Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Juli
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ordneter Herr Eckhard; und 3) die Orgoni«
salion der liberalen Partei und ihr Verhältniß
» z» den nächsteo Ergänzimqswahlk», Referent
Hr. Geh. Rath Bluntschli. Die Einladung
ist unterzeichnet von den Abgeortneten Achen-
ba<b, C. Eckhardt, Fauler, Häuffer, Kirsner,
Kusel, Lamep, von Pforzheim, Paravicini,
Sei; und Stigler.

Koburg, 12. Juli. Die Beerdigung von
Stockmars hat gestern MorgenS um 7 Uhr
stattgefunden. Der Leichenzug bestand auS
einer Reihe von Männern aller Stände, ge-
führt von dem Herzog selbst; er hatte sich,
wie der Grabredner treffend hcrvorhob, an
die Spiye der Trauer seines Landes gestellt.
Die ganze Bevölkerung bildete Spalier. Die
Grabrede vom Generalsuperindentcnten Dr.
Mepcr gehalten, hatte das Motto: „Auch die
Unersetzlichen fierben", und feierte den Ver-
ewigten als Staaismann mit dem strengsten
Gewiffen. Dem Sarge waren die beiden
Söhne und der Schwiegersohn des Verstorbe-
nen, Dr. Hedner von Dresden, gefolgt. (A.Z.)

Berlin. Zum Regierungspräsidenten in
Arnsberg an Spankerens Stelle ist der frühere
Minister von Holzbrinck ernannt.

Berlin, 15. Juli. Aus verschiedenen nic-
derrhtiiiischen Slädten wird fortdauerud die
Äbschaffung der „Kreuzzeitung" aus den Lese-
geskllschaften gemeldet. Zn Koblenz, wo die
Caffnogksellschaft dieselbe ebenfalls abgeschafft
hat, hat der Oberpräsident v. Pommer Esche,
Edrenmitglied der Gesellschast, dic Direction
sLristlich um Miitheilung dcr Grünke erjucht,
jcdoch eine ablehnende Antwort erhalten.

Berlin, 15. Juli. DaS königl. Obertri-
bunal verhandelte am Dienstag gegen eincn
iinglücklichcn Buchdruckercifactor Dpament aüS
Kulm und bestätigtc das Urtheil des Staats»
gcrichtShvfs, welihes ihm zwei Jahre Zucht-
hans wegen eines Artikzls im Kulmer „Nad.
wislanin", in wclchcm angeblich zur Los<
reißung der früher polnischen Landcstheilc von
Preußen aufgefordert war, zugesprvchen hat.
Dpament war der Sirohmann der Redaction
und hat den Artikel weder versaßt noch vor
dem Abdrnck gelesen, war aber so ehrenhaft,
dcn Versaffer nicht zu nennen und die Strafe
auf stch zu nehmen, weiche um so härter ist,
alS in dem Artikel keine directe Ausfvrdernng,
sondern nur ei» allgemeines Raisonnement über
die Pflichten der polnischen Patrioten enthal-
' ten ist.

Berlin, 17. Juli. Die heutigen Danziger
Berichte der „B. Börs.-Ztg. über die Behrend-
schc Zahlungseinstellunq lauten leider entschie-
den ungünstig, indem selbst, wenn die polnischen
Häuser, welche die für Rechnung des Hauses
Behrend in Polen befindlichcn Getreidemengen
mit Beschlag belegt haben, von dieser Be>
schlagnahme Abftand nehmen, die Aktivmaffe
nur nngejähr 25 pCt. der Passtva ergeben
würde.

Berlin, 17. Iuli. Der Stadtverordneten-
Vorsitzende Dickert in KönigSbcrg ist um 50
Thlr. gestrast worden, weil,er in einer Sitzung
de» Anirag vvn 27 Stadtverordneten auf eine
Biitschrift an den König zur Discussion zu-

Friedrich Hecker über die Schlacht bei
Chancclorsbille.

(Fortsctzung aus Nr. 166.)

Wahrcnd nun Sickles Wundcr glaubte, wie er
dcn Feind verfolge; führtc dicser setn Programm
aus und Sickles marschirtc hinterher, um sxäter
wieder rückeilcn zu müffcn unb nicht abgeschnitten
zu «erden.

Samsiag MorgcnS um 10 Nhr wurde ich ins
Brigade-Hauptquartier zu General SLimmclpfen-
nig beordert, der mir bcfahl, mit 2 Lompagnicn ^
des 74. BataillonS, mcincm Regimentc und zwei
Eompagnten des 157. N.-A. (als Reserve) cine
forcirte Rccognoscirung der waldigcn Höhen süd-
lich und wcstliL von der Front unserer Brigade
und biS zum Hauptwege zu machen. Wenn mcine ^
SkirmisherS den Feino träfcn und cngagirt hätten, i
sofort mein Regiment zu dcployiren, ihn mit einer
vollcn Lage anzugreifen, einen kurzcn Angriff zu
versuchen, kcin crnstliches Gefecht aufzunchmen,
sondern mich sodann zurückzuziehen und zu rappor-

gelaffen. Die Strafe wird im WeigerungS-
falle anf dem ErecutionSwege erhoben.

