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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0229

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D 2«8

Srscheint» MontagS auSgenommen, taglich.
PreiS vierteljährlich 55 kr.

Samstag, S. Teptember

InsertionSgebühren für die Sspaltige Petit-
;eile werdea mit 3 kr. berrchnet.

L8SS.

Auf die „Heidelberger
Zeltung" kann Man sich
noch für ven Monat
Ieptemder mit 18Kreuzern abonniren bei allen
Postanstalken, den Boten und Trägern, sowik
der Erpedition (Schiffgaffe Nr. 4).

* Politische Umschau.

Die officiöse „Nordd. Allgem. Ztg." sagt!
Wir sind der Ansicht, daß wir es zu keiner
Bundesreform bringen werden, wenn dieselbe
nicht vorher von einer Versammlung berathen
wird, die fich gleichzeitig aus den Vertretexn
der Regierungen und denen des Volkes zu-
sammenseßt und deren Ergebniß nachher von
dem Fürstentage sanctionirt wird, dcr als inte-
grirender Bestandtheil dcs deutschen Neiches
die letzte und die entscheidende Hand an'das
Werk zu legen hat.

„PapS" erklärt das von der „Europe" mit«
getheilte Gerücht, daß Frankreich gegen den
Artikel 8 des BundeSreform-Entwurfs (Krieg
und Frieden) protestirt habe, für unbegründet.
Das „Paps" bemerkt weiter, einige Punkte
dieses Entwurfes hättcn Anlaß zu Besprechuni
gen zwischen Frankreich und Oesterreich ge-
geben; aber diese letztere Macht habc über
alle befriedigenden Aufschluß ertheilt.

Eine bei Denlu in PariS erschienenc Bro-
schüre: „Frankreich, Merico unv die conföde-
rirten Staaten" schließt uüt der Nothwenvig«
keit der schleunigen Anerkcnuung des Sübbundks
von Seiten Merico's.

Das Lager von Chalons ist am i. Sept.
aufgehoben wordcn,

Präflvent Lincoln hat auf seinen Gehalt
verzichtet, weil die Republik daS Geld nun
beffer als er brauchen köniie. — Ob die Bo-
napartisten und preußifchen Junker dieses Bei-
spiel unter ähnlkchen Umständcn wvhl nach»
ahmen würden? fragt die „N. F. Z."

D eutsch la « d

Z- Vom Nhein, 1. Sept. Die officiösen
' französitchen Blallcr haben zwar einhellig er-
klärt, ver Frankfurter Fürstencongreß könne
Ftzankreich vollkommen gleichgültig laffen, aber
oie übrige Preffe gelaugte allmählig ebenso
einmüthig zu der Ausichl, daß die bedenkliche
Nachbarschaft Frankreichs mehr als alles an-
dere den Fürstencougreß veranlaßt habe und
daß andercrseits Frankreich dic veränderte
Stcllung Oesterreichs wohl empfinden könne.
Der Sonntagscourier crinuerl an tie steis so

naiv geäußerten Rheingelüste gewisser Pariscr
Blätter, die in Dentschland noch mehr Wir-
kung gethan, als daS Verlangen der Nation
nach einheitlichen Einrichtungen. Der erwähnto
Courier überlegt bereits, ob eine Modification
des Spstems des europäischen Gleichgewichts
von Oesterreichs Entwürfen zu befürchten sei
und er kommt zu dem Schluffe, baß Frank-
reich stch vor der ganzen Welt nicht zu sürch-
ten brauche, wenn es flch nur auf der De-
fcnsive halte und die Plane des ersten Kaiser-
reiches aufgebe. .— Aus einigen Correspon-
denzartikeln deffelben Sonntagscouriers er»
fahren wir, daß die Franzosen in Meriko
sich schon recht heimisch fühlen, indem ffe
bereis anfangen, fich häuslich einzurichten.
Um nächsten Winter ein ihnen unentbehrliches
Vergnügen nicht zu kntbehren, hat das Gou-
vernement der Direction des großen Theaters
zu Merico eine Unterstützung bewilligt, um
eine glänzende Truppe zusammen zu bringen,
und mehrere Mitglieder der Pariser Oper flnd
ermächtigt, sich zu bcthciligen. Aber mag man
noch so großen theatralischcn Pomp entfalten
und Racine'S Athalie und Auber's Stumme
von Portici mit Glanz aufführen in Merico,
die politische Lage daselbst wird dadurch
nicht rostgcr, nicht behaglicher. Frankreich ist
in die Alternative hinein gerathen, seinc hei-
mischen Einrichtungen in dem eroberten Lande
enlweder zu bekämpfen oder sich seine biöheri-
gen Freunde zu erbilterten Gegnern zu machen.
Und uberdies muß man noch die schöncn Phra-
sen von der famosen „civilisatorischen Sendüng"
rettenl .<

