bei solchem Terrori'smus die Feudalen einzelne
Wahlsiege aufzllweisen haben, dürfte nicht be-
fremven, obgleich in Meffersvorf selbst der be-
absichtigteZweck nicht erreicht worden ist, in-
dem vön 15 Wahlmäanern 12 der liberalen
Partei angehören.)
Bei dea Wahlen in Berlin gingen von heiß-
blütigen Reaktionären öfterS KunvschaftSkün-
vignngen aus, wenn die Leute nicht nach ihrem
Willen stiuimtcn. So stürzten zwei hohe Herren
aus einen liberai wählenden Barbier zu mit
Vem Ausrufe: er brauche nicht wieder zu ihnen
zu kommen. Sogleich aber meldeten sich 14
nene Kunden an, unv der Barbier lachte seine
hohen Gönner auS. — Die Zeidl. feudale
Corresp. schreibt: »Was die Betheiligung der
Beamten betrifft, so ließe diese noch sehr viel
zu wünschen übrig, namentlich hat sich die
obstinate Klaffe der Gcheimenräthc wieder durch
Abwesenheit over absichtliche Zersplitterung ihrer
Stimmen ausgezeichnet. Jn einem einzigen
Urwahlbezirke fehlten nicht weniger alS 7 Ge-
heimeräthe und 1 Hofpianist; in einem auderen
Bezirkc fehlten 12 Beamte und 8 stimmten
mit dcr Fortschrittspartei.«
Wien, 24. Oct. Die Nachrichl von der
Eventualität der Beschützung der norddeutschen
Küsten durch österreichischc Kriegsschiffe erhäli
in ver Hamb. Ztg. aus Wien eine etwas be-
stimmtere Faffung. Es heißl darin: »Man
sagt sich hier, vaß die österreichische Regierung
der Avmiralität zu Triest Befehl ertheilt habe,
sechs schwere Kricgsschiffe und drei BriggS
auszurüsten, um sich zum Zweck der Beschüxung
der deut,chen und selbst auch dcr preußischen
Hüfen in die »ördlichen Gewäffer zu begeden,
salls Dänemark in Veranlaffung der Bundes-
Crccution sich beikommen laffen würde, Dcatsch-
lanv zur See anzugreifcn odcr die deutschen
Ströme zu blokiren. Die Kosten dieser ma-
rilimen Erpedition würden selbstverständlich
aus sämmtliche Bundesstaaten zu repartircn
unv Oesterreich zu ersetzcn sein. Man ist hier
der Ansicht, daß die Kriegsstotte Oesterreichs
dcr dänischen Flotte überlegen ist, und hofft,
daß unsere maritimen Streitkräste die Norv-
und Ostsee schr bald von dänischen Kriegs-
schiffen und Caper» rcinigen würden, falls in
der That Dänemark in Veranlassung der Bun-
deserecution Krieg erklären sollte. Zedenfalls
würde es eine intercssaiitc Erscheinung bar-
bieten, aus dem innersten Winkel des adriatk-
schen Meeres eine österreichische Flotte in die
serne Nordsee eilen zu sehen, um vort dcn
deutschen Handel gegcn bänische Vergewalti-
gung zu schützen.«
Arankreich.
Paris, 24. Okt. Die Opinion nationale
bringt heute eincn mit schärfster Fcder ge-
schriebenen Artikel gegeu jede Fortsetzung der
sranzöfischcn Einmischung in Meriko. Sic
lobk den Erzherzog Marimilian wegen seiner
Bedenkcn, einen Thron anzunehmen, ver leich-
tcr zu bestrigen, als zu bchaupten sei, zeigt
die Erfolglosigkeit der bisherigen Erpedition,
klagt Frankreich an, die befferc vernünstige
Partei in Meriko, bic eigentliche Trägerin l
oder eincn Hasen zu jagen gtbt; die drummtge
dänische Dogge (kostet 500 Thaler l), dic ihr großes >
Maul so entsctzlich weit aufreißt, alS hielt fie jcden
harmlosen Beschaucr sür ein personificirtcs SchleS- '
wig-Hvlstein; cndlich der gemiithlichc hcimischc Pu- !
del, der nach allcn Scitcn hin aufwartet, auf
Lommando jedcrzeit schön macht und fich in allen j
Eiemplaren per Katalog sciner guten Dreffur rühmt.