Köl«, 17. Juli. Zu dem morgen und am
Sonniage stattfindenden Abgeordnetenfeste wa-
ren gestern schon sämmtliche Karten vergriffen,
so daß späterc Anmeldungen nicht mehr berück-
stchtigt werden kvnnten. Die Polizeibehörde
macht heute Abend bekannt, daß »hne Erlaub-
niß keine Gegenstände an den Häusern, (also
Fahnen u. dgl.) in den Straßen auSgehängt
und daß ohne Genehmigung der Fcstungsbe-
hörde in Köln nichr geschossen werden dürfe.

Pvsen» 13. Juli. Gegen den reichsten
GutSbesttzer in unserer Provinz, den Grafen
Roger Raczpnski, ist heute wegen Hoch-
verraths ein Steckbrief erlaffen, und seine zayl-
reichen Gnter sind mit Sequester belegt worden.

Hamburg, 15. Juli. Die internationalc
landwirihschajlliche AuSstellung ist gkstern vhne
besondere Feierlichkeit eröffnct und von 15,000
Personen besucht worden, obgleich daS Eiu-
trittSgeld für den ersten Tag 4 Thlr. betrug.
Heute ist die Zahl der Besuchenden auf rtwa
25,000 zu schätzen. ES läßt sich schon ab-
sehen, daß bci der ungeheuren Anzahl von
Frcmden die auf 8 Tagc festgesetzte Dauer
der Ausstellung zu kurz sein wirb; roch dürfte
es Schwierigkeitcn machen, dieselbe zu ver-
länaern.

Wie«, 18. Juli. Ünterhaus. Der Abg.
Poiocki interpcllirt die Regierung wegen der
Vorfälle bci der neulich in Krakau vorgenom-
mcncn Pulverbeschlagnahme und verlangt, daß
ohne vorherige Aufforberung zum Auseinander-
gehen nicht auf die Maffe geschoffen werden
solle. Der Abg. Kinsky fragt svdann an, auf
Grund welcher Gesetzesbestimmung bie Jnter-
nirung der Polen vorgenommen werde, und
welche internationalc Verpflichtungen dabei
etwa maßgebend seiens

Oesterreichische Monarchte.

Hermannstadt» 16. Juli. (Landtags-
eröffuung.) Das königl. Rescript wurde in
allen drei Landessprachen verlesen. Das histo-
risch hochwichtige Actenstück, in dem ber Kai-
ser in vffenster Wcisc zum Volke spricht, und
in,dem bie Union für nichtig erklärt, und
feruer hcrvorgehobcn wird, der Kaiser wolle
ei» neues auf Grundlage der gegenwärtigen
Verhältniffe zu Stande kommendes Diplom
bestätigen, wurde, sowic dic darin aufgesühr-
ten königl. Propositionen, von häufigem Bci-
falle unterbrochen. Der königl. Commiffär
Graf Crenneville erklärte den Landtag sür er-
öffuet. Die Feier. war äußerst würbcooll.
Die ungarischen Vertretcr fehlten abcrmals.
Am Schluffe kündigt Bischos Schaguna den
Anirag auf Erwiederimg bes königl. Rescripls
durch einc Abrcffc an. Ranicher unterstützt
den Antrag.

K r a n k r e i ch.

Paris, 16. Juli. Der „Moniteur" ver«
vffenilicht heute den Vertrag, der zwischen
Frankreich, Spanien und Anam abgcschloffen
! wurde. An Frankreich stnd drci Provinzen
! abgetreten. Den Franzosen ist die sreie Schiff-

tiren. Jch vollzog den Auftrag, stieß blos auf
, 5 feindliche Vedetten, die sofort ausriffen, und
I hatte ebcn das Signal blasen laffen skiriniskoro
, sävsoce kv tke riAiit llsnll, um weitcr «kstlich zu
I recognoScire'n, als cin Aid des Gencrals ange-
sprengt kam und mir befahl, schnell die Plänkicr
cinzuziehen und mit dcn Truppen unter mcinem
Bcfehl in'S Lagcr zu ziehm, keinerlei Gesecht auf-
zunchmen, selbst nicht mit einer Battcrie. Ach zog
höchst gemüthlich dem Lager zu, rapportirte dem
General, licß meine Leute stsk arms und unsIinA
kasxssolis machen, und hatte mich ebcn auf dic
Erdc gelegt und mit meinen Offizicren gescherzt,
als mit einem Male im Wcsten, wö die vter klei-
nen alten Regimenter der Brigade Gilsa standen
(der Wald, hintcr dem mein Rcgiment und daS
157. N.-P. lagen, verhindette jede AuSsicht) ein
furchtbares Mnsketenfcuer, »olle Lagc auf Lage,
bald mit dem Donner groben Geschützes »ermlscht,
hörbar wurde. Sofvrt formirtc ich doppelte Lo-
loimc »us's Centrum, msrschirtc auf einem Hügel
bei meinem Lagerplatze auf, deploytrte das Regt-
ment, schob seine Rechte mehr nach rechtS zu, wo
ich ein Defilee, das der Feind pasfiren mußte, be-

fahrt auf dem Cambodje und seinen Neben-
flnffeu eingeräumt, und überdies hat dcr Kö-
nig von Anam cine KricgSkostenentschädigmig
von 4 Mill. Doll. zu leistcn.

