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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0344

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zirkSförster Beck in F-eiburg wegen vorge-
rücktcn AlterS und leidender Gesundheit in
den Ruhestand zu versetzen; dem Bezkrksbau»
inspector Hemberger in Donaueschingen die
erledigte Bezirksbauinspection Lörrach zu über«
tragen.

' Karlsruhe, 7. Oct. Das heute erschie»
nene Regierungsblatt Nr. 42 enthält (außer
Personalnachrichten):

I. Gesetz, den Vollzug der ArbeitShausstrafe
in Einzelhaft betreffend.

II. Anmittelbare allerhöchste Entschließuiigen
Sr. Königlichen Hoheit deS Großherzogs.
Allerhöchstlandksherrliche Verordnung, den
Vollzug dcr Arbeitshausstrafe in Einzelhaft
betreffend.

M. Verfügungen nnd Bekanntmachungen
der Ministericn. 1) Bekanntmachung des gr.
Ministeriums deS Jnnern. Die Ueberstcht
über den Stand der Generalwittwcnkaffe im
Rechnungsjahr 1862 betreffend. 2) Bekannt-
machung des großh. Handelsministeriums. Dic
Aufhebnng der Eisenbahnbauinspection Psorz-
heim betreffend. 3) Bekanntmachungcn des
großh. Finanzministeriums. s) Das amtliche
Waareiiverzeichmß zum VereinSzolltarif betr.
d) Die Aufhebung des Anmeldepostens bei Ncu-
freistett betreffend.

Aus Baden wird der „National-Ztg."
geschrieben: Die Großherzogliche Familie ist
auf der prächtigen Mainaü, der Großhcrzog
vvn vorübergehendem Unwohlsein nach den
Anstrengungen dcr Frankfurter Versammlung
gänzlich hergestellt. Die Minister v. Roggen-
bach, Srabek und Lamep sind nach und nach
<n dic Geschäfte wieder eingctreten. Mehr
als von den Verwickelungen der Politik wird
der Erstere zur Zeit von den Geschästen sei«
nes Reffvrts der Vcrkehrsanstalten deansprucht.
Das Justizministerium hat sich zunächst mit
einem „Anwaltschub" beschästigt und man er-
wartct die Ernennung von etwa 15—20 jun-
gen Anwältcn, je nachdem sie sich für bestimmte
Orte gcmeldct. Der Umstand, daß diese Er«
nennung jetzt crfolgt, wird zu dem Schlusse
benützt, daß die Verwirklichiing der freieren
Zustände der Advocatur und überhaupt der
jurkstischen Ncuorganisation, doch crnstlich be-
vorsteht, cine Tbatsache, gegen die aus den
juristischen Krcisen selbst immer noch Zweifel
auftauchcn. Dicsc Zweifel faffen eigentlich
nicht gegen den Justizminister selbst Fuß; sie
sind vielmchr vorzugsweise gegen einen hohc»
Ministerialbcamten gerichtet, der schon vor
einige» Monaten in mehreren Blättern Gegen-
stand kritischer Betrachtung war und deffen
Grundsätze die Juristenwelt als mit dcr neuen
Aera nicht in Einklang stehend betrachtet. So«
fern Neuorganisationcn stets ern gewaltiges
Vertrauensmoment beanspruchen von Seiten
der nächstbetheiligten Staats - Angehörigen,
wohnt auch solchen Ausstellungen eine nicht zu
unterschätzendc Wichtigkeit innx. — Dem Mi-
nistcrium des Jnnern droht der sogcnannte
Schulkampf, d. h. der vom Klerus angekün-
digte Streit um die neue Volksschulgesetzge-
bung. Der Staat hat bier nichts zu riskiren;
denn die klerikale Agitation besitzt keinen An-

unverkäuflich war, hatte kreuzrgen laflen. Lraft
weiß aber auch dafür einen Grund: der König
habe ihn für eincn als Europäer verklcideten Ein-
gebornen, gegen den doppelte Strenge geboten sei,
gehalten, und deßhalb habc er ihn zum Kreuze
verurtheilt. llnrichtig sei eS aber, daß er, wie
Jules Gsrard berichtet, im Blute herumtanzc.
Das habe er nicht gesehcn, obgleich er auch bei
dem durch Gsrard geschilderten Feste anwesend ge-
wesen sei.