Das Präfidium führt Herr Loffow mit einigcn As- >
fifteuten, dencn ein bekanntes Znstrument, aus gu-
tcm Leder gcflochten, alS Präfidentcnhammer dicnt.
Trotzdem und trotz dcr hinten an dcn Nagcl ge-
hängten Maulkörbe, die als ein bemcrkenswcrtheS
parlamentaiischcS momento mori dienen, find die
Debatten äußerft lebhafl, so daß nicht einmal dcr
alt-polnische Grundsatz zur Geltung kommt: Bitte,. ^
meine Herren — nte mchr alS Drei auf Einmal
rcdcn — (oder vtelmehr bcllenl). Ucbrigens tst die j
Bcthciltgung etnc sehr rege, und nicht cinmal der >
theurc Paß von 1 Thaler als Entre hielt am Er-
öffnungStage dic zahlrcichen Besuchcr fcrn, die frei- !
lich «ohl mctstenthctls der Hunde-Liebhabcr-Aristo-
kratie gehörten. ünzweifclhafr wird abcr dcr Bc- '
such an den billigeren folgenden Tagen ein noch '
des Nati'onalgefühls befiegt und dagegen die
Pfaffenpartei ans Ruder gebracht zu haben,
und schließt mit den Worten: ,,Wir müffen
unsere Lruppen ans Meriko zurückziehen und
diese ehrenwerihe Nation fich selber regieren
laffen, ohne daß wir irgend cine Verantwort-
lichkeit für ihre künftigen Geschickc übernehmea.
Ob sie dann cine Republik oder eine Monar-
chie bildcn werden, kümmert uns ebenso
wenig, alS ob sie von einem österreichischen
Crzherzog oder einem Bollblut-Zndiancr regiert
werden. Wir haben bereitS 200 Millionen
ausgegeben, um deren 60 zurückzuerhalten,
und wollen keine 1000 ausgeben, um diese
200 zurückzuerhalten. Unterhandle man, mit
wcm man will, mik Erzherzog Marimiliau,
Juarez, Almonte oder Msgr. Labastida, waö
liegt unS daran; wir sind nicht heikel in Be-
zug auf die Untcrschrift, welche unter dem Ver-
trage stehen wird. Man bewillige ihnen zur
Abzahlung 50 Zahre, 100, wenn man will;
aber nur führe man um Gottes Willen unserc
Truppen und unsere Fahne heim, ehe neue
Schwierigkeiten eutstehen und uns in eine end-
lose Bahn hineinreißen. Warum sind wir nach
Merico gcgangen ? Das haben wir nie zu be-
greifen vermocht, wir begreifen aber nur zu
sehr die Grüude, die uns gebieten, von dvrt
fortzugehen."
Paris, 24. Oct., früh. General Lawö-
stine ist zum Znvalidengvuverneur, General
Meüinet zum Commandanten der Pariser Na-
tionalgarde ernannt.
Paris, 25. Oct., früh. Die Staatsräthe
Suin, Villemain und General Herbillon stnd
zu Senatoren ernannt.
Marseille, 24. Octbr. Briefe von Rom
vom 21. melden, daß Cardinal Mcrtel beauf-
tragt ist, die Arbeiten der Cardinäle, welchen
die Elaboratiou des neuen Civilgcsetzbuches
zugewiesen war, zu resumiren. Es sind Be>
sehle zu den bcvorsteheuden Wahlen des Mu-
nicipalrathes von Rom erlaffen worden. —
Ans Wunsch des Kvnigs vv» Bapern hat am
Mvntag eine Rcvuc der französischen Armee
stattgesunde». Morgen gibt der Papst den
Künstlern ein Diner. — Man schreibt aus
Neapel vom 21.: Man verstchert, der könig
werde gegen Mitte Noveinber kommen, um die
Eiseiibahn von Pescara nach Foggia einzu-
weihen, welchc dic neapolitanischcii Piovinzen
in directe Verbindung mit Turin setzt. Prinz
Humbert hat in Caserta eine Nevue übcr
11,000 Mann der Nationalgarden der Pro-
vinz abgehalten.
