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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0543

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die Aufhebung der Verträge von 18t5. Gkau-
bcn Sie, daß er diesen Conflitt unbenuxt
laffen werde, um seinen Zweck zu errcichen?
Und alle Umstände werden ihm zii Hilfe kom-
men. Nicht Dänemark, Frankreich, welcheS
Elsaß und Lothringcn besttzl, ist der NeichS-
feind. Zene schönen Länder sind durch die
CabinetSpolitik an Frankreich verrathen. —
v. Sybel veriheidigt den Cominisstoiisantrag;
cs inüffe eüvas für die Herzoqthniner ge-
schehen. Die widersprechendsten Urlheile höre
man fetzt über den Herzog Friedrich von
SchleSwig - Holstein; man nenne ihn feudal,
einen früheren Gardeofficier u. s. w. Jhm
sei dieser Mann nur der Fürst vhne Land u.
Volk, der iiichtdbestowenigcr allein den Kampf
für sein Recht wage, der der lebendige Aus-
vruck der Wünsche seines Volkes sei, und
darum habe er seine Spmpathien. Man rede
weiter davon, die Herzvgthümer müßten preu-
ßisch werdcn und man vergeffe in demselben
Augenblick den demokratischen Standpunkt, auf
dem man stehe und der gebiete, znerst bie
Herzogthümer zu sragen, ob sic auch preußisch
iverben wollten. Er wiffe, daß dies nicht der
Fall sei, die Herzogthümer wollten dcutsch
sein, sie wollien ihren rechtmäßigen Fürsten
haben, unb wenu sie es selbst mit Herzog
Friedrich versuchen wollten, so habe wahrlich
Niemaud das Recht hiergegen zu sprechen oder
zu handeln. (Bravo!) Redner schließt mit
einem Ausspruche Jakob Grimms und mit
dem Wunsche, daß sein edler Geist während
dieser Verhaiidlungen unter den Mitgliededn !
'des Hauses scin möge. — Georg Jung: Er j
betrachte die schleswig-holsteinische Frage vom '
Standpunktc seiuer Partei. Er sei vollkom- !
inen einverstauden mit dem, was über das s
Recht der Herzogthümer, über das Zntcreffe '
Deutschlands und Preußens gesagt werde. s
Aber er könnc der gegenwärtigen Regikrung, '
die er für durchaus unfähig halte, eine deutsche
Politik zu treiben, nicht zumulhen, jene Nechte,
jenc Zntereffen zu vertreten; er wolle nur, !
daß die Rcgierung cincr späteren freie Hand
taffe. Nedner geht im ferneren Verlaufe sei-
ncr Ausführungen den Commissionsbericht im ^
Einzelnen durch und bekämpft denselben untcr i
hartcn Streichen gegen das Minlsterium ein- i
gehend. Für ihn komme es vor Allem auch
in der gegenwärtigkn Frage darauf an, das l
Princip der Demokratie zu wahren. Dic
Pcrsonalfrage lause ganz nebenbei, deshalb i
ineine er abcr auch, sei es zwcckmäßig, ihr !
kein übermäßiges Gewicht beizulegcn, wenn i
ber sogenannte Herzog von Schleswig-Holstein f
auch sein Recht zunächst bei dem Rational-
vcrcin nachgesucht habe. Sei das sogenaniite
LegiiimitätSprincip erst zu seinen Gunsten zur !
Gelkung gebracht, so wcrdc es schon bald zu
Endc gehcn init aller Liebäugelei gegcn den ,
Nationalvcrein; der deutsche Bund werde sich ,
auch nichl langc sträuben, in Schleswig-Hol- j
stein mecklenburgische VerfafflingS- und Ver-
wallungsgrundsätze wiedcr herzustellen und
Deutschland sei dann lediglich reicher um einen
König von Ivetot. Und unier solchen Aus-
stchten wcnde man sich mit Anträgen für ben
sogenannten Hcrzog Friedrich VIH. an eine §
Regierung, i,i Bctreff der man in der vorigen !
Sesston erklärt habe und heute immcc wicder !
erklären müffe: „Es gibt kein Mittcl der Ver-
stäudigung mit diesem Ministerium!" — an
eine Regierung, von der man weiß, daß sie .
die Mittel, die ste für Schleswi'g-Holsteiii in i
Anspruch nehme, in erster Reihe zur Durch- ^
führung der Heeresorgaliisativn vcrwenden
weroe. Das sci doch wohl nicht politisch. Es
werde dic Zeit kommen, wo Deutschlands Recht
und Dentschlanvs Ehrc cingelöst werden könn-
tcn; man möge sich erinnern, daß Völkerrechtc
unverjährbar' seien. — Dr. Löwc (Calbc),
der sodann das Wort erhält für den Conimis-
sionsantrag, h«t bei Schluß der Post noch
nicht geendet.

