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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0095

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v. Clanricarde zieht schließkich seine Motion
zurück.

Lonbon, 25. Zull. I» der UnterhailS-
fitzung letzter Nacht brachte Monsell die pol-
nische Frage zur Verhandlung. Jm Jahr
1825 sei »ie Lage Griechenlands dteselbe ge-
«esen wie heutzutage diejenige PolenS; nur
HStten die Türken ni'cht einen solchen Vertil.
gungSkrieg gegen di'e Griechen geführt wic
setzt die Russen gegen die Polen, und die
Mächte hätten i'n Gri'echenland nicht das Zn-
terventionsrecht gehabt, daS ihnen rückfichtli'ch
Polens die Wiener Verträge gäben. Jm Jahre
1825 .habe Rußland für dic Griechen For-
derungen gestellt, die es ietzt für die Polen
verwerfe. Der Redner verlangt die Vorlegung
der Correspondenz mit Rußland aus den Zah-
ren 1825 und 1826. — Kinglake findet die
jetzige Lage uiit dcr vor dem Krimkriege sehr
ähnlich. Gortschakoff's Antwort sei eine ver-
ächtliche Zurückweisung der Forderungen Eng-
lands und Frankreichs. Hennessy hofft, die
Regierung werdc in Uebereinstimmung mit
Frankreich etwas mehr thun als diplvmatische
Nvten schreiben. — Lord Palmerston: Die
Zntervention in Griechenland' sei dadnrch Her-
beigeführt worden, daß die Türken die Ein-
wohner Morea's aus ihrer Heimath versetzten
und FellahS dafür anstedclii wollten. Jn Polen
sei man so weit nicht gcgangen. Die Regie-
rung werde die gcwünschte Correspondenz vor-
legen. Was die russtsche Antwort betreffe, so
fci doch ein großer Schritt schon geschehcn.
BiS jetzt habe Rußland behauptet, der Auf-
stand vvn 1831 habe es von allm Verpflich-
tungen der Wicner Verträge entbunden, und
es könne Polen wie seine Äroberung behan-
deln; jetzt gcbe Rußland das Recht der Mächte
zu, welche die Wiener Verträge unterzeichnet,
innerhalb der Grenzen dicser Verträge zu in-
tervenircn. Die neucn Schritte, welche die
Regierung thun müffe, seic» zu wichtig, um
in einer Antwort aus dem.Stegreif dargelegt
zu werdeN, besonders da die Regierung gemein-
sam mit Frankreich und Oesterreich handeln
müffe.

Lvndo«, 25. Zuli, Mittags. Die Regie-
rung veröffentlicht heute drei auf die polnische
Angelegenheit bezügliche Correspondenzßücke,
darunter einen Bericht dcs Botschafters Lord
Napier über eine Conferenz, welche derselbe
am 18. Zuli mij Fürst Gortschakow hatte,
und worin dieser die polnische Frage für eine
innere Angelegenheit Rußlands erklärte und
cin behufs deren Behandlung von den -West-
mächten i» Anspruch genommenes Znterven-
tionsrccht zurückwies; sodann die (schon be-
kannte), dic kategorischcn Erklärungen Oester-
rcichs gegenüber der russischen Antwvrt ent-
haltende, vom 19. Juli datirte Rechberg'sche
Rote an den Grafen Apponyi.

S ch w e t z.

Ber«, 22. Julr. Der Prinz von Conds,
der Sohn deS Herzogs vEÄumale, ist als
Officier-Aspi'rant in die schweizerische Armee
eingetreten.

Z t a lt e n

Die ofstcielle Zeitung des Königreichs ent-
hält eine Mitlheilung des italienischen General-
consuls in Odeffa, der zn Folge die dortigen
Consuln von Seiten der russtschen Civilbe-
hörden benachrichtigt worden sind, daß auf
höheren Befehl von nun an der Eintrrtt in
das russischc Gebiet allen Ausländcrn unter-
sagt rst, deren Päffc entweder nicht vvn den
auswärtigcn russischen Agenten visirt odcr mit
einem über ein Jahr alten Visa versehen find.
ES soll von jetzt an, selbst auf Vcrwenbcu
der betreffenden Consuln, keine Ausnahme vön
dieser allgemeinen Regel mehr gestattet werden.

Der ,/Movimento" von Genua vom 22. d.
begrüßt daS Erscheincn der ersten Nummer
einer geher'men Zeitüng, wclche in Rom unter
dem Titel „kown v mort" („Rom oder den
Tod") herauSgegeben wird. An der Spitze.
des Blattes befinden sich dr'e Worte: „Frci-
heitl Einheit!"

