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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0649

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4*

Nr. 291.

Samskag, den 11. Dezember

1886.

* Politiſche Wochenſchau.
Heidelberg, 11. December.
Der ſchon ſeit längerer Zeit als in Ausſicht ſtehend
angekündigte Beſuch des Prinzregenten Luitpold
von Bayern am Kaiſerhof zu Berlin wurde in dieſer Woche
zur Thatſache. Am vergangenen Dienstag traf der Prinz-
regent in der Reichshauptſtadt ein. Kaiſer Wil helm be-
grüßte ſeinen fürſtlichen Gaſt perſönlich auf dem Bahnhof,
demſelben wurde aber nicht nur von der offiziellen Welt,
ſondern auch von der Berliner Bevölkerung ein überaus
ſympathiſcher Empfang zu Theil. Faſt die ganze Berliner
Preſſe, an ihrer Spitze die Nordd. Allg. Ztig., entbot dem
Prinzen Luitpold in warmen Worten ihre Willkomm-
grüße und feierte, gleichwie auch die übrige deutſch geſinnte
Preſſe im Reiche, den Beſuch als ein bedeutungsvolles
politiſches Ereigniß. Und das mit vollem Recht. Die
Herzlichkeit der Beziehungen zwiſchen den Herrſcherfamilien
Preußens und Bayerns darf ſicher als ein vielverſprechen-
des Unterpfand für die Zukunftsentwickelung des Reiches
angeſehen werden. Geſtern Vormittag iſt Prinz Luitpold,
der ſeiner Freude über die Aufnahme, welche er in Berlin
gefunden, wiederholt lebhaften Ausdruck gegeben hat, von
dort wieder abgefahren und hat ſich zu einem zweitägi-
gen Beſuch der Königl. Sächſ. Familie nach Dresden be-
geben. Von hier aus erfolgt dann die Heimreiſe nach
München, wo er am Montag wieder eintreffen dürfte.
Unter dem tiefen Eindruck der Reden des Kriegs-
miniſters Bronſart von Schellendorff und namentlich der
ſchwerwiegenden Darlegungen des Generalfeldmarſchalls
Grafen Moltke wurde die in zwei Plenarſitzungen des
Reichstages behandelte Militärvorlage dem Schooße
einer Commiſſion übergeben, wo ſie in „vertraulichem
Kreiſe“ Seitens der geſtrengen Oppoſition einer Spezial-
prüfung unterzogen wird. Am Donnerstag erſt nahm die
Commiſſion die Berathung der Vorlage auf. Der Kriegs-
miniſter wies wiederholt und in faſt noch ſchärferer Form
als im Plenum auf das Bedrohliche in der allgemeinen
Weltlage hin und legte auch eingehender die Wehrverhält-
niſſe Rußlands und Frankreichs dar. Die Oppoſition
ſcheint indeß noch nicht ganz zufriedengeſtellt zu ſein. Herr

Dr. Windthorſt insbeſondere möchte gerne den Fürſten

Bismarck in die Commiſſion haben, er verlangte zum
mindeſten Aufklärungen über die politiſche Lage aus dem
Munde eines Vertreters des auswärtigen Amtes. Nach
dem Auftreten der Oppoſition am Donnerstag dürften ſich
die Commiſſionsberathungen mehr, als der Regierung wün-
ſchenswerth, in die Länge ziehen. Die Ausſicht, daß die
Vorlage bis Weihnachten im Plenum erledigt ſein wird,
iſt daher ziemlich gering. Immerhin darf man noch der
Hoffnung Raum geben, daß auch die Abgeordneten der
Oppoſition patriotiſch genug ſein werden, dem Wunſch der
Regierung Rechnung zu tragen und ihre ganze Kraft für
eine beſchleunigtere Durchberathung der Vorlage aufzubieten.
Der am Montag im Reichstagswahlkreiſe Mann-
heim — Weinbeim — Schwetzingen geführte Entſcheidungs-
kampf iſt zu Gunſten der Nationalliberalen ausgefallen.
Der Candidat der Sozialdemokraten, Herr Stadtrath Drees-
bach, blieb in der Minorität, Herr Commerzienrath Diffené
ging mit nahezu 1000 Stimmen Majorität als Sieger aus
der Wahlurne hervor. An dem Kampf betheiligten ſich