Jn ver darauf fvlgenden Sitzung wurde der
Virchow-Stavenhagen'sche Antrag, welcher am
Schluffe lautek: „Die'Ehre und'das Jntereffe
Deutschlands verlangen es, daß sämmtlichc >
deutsche Staaten die Rechie der Herzogthümer ,
schützen, den Erbprinzcn Friedrich vvn Schles- >
wig-Holstein-Augustenburg als Herzog von -
Schleöwig-Holstein anerkennen und ihm in der i

Geltendmachung seiner Rechke wtrksamen Bek-
stand leisten", mit 231 gegen 63 Stimmen
angenommen, und dagegen die Anträge v. d.
Hepdt und Walveck jeder mit 268 gegin 37
Stlmmen bei' Stimmenthaltung ber Polen ver-
worfen.

Oesterreichtsche Monarchie.

Kraka«, 2. Decbr. Gestern crfolgtc die
Schlußverhandlung in dem Proceffe gegen
Bentkowski; der Angeklagte wurde auf Grnnd
des Strafgesetzbuches zu einmonatlichem Kerker
veruriheilt.

K r a u k r e i ch.

Paris, 2. Dec. Die „Nation" hat eine
Verwarnung erhalten, weil sie, sagt dcr Mi-
nister bes Znnern, „einc Anzahl der in den
höchsten Stellen besindlichen Männer als er-
kauft darstelle."

G ng land

Lvndon, 2. Dec. Die Bank von Englgnd
hai den Disconto auf 7 Proc. erhöht.

Londvn, 2. Dccbr. „Times" spricht sich
sehr entschieden gegen bas Verfahren der Ab-
miralitätSbeamten, welchc nicht verhinderten,
daß die Confödcrirten ein altes Kriegsschiff
der königli'chen Marine (jext Rappahannvck
genannt) kauften und vamit in See stachen.
Zn ähnlicher Wcise ist sei'iier Zeit auch die
Atabama aus cinem engli'schen Hafen in die
offene See enlschlüpft. Der Befehl, den Rappa-
hannock anzuhalten, kam ein paar Miniiten zu
spät an.

S ch w e i z.

Schasfhausen, 30. Novbr. Das cidge-
nössische Freischießen von 1865 wird in Schaff-
hausen gehaltcn.

Z t a i t e »

Türin, 1. Decbr. Der Handelsvertrag
zwischen Jtalien und Riederland ist vorige
Wvche untcrzeichnet, der niit England heute
für rechtökräftig und vollstreckbar erklärt
worden.

Dänemark
Kopenhagen, 27. Nov. Jn dcr gestri-
gen Abendsitzuiig des RcichsratheS wurde zum
Ictzten Male über die Feftstellung der Ablaufs-
zeit dcr Mandake sämmtlicher Mitglieder deS
Reichsrathes berathen und einstimmig bcschlos-
sen, die Erlöschung sämmtlicher Mandate auf
den 1. Zau. k. Z. fcstzusetzen.

A m e r i ? a

New-Rork» 21. Nov. Die Rebellen haben
die Bundestruppen Lber den Rapidan zurück-
geschlagen. Die Verbindungen der Bundestrup-
pen nm Knoxville (Tennessee) sind abge-
schnitten. Eine Schlacht steht bcvor.

M e x t c o.

Beracruz, 1. Novbr. Dlc französtsche
Fremdenlegion ist fast gänzlich zn den Meri-
canern übergegangen.

Reuests Nachrichten

Parrs, 3. Decbr. Der „Moniteur" ent-
hält den Bericht des Herrn Fould über die
Finanzlage. Es wird darin die Conversion
von 300 MiUionen Decouverts in consolidirte
Schuld vorgeschlagen, was dew Betraq der
Decouverts aus die Summe von 672 Millio«
nen zurückführen würde. Eine Anleihe würde
nur zur Rückzahlung der Schatzbons verwen-
det werden.

