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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0278

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fährlichen Position der Berlegenhcit fich be-
finden. (N. F. Z.)

Mainz, 16. Scpt. Wegen eines neuen
von Warburg aus dem Gefängniffe heraus
veröffentlichten, m Frankfurt a. M. bei R.
Baist gedruckten Flugblattes ist abermals eine
Untersuchung gegen den Verfaffer eingeleitet
worden.

Wiesbaden, 17. Sept. Gegen den in
Frankfurt erschcinenden „Rheinischen Kurier"
hat das Ministerinm eine Klage wcgcn Amis-
ehrenbeleidigung erhoben. Der Redacteur des
Blattes, Hr. Kling, erhielt am 15. d. Vor-
mittags 11 Uhr eine Vorladung, am 16. Sept.
Nachmittags 3 Uhr vor dem Zustizamt zu
Wiesbaden zn erfcheinen. Er telegraphirte
seinem Anwalt Hrn. LaNg, er wcrde am 16.
um 1 Uhr Mittags in Wiesbadcn eintreffen,
um mit ihm vor dem Termin eine Besprechung
zu halten. Bei seiner Ankunft auf dem hiest-
gen Bahnhof wurde er von einem Poli'zei-
sergeanten empfangen, verhaftet, zum Polizei-
director geführt, dort mußtc er cine Stunde
warten, dann wurde cr zum Justizrath ge-
bracht und dort wurde der Termin abgehalten.
Der Redacteur erklärte im Termin, .er halte
die naffauischen Gerichte für incompetent gegen
ihn zu entscheiddn, nun wurde seine Verhaf-
tung aufs Neue verfugt, doch nicht ausge-
sührt, i'ndem der inzwischen benachrichtigte An-
walt Hr. Lang für den Jiikulpaten einc'Cau-
tion von 500 fl. soforl bestellte. So gcschehen
Anno 1863. (N. F. Z.)

Langenburg, 13. Septbr. Die Fürstin
Leopotbine zu Hohenlohe-Langcnburg, geborne
Prinzcssin von Badcn, ist heute Nachmittag
von cinein Prinzen glücktich entbuNden worden.

Berlin» 13. Skpkbr.. Der Justizminister
eriäßt an bic Präfidenten der Gerichtshöfe die
Verfügung, keinen Rechtskandidaten zur ersten
Prüfung zuzulassen, der nicht nachweisen kann,
daß er noch minbcstens 10 Jahre nach dem
Eintritt in ben Dienst sich aus eigenem Ver-
mögen erhalten kann. Zur Begrüiidung dieser
Berfüguitg wird mitgetheilt, daß in Preußen
jetzt 489 Ansknltatvren, 1087 Referendarien
und 800 unbesoldete Affefforen vorhanden sind,
daß aber nur jährlich elwa 150 Assefforen
durch Anstellung als Richter, Rechtsanwältc
und SiaatSanwaltsgehilfen zu cinem festen
Gehalte gelangen können; während auch in
den letzten Jahren nvch durchschnittlich fast die
doppelie Zahl vön Beamten die dritte juristische
Prüfung bestandcn hat.

Berlin, 14. Sept. Der Könkg begibt sich
am 29. d. M. nach Baden-Baden, wo am
30. d. das Geburtsfcst dcr Königin Auguste
festlich begangen wird. Dugegen ist die Reise
ves Königs zum Dombaufcste nach Köln sehr
zweifelhast, wcnn sie nicht als aufgegebcn zu
öekrachlcn ist. — Jn den hiesigen Bnch- und
Kunsthandlungen ist heuie eine etwas caricirte
phvtvgraphische Abbildung des Minister-Prä-
sidenten v. Bismarck iu der Tracht eines Gem-
senjägers und mit einer Unterschrift, beginnend
mit den Worten: „Es ging ein Herr zur
Gcmscnjagd rc.", polizeilich cönfiscirt worden.

_ (K. Z.) '

dort geworden, daß die böhmische Sprache gleich- i
bcrcchtigt mit der deutscheN in der Schule und vor !
Gericht scin muß. Man hat böhmische Gymnasien
crrungen, man erstrebt cinc böhmische Universität.
Selbst fn den kleinsten Dingen läßt sich dic Epvche
nicht zurückdrängcn. Der böhmische Gewerbsmann
sucht cin böhmisches Schild auf, die Straßen füh- ?
ren neben den deutschen Namcn auch dcn böh- !
mischen. DaS gefällt mir; die Leute zcigcn, daß
thnen an ihrer Sprache und altcr VolkSart etwas
liegt."

„Mir gefällt es nicht!" crwidcrtc der Elsaffer
ruhig. „Die Leute find »erblendet. Die sollen
ihre Kindcr deutsch erziehen und blos Deutsch
lcrnen laffen, wenn es doch einmal dic RegterungS-'
sprache tst. Denn daß cin Land cine Sprache
hat, daS macht cin Land stark, und «enn das Land
stark ist, da hat jedcr Einzelne scinen Gewinn
davon. Was kann daraus wcrden, wenn von zwet
Nationalitäten in einem Lande jedc sich auf ihre
Sprache und ihre Abstammnng stctft? Das Land
kann nicht stark «erden. Jst Böhmen stark?"