ſondern ſolche aus allen Parteilagern. Während die
Conſervativen und beſonnenen Demokraten an der Seite
der Nationalliberalen fochten, folgten die übrigen Demo-
kraten und ein Theil der Ultramontanen dem rothen Banner
der Sozialdemokratie. Möge es nun auch den National-
liberalen gelingen, den wiedereroberten Wahlkreis in Zu-
kunft zu behaupten. In den Sozialiſten werden ſie bei
der nächſten allgemeinen Reichstagswahl wiederum einen
nicht zu unterſchätzenden Gegner finden. Das Schickſal der
Demokratie dahingegen, die plan⸗ und ziellos die ganze Wahl-
kampagne mitmachte, dürfte für immer beſiegelt ſein — ihre
Stärke hat ſich bis in die Spalten der „Neuen Badiſchen
Lundesztg.“ zurückgezogen. Die „Tonangebende“ zog näm-
lich aus der Wahlbewegung das Facit, daß die demokra-
tiſche Partei ſich als die überlegenere und ſtärkſte gezeigt
habe, dahingegen die nationalliberale trotz des Sieges nur
noch ein ſchemenhaftes Daſein führe. Die „N. B. L.“ führt
damit die Rolle des publiziſtiſchen EClowns, in der ſie ſich
im ganzen Verlauf der Wahlkampagne bewährt, trefflich zu
Ende. Selbſt ihre Parteikollegin, die „Frkf. Ztg.“, war
von der Schlußleiſtung überraſcht.
Unter großen Schwierigkeiten gelang es endlich dem Präſi-
denten der franzöſiſchen Republik, eine Löſung der
durch Freycinets Rücktritt herbeigeführten Miniſterkriſis an-
zubahnen. Goblet fand ſich bereit, ein neues Cabinet
zu bilden. Aber dieſe Aufgabe erweiſt ſich als recht dornen-
voll. Während in den letzten Tagen bereits eine fertige
Miniſterliſte circulirte, findet ſich im gegenwärtigen Augen-
blick, nach Duclerc's Abſage, Niemand, der das Porte-
feuille des Aeußern übernehmen möchte. Auch Baron de
Courcel, der frühere Botſchafter in Berlin, an den man
ſich nach Duclere gewandt hatte, hat aus Geſundheitsrück-
ſichten abgelehnt. Im Uebrigen kann man dem Miniſte-
rium Goblet — es wird ſich ſchließlich auch wohl noch
ein Miniſter des Aeußern gewinnen laſſen — kein günſtiges
Prognoſtikon ſtellen. Im Hinblick auf die Umſtände, welche
das Cabinet Freycinet ſtürzten, kann kein Zweifel beſtehen,
daß dieſes neue Cabinet nur eine Eintagsfliege ſein kann.
Es iſt dies deshalb ſicher, weil die Gegenſätze und Gegner-
ſchaften, denen das Cabinet Freycinet erlag, ſich durch den
neueſten Verlauf der Dinge erheblich verſchärft haben. Es
hat ſich der Gegenſatz verſchärft zwiſchen den Radicalen
und den gemäßigten Republikanern aus dem einfachen
Grunde, weil die Radicalen um die ſichere Hoffnung auf
das Regiment ſich durch die Opportuniſten betrogen ſehen.
Dieſe beiden Flügel der republikaniſchen Partei wird man
unter dem Miniſterium Goblet noch weniger einig finden,
als unter Freycinet. Auf der andern Seite hat Goblet,
der Vater des neuen Unterrichtsgeſetzes, die clericale Rechte
zu erbitterten Gegnern. Ueberhaupt hat ſich Goblet gerade
im Gegenſatz zu dem gewandten, geſchmeidigen, nachgiebigen
Freyeinet als ein ſchneidiger, ſelbſtbewußter und beharrlicher
Kopf gezeigt, er wird alſo noch weniger geneigt und ge-
eignet ſein, den liebenswürdigen Vermittler zwiſchen den
ſich widerſtreitenden Strebungen zu ſpielen. Kurz — wir
werden bald von neuen Kriſen hören oder vielmehr, wir
müſſen uns ſagen, daß mit der gegenwärtigen Aushilfe die
Kriſis nicht zu Ende iſt.
Die Lage in Bulgarien behauptet ſich allen An-
fechtungen zum Trotz in dem Zeichen geduldigen Abwar-
tens deſſen, was den Mächten zu beſchließen gefallen mag.