Paris, 3. Dcc. Der Moniteur veröffent-
lichk den Finanzbericht Fould's. Die un.qe-
deckte Schuld beträgt im Ganzen 972 Mill.
Der Bericht entwickelt die Nothwendigkeit einer
Anleihe von 30d Millionen, welche 'zur Con-
solidirung der Schatzscheine verwendet wer-
den soü.

Vermischte Nachrichten.

Aus Baden. Nach sicherm Vernehmen hat Se. Exc. !
der Hr. SlaatSminister Stabel, weil l-teSmal verhtndert, ^
zur Feter dkS GeburtStapS Jhrer Köntgl. Hoh. der Frau s
Großherzogtn Luise eine Festltchkett zu veranstaltcn, zu .
Ebren dtese« freudtgen TageS dcn Bctrag yon dretbundert
Gulden theil- einer hiefigen Änstatt, theiis SchlcSwtg- t

Holstein zugewendet. — Der kürzltch im Land-ezirk Offett^
burg gewäblte Abgeordnete, RechtSanwalt Stigler in
Rastatt. hat fetn Mandat niedergclrgt. — Nach dem Schw.
Merk. werden betde Zkammern nur kurze Zett betsammen
setn, um daS Gesetz über einstweilige Forterhebung der
Steuern und dte Adresse an den Großherzog zn vottren.
Erst Ende künfttgen Zanuars oder AnfangS Februar wer-
Len dte Siände wtcder etnberufen werden, um tbre regcl-
mäßtgen Arbetten aufzumhmen. — Jn Schwetzingen
findet Montag, den 7. d. etne VolkSversammlung statt,
deren Zweck dte Besyrechung der SchleSwis,»Holstetn'schrn
- Sache ist. — Zm GeschäftSkretse deS H an d el S m t n i ste»

' rtums tst durch den jehtgen Chef desselben, Frhrn. von
! Roggenbach, nruestenS wieder etne wichttge Vrränderung
i dartn vorgenommen worden, daß dte Lrttung deS statistt-
! schen LureauS auS den Händen deS schr verdtenstvollen
! Hrn. Geh. ReferendärS Dietz in dtejcntgen deS Hrn. Har-
! degg, etnrS Hannove.anerS, qelrgt wurde. — Obe'lieute-
! nant a. D. H?- Karl Pfetffer tn Hekdelberg. der ur-
! sprünglich zur Reboction deS LandtagSblatteS erseben war,

. hat dlese für'S Erste noch nicht übernommen. sondrrn tst
^ nach Gotha gereist, um seine militärtschcn Dtenste anzu-
f bieten. — Jn der am 30. Nov. stattqehabten Generalver-
sammlung der bad. Gesellschaft für Zuckerfabrtkatton wurde
dte Dividende pro 1863 zu 5*/r Proc.. für jede Actte also
i 27 fi. 30 kr., zahlbar am 2. Zan. 1864, bestimmt.

Von der Bergftraße, 30. Nov. Gestern ver-
sammette sich tn Großsachsen etne größere Zahl der Wahl-
männer der Bezirke Weinheim und Ladenburg, zu denen
fich andere Männer gesellten, um thren Abgeordneten, Dr.
Pagenstechcr auS Hcidelberg. Derselbe nabm Veran-
laffung, sich tn etngehender Wctse über dte Thätigk it der
2. Ständekammer, während der abgelaufenen Kammersatson
auSzufprechen und suchte die von einzelnen Seiten der 2.
Kammer gemachten Vorwürfe entschieden zu widcrlegen;
er zetgt. wte tte Kammer namentlich in der Zudenemanct-
pattooSfrage lcdigltch threr Ucbcrzcugung folgte und tn
diesem Falle dcm von unten leidenschaftlich angeregten
Sturm zu wiverstehen vermochte. daß dteselbe Kammer auch
tn Fragnl, wo daS Mtnistcrium (Justtzmtnistertum) an-
derer Äusicht war, z. B. tn der Frage über „Unabsetzbar-
keit der Einzelrtchter" thren für richttg erkannten Weg gtng.
Freiltch set eS etne schönc und angenebme Sache tn rtnem
Lanbe als Abgcordneter zu wtrken, wo Fürst, Kammern
unb Votk in größter Uebereinsttmmung lebtcn, wo dte Ne-
gieruug in allen wichtigen Fragen, die daS Wohl und dte
Freihett des Volkes fördern und dcssen tiefsteS LebenSmark
berühren, stelS die Jnitiative ergrcift und in manchen
Punklen weiter schretlet, atS eS zum Tbeil beltebt erschetvt.