Turi«, 23. Juli, Abcnds. Der Minister
der aüswärtige» Angelegenheltcn hat den Kam-
mern die auf die Angclegenheit des Paketboots
l'Aunis bezügliche» Papiere vorgeiegi. Die

Unterhandlnnge» haben zü einem besriedigen-
den Ergebniffe geführt. Die fünf gefangenen
Räuber find hcute aN der Trenze am Mont
Cenis den französtschen Behörden übergeben
und von diesen sogleich in Haft genommen
worden. Sie bleiben so lange in sranzöstscher
Haft, bis über das Auslieserungsverlangen der
italienischen Regicrnng entschieden ist. Frank-
reich wird in Betreff der Anwesenheit dieser
Miffcthäter auf einem französischen Schiffe
eine Untersuchung anstellen.

Neapel, 23. Juli. Dl'e Bande des Näu-
bers Pilone kommt demuächst vor die Assisen;
die Untersuchung ist beendigt. Die Zahl der
Angeklagten beträgt. 113.

B e l g i e n.

Brüfsel, 24. Zuli. Diese Woche kam ein
französischer Sergeant-Major mit 17 seiner
Kameraden hier durch Brüffel, »velche still-
schweigend die Erlaubniß erhalten, sich in daS
polnische Znsurgentenlager begebcn zu können.
Fast aüe hatten den italienischen Feldzug mit-
gemacht; der Sergeantmajor trug außer der
Krimmedaille und jener der italienischen Cam-
pagne den Orden der Ehrenlegion auf seiner
Brust.

Griechenland

Athen, 19. Zuli. Das von Leontzakos
befehligtc Bataillon hat stch zwar, gemäß dcr
durch Vermittelung der Gesandtcn der drei
Schutzmächte geschlosscnen Ucbereinkunft, aus
der Umgegend von Athen zurückgczogen; dasür
aber ist es nach Nauplia gezogen und hat stch
der Citadeüe bemächtigt. Die Einwohner der
Stadt sollen ihm dabei behülflich gewesen sein.
Das englische Linienschiff „Trafalgar" ist hier-
anf sogleich nach Nauplia abgcgangeii. Athen
ist fortwährend ruhig.

Türket

Konstantinopel, 25. Juli. Die Tscher-
keffen haben ein russisches Kriegsschiff, das
nach Hukum-Kale bestimmt war, geentert und
erobert.

A merika

New-Nork, 11. Juli. DaS Pflanzer-
comite von Louisiana hat den Präsidenlen Lin-
coln benachrichtigt, daß Louifiana mit derselben
Constitution, die es vor der Lostrennung be-
saß, zur Union zurückkehren wolle, und ver-
langt von Lincoln die Anordnung von Wahlcn
sür den Monat November. Liiicoln antwor-
tete, er wiffe mil BcstimmthSit, daß ein an-
sehnlicher Theil von Louisiana eine Verände-
rung der Constitution wünsche; er werde des-
halb eine Convention vorbereilen, und es sei
dies ein genügender Grund, daß das Comite
nicht unter der gegenwärtigen Constikution
scine Thätigkeit antrete. — Die Conföberirtcn
sind in Zndiana eingesallen.

New-Nork, 13. Zuli. Die Angabe, daß
ber durch seine Kühnheit berühmte Conföde-
rirtengeneral Longstreet bei Gettpsburg ge-
fallen oder als Gefangener an seinen Wunden
gestorben sci, wird von amerikanischc» Blät-
tern in Abrede gcstellt. Dic Zahl der höheren
Officiere des Lee'schen Heeres, bie in den drei
blutigen Tagen den Tod gefunden, ist eine
sehr große. Ein in Virginien erscheinendes
Blatt schreibt: Aus zuverläsfigen Quellen ver-
nehmen wir, daß der Wiederanschluß Nord-
Carolinas an die Union jedcn Tag zu er«
warten ist. Eine weitverbreitetc Abneigung
gegen die Regierung des Präsidentcn Jefferson
DaviS gcht durch den Staat, und es flnd dem
BundeSgeneral Foster Anerbietungen gemacht
worden, die in Kurzem zu folgeiireichen Re-
sultaten sühren werden.

Rachrtchten über Polen

Unterm 5. d. M. hat Murawieff in Wilna
eine Proclamation an alle Stände des König-
reichs Pole» crlaffen, welche solgendermaßen
schließk: „Jch mende mich an t»'e Geistlichkeit,
den Adel, die Schljachta (Bauernadel) und
alle übrigcn Stände und Personen jeglichen
Beruses und Alters beiderlei Geschlechis. Zch
fordere ste noch einmal zur Erfüüung ihrer
Uuttrthanenpflicht aus, iu rer Ukberzeiiguiig, j

daß jeder , dem die Ruhe.sekner Familie und
das Gedeihen des Landes theuer ist, nicht zö-
gern wird, die Regierung bei der Unterdrückung
des Aufstandes und Wiederherstcllung der Ruhe
zu unterstützen. Jch sage, jeder Versuch, von
welcher Seite er auch ausgehcn mag, die Em-
pörung mit irgend welchen Mitteln weitcr auf-
recht zu erhalten, wird mit Strenge und un-
wandelbarer Gerechtigkeit verfolgt werden;
zugleich erkläre ich aber auch, daß ich, vom
Wlllen des Kaisers berufen, dem Lande die
Ruhe wiederzugeben, bereit sein werde, die
Hand zur Hülse zu reichen und am Fuße des
ThroneS unseres gnädigcn Monarchen sür
jene unglücklichen Opfer einer wahnflnnigcn
Aufhctzerei und eines treubrüchigen Betruges
Fürsprache einzulegen, die zu eidverletzenden
Handlungen verleitet, volle und offenherzige
Reue zeigen und zur Unterthanentreue zurück-
gekehrt, dieses nicht nur durch Worte, sondern
durch Thaten beweisen werden."