Es war auf diese Logik, die dcn Einzelnen dem >
Staatswohl opfert, wenig zu erwidcrn.

j Berlin, 15. Septbr. Durch wi'ederholte
Bekanntmachung der Hauptvcrwaltung dcr
Staatsschulden ergeht an die Bcsitzer von
Cassenanwei'sungkii aus dcm Zahr 1835 und
von Darlehiis-Caffenscheinen aus dem Jahr
1848 die Aufforderung, solchc bereits im Jahr
1855 prScludirte», aber später zur Einlösung
wieder frcigcgebenen Papiere bchufs Empfang-
iiahme der Ersatzleistung bei den öffentlichen
Caffen einzureichen.

Bremen, 16. Septbr. Das Gesammt'-
comite füt das nSchstjShrige deutsche Bundes-
schießen hielt gcstern eine Bersammlung. Es
sind bis jetzt ca. 1000 Actien im Betrag von
ca. 50,000 Thaler gezeichnet; der Rest vo»
10,000 Thlr., welcher statutenmäßig noch auf-
gebracht werden muß, ist gesichcrt.

Wien, 15. Sept. Zn der heutigc» Sitzung
des Abgcordnetenhauses verlas der Präsidcnt
eine Zuschrist des Abgeordnete» Graf Dzie-
duszpcki aus Lemberg, in welcher dcrfelbe mit-
theilt, daß er i'n Lemberg, während er über
den Ferdinandsplaß fuhr, angehalten, arrctirt
und auf die Polizei-Directiön gebracht wurde.
Troß Vorweisung seiner LegitimationSkarte als
Reichsraths - Abgeordnetcr sei er in seinem
Wagen dtirchsucht und, da nichts Vcrdächtiges
vorgefunden wurde, entlaffen worden. Auf
sein Verlangen bestätigte Polizei-Commiffär
Sorgenfrei ihm schriftlich diesen Vorgang. Er
bikte, das Mi'nisterium von Liesem Vorgang
mit der Bitte in Kenntniß zu setzcn, eine strenge
Untersnchung gegen diesen gesetz- und consti-
tukiönswidrigen Borgang einzuleiten. Der Prä-
stdent theilt mit, daß er diese Zuschrift dem
Polizeilninister mitgctheilt und dieser ihm eine
'schriftliche Erlcdigiing zugesagt habe. Graf
Potocki erkiärt, er Fehalte sich vor, später in
dieser Angclegenheit eiiieu Antrag zu stellcn.

Oesterreichtsche Monarchie.

Lemberg, 11. Septbr. Dr. Smolka be-
findet sich bereils außer aller Gefahr. Das
Fieber hat sich gelegt und die Wunbe ist in
rascher Heilung begriffen.

Z t a l t e n

RvM, 12. Septbr. Die Vertrcter Ruß-
lands und Preußcns haben gegen die auf
Polen bezügliche Stelle ber neulichen Ein-
ladung des Cardinalvicars zur Processton Vor-
stellungen erhoben.

Turin» 15. Sept. Die Näuber der Ba-
silicata, deren Chefs cin sreies Geleit erbeten
! und erhalten hatten, habe« angefangen, sich
!. einzustcllkn. Man erwartet vielc andere suf
morgen. Uitter denen, welche bercits erschienen
sind, erwähnt man des bekannten Tinna.

Span t en

Madrid, 16. Scpt. Die spanische Re-
gierung ist fest entschloffen, die Aufrührer bes
Riff zu züchtigen, falls Mulcp-Abbas nicht
den vom Kaiser von Marocco gegebencn Ver-
sprechungen gemäß handeln söllte. Das Cabinet
von Washington verlangt, daß man dreAus-
dehnung der niaritimcn Zone um Cuba auf
drei Meilen beschränke. Man verstchert, daß

Doch ich solltc den Elsaffcr in einer noch stlt-
samcren Form kennen lernen.

Einige Tagc später «ar ich aüf ciner kurzen
Tour über den Rhcin zurückgcgangen und stand
auf dcr Tcrraffe von Badenweiler, wo man die in '
ihrer Art einzige Aussicht auf die ungeheucrc Rhein- ?
ebene genikßt. Dic Sonne war im Nntcrgehen und
zeigte fast am Ende dcs HortzontS eine abcndson- !
nenbcglänzte, feuerroth sich hinschlängelndc Waffer-
stächc — den Rhcin inmitten seiner lachenden Ufcr.
Da gestllte stch ein Fabrikant aus Mühlhaustn zu ^
mir, ein freundlicher, theilnehmendcr Mann, von !
cchtgermanischem AuSsthen und Namen, mit wel-
chem ich mich schon öftcr an der psblo äövte un- !
terhalten.