Darmstadt, 31. Aug. Die „Frkf. P.-Z."
veröffeiulicht ein Schreiben des Prästdenten
deS Juristentagö, Geh. Raths v. Wächter, an
den großh. heff. Zustizminister Frhru. Dr. v.
Lindelof, worin es heißt: „Wir halten es für
unsere Pflicht, eine freilich in wiversprechen-
der Weise mitgethcilte Thatsache zu berichtigen,
insofern eine öffentliche Aufforberung, baS
Theater zu verlaffen, an die Äitglieder des
Zuristentags ausgesprochen worden fein svll
unter Berusung auf einen angcdlichen Beschluß
ver Deputation. Ein berartigrr Beschluß der
Deputation ist in der Thal nicht gefaßt wor-
den, nvch hat die Deputation einen Wunsch
dieser Art ausgesprochcn."

Frankfurt, t. Sept. Der „Cob. Ztg."
wirb von hier Nachmittags 3 Uhr 40 Min.
teiegraphirt: Der Fürstentag ist soeben ge-
fchloffen worden. Der österreichische Reform-
Enlwurf ist, wie er mannigfach verändert auS
den Berathungen hervorgegangen ist, Mil allen

gegen vier Stimmen angenommen. Coburg
stimmte dafür. Ein gemeinsamcs Schreiben
an den König von Preußen wurde unterzeich-
net. — Das „DreSd. I." hat folgenve birecte
Meldung: Die Fürstenversammlung ist geschlos-
sen. Es ist Einigung über den gesammten
Entwurf behufs der Vorlage desselben an
Preußen gcgen wenige diffentirende Stimmen
erzielt.

So viel aus den telegraphischen Nachrlchten
über den Schluß dcs Fürfieiicongreffes, ihre
Genauigkeit vorauSgesetzt, fich entnehmen läßt,
besteht das Wichtigste des gewvnnenen Er-
gebniffes darin, daß die überwiegrnde Mehr-
zahl der deutschen Fürsten die ganzc Reform-
acte, theils verändert, theils unverändert an-
genommen, ein anderer, nur kleiner Theil der
Fürsten das Ganze abgelehnt hat. Daß man
um den Preis dieser Ablehnung darauf ver-
zichtet hat, eine cinmüthige Stimmabgabe der
Congreßmitglieder zu crzielen, dürftc ein Be-
weis dafür sein, daß die bcfahcnden Fürstcn
enschlossen flnd, daß fie die bindende Zusage
sich gegeben haben, die Reformacic für ihren
Theil auch auszuführen. Deßhalb fallen auch.
die Ministerconferenzeu, die den FortgMg die-
ser Ausführung aufhalten könnten, vorerst
weg. Der „Schw. M." ergeht sich hierüber
in foltzender Betrachtung: Wie man sich die
Möglichkeit der Ausführung ohne die Aufhe-
bung der bestehenden Bundcsverfassung, vhne
die Antheilnahme der dissentirenden Staaten,
ohne Preußen denkt, ob der Art. 11 der Bun-
desacte über das Bündnißrecht der deutschen
Fürstcn anSreichen wird, darüber erwarten
wir mit gespauntestem Jnteresse von der näch-
sten Zukunft die aufklärenden Aufschlüsse. Daß
die Verwirklichung der Reform nicht ohne Zn-
stimmung der Bevvlkerungen geschehe, dafür
gibt der AuSspruch deö österreichischen Pro-
menioriaS vom 21. Aug., daß die Zustimmung
der Ständekammern in allen ihre Compekenz
berührenden Fällen sclbstverständlich ersorder-
lich sei, einstweilen Bürgschaft. Die Kammcrn
der befahenden Staaten dürften also demnächst
die große deuische Angelegenheit vor ihr Fo-
rum gebracht sehen. Preußen erhält aber zu-
nächst das Ganze der Frankfurter Berathun-
gen mitgetheilt, und ehe Preußen über das
bisher Geschehene stch geäußerl haben Wird,
ist ein weilerer Schritt kaum denkbar. Durch
Preußens Antwort könnte die Frage der Mi-
nisterconferenzen leicht wieder auf bie TageS-
ordnung kominen und so das Stabium ver
bloßen Verhandlung aufs Neue beginnen. Ver-
hält sich aber Pieußeii auf ven Vorgang des

Die National - Körner- Feier zu Ludwigslust
und Wöbbelin.

