Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

DOI Heft:
1/2. Dezemberheft
DOI Artikel:
Der Herbstsalon / Aus dem nordischen Kunstleben / Kunst in Prag / Amerikas Kunstwesen / Londoner Kunstschau / Bode und der Museumsprozeß / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Claude Monet † / Aus der Museumswelt / Weihnachtsteller 1926 / Neue Bücher über deutsche Plastik / Neue Kunstbücher / Kunst in Köln / Kunstbrief aus Baden-Baden / Von der Dresdner Jahresschau 1927 / Kestner-Gesellschaft Hannover / Aus der Kunstwelt
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0177

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ßode und det? jvtufcumspt’OEcß*

pot’tfcbpeitende BefTeeung In Bodes Befinden.

Am 3. Dezember, genau eine Woche vor dem 81. Geburtstag
Wilhelm von B o de s (10. Dezember) hatte der Prozeß be-
gonnen, der von dem Kunstreferenten im Preußischen Kultusministe-
rium, Ministerialrat Dr. G a 11, gegen den Kunsthistoriker Hans
Rosenhagen angestrengt worden ist. Rosenhagen hatte vor
mehr als \'A Jahren das Thema des Asiatischen Museums
in Dahlem, einer von den idealen Gründungen Bodes, die leider
trotz den persönlichen materiellen Opfern des weltberühmten Berli-
ner Museumsorganisators und Kunstforschers nicht lebensfähig ge-
macht wurde,.in der „Zeit1' kritisiert, indem er darauf hinwies, daß
Dr. Gall sich im Dahlemer Museum eine Wohnung eingericlitet und
sozusagen die Idee des Museums zu Fall gebracht ha.be. Gall klagte
auf Beleidigung, und der Beklagte wieder trug alles Material zu-
sammen, um alle brennenden Berliner Museumsfragen iiberhaupt vor
der großen Oeffentlichkeit aufzurollen. Der Prozeß sollte fiir die
Zukunft der Museen entscheiden, da er an die Frage der Macht-
befugnisse ^der Ministerialreferenten im Bereiche der Museunrs-
angelegenheiten rührte.

Von dem Vertreter Rosenhagens Dr. Ivan Goldschmidt
waren zahlreiche Zeugen geladen worden, unter ihnen Exzeilenz
von Bode, Generaldirektor Geheimrat von Falke, Geheim-
rat W i e g a n d von den Antiken-Sammlungen, Geheimrat
Stubenrauch von den Staatlichen Museen, Geheimrat Justi
von der Nationalgalerie, Direktor Demmler und Dr. Hermann
V o s s vom Kaiser-Friedrich-Museum, Professor Dr. Hermann
S c h m i t z vom Schloßmuseum, Adolph D o n a t h , der Heraus-
geber des „Kunstwanderers“ und andere. Zum Unglück aber e r -
krankte Exzellenz Bode zwei Tage von der Verhandlung
ernstlich, und aus diesem Grunde erzielte der Vertreter Galls Dr.
Alsberg eine Vertagung, obgleich Dr. Goldschmidt darauf
aufmerksam machte, daß doch Bode s e i n Zeuge sei und daß er
durchaus nicht der wichtigste Zeuge sei. Exzellenz Bode wird daher
nacli seiner Genesung vernommen werden.

Vorläufig aber muß sich Wilhelm von Bode, dessen Erkran-
kung leider schwer war (Grippe mit Fieber und Blinddarmentzün-
dung) schonen, und die behandelnden Aerzte machen das selbstver-
ständliche Reclit darauf geltend, daß dem Einundachtzigjährigen jeg-
liche Au.fregung erspart werde. Und daß sich die Sympathien der
gesamten internationalen Kunstwelt dem Erkrankten zuwenden und
daß wir alle zuversichtlich hoffen und innig wünschen, Bode möge
bald völlig genesen, das braucht an dieser Stelle nicht besonders
betont zu werden.

*

Stne Bode-ptakette und Bode~btedaitle.

Kurz vor der Erkrankung W i 1 h e 1 m v o n B o d e s hat
Bildhauer A r t u r L o e w e n t a 1 in Berlin das Modell für eine
Plakette geschaffen, das den Charakterkopf des großen Kunstfor-
schers zeigt. Nacli dieser Plakette wird aucli eine Medaille in
Bronze gegossen, die auf der Rtickseite des das Bildnis Bodes
tragenden Sttickes ein Symbol aus dem unvergleichlichen Museums-
werk Bodes darstellt: den Kuppelbau des Kaiser-Friedrich-Museums
mit dem Motto nacli der Ode des Horaz , Exegi monumentum aere
perennius“. Der „Kunstwanderer“ wird diese kiinstlerische Arbeit
Loewentals in seinem nächsten Hefte wiedergeben.

Das „Berliner Tageblatt“ nennt
den „Kunstwanderer“ die „auch im weiten Aus-
land anerkannte Sammler - Zeitschrift.“

Die Neue Hamburger Zeitung schreibt: „Der Kunst-
wanderer“ hat sich zur fiihrenden Sammler-
zeitschrift gemacht . . .

KunffausffeUungcn.

BenUn.

Im Künstlerhaus findet vom 3. Dezember bis zum 31.
Dezember d. Js. die Weihnachts-Ausstellung des Vereins Berliner
Kiinstler statt.

Die U t r i 11 o - Ausstellung in der Galerie F 1 e c h t h e i m ,
in der fast 50 Werke des Künstlers von 1906 bis 1926, die teils aus
Berliner, teils aus Pariser Besitz stammen? gezeigt werden, ist am
5. Dezember eröffnet worden.

Professor Max Slevogt stellt seine neuen Bilder in den
Räumen des Verlages Bruno C a s s i r e r aus, wo bisher seine
graphischen Werke regelmäßig gezeigt wurden. Neben Pfälzer
Landschaften, Stilleben und' einem großen Gemälde, auf dem Slevogt
seine Pfälzer Freunde beim Wein gemalt hat, ist das neue Bildnis
der Tänzerin Argentina zu sehen? das der Kiinstler soeben vollen-
det hat.

Die Galerie J. Casper bringt als Weilmachtsausstellung
eine Kunstschau von Bronzen, die die Firma Albert Rosenhain ver-
anstaltet. Die eigene Kunsthandlung zeigt dazu eine Sammlung von
Gemälden und Graphik verschiedener Schulen und Meister.

* *

*

In der Neuen Kunsthandlung zeigte Friedrich
Feigl seine neuesten Aquarelle. Er ist ein Maler, der Beachtung
verdient. Künstlerisch fortschreitend, nimmt die farbige Verträumt-