Es iſt eine aus drei Theilnehmern beſtehende Deputation
an die europäiſchen Höfe entſendet worden, um ſich zu er-
kundigen, was man in Europa über die bulgariſchen An-
gelegenheiten denkt und wie man ſich die Löſung der bul-
gariſchen Frage vorſtellt. Letzter Tage iſt dieſe Deputation
auch von dem Grafen Kalnoky in Wien empfangen
worden. Graf Kalnoky beſchränkte ſich derſelben gegen-
über auf die Betonung ſeiner lebhaften Sympathie für die
bulgariſche Sache, wies aber im übrigen auf ſeine Dele-
gationsrede hin. Die Aborduung iſt von der Aufnahme,
die ſie in Wien gefunden, ſehr befriedigt.

ö Deutſches Reich.
Karlsrnhe, 10. Dez. (Amtlich.) Se. Königl. Hoh.
der Großherzog haben den Amtmann Dr. Freiherrn
von Babbo in Mannheim zum Secretär beim Staats-
miniſte rium mit dem Titel Legationsſecretär ernannt.
Karlsruhe, 10. Dez. Geſtern iſt der Leibarzt Geh.⸗
Rath Dr. Tenner wieder hier eingetroffen und hat über
das Befinden des Erbgroßherzogs ſehr befriedigende
Nachrichten mitgebracht. Der Aufenthalt in Cannes iſt
Seiner Königlichen Hoheit bisher ſehr gut bekommen und
hat die allgemeine Kräftigung erfreuliche Fortſchritte ge-
macht, welche dem günſtigen klimatiſchen Einfluß dieſer
Winterſtation weſentlich zugeſchrieben werden können.
Der Großh. Legationsſecretär Dr. Freiherr von Babo
iſt zur perſönlichen, Dienſtleiſtung bei Seiner Königl. Hoh.
dem Großherzog befohlen worden.
Karlsruhe, 10. Dec. Das Geſetzes⸗ u. Verordnungs-
blatt für das Großherzogthum Baden Nr. 51 vom Heuti-
gen enthält:
Eine Verordnung des Miniſteriums des Junern vom 23. No-
vember, den Vollzug des Geſetzes über die Verbeſſerung der Feld-
eintheilung betreffend, nebſt der von der Oberdirection des

Waſſer⸗ und Straßenbaues erlaſſenen allgemeinen Dienſtinſtruktion
für die Ausführung von Feldbereinigungen.

