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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0582

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Lldenburg, 9. Dec. I» der Redc, mit
welcher heutr Minister v. Rüffing deo Land-
iag eröffnete, sagt derselbe über die schlrswig-
holsteinische Frage: „Die bevorstehende Ent-
scheidnng über daS Schicksal der Herzogchümer
SchleSwig-Hokstein und Lauenburg bewcgt u.
erfüllt alle Gemüther. Zetzt oder nie ift der
Augenblick gekvmmcn, um die Rechte diescr
Herzogthümer auf einc agnatische Erbfolge u.
demgemäß anf eine Aufhebung ihrer bisheri-
gen Verbindung mit dem Königreiche Däne-
mark zur unverkümmcrten Geltung zu bringen.
S. K. H., unser Großherzog, wcrden — deß
seien Sie verfichert — nach wie vor in dieser
Richtung für die Jnteressen der Herzogthümer
svwohl, als des gesammten deutschen Vater-
landes mit Kraft und Nachdruck eintreten.
Unbeirrt von allen Schwankiingcn, welche jetzt
oder später vielleicht den Erfolg einer großen
und heiligen Sache vorübergehend i» Frage
stellen, halten S. K. H. fest an der Hoffnung
auf ein endlicheS Gelingen."

Leipzig, 12. Dec. Die officiösc „Lcipz.
Ztg." tavclt den Erecutionsbeschluß dcs Bun-
des, welcher der Successionsfrage in der be-
denklichsten Weisc „präjudicire." Das Blatt
nennt den Beschluß vvm 7. d. einen „öster-
reichisch-preußischen Gegencoup zur Einschüch-
terung der Mittel« und Kleinstaaten, welchen
der Abfall Hannvvers möglich gemacht habc."
Trotz Erecutionsbeschluß aber sei die Occu-
palion Schleswig-Holsteins auSführbar. Dic
Macht der Mittel- und Kleinstaaten sei hiezu
voükommen ausreichenb.

Gvtha, 12. Dec. Bvn hier geht folgende
Auffordcrung aus: Sämmtliche in Deutsch-
land wvhnhaften Schleswig-Holsteiner werden
aufgesordert, eine Mittheilung über ihren
Wohnort und ihre gegenwäriige Berufsstellung
an das „Bureau für die autögraphische Cvrre-
spondcnz in Gotha (Hotel zum Riefen)" bal»
digst gelangen zu laffen.

Die i,Zeitung für Norddeutschland" ermun-
tert den Herzog Friedrich von Schleswig-
Holstein zum thatkräftigcn Vorgehen. Kühn-
heit, wieder Kühnheit und noch einmal Kühn-
heit, das sei das Erforderniß der Lage. Als
Leitcr ber Bewegung für das deutsche Recht
in den nordischen Herzogthümern aber betrachtet
sie den Großherzog von Baden, der allein
volles Vertrauen verdiene. An ihn sollc die
deutsche Nation mit einem großen Hilferuf
sich wenden und scinen Truppcn solle ein
schleswig-holsteinisches Heer von Freiwilligen
unter Friedrich von Augustenburg sich an-
schließen.

Frankfurt, 13. Dec. Dem Bernehmen
naip hat Hr. v. d. Psordten vas Neferat in
der holfieinischen Angelegenheit für jeßt niedcr-
gclegt. Wer daffelbe nunmehr 'übcrnchmcn
wird, ist uns jetzt nicht bekannt geworden.
Der Grund des Rücktritts des baperischen Ge-
sandten licgt offenbar darin, daß derselbe die
Verantwvrtung für die nun folgcnden Vor-
schläge dcr Majorität nicht übernehmen will,
welche mit seiner eigenen Auffassung und der-
jenigen seiner Regicrung sich im Widerspruch
besindcn.

Frankfurt» 13. Dccbr. Die schleswig-
holsieinischcn Hilfsvereine aus Frankfurt unv
den Nachbarstaaten haben sich in der heute
Morgen stattgcfundenen Versammlung zu einem
mittelrheinischcn Verbande organisirt und einen
Ausschuß zur Geschäftsleitung ernannt.

(R. F. Ztg.)

Sttlttgart, 11. Deccmbcr. Das hiesige
Schleöwig-Holstein-Eomile hat vorigen Sams-
tag beschloffen, die Summe von 10,000 fl.
alS erste Sendung an die Staatscaffe des
rechtmäßigen HerzogS nach Goiha abzusenden.

(S. M.)

Deutschland

Karlsruhe, 15. December. Nachdem die
2. Kammer heuie vor ihrer mehrwöchentlichen
Beurlaubung die 2,300,000 fl. für etwaige
Mobilmachung des Armeecorps einstimmig und
ohne Discussion bewilligt hat, wird morgen
die l.'Kammer voraussichtlich ein Gleiches
auf Antrag ihrer Commifsion thun, deren Be-
richterstatter Hr. Oberst Keller ist.