Redncr vcrbreitet sich sodann über dte deatsche Reform-
acte und die fietmüthige Haltung unsereS edelgesinnten
Fürstcn, der die Unhaltbarkeit und Unzweckmäßigkett diescS
WerkeS alSbald erkannt und seine Stimme unter allen deut-
schen Fürsten am entschiedcnsten dagegen erhob.

Endlich besprach der Redner mir ernfter und gehobener
Stimme dic Frage, wclche gegenwärtig alle Männer, fle
mögcn einer Richtung angchören, welcher sie wollen, mächtig
bewegt — dte Frage übec SchleSwig-Holstein. Er wetst
nach, wic dtese Frage cine solche deS BcsitzeS und der deut-
schcn Ehre sei; wie alle deutschcn Männer verpfltchtet er-
schcincn, duich Erhebung ihrer Stimmen die Fürsten zu
drängen. tn dtescr wichtigen Frage dte rtchtige Entschetdung
zu trcffen.

Nachdem sich Redncr noch in entschtedcner Wcise über
dte Haltung der preußischen und österretchischen Regterung
(von denen er nebenbei gesagt, ntchtS GuteS erwartet!)
geäußcrt hatte, mahnt er die Anwesenden alleS ErnsteS
ctntg zusammenzuhaltcn, Versammlungen abzuhalten und
sich für Schlcöwig-Hoistein überall zu organtsiren, Beiträge
an Geld zu sammeln und Listeu solcher junger Männer
aufzustellen, die zu rechrcr Zett, wenn der Ruf an sie er-
tönt, bcccit wärcn mit nnd in dcn Rcthcn der regulären
Truppen.lur DeulschtanbS Ehre und unsre deutschen Brüder
iu Schlcewig-Holstetn zu kämpfen. Von der sofortigen
Liidung voii „Fictschaaicu" oder „FrctcorpS" räth er au«
guten Gründcn ab.

Redner schltcßt seincn Vortrag mtt etnem Hoch auf den
edclsten der dculschen Fürstcn, unsern geltebten Großherzog
Frtedrtch. und erndtete für seincn Vortrag den unge-
thcittesten Beifaü.

Von Anwesenden wurde soaleich angezeigt, daß künfttgen
Sonntag, 6. Dcccmber, tnWeinheim und Ladenburg
Volksversammlungen tn der SchleSwig-Holsteinischcn Sache
abgehalten wcrden sollcn und dazu bercitS die nöthtgen An-
ordnungen getroffen seten. Hr. Bürgcrmetster Schäfer
dankte Herrn Dr. Pagenstecher für setn Erscheinen unter
seinen Wählern und für dte schönen crfreultchen und er-
munternden Worte und brachte demselben etn Hoch, waS
Hr. Dr. Pagenstccher frrundlichst erwiederte.

Nachdcm er noch verschtedene Wünsche der Wablmänner
cntgcgengenommen, dte alle eine Abänderung deS Feuer-
versicherungSgeseheS für Häuser für notbwendig erachteten,
schied er. begleitct von den retchsten SegenSwünschen der
Anwesenden.

Gottesdienst in Heidelberg.

Sonntag, den 6. Dec., VormittagS 9 Uhr, predigen:
in der Hciltggetstktrche: Herr Stadtpfarrer Schellen-
bcrg; tn der Provibenzkirche: Hr. Decan Sabel.
NachmittagS 2 Uhr,

in der Heiliggeistktrche: Dic Mtsfionäre Dr. Zrion

Seminargottesdienft tn der Providenzktrche um

11 Uhr: Hr. Candtdat Sevin^

WochengotteSdtenste: in der Hetltggetstktrche:
Mtttwoch, 9 Uhr: Hr. Dccan Zittel.

Frettag, 8 Uhr: Hr. Candidat Teutsch.

Deutschkatholisckie GemeinLs.
Sonntag, den 6. Drcbr., früh 9 Uhr,
Grtkesricnst t» unserem Bctsaale durch Herrn
Dr. Brugger.
 
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