Berlin, 10. Dezbr. Der Reichstag genehmigte die
Vorlage betreffend die Albuminpapierfabriken in erſter und
zweiter und die Vorlage über die Controle des Reichshaus-
halts in dritter Leſung. Bei der Berathung des Militär-
etats ſpricht der Abgeordnete Rickert ſehr heftig gegen
das Rundſchreiben des Landraths v. Köller an die Offi-
ziere wegen der Beiträge zur Agitationskaſſe der conſerva-
tiven Vereine. Ahg. von Köller erklärt, das Rund-
ſchreiben ſei nicht von der Partei, ſondern lediglich von
ihm perſönlich ausgegangen und es widerſtrebe weder der
Verfaſſung noch dem Geſetz. Der Kriegsminiſt er hält
die Theilgahme an politiſchen Vereinen und Agitationen
mit dem Offizierſtande nicht für verträglich. Wegen des
Rundſchreibens des Herrn von Köller einſchreiten könnte er
nicht; denn er könne die Briefſendungen an Offiziere nicht
verhindern, und einen Einfluß auf die Wahl der Lectüre
der Offiziere in den Caſinos und öffentlichen Lokalen habe
er nicht. Einer Anregung zur Aufrechterhaltung ſeiner
Würde bedürfe der Offizierſtand weder von dem Abgeord-
neten Rickert, noch von ſonſt jemand. Nach der weiteren
über das Rundſchreiben Köllers von den Abgeordneten
Kaiſer, Dirichlet, Rickert, Richter und v. Köller
und dem Kriegsminiſter geführten Debatte wird der
Gegenſtand verlaſſen. Die nicht an die Budgetcommiſſion
verwieſenen Theile des Militäretats, ſowie der Spezialetat

des Reichstags werden unverändert genehmigt. Nächſte


nicht nur nationalliberale und ſozialdemokratiſche Wähler,

Seemannsblut.
Aus Briefen und Mittheilungen eines jungen Seemanns.
Von Balduin Möllhauſen.
(Fortſetzung.)
„Unbekümmert um das, was unter mir lag, ſchwang
ich mich nach vorn, und ſo brachte ich Juana glücklich auf

109

den ſchwarzen Schatten; ich ſelbſt ſank dagegen bis über

die Hüften in den Moraſt ein, hatte aber 'nen Halt mit
den Händen gefunden, und da koſtete es keine große Arbeit,
Schnell faßte ich feſten
Fuß, und jetzt erſt wurde ich inne, daß meine Freude 'ne
Kleinigkeit verfrüht geweſen. Ich hatte ſchon zuvor meine
Verwunderung gehabt, da die Jolle mitten in ein Dickicht
hineingetrieben ſein ſollte, jetzt aber entdeckte ich, daß der

Schatten weiter nichts war, als 'n mächtiger Baumſtamm,

und der hatte da wohl ſchon manches Jahr gelegen. Mir
ging's über den Rücken, wie 'ne ſcharfe Drahtbürſte, trotz-
dem mußte ich noch dankbar ſein, denn ohne dies Stück
Holz war's um uns beide geſchehen. Doch was nun wei-
ter? Wir ſaßen ſicher und trocken; Juana hatte ſogar
neuen Muth gefaßt; allein auch ſie mußte bald d'rüber
nachdenken, wie wir von der Inſel herunterkommen möch-
ten, und ob's dann nicht zu ſpät, um mit der abfließenden
Ebbe auf's Meer hinauszugelangen. Und der Kapitän,
was ſollte der glauben, wenn wir Beide fortblieben?
„Mir wurde gar ſeltſam zu Muthe. Hatte ſogar 'nen
Verdacht, daß mich die Strafe für meine Treuloſigkeit
treffe. Verdient hatte ich 'ne korrekte Strafe mit meiner
tollen Liebe zu dem Mädchen, aber es wäre keine Gerech-