Cobnrg, 9. Dec. Der hicr erscheineüde

„Thüringische Plakatanzeiger« durfte in Arn-
! stadt nicht angeschlagen werden, weil er einen
Aufruf des Nakionalvereins für Schleswig-
Holsteii, entbielt.

Weimar, 11. Decbr. Jn der heutigen
Sitzung des Lanbtags beantwortete Herr von
Watzdorf eine früher gestellte Jnterpellation
rn Betreff Schleswig-Holsteins. Er betonte
die Nothwendigkeit der Trennung der Herzog-
thümer von der Krone Dänemark. Dic Re-
gierung verlangt in Rücksicht aüf die eventuelle
Kriegsgefahr ein Creditvotum von 500,000
Thaler und die Ermächtigung zur Erhebung
eincr KricgSstener von 3 Pf. vom Thlr. reinen
Einkommens pro 1861 und 1865.

Hannover, 11. Decbr. Gcstern wurden
die Redacteure und Drncker der „Zcitung für
Norddeutschkand" und des „Hannover'schen
Couriers" zum Chef der Resiveiizpolizei bc-
schieden, um wegen ihrer Haltung in der
schleswig-holsteknischen Angelegenheit znnächst
freundschaftlich vermahnt zu werdcn, mit d>m
Bedeuten jedoch, daß bei fortgesetzter Beob-
achtung der bisherigen Haltung ein ernstliches
Einschreitcn beliebt werden köniie!

Harmover, 11. Dcc. Der Cultusmini-
ster bal die Vorspnodc geschloffcn, nachdem
dicse das KirchenverfaffungSgesetz cinstimmig
angenommen hatte.

Nerlin, 13. Decbr. Dic Kammersession
wird dcm Ministerium desto unbeqnemer, je
länger sie danert. Sobald das Abgeordneten»
haus die 12 Mill. Anleihe abgelehnt, bei Ge-
legenheit Les Budgets die Beschlüsse gegen
die Armeerefvrm wicderholt haben wird, ist
der Schluß der Sesston zu erwarten. — Ein
Berlincr Witz behauptet: das Abgeordneten-
haus will die Anleihe für den König v. Däne-
mark nicht bcwilligen.

Wien, 10. Dec. Die „Preffk" constatirt
in ihrem ffeitartikel die wachsende Mißstim-
mung in Wicn, welche durch die polizeilichen
Maßregeln und das persönliche Auftreten des
KaiserS dem Gemeinderaihc Wiens gegenüber
entstanden sei. Auch bcmerkt ste, daß die An-
wesenhcit dcs Grvßfürstcn Kvnstantin cine
„russische Luftströmung" in der politischen
Atmosphäre znrückgelaffen habe, die bercits
elcctrische Entladunzen in Galizien erzeugt
hätte.

Aus Wien vom 13. Dec. wird der „A.
A. Ztg." geschrieben, daß Hr. v. Schmerling
sich besser bcfindet. Die Miaistcrkrists ist
vorderhand beschwichtigt, oder, wie sich ein
Brief ausdrückt, dic Krankhcit hat einen schlei-
chenden Charakter angenommen.

Triefi, 13. Dec. Die politische Reaction
gewinnt an Ausdehiiung in dem — constilu-
tionellen (?) Oestcrreich. Eine Zuschrift deS !
StatthalterS fordert die Polizeidirection auf, !
den Tnrn- und Gesangvereincn jedc Agitation i
zu Gunsten Schleswig - Holsteins zu unter- ^
sagen. !

i

K r a « k r e i ch.

Paris, 9. Dec. Die schleswig-holsteinische !
Frage tritt hier im Publikum immrr mehr iu .
den Vordergrund. Die Franzoscn stehen in !
dieser Beziehung fest auf Seiten der Dcutschen, '
und wenn es bloß deßhalb-wäre, weil die !
Engländer Dänemark die Stange halten. Jn !
den ofsicicllen Kreisen ist man mit England !
höchst zufrieden, daß es die Spmpathicn, die
es bis jetzt noch in Deutschland hatte, zum I
Opier bringt. f

Paris, 10. Dec. Heute hat der deutsche
Bundcstag die Ehre, in dein „Moniteur" zu
fnngiren. Auf die Einladuiig desselbcn zum
Congreß, hat der Prästdialgesandte Freiherr
von Kübeck einen Schreibebrief gcschickt, der
wohl zunächst als eine Wicderholung der
österrcichischen Antwort bezeichnet werden darf.
Auch der deutsche Bundestag will erst die
Grenzen der Verhandluiigen des Congrcffes
kennen, ehe er sich auf das gcfährliche Pflaster
von Paris zu beqeben gedenkt. — England
allein ist zu den beabstchtigten Ministerconfe-
renzen nicht eingeladen worden.