E n g l a « d
London, 25. October. Der „Observer"
theilt mit, daß dic Prinzessiu von Walcs guter
Hoffnung ist.
Span i en
Madrid, 23. Oct. Die Kaiserin und die
königiu haben sich bei ihrem Scheiden das
zärtlichstc Lebewohl gcwünscht. Beide Herr-
scherinncn schicnen sehr gerührt. Die Kaiserin
begibt sich von Toledo nach Valencia. Sic
! nimmt ein vom Marquis Salamanca in Aran-
juez angeboteneS Frühstück an. — 18,000
Mann der Reserve sind «uter dic Waffen ge-
rufen wvrden.
Dänemark
Kopenhage«, 22. Oct. Eine königliche
Orvre ordnet dic Fvrmirung der drei Divi-
sionen an, aus welchen das zu concentrirende
Armee-Corps bestchen wird. Der General-
Major und fuiigirende General-Znspector der
Znsanteric, G. D. Gerlach, ift der ersten Di-
visiou zugetheilt, der Geueral-Lieutenant und
commandireübe Gcneral im zweilen General-
commando-District, H. R. Thestrup, hat einen
Platz bei der zweiten Division erhalten, uad
der Generalmajor P. F. Steinmana wird als
Befehlshaber bei der dritten Divifion aufge-
führt. Derselbe übernimmt auch einstweilen
daS Commando im drittcn Generalcommando-
District.
Kopenhagen, 23. Ocibr. Der „Flensb.
Ztg." wird über den Kriegsplan, den die dä-
nischc Flolte für den Winlcr vvr hat, von
Kopenhagen aus geschrieben, daß die Admi-
ralität Willens sei, den größten Thci! ihrer
ausgerüsteten Kricgsschiffe nach dcm Mittel-
ländischen Meere, der Ostküste Amerika's und
den ostasiatischen Gewässern (China u. Japan)
zu schicken. Die dänischen Kriegsschiffe solleu
daselbst für den KriegSfall nichl nur die bcut-
jchen Handelsschiffe nach Möglichkcit aufbrin-
gcn, sondern namentlich auch dic preußischen
Kriegsfahrzeuge angreisen, die den Wiuter über
nvch in fremden Meeren sei» würden. Mau
geht davon aus, daß der zurückblcibende Rest
der dänischen Flotte, im Verein init dcr schwe-
dischen Marine, stark genug sein werde, die
Nord- und Ostsce-Häfen zu blokircn.
Kopenhage«, 24. Oct. Mit nächstem
werden 12,000 Mann an der Eidcr versam-
melt sein.
A m e r ik a
New-Aork, 17. Octbr. Die ganze süt-
staatliche Armce passirte aw 8. d. Rapidan;
Meade veriieß Culpepper und zog über Rappa-
hannvck gegen Manaffas zurück. Am 14. d.
fanv ein den Rebellen nachtheiliges Gesecht
bei Stalion Bristow statt. Der Versuch Lee'S,
über Chanliüp i» Meade's Rücken zu kominen,
war erfolgloe, da Mcade sich nach Fairfar-
courihouse zurückzog. Aus Chattanoga wird
berichtet: Bragg erzwang Burnside's Rückzug
jenseits Athen, wovurch beffen Verbindung mu
Rosenkranz abgeschnitten wurde, Berichte auS
Charlestvn biS zum 19. d. melden den ver-
geblichen Versuch der Rebellen, das Panzer-
schiff Zronsides in die Luft zu sprengen.
Nachrichten über Pole»
Warschau, 22. Oct. Vor einigen Tagen
ist ein gewiffer Bienkowöki, kraft eines kriegS-
gerichtlichcn Urtheils, von den Russen in Wlo-
clawek erschossen worven. Die unter den Zu-
schanern sich besindlichen Weibcr jammerten
viel zahlrcicherer setn, «enn man den »llgemeinen
Anklang in Betracht zieht,, den dies llntcrnehmen
auch in bürgerlichcn Hunde besitzenden Claffen ge-
funden hat."