tigkeit d'rinnen geweſen, das unſchuldige Kind es mit mir
zugleich entgelten zu laſſen. Und ſo hieß es denn, das
Beſte davon zu machen. Meine ganze Kraft und meinen
ganzen Menſchenverſtand wollte ich d'ran geben, Juana zu
retten und ihrem Bräutigam zuzuführen. Ich tröſtete ſie
daher und beſchwor, daß im Sturm jeder Hafen gut ge-
nug, wir vorläufig in Sicherheit wären und die Leute auf
der Hacienda lange nach uns ſuchen könnten. Ich ſetzte
ihr auseinander, daß ich nur Herr der Jolle zu werden
brauche, um mit ihr bis in die Nähe des Hauptkanals zu
rudern, dort auf die Ebbe zu warten und dann luſtig ſee-
wärts zu ſtreichen. Den Kapitän, erklärte ich, könnt's
nicht erſtaunen, wenn wir eine Ebbe verſäumten, denn er
berechnete es ſich an den Fingern, daß 'ne Flucht aus nem
wohlbewachten Hauſe nicht glatt verlaufe, wie's Aufbraſſen
bei 'ner mäßigen Briſe; das Alles ſah ſie ein, und mit
ihrer ſüßen Stimme, die mir noch jetzt in den Ohren klingt,
verſprach ſie, daß ihr Vertrauen in mich ohne Ende, ſie
keine Angſt fühle, ſo lange ich bei ihr.
„Zunächſt unterſuchte ich unſer Eiland. Es mußte ein
reg'lärer Baum geweſen ſein, welcher da einmal geſtanden
hatte. Das Wurzelende ſteckte noch halb im Moraſt, nur
'n Stück von dem Stamm ragte über das Waſſer empor
und das hatte ich für die Jolle augeſehen. Das obere
Ende hatte beim Umbrechen nicht tiefer ſinken können, weil
Zweige und Aeſte es unten im Schlamme ſtützten. Ober-
halb des Waſſers waren ſie bis auf kurze Sumpfe ver-
wittert, und da war zwiſchen dieſen Stumpfen und aus
dem Holz ſelber allerlei Kraut und Pflanzenwerk gewachſen,

auch Schilf, und Moos, und das hatte in den vielen

Jahren 'ne Art Deck gebildet, ſtark genug, 'in Dutzend
Menſchen zu tragen, wenn ſie ſich korrekt verſtauten, ge-
ſchweige denn mich und das leichte Ding von Mädchen.
„Als ich meinen Weg darüber hinſuchte, ſchwankte das
Deck wohl ein wenig, bis unter die Waſſerlinne gings in-
deſſen nicht. Wir hatten alſo einen comfortablen Platz,
und da konnte Juana ungeſtört verweilen, bis es mir ge-
lungen war, die Jolle herbeizuſchaffen. Das machte ich
ihr klar. Dann half ich ihr behutſam auf 'ne Stelle, auf
der ſie ſich niederlegen und meine Rückkehr erwarten konnte.
Und gehen wollte ich, wenn ich auch nicht wußte wohin.
Denn ich fürchtete mich vor ihr und trachtete aus ihrer
Nähe zu kommen. 's Wiederfinden war doch keine ſchwere
Aufgabe, ſo lange ſie bei 'ner Gefahr mich abrufen konnte.
Rufen hatte zwar ſein Bedenkliches, denn was ich hörte,
mochte auch 'n Anderer hören, und daß auf der Hacienda
die Flucht bald entdeckt wurde, ſagte ich mir ebenfalls.
„Ich bettete alſo das Mädchen ſo ſanft, wie's gehen
wollte, dann trat ich mittwegs auf den Stamm, und mit
'nem fixen Schwung flog ich über den Schlamm hinweg
auf feſten Grund und in's Waſſer bis nur an die Knie.
Die Handſpeiche habe ich mitgenommen, und damit lothete
ich vor mir her, um nicht in irgend 'ner Moraſthöhle auf
den Grund zu gehen. Zunächſt ſuchte ich das Ufer zu
erreichen, obwohl ich den Curs dahin ebenſo genau kannte,
wie den nach dem Mond, der in dieſer Nacht feierte. Doch
wie wir durch Zufall auf dem Baumeiland geſtrandet waren,
mochte ein anderer Zufall mich landwärts in's korrrekte
Fahrwaſſer bringen, und das war mein Troſt.“

(Fortſ. folgt.)
 
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