„Es ist doch," sagte cr, „ein herrliches Land,' !
das da vor uns ausgebreitet liegt! Diest Laub- !
holzwäldcr zu unseren Füßen, dicse Rebenhügel,
so weit nur cin Vvgel sltegt, dann dicse wogendcn
Saatenflurcn und iv der Mitte der Strom, dcr
in.Europa keinen glcichcn hat! Welcher Rrichthum,
welch' ein Paradies! Und wirklich — diestr Strom
da ist' nicht bestimmt, dtebetden Länderzu scheidcn,
er befruchtet ja beide Ufer gkeichmäßig, und rechts

das Ministeri'um wenig geneigt sei, diese Con-
cesfion zu machen. — Der englische Gcsandte,
Herr Crampton, und General O'Donnel find
cingetrvffen.

Dänemark

Aus Kopenhage«, 13. Scptbr. wird ge-
meldet: „Der König der Hcllenen hat gestern
die auf die dänische Erbsolgc bezügliche Ueber-
einkunft unterzeichnet, durch welche er zu Gun-
sten seineS jüngeren Bruders und der Erben
desselben auf sein Thronfolgerecht verzichtet.
König Georg selbst und seine Linie kommen
demnach in Bezug auf die dänische Thronfolge
zuletzt an die Reihe." (K. Z.)

Rußtand

Petersburg, 13. Sept. Der Kaiser hat
sich gestern Abend nach Helsingfors eingeschifft,
wo übermörgen die Eröffnuiig des finnischen
Landtageö stattsindet. Ein seltsames Schau-
spiel! Der russtsche Selbstherrscher wird, wäh-
rend dieser Brief gcdruckt wird, vor eine
wahrhaft constitutionelle Körperschaft treten
und dort Wortc sprechen, die mit feinem Titel:
„Sclbstherrscher aller Reuffen" nun u. nimmer,
wohl aber mit jenew eineS Großherzogs von
Finnland zusaminenpaffen, aber, verantwört-
lich, weil nicht unfehlbar jenseits des Golfs,
kann der Souverän diesseits desselben noch
lange unverantwortlicher Selbstherrscher blei-
ben? Mir wiüs darum scheinen, als weroe
dic Versammlung in Helstngfors, je nach den
Eindrücken, dic Se. Maj. vvn dort mitbringt,
auch für Rußland folgenschwer sein. Uebrigens
wird der Kaiser mtt großem Pomp auftreten
und es ffnd schon letzten Donnerstag an zwei-
hundert Wagen mit Hofeffecten für die dor-
tigen Fcstlichkeiten erpedirt worden. — An-
'läßlich des vorgestrigcii Nämensfestes des Kai-
sers haben die Generäle Murawiew (in Wilna)
und Annankow (in Kiew) den St. Andreas-
orden erhalten, die höchste Decoration in Nuß-
land, zugleich mit schmeichelhasten Schreiben,
welche die Anerkeonung ihrer Dienste ans-
sprechen.

Skachrichtey über Polen

Warschau. Der „Czas" gibt die Ge-
sammtzayl der wegen Begünstigung der Zn-
surrection oder unmittelbarer Betheiligung an
derselben Seitens ihrer Beflßev von der riisff-
schen Negieriing unter Sequester gestellten ad-
lige» Güter in den fünf litthauischen Gouver-
nementS auf mindestens 400G an.

Warschau, 13. Seplbr. Der gestrige
„Dziennik" bringt die amtliche Anzcige, daß in
Folge Allerhöchsten Bcfehls General Berg,
während der Dauer dcr Urlaubsrcije des
Großfürsten, als Statthalter des Königreichs
und CommaiiLeur «n oliek der activen Armee
stellvertrktend fungiren wird.

Krakau, 15. Septbr. Nachrichten aus
Warschau melden die Verhaftung des Grafcn
Ostrowski, des Sohnes deS Ministers dcS
Znnern. Das Gerücht will wiffen, derselbe
sei bereitS nach Sibirien abgeführt. (Graf

und links wohnt cin Volk von Einer Abstammung,
Einer Sprache. Die Grenzen dieseS Gaues find
durch dic Vogestn einerseits, den Schwarzwald an-
dererstits klar gcnug umriffen. Dort — so blau,
daß man sic für cine Wolkenkette haitcn möchte —
die Kctte der Vogestn, das ist dte wahre Grenze!
Habe ich nicht Recht?"

„Ei", sagte ich, „svlch' eine Sprachc zu hören
freut mich. Wiffen Sie, daß Sic der einzigc Elsas-
str sind, von dem ich jc etwas Aehnliches gehört?"

„Aa, ja; abcr vcrstehen Sic mich nur recht",
erwidertc der Fabrikant. „Wcnn ich sage, die betden '
Ufer gehören zusantmen, so ist's natürlich nur so
gcmeint, daß Badcn einst zu unS hinüberkomme,
dcnn Elsaß von Frankreich wcgzudenkcn, das ist
ja unmöglich!" (Forts. f.)

Bei dcr Dorstellung, welche in Berlin zu Ehrcn
der Mitglieder des statistischen Congreffes gegeben
wurde, soll ein bekannter Gencral (Vater Wrangel?)
bei diestr Gelegenhcit dic charaktcristische Aeußerung
gethan haben: „Ach wnndere mir nur, Laß man
mit „Stattstkn" so viel Aurhcbcns macht."
 
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