Das Land, verfichert Lraft, eignet fich für den
Baumwollenbau vortrefflich, und wenn cS erst ge-
lingt, den Herrscher und seine Unterthanen zu über-
zeugen, daß fie von der Baumwolle cbcn so viel
und noch mehr Profit als vom Sklavcnhandel ziehen
könnten, dann «äre es mtt der Mcnschenjagd und
den scheußlichen Opferfesten auch bald zu Endc. Er
selbst habe den König crnstlich darauf aufmerksam
gemacht, habe ihm gesagt, daß das Sklavengeschäft
nicht ewig dauern könne, und daß in Folge deS
amerikanischen Krieges die Nachfrage sich ehestenS
schr vermindern dürfte. Das habe den König sicht-
lich tnteresfirt, aber versprochen habe er darum doch
nichts, sondern nur seine Bereitwilligkeit zu vcr-

steckungSstoff mehr über ihren engsten Fami-
lienkreis hinaus. Die klerikale Armee besitzt
zwar Generale, aber keine Soldaten. Nicht
allein das gesammte protestantische Bewußt-
sein in dem einen Theile der Bevölkerung,
sondern auch das katholische Laienelcment zu
mindestens 9 Zehnttheilen betrachtet die neue
Schulgesetzgebung als die dauernde Erziehungs-
stätke der staatlichen Frcihei't, für die Baden
seit 40 Jahren im Angesicht von ganz Deutsch-
land so muthig und so siegreich gerungen hat,

Stuttgart, 5. Octbr. Jn der heutigen
Sitzung der bürgerlichen Collegien wurde vom
Gemeinderath mit allen Stimmen gegen 2,
vom Bürgerausschiiß einstimmig beschlossen,
sich an der Feier des 18. Octobcrs in Leipzig
zu bciheiligen. Als Vertreler der Stadt' wcr-
den Stadtschultheiß Sick und Bnchhändler
Engelhorn abgesendet werden. (S. M.)

Frankfurt» 5. Octbr. Das Comite des
religiösen Reformvereins hat in seiner gestri-
gen Sitzung beschlossen: ein Mitglied deffelben
nach Mannheim und Heidelberg zu senden, um
nicht nur die Stifter des Protestantentages,
sondern auch mehrere daselbst wohnende Mit-
gtieder des Abgeordnetentages zu seiner am
24. und 25. Oct. statlsindenden ersten General-
versammlung einzuladen. Dcßgleichen wird
der religiöse Reformverein am 18. Octbr. in
Leipzig vertreten sein, um ebenfalls seine Ein-
ladungen an alle BvlkSmänner ergeheu zu
laffen.

Kamenz, 2. Octbr. Der Vorstand der
Geburtsstadt Lcssing's hat es abgclehnt, an
der allgemeiuen Feier des 18. Oct. in Leipzig
Theil zu nehmen, da sie „als Söhne Sachsens
die schmerzliche Erniedrigung unseres Königs-
hauses in der Person des allverehrten dama-
ligen Königs Friedrich August des Gerechten
und die schmachvvlle Zerreißung unseres en-
gern Vakerlandes Sachjen und unserer schönen
Lausiß, welche eine uninittelbare Folge der
Schlacht bci Leipzig waren, nicht vergessen
könncn."