Am »icrtcn Wahlbezirk der Stadt Magdeburg
trug stch bci der Wahl cine rührende Familienscenc
zu. In das Wahlgefchäft hinein ließ sich die Stimmc
eincs Säuglings vernchmcn und anf die Frage dcS
Wahl-VorstehcrS crklärtc dcr Schuhmachermcister
Oclker, daß ihm vor vierzchn Tagen scine Krau
in den Wochen verstorbcn sei und er daher in Er-
mangelung cines Dienstbotcn, um dic Wahl nicht
zu versäinncn, das Kind in das Wahllocal habc
mttbringcn müffen. Solchcr Eifer nnd solche Va-
terliebe wurdc von dcn BezirkSgenvffcn mit Bcifall
aufgenommen, uud ehc dcr Wahlact zu Ende war,
konntc dem elfrigen Vater cin in dcr Eile gcsam- !
mclteS Pathengeschcnk übergcben werden, das mchr ^
als 70 Thaler betrug.
Zur Zeit deS Tyroler LandcSfesteS flattrrten an
einem Hause in ZnnSbruck drci einzclne unzusam- !
menhängende Tuchstreifen — der eine schwarz, dcr
andcre roth, der dritte gelb — im Winde. lleber
dic Bedeutung dieser auffallcnden Vcrzlerung bc-
fragt, erwiederte dcr betreffende Hausherr: „So-
! bald Dcutschland einig ist, werde ich die brci ge-
trcnntcn Strcifen allsogleich zusammennähcn laffcu.
(Warnuiig.) Aedermann wlrd hicmit gewarnt,
auf meinen Namen etwaS zu schcnken oder beizu-
steuern, da ich nlemalS auch nur eineu Kreuzer
davon bekomme. Dic deutsche Flotte.
,_ (M. P.)
Jn Chiavena oder Llefen finbet man im
„Fremden-Buch" eincs HotelS folgendc Zeilcn:
Mon ckor smi! Jch rathc Dir
lurn ratdsr baclivrarcks — daS Nevier,
Von d-r Natur so schön gestellt,
Hat lauter Schurken ausgewählt,
Die fich in Deinen Beutel nistcii,
Nicht „kcher' ßnd's - cs sind - Paptisten.
Wahlsiege aufzllweisen haben, dürfte nicht be-
fremven, obgleich in Meffersvorf selbst der be-
absichtigteZweck nicht erreicht worden ist, in-
dem vön 15 Wahlmäanern 12 der liberalen
Partei angehören.)
Bei dea Wahlen in Berlin gingen von heiß-
blütigen Reaktionären öfterS KunvschaftSkün-
vignngen aus, wenn die Leute nicht nach ihrem
Willen stiuimtcn. So stürzten zwei hohe Herren
aus einen liberai wählenden Barbier zu mit
Vem Ausrufe: er brauche nicht wieder zu ihnen
zu kommen. Sogleich aber meldeten sich 14
nene Kunden an, unv der Barbier lachte seine
hohen Gönner auS. — Die Zeidl. feudale
Corresp. schreibt: »Was die Betheiligung der
Beamten betrifft, so ließe diese noch sehr viel
zu wünschen übrig, namentlich hat sich die
obstinate Klaffe der Gcheimenräthc wieder durch
Abwesenheit over absichtliche Zersplitterung ihrer
Stimmen ausgezeichnet. Jn einem einzigen
Urwahlbezirke fehlten nicht weniger alS 7 Ge-
heimeräthe und 1 Hofpianist; in einem auderen
Bezirkc fehlten 12 Beamte und 8 stimmten
mit dcr Fortschrittspartei.«
Wien, 24. Oct. Die Nachrichl von der
Eventualität der Beschützung der norddeutschen
Küsten durch österreichischc Kriegsschiffe erhäli
in ver Hamb. Ztg. aus Wien eine etwas be-
stimmtere Faffung. Es heißl darin: »Man
sagt sich hier, vaß die österreichische Regierung
der Avmiralität zu Triest Befehl ertheilt habe,
sechs schwere Kricgsschiffe und drei BriggS
auszurüsten, um sich zum Zweck der Beschüxung
der deut,chen und selbst auch dcr preußischen
Hüfen in die »ördlichen Gewäffer zu begeden,
salls Dänemark in Veranlaffung der Bundes-
Crccution sich beikommen laffen würde, Dcatsch-
lanv zur See anzugreifcn odcr die deutschen
Ströme zu blokiren. Die Kosten dieser ma-
rilimen Erpedition würden selbstverständlich
aus sämmtliche Bundesstaaten zu repartircn
unv Oesterreich zu ersetzcn sein. Man ist hier
der Ansicht, daß die Kriegsstotte Oesterreichs
dcr dänischen Flotte überlegen ist, und hofft,
daß unsere maritimen Streitkräste die Norv-
und Ostsee schr bald von dänischen Kriegs-
schiffen und Caper» rcinigen würden, falls in
der That Dänemark in Veranlassung der Bun-
deserecution Krieg erklären sollte. Zedenfalls
würde es eine intercssaiitc Erscheinung bar-
bieten, aus dem innersten Winkel des adriatk-
schen Meeres eine österreichische Flotte in die
serne Nordsee eilen zu sehen, um vort dcn
deutschen Handel gegcn bänische Vergewalti-
gung zu schützen.«
Arankreich.