Paris, 11. Dec. Jn der heutigen Sitzung !
dcs gesetzgebenden Körpers hat die Regierung !
den Gesetzentwurf über dic Anleihe von 300 !
Miüionen Fr. vorgelegt, und dessen unver- ^
zügliche Berathung begehrt. ^

Paris» 11 Dec. Der Senat hat heute
die allgcmeine Discussion der Adreffe zu Ende
gcbracht und wird morgen in die artikelweise
Discussion eintreten. — Jm neunten Pariser
Wahlbezirk ist Hr. Pelledan mit 15,289 Stim-
men gewählt; der gouvernementale Gegen-
candidat (Picard) hatte 9503 Sliminen.

S ch w e i z.

Bern, 8. Dec. Einem Ansuchen der Re-
gierung von Zürich entsprechend, verwendet
sich der BundeSrath bei den Regierungen von
Ocsterreich, Preußen, Würtemberg, Hannover
und Bapern, damit ibren Angehörigen der Be-
such schweizerischer Hochschujen ohne alle Be-
schränkung freigcstellt werde.

I ta lt e n

Neapel, 11. Decbr. Heute hat die Na-
i tivnalgarde und die Armee eine große „De-
! monstration gemacht; Gelegenheit gab die
i Zurückbringung der Reste des Generals Pepe,
i des Bertheidigers von Venedig im Zahrc
i 1818. Aller Orten finden militärische Uebun-
gen statt, als erwarte man den Krieg. Auch
entwickeln die Geschüßgießereien eine große
Thätigkeit.

Turin, 13. Decbr. Baron Malarot, der
neue französische Gesandte, hat dem König
heute sein Beglaubigungsschreiben übergeben.

Türkei

Konstantinopel, 5. Dec. Vorgestern ist,

! nachdcm der erstc Entwurf einer Antwort auf
i den Congreßvorschlag zurückgenommen worden,

! die neiic und endgültige Faffung desselben nach
Paris gegangen. .

Nachrichten über Polen

Warscha«, 10. Dec. Den Versicherungen
russischer Oi^ane, daß bei den politischen Pro-
ceffen die Tortur nichi angewendet wird, muß
! ich leider widersprechen. Einer der Depor-
tirtcn, ein durchauS glaubwürdiger Mann, der
! Angehörigkeit zur finanziellen Abtheilung der
! revvlutionären Organisation angeklagt, wurde
! von seinem Untersuchungsrichter geohrfeigt und
! ihm der Bart ausgcriffen, und als der Gemiß-
! handelte dem Officier das Unerlaubte seines
! Gebahrens vorhielt, wurde dieser über die
i „Frechhcit" wüthend und ließ dcn Mann in
! daS sogenannte Loch spcrren, wo er drci Tagc
! in eiiiein engen total finstern feuchten Raum
bei Waffer und Brod verblieb und von den
Naiten so gebiffen wurdc, daß noch bei der
ein paar Wvchcn später erfolgten Deportation
die Spuren deutlich waren.

Neueste Nachrichten

Alexandrien, 11. Dec. Der Vicekönig
hat beim Ausfahren cine großc Gefahr glück-
lich bestanden; seine Pserde gingen durch und
warfcn dcn Wagen um; der Vicekvnig ward
jedoch nicht verwundet.

Darmstadr, 15. Dec. Die zweitc Kam-
mer wiederholte heute einstimmig ihren Be.
schluß vom 21. v. Mts. auf sofortige Aner-
erkennung deS Herzogs Friedrich VIII. durch
die großyerzogliche Regicrung und wird nur
dann in den Erlaß eincr gemeinschaftlichen
Adreffc beider Kamniern willigen, wenn die
erste Kammer dem Anerkennungsbeschluß un-
bcdingt und ohne Zufatz oder Vorbehalt
beitritt.

Münche«, 15. Decbr. Ein Artikel der
Baperifchen Zeitung erläutert, daß der bapcr.
Standpunkt in dcr schleswig.holstkinischen An-
gelegenheit der bundesmäßige sci. Dic Erb.
folgefrage sei vor den Bund gebracht, die Ber.
handlungen darüber müßten dort schleunigst
zum Zielc gelangcn. Die bapcr. Regicrung
würde daher mit eincr vorgängigcn, für sich
selbstständig ausgesprochenen Anerkennung des
Herzogs Friedrich dem Beschluffc des BÜndes
vorgrcifcn nnd, wenn sie zur Durchführung
ihrer Auffaffung einseitig selbstständig vorginge,
ihre Bundespflicht verletzen. Die baperischc
Regierung-werde sich hierzu nicht bestimmeii
laffen, auch würde die Sache dadurch nicht
gefördert werden.
 
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