
wolken empor, und wir diirften einc jcncr furcht-
barcn Ratursccnen zu gcwärtigcn haben, welcher
unser „Mongibcllo" uns so häustg bescheert. Es
wurdcu darum Kimdschaftcr ausgesanbt, nm in
den höheren Gcgenden Beobachtungen über dle
Zeichen eincs nahen Ausbruchs anzuftellen; bis jetzt
hat man abcr »och keine Erderschütterungen vcr-
spurt, «elche dte Borbotcn eineS solchen zu sein
pflegcn."

lin rinzuschlctchen, deren Geld uud Kostbarleitcn
zu stehlen, auch fie selbst, w» Iiöthig, zu ermorden.
Am 16. Abends ging er mit den Andein fchlafen,
verließ jedoch mit nackten Füßen sosort wicder sein
Zimmer, nachdem er flch mit dem Holzbcil versehen,
und schlich sich i« das noch offene und lccre Zim-
mer drr Madarnr L., wo er fick hinter dcn Bett-
vorhängcn »erbarg. Eine Viertclstundk darauf trat
die Dame ein, cntklcib'ete fich, legtc fich zu Bett
und schltef etn, indem fie «in Nachtlicht brcnnen
Iteß. M-n stellc fich nun das junge llngcheucr
»or, «ir rs, als es die ruhigen Athemzüge hört,
hintcr drn Borhängen heroorkommt, die Schlum-
merndr, die ihm imnier gütig cknd freundltch gc-
wescn, anstiert, alsdann mtt dem Beii ausholt
und einen erstcn Schlag auf dtc Stirnc der Un-
glücklichen führi. Frau Legendrc schncllt in die
Höhe, schrett auf und sührt bcide Hände nach dem
Kopf. Anzwischen springt der Mörder nach der
Thüre und vrrgewiffert fich, daß fie voli innen vcr-
riegrlt tst. Augenblicklich stürzt er wieder nach dcm
Bett, führt den zwciten Schlag und dann in blin- j
der Wuth noch dreizehn «eitere, btS Kvpf und j
Geficht als cine blutige Maffe »or ihm liege». In !

Liesem AugeNblick pvcht Lte Magd an der Thüre;
Leroq fieht, daß cr die Früchic seines VerbrechenS
vcrlieren wird, sein Rasfincmrnt verläßt ihn aber
nicht. Er hört die Magd hinuntcr eilen, öffnet '
schlcunig daS Fenster, schlteßt »ie Thüre auf und
etlt, ohnc fich Zeit zum Diedftahl zu nehmen, nach
scinem Ztmmer zurück, um unmittelbar darauf
hcuchlcrische Thränen zu vcrgicßcn unv felbst zum
Friedensrichter zu laufcn. !

Eine solche Vcrworfenheit ist ili der Thai beispicl- i
lvs. Auch wird dic Verthctdigung in Verlegenhcit
srin, hier dic gewöhnlichen Phrasen vorzubringen; !
denn Lerop ist von anständigen Eltern, «urdc im-
mcr gut bchandclt und hat einc regelmäßige Er- !
ziehung genoffen.

Krau Legendre ist wtcder bci Bewußtsein, wird
aber schwerlich mit dem Leben oavon kommen. Sie
hat noch keine Ahnung von dem scheußlichen Ver- ^
brechen, deffen Opser fic gcworden; man läßt fie
noch tn dem Glaubrn, fie habe einen unglückltchen
Fall gethan.
 
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