Paris, 24. Okt. Die Opinion nationale
bringt heute eincn mit schärfster Fcder ge-
schriebenen Artikel gegeu jede Fortsetzung der
sranzöfischcn Einmischung in Meriko. Sic
lobk den Erzherzog Marimilian wegen seiner
Bedenkcn, einen Thron anzunehmen, ver leich-
tcr zu bestrigen, als zu bchaupten sei, zeigt
die Erfolglosigkeit der bisherigen Erpedition,
klagt Frankreich an, die befferc vernünstige
Partei in Meriko, bic eigentliche Trägerin l
oder eincn Hasen zu jagen gtbt; die drummtge
dänische Dogge (kostet 500 Thaler l), dic ihr großes >
Maul so entsctzlich weit aufreißt, alS hielt fie jcden
harmlosen Beschaucr sür ein personificirtcs SchleS- '
wig-Hvlstein; cndlich der gemiithlichc hcimischc Pu- !
del, der nach allcn Scitcn hin aufwartet, auf
Lommando jedcrzeit schön macht und fich in allen j
Eiemplaren per Katalog sciner guten Dreffur rühmt.
Das Präfidium führt Herr Loffow mit einigcn As- >
fifteuten, dencn ein bekanntes Znstrument, aus gu-
tcm Leder gcflochten, alS Präfidentcnhammer dicnt.
Trotzdem und trotz dcr hinten an dcn Nagcl ge-
hängten Maulkörbe, die als ein bemcrkenswcrtheS
parlamentaiischcS momento mori dienen, find die
Debatten äußerft lebhafl, so daß nicht einmal dcr
alt-polnische Grundsatz zur Geltung kommt: Bitte,. ^
meine Herren — nte mchr alS Drei auf Einmal
rcdcn — (oder vtelmehr bcllenl). Ucbrigens tst die j
Bcthciltgung etnc sehr rege, und nicht cinmal der >
theurc Paß von 1 Thaler als Entre hielt am Er-
öffnungStage dic zahlrcichen Besuchcr fcrn, die frei- !
lich «ohl mctstenthctls der Hunde-Liebhabcr-Aristo-
kratie gehörten. ünzweifclhafr wird abcr dcr Bc- '
such an den billigeren folgenden Tagen ein noch '
des Nati'onalgefühls befiegt und dagegen die
Pfaffenpartei ans Ruder gebracht zu haben,
und schließt mit den Worten: ,,Wir müffen
unsere Lruppen ans Meriko zurückziehen und
diese ehrenwerihe Nation fich selber regieren
laffen, ohne daß wir irgend cine Verantwort-
lichkeit für ihre künftigen Geschickc übernehmea.