Paris, 17. Juli. Der Kaiser. hak ge-
legentlich der Ucbergabe von Merico auch die
Glückwnnsche des österrci'chischen Hofes cr«
haiten.

E n gla nd

London, 14. Zuli. Jn diesem Augenblicke
kennt das gesammte Europa durch den Tele-
graphen den Jnhalt der in verwichener Nacht
von Earl Ruffell abgegebcnen Erklärung, daß
England um PolenS willen sich in keinen
Krieg einlaffen wird. Was Earl Ruffell ver-
mocht haben mag, diese wichtige Erklärnng in
einem Augenblickc abzugeben, wo der Courier
in Pclcrsburg flch anschickte, mit den Antwor-
ten an die drei Mächtc abzureisen, ist schwer
zu sagen. Die einsachste Deutung wäre die,
daß er dem Parlamente vor dessen Aiiscinan-
dergehen reinen Wein über die Abstchten der
Regierung einschenken wollte.

S ch w e i z.

La Chaux--e-Fonds, 17. Juli. NSchster
Fcstort ,ur 1865 Schaghausen. Jn der Fest.
hütte doch eine französische Fahne mit ameri-
kanischer verkuppelt, während deulschc und
italienische mit eivgcnösstscher. w. Leuw auS
Düffcldorf bis jetzt erster in der Scheibe Rhone.
Heute wurde die Bundesversammiung zum
Fest in Neucnburg und Chaur-oc-Fonds feier.
lich empfangen. Welter trefflich, Windstille.

I ta l i e n

„Le Tcmps" gibt ausführlichen Bericht
über dic mehrerwähnte Verhastung von fünf
Räubern an Bord des sranzösischeii Post-
dampsers „Annis." Die fünf Männer waren
sämmtlich Banditenhäuptliiigc, unb als stc sich
auS noch unbckanntcn Grünven von Civita-
Vecchia nach Barcelona begeben jollten, so
stellle ihnen Carbinal Antonelli Päffe aus, —
worübcr, da es sich um so treffliche Helden
handelt, Niemanb sich verwundern wird. Das
Dampfboot legt regelmäßig im Hafen von
G-nua an; kaum war der „Annis" dort, so
verlegte ihm eine ilaiienische Fregalte ben
Weg; gleichzeiiig umringicn es Kahne, auf
denen sich Gualterio, Präsect von Geiiua, mit
. Soldaten besand. Der Präsect sticg 'an Bord
des DampserS und verlangte die Ausiieferung
dcr Verbrechcr; der Caprtän weigerte stch,
wenn mau ihm nicht einen Befehl dcs fran-
zösischcn Consuls in Genua vorweise. Der
Präsect Lcgab sich zu dem Letzlercn, erlangtc
dcn Besehl, unb die Anslieseruiig ersolgte.
Nun soll man aber zu Turin in großcr Ver-
legcnheil sein, wcil der Versuch sich ber Ban«
diten zu bcmächtigen, geschehen war bevor
man den Consul um seine Genchmigung an-
gegangen. Mehrfachc Besprcchungen find bc-
reits hierüber zwischen den Ministern unv der
sranzöjlschen Gesandischafl zu Turin gepfiogen
worben; der Tclegraph spielt beständlg zwi-
schen Genua, Turin unb Paris. Man ist,

schießcn konnte. Dies «ar 5 Uhr Abends. Die
Ordre wurde gcgeben, ntcberzuiicgen, und dic
Fcldoffizierc könnten abstcigen. Letztcres that ich
nicht, «cil man ciner jungen Truppe das Bcispiel
cincs kalten MuthcS gcben muß; wir standcn nicht
lange, so kamen rcchts unb links vön uns d!e ge-
worfencn Regimenter dcr Gilsa'schen und Mac
Leau'schen Brigadc sammt dcm von dcr TimeS
gepricscnen General DcvinS, «ir verhöhnten sic
noch. Zhrc Artillerie fuhr vic Leutc dcS 74., 61.
und 68. Regtments unserer Lcute nteder.

Der Feind hatte sich mit 40,000 Mann auf die
paar Regimentcr deS rechten Flügels geworfcn, fie
trvtz ihres ohnmächtigcn Widcrstandes durchbrochen,
gcworfcn. Vergebens suchten das 74., 61. und 68.
Rcgiment den Strom aufzuhaltcn, vergebens kämpftc
das 119. N.-A. mit Peißncr an der Spitze, der
den Heldcntod starb. Vcrgcbens hieltcn mit schwe-
rcm Verlust (195 Mann) daS 26. Wisconfin und
58.N.-A.(Skizanowsky) kämpfcnb gcgen den Feind.

(Forlsetzung folgt.)
 
Annotationen