Der Rat. Z. wird' aus Warschau den 21.
Juli geschrieben: Die von der Nationalregie-
rung decretirte Anleihe von 28 Millivnen Gul-
den (über 5^2 Millionen Thaler) i'n 4 Serien
ä 7 Millionen findet willige Aufnahme. Seit
ciner Woche stnd bereits circa 2 Mill. ge-
zeichnet, von einem Kapitalisten allein 700,000
Gulden (ca. 115,000 Thlr.) Die Sicherhcit
der Anleihe soll auf die Krondomänen, ohne
Unterschi'ed, ob dieselben wirkliches Skaats-
cigenthum odcr cvnfiscirtc Güter sind, bastrt
sein. Was dje Eigenthümer der confiscirten
Güter anbetrifft, so stellt ihnen die National-
regierung eine verhältnißmaßige Entschädigung
in Ausficht.

Krakau, 23. Juli. Wie auS Lembcrg
gemeldet wird, haben dort zahlreiche Vcrhaf-
tungen stattgefunden. Man behauptet, daß
russische Agenten umherzichen und das Land«
volk aufwiegeln. Zm Bochniaer Kreise find
Feuersbrünste häufig. Der „Rusfische Znva-
lide" bestätigt in einem officiellen Bulletin,
daß in Litthauen mehrere neue Kämpfe statt-
gefunden haben. Bei Lomaczy in Podlachien
fand ein Treffen zwischen Ruffcn und Znsur-
genten statt.

Reueste Rachrtchte«

Paris, 26. Juli. Die Nachricht verbreitet
sich, Preußen häbe seine Vermittlung zwischen
Nußland und den Westmächten angeboten.

New-Aork, 15. Juli. Zn New . Aork
hat die Ausführung der Conscriplivn blutige
Aufläusc, Gewaltthate» aller Art und Brand-
legung zur Folge gehabt. Es gab viele Todte,
darunter besonders Neger. Die Geschäste stehen
still. New-Aork Herald behauptet, die Con-
scription sei verschoben worden. Auch in Bo«
ston zejgte sich Widerstand gegcn die Aushe-
bung. — General Lee hat scincn Rückzug nach
Virginien bewerkstelligt. Die Unionisten haben
Charleston angegriffen und die Jnsel MorriS
genommen. General Bragg hat fich nach At-
lanta zurückgezogcn. — General Shcrmann
hat den Secessionistengeneral Johnstonc ge-
schlagen. Port Hudson hat sich den Unionisten
übergeben. — Nach Berichten aus Merico
sollte am 29. Juni das mericanische Volk
durch eiii Plebiscit über die ihm genehme Re-
gierung entsLeiven. Einstweilen hatte General '
Fvrey einen Staatsrath aus drei Mitglicdern
gebildet. — Gvidagio 28; Wechsel auf Lon-
don 144)/,.

Bermij'chte Nachrichten.

Aus Baden. Am L0. Juli wurd- d-r Gru»dst-ia
zum Nrubau der katholischen Pfarrlirch- in Oberllrch
tn s-i-rlicher W-ise g-l-gi; b-t di-s-r G-l-g-nb-it id-r.
r-icht-n dtc Bürgerm-ister nnd Gem-ind-räth- d-S Kirch-
spi-ls d-m Deean und St-dtpf-rr-r Weingärtner cin-n
filbernen Pdtal. — Der B-d. c.-Z. b-richt-t -in eipa-
th-k-r aus KönigSbach: R-uItch fragte mich eine Kräu-
tiifrau, ob ich nicht -in-n Sack (Wattersack) voll B-lla-
donnablätt-r brauch-n könne. Si- habe solche !n -in-
At-rbr-u-r-i g-bracht, d,r H-rr s-i -b-r ntcht ,u Hau«
g-w-srn und Frau und Töchter beschäfttgten fich nicht mtt
Einkaufen. Da,' wo mit B-lladonna Bier siark g-macht
wird, mag fich d-r li-be Gotl der Biertr ink-r -rbarm-n.—
ilm 23. Zult, MorgenS tt Uhr. brach zu GreSgrn,
AmtS Schopfheim, ein Biand aus, dcr tn korzrr Zrit
3 Häus-r zrrstorte. — Zu Gengrnbach findet am 24.
S-pt-nrb-r eine ,Gau-Vich-An-stellung' mir Preisser-
th-ilung st-U.
 
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