Ob sie dann cine Republik oder eine Monar-
chie bildcn werden, kümmert uns ebenso
wenig, alS ob sie von einem österreichischen
Crzherzog oder einem Bollblut-Zndiancr regiert
werden. Wir haben bereitS 200 Millionen
ausgegeben, um deren 60 zurückzuerhalten,
und wollen keine 1000 ausgeben, um diese
200 zurückzuerhalten. Unterhandle man, mit
wcm man will, mik Erzherzog Marimiliau,
Juarez, Almonte oder Msgr. Labastida, waö
liegt unS daran; wir sind nicht heikel in Be-
zug auf die Untcrschrift, welche unter dem Ver-
trage stehen wird. Man bewillige ihnen zur
Abzahlung 50 Zahre, 100, wenn man will;
aber nur führe man um Gottes Willen unserc
Truppen und unsere Fahne heim, ehe neue
Schwierigkeiten eutstehen und uns in eine end-
lose Bahn hineinreißen. Warum sind wir nach
Merico gcgangen ? Das haben wir nie zu be-
greifen vermocht, wir begreifen aber nur zu
sehr die Grüude, die uns gebieten, von dvrt
fortzugehen."
Paris, 24. Oct., früh. General Lawö-
stine ist zum Znvalidengvuverneur, General
Meüinet zum Commandanten der Pariser Na-
tionalgarde ernannt.
Paris, 25. Oct., früh. Die Staatsräthe
Suin, Villemain und General Herbillon stnd
zu Senatoren ernannt.
Marseille, 24. Octbr. Briefe von Rom
vom 21. melden, daß Cardinal Mcrtel beauf-
tragt ist, die Arbeiten der Cardinäle, welchen
die Elaboratiou des neuen Civilgcsetzbuches
zugewiesen war, zu resumiren. Es sind Be>
sehle zu den bcvorsteheuden Wahlen des Mu-
nicipalrathes von Rom erlaffen worden. —
Ans Wunsch des Kvnigs vv» Bapern hat am
Mvntag eine Rcvuc der französischen Armee
stattgesunde». Morgen gibt der Papst den
Künstlern ein Diner. — Man schreibt aus
Neapel vom 21.: Man verstchert, der könig
werde gegen Mitte Noveinber kommen, um die
Eiseiibahn von Pescara nach Foggia einzu-
weihen, welchc dic neapolitanischcii Piovinzen
in directe Verbindung mit Turin setzt. Prinz
Humbert hat in Caserta eine Nevue übcr
11,000 Mann der Nationalgarden der Pro-
vinz abgehalten.
E n g l a « d
London, 25. October. Der „Observer"
theilt mit, daß dic Prinzessiu von Walcs guter
Hoffnung ist.
Span i en
Madrid, 23. Oct. Die Kaiserin und die
königiu haben sich bei ihrem Scheiden das
zärtlichstc Lebewohl gcwünscht. Beide Herr-
scherinncn schicnen sehr gerührt. Die Kaiserin
begibt sich von Toledo nach Valencia. Sic
! nimmt ein vom Marquis Salamanca in Aran-
juez angeboteneS Frühstück an. — 18,000
Mann der Reserve sind «uter dic Waffen ge-
rufen wvrden.
Dänemark
Kopenhage«, 22. Oct. Eine königliche
Orvre ordnet dic Fvrmirung der drei Divi-
sionen an, aus welchen das zu concentrirende
Armee-Corps bestchen wird. Der General-
Major und fuiigirende General-Znspector der
Znsanteric, G. D. Gerlach, ift der ersten Di-
visiou zugetheilt, der Geueral-Lieutenant und
commandireübe Gcneral im zweilen General-
commando-District, H. R. Thestrup, hat einen
Platz bei der zweiten Division erhalten, uad
der Generalmajor P. F. Steinmana wird als
Befehlshaber bei der dritten Divifion aufge-
führt. Derselbe übernimmt auch einstweilen
daS Commando im drittcn Generalcommando-
District.
Kopenhagen, 23. Ocibr. Der „Flensb.
Ztg." wird über den Kriegsplan, den die dä-
nischc Flolte für den Winlcr vvr hat, von
Kopenhagen aus geschrieben, daß die Admi-
ralität Willens sei, den größten Thci! ihrer
ausgerüsteten Kricgsschiffe nach dcm Mittel-
ländischen Meere, der Ostküste Amerika's und
den ostasiatischen Gewässern (China u. Japan)
zu schicken. Die dänischen Kriegsschiffe solleu
daselbst für den KriegSfall nichl nur die bcut-
jchen Handelsschiffe nach Möglichkcit aufbrin-
gcn, sondern namentlich auch dic preußischen
Kriegsfahrzeuge angreisen, die den Wiuter über
nvch in fremden Meeren sei» würden. Mau
geht davon aus, daß der zurückblcibende Rest
der dänischen Flotte, im Verein init dcr schwe-
dischen Marine, stark genug sein werde, die
Nord- und Ostsce-Häfen zu blokircn.