Berlin» 5. Octbr. Wic die Wahlerlasse
der Minister u. A. von dem RegierungSpräsi-
denten Kamptz in Königsberg auSgeführt
werden, davo» gibt ein Schriftstück, welches
dic „Bolkszeitung" aus Ostpreußcn zugesandt
erhalken hat, Zengniß. Am Schlusse heißt es
in demselbcii:

,DaS RegicrungSpiäfidiiim ik fcst eutschlossen, eine op<
pofittonelle Haltung tönigi. B-amten ntch» zu dulden und
gegen pstichtoergessene Untergcbene sofort energtsch einju-
schrciten. Dicß wollen Ste auch den Zhnen untergcbenen
Beamten eröffnen. An sämmtlichc Oberförster, Revier-
iörster, Domänenrentmcistcr, Krclsphyfiker, Kretschtrurgen,
KrciSthierärztc, O-lonomie - Cvmmiffarien, VermeffungS-
Rlvtsoren und ßeldmcistcr, Oberstschmeistcr, Bauinspectorcn,
Kreisbaumeister, Supeitntendcnten, Erzpricster, Krcisstcucr-
Cassenrcndanten, Forstcaffcnrcndanten, Kreissecrctäre, Be-
amtcn dcr Hauplcasse und Regterungs - Suballcrnbcamten,
Domänen-Polizctbeamtcn, StrafanstaltSdlrector Thewes tn
Wartenburg, Landarmenhaus - Direetor Arndt in Tapiau,
Dirigent der Provinzial - Gewerieschule Dr. Albrecht hier,
Hospitaldirector Braudisch htcr, Dünen-Plantagcuinspecior
Senstlcbcn i» Cranz."

Berlin, 5. Oct. Der htcstge Maglstrat
hat im Einvcrständnlffe mit den Sladtverord-
ncten beschloffcn, im schriftlichen Verkehr sich
aller Tltulaturen und überflüsstgen Prädikate

stchcn gegeben, thm ein Terrain zur Anlage von
Baiimwollpflanzungcn zu überlaffen.

Ein Riesenballon.

Die „Köln. Ztg." schreibt aus Paris, 4. Oct.:
„Heutc Nachmittag (etwas nach 4 Uhr) erhob sich
der Riesenballon, den der Photograph Nadar
commandirte, tn die Luft. Dteser Grcat Eastern
dcr Wolken hat einen llmfang von ntcht weniger
alS 9V Meter; 20,900 Mcter Scidenzcug wurien
zu seiner Toilette verwendet. Es hattc einige
Schwierigkeiten, ehe er i» die Höhe kam, aber bald
crhob er sich majestätisch und nahir? seinen Flug
übcr Karis. Als derselbe übcr Paris hinflog,
hattc er nur noch die Größe eincs Gartenhauscs.
Die Gondcl «ar nicht größcr als etn Arbcitskasten
ciner Dame, abcr man bcmcrkte doch ganz deutlich
dic Paffagiere, dte auf Paris.herabsahen und das
Aussehen von hölzernen Puppen hatten. Der Bal-
lon bewegte sich pon Südwestcn nach Nordosten.
Möglicherweise «ird er bis nach Deutschland ge-
langen. Dic Pariser hatten fich i» zahllosen Mas-

s zu enthalten und auch die städtischen Beamten
und Commtsstonen zu ersuchen, in dem Schrift-
wechsel diesem Vorgange zu folgen.

Berli«, 6. Ock. Der Handklsml'nister,
Graf v. Ztzenpli'tz, hat ei'n Rimdschrelben an
di'c Vorsteher der Vcrkchrsanstatkcn erlaffen,
r'n welchem er unter Bezugnahme auf daS
Eulenburg'sche Wahlrescri'pt ,'hnen die Wichtig-
keit der bevorstehenden Wahlen fnr die Regie-
rung ans Herz legt, mid sie dann auffordert,
ihre Untergebenen zu einer Bctheiligung an
den Wahlen zu Gunsten dcs Ministeriums an-
zuhalten. Die Oberpostdirectoren sollen ihren
Bezirk bereisen und den Posterpedienten und
Schreibern in vertraulicher Unterhaltung die
richtige Anstcht von der Politik deS Herrn v.
Bksmarck beibringen.