(Schluß.)

Demnächst ergriff der ehemalige Feldwebel Baer,
Htzigcr Geh. Hofrath Dr. Stiebcl aus Krank-
furt a. M., das Wort. Er schloß: Noch eine
Micht bleibt uns an diesem Grabe zu crfüllen.
AlS Körner in daffelbc eingestnkt wurde, gcstattetc
dte Nähe des FeindeS nicht, ihm dic Ehrensalvcn
übcr das Grnb zu geben. Jch stuke zucrst dieseS
Schwert, das AckermannS, deS treuesten FreundeS
Körncrs, zum Gradc, unb nun «ollen wir dicst
Ehrensalvcn dem jüngcren Gcschlecht überlaffcn,
ihm soll dies eine Ehre scin und scine Waffen
stärken, wenn cs vtellcicht bald giit dcn Kampf
sür daS Vaterland. — Hlcrnach wcrden dret Ehren-
salven von den Schützenveretnen gegeben und ba-
nach daS vvn Müllcr »on der Werra zur Feier
gedichtete, von Abt eomponirte Körnerlied unter
Leitung des Componisten von den Sängervereinen

gesungen. An Stelle des Hrn. Pastor Horn aus
Badrcsch hatte Herr Gymnasialdircctor August aus
Berlln dic Schlußrede übernommen.

Es ist ein herrliches Fest — rief der Redner,
— welches wir hter begehen. Körner ruft uns an
scinem Grabe zu: ich habe gcleistet, wozu ich bc-
rufen war, ich habe den Flamberg vor Euch ge-
schwungen- und wenn tch eS auch nicht erlebt habe,
der äußcre Fcind tst überwältigt, Dcutschland ist
fret gcworden. WaS nun der Zukunft vorbehaltcn
tst, überlaffc ich Euch. Wir, die wir als Greise
am Grabe stchen, könntcn mit banger Besorgniß
hier stehen. Aber ich sagc es.fret, wenn wir auch !
inS Grab steigen und Körner folgen, den Blick
werfen wir auf unser theures Dcutschland, eS «ird
folgcn dcm, «vzu damals der Aufruf gefuhrt hat. !
So möge denN dcr Segen von diesem Feste aus- !
gchen und über daS ganze Vaterland sich vcrbreiten. ^
Die Männer, welche in voller Sebenskraft, dicIüng-
linge, «elche nicht andcrs erscheinen, als mit Be-
geisterung für deutschen.Gcist und deutschcs Wescn,
sind uns BLrgschaft dafür, daß gelingen muß, waS
«or unS liegt. Der dcutsibe Geist, den Körncr erregt
und bewährt hat, tst ein Etseii,. das durch Schmie- »

den immer festcr und dcrbcr geworden tst, und so
wird etn Zeder im Kampf widerstrhen. — Nun,
meinc Freunde, Körner tst zwei Tage vor scinem
Tode an den Tisch des Herrn getreten und hat
seine Scele dem Ewigen geweiht. Es sollte hier
ein Mann stchen, dcr am Altare dic Gebete zu
Gott sendet, aber ich glaube in dieser feierlichcn
Stunde, in dcr das Herz ergriffen ist von dein
Heiltgsten, das wir in unS tragen, ist ein Zeder
ein Priestcr des Herrir, und «ir fühlen in diesem
Augcnblick Alle, was dcr Dichter fühlte, als er
sprach: „Vater, ich rufe Dich!" ,Wir iverden aüch
Allc zu diesem Vater emporstehen, daß er unscr
theures Vatcrland erhaltcn und zuin Glück führen
möge. Und mit diesen Worten «ill ich schließen,
indem tch Sie auffordere zu rufeii: „Heil Deutsch-
land!" — Nachdem Lie Versammlung dreimal brau-
send in dteses „Heil" eingestimmt hatte, schloß dcr
Gcsang: „WaS glänzt dort vom Waldr im Son-
ncnschein?" die erhebende Feier.

(Berl. V.-Ztg.)
 
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