Kopenhage«, 24. Oct. Mit nächstem
werden 12,000 Mann an der Eidcr versam-
melt sein.
A m e r ik a
New-Aork, 17. Octbr. Die ganze süt-
staatliche Armce passirte aw 8. d. Rapidan;
Meade veriieß Culpepper und zog über Rappa-
hannvck gegen Manaffas zurück. Am 14. d.
fanv ein den Rebellen nachtheiliges Gesecht
bei Stalion Bristow statt. Der Versuch Lee'S,
über Chanliüp i» Meade's Rücken zu kominen,
war erfolgloe, da Mcade sich nach Fairfar-
courihouse zurückzog. Aus Chattanoga wird
berichtet: Bragg erzwang Burnside's Rückzug
jenseits Athen, wovurch beffen Verbindung mu
Rosenkranz abgeschnitten wurde, Berichte auS
Charlestvn biS zum 19. d. melden den ver-
geblichen Versuch der Rebellen, das Panzer-
schiff Zronsides in die Luft zu sprengen.
Nachrichten über Pole»
Warschau, 22. Oct. Vor einigen Tagen
ist ein gewiffer Bienkowöki, kraft eines kriegS-
gerichtlichcn Urtheils, von den Russen in Wlo-
clawek erschossen worven. Die unter den Zu-
schanern sich besindlichen Weibcr jammerten
viel zahlrcicherer setn, «enn man den »llgemeinen
Anklang in Betracht zieht,, den dies llntcrnehmen
auch in bürgerlichcn Hunde besitzenden Claffen ge-
funden hat."
Am »icrtcn Wahlbezirk der Stadt Magdeburg
trug stch bci der Wahl cine rührende Familienscenc
zu. In das Wahlgefchäft hinein ließ sich die Stimmc
eincs Säuglings vernchmcn und anf die Frage dcS
Wahl-VorstehcrS crklärtc dcr Schuhmachermcister
Oclker, daß ihm vor vierzchn Tagen scine Krau
in den Wochen verstorbcn sei und er daher in Er-
mangelung cines Dienstbotcn, um dic Wahl nicht
zu versäinncn, das Kind in das Wahllocal habc
mttbringcn müffen. Solchcr Eifer nnd solche Va-
terliebe wurdc von dcn BezirkSgenvffcn mit Bcifall
aufgenommen, uud ehc dcr Wahlact zu Ende war,
konntc dem elfrigen Vater cin in dcr Eile gcsam- !
mclteS Pathengeschcnk übergcben werden, das mchr ^
als 70 Thaler betrug.
Zur Zeit deS Tyroler LandcSfesteS flattrrten an
einem Hause in ZnnSbruck drci einzclne unzusam- !
menhängende Tuchstreifen — der eine schwarz, dcr
andcre roth, der dritte gelb — im Winde. lleber
dic Bedeutung dieser auffallcnden Vcrzlerung bc-
fragt, erwiederte dcr betreffende Hausherr: „So-
! bald Dcutschland einig ist, werde ich die brci ge-
trcnntcn Strcifen allsogleich zusammennähcn laffcu.
(Warnuiig.) Aedermann wlrd hicmit gewarnt,
auf meinen Namen etwaS zu schcnken oder beizu-
steuern, da ich nlemalS auch nur eineu Kreuzer
davon bekomme. Dic deutsche Flotte.
,_ (M. P.)
Jn Chiavena oder Llefen finbet man im
„Fremden-Buch" eincs HotelS folgendc Zeilcn:
Mon ckor smi! Jch rathc Dir
lurn ratdsr baclivrarcks — daS Nevier,
Von d-r Natur so schön gestellt,
Hat lauter Schurken ausgewählt,
Die fich in Deinen Beutel nistcii,
Nicht „kcher' ßnd's - cs sind - Paptisten.