Danzig, 5. Oct. Der Maglstrat hat heute
kinstimmig dic nochmalige Wahl des nicht be-
stätl'gtkn Oberbürgcruieisters Wintcr zum Ver<
treter dcr Stadt im Herrenhause beschloffen.

Krankreich.

Paris, 4. Oct. Wie aus Marseille tele«
graphirt wird, nchmc» die Ueberschwemmun-
gcn des Nils immer größerc Dimensionen an.
Die Eiscnbahn von Alerandrta nach Kairo
steht auf 10 Kilometer unter Waffer, dic
Brücke von Kefer Läyat ist schwer beschädi'gt.

Paris, 5. Oct. Bergangenen Donnerstag
sind hicr zwei am Telegraphenamte angestellte
Personen verhaftet worden, in denen man
Agenten Mazzini's und dcs polnischen Comite's
erkannt haben will. Wie es heißt, stnd com-
promütirende Papiere bei ihnen vorgesunden
worden.

Marseille, 6. Oct. Aus Neapel crfährt
man, daß das Leichenbegängniß des ehemali-
gen römischen Triumvirs ^terbini mit Bethei-
ligung einer großen Anzahl liberaler Pricster
gefeiert wvrden ist. Aus den Provinzen mel-
det man das Zunehmen des Brigaiitenwesens.
Nunmchr dic Frist verstrichen ist, verfolgen
die Truppeii die Briganten aufs Aeußerste.
— Aus Rom, 3. Oct. meldet man die Fest-
nahme deS ApothckerS, bei welchem die Maz-
zini'stische Druckerei entdeckk worden ist. Die
Abounentenliste „Roma o Morte" wird Anlaß
zu gerichtliche» Verfolgungcn gebcn. — Zwei
neue Erlaffe des Cardinal-McarS fordern zu
fortgeseßten Gebeten für den Triumph der
Kirche und den Weltfrieden auf. — Dcr Papst
hat den Fürsten Constankin Czartoriski in einer
langen Audienz empfangen.

A m e r i ka

Newyork, 24. Sept. Die an die Bundcs-
regierung gelangtc Nachricht, England werdc
den für die Südstaaten gebauten gepanzerken
Schiffen nicht erlauben, Liverpool zu verlaffen,
hat hier einen guten Eindruck gemacht.

Rachrtchten über Polen

Von -er polnifchen Grenze, 7. Oct.
Vorgestern wurde im Hotel dc I'Europe in
Warschau ein russischer Spion crdolcht, ohne

sen auf dem Marsfelde und der Umgebung ein-
gcfundcn. Komtsch uiachten sich dic in Paris
zurückgebliebenen Pariser. Als fie den Ballon
erblickten, staunten sie ihn erst an, und lieftn ihm
dann nach, waS sie abcr natürlich bald aufgaben.
Als dcr Ballon.am Börsenplatze anlangte, schjxn
er übrtgens halten zu wollen. Er bewegte sich lang-
sam und man sah deutlich, «ie Ballast über Brrd
geworsen wurde."

(H u rra h!) Das Wort Hurrah, das die Luft
durchdonncrt, wo man auch immer ein Zetchen von
Kühnheit, Muth und Tapfcrkeit, ron raschcr Ener-
gir gcmeinsam geben will, ist ein slavonisches Wort.
Hu—rah hcißt deutsch zum Paradiese! Der Ur-
sprung des Wortes entstammt dcr primittvcn Adee,
daß jeder Mann, der für sein Vatcrland dcn Hel-
dentodt stirbt, geradcswegö tn den Himmcl kommt.
Jm Gewühle und tn der Hitze deS Kampfcs stoßen
die Streitcr diesen Schrct aus, wie die Türken thr
„Allah!" Aeder begcistert sich dadurch mit der Hoff-
nung -ugcnblickltcher Vergeltung, vergtßt die Erde
und verachtet den Tod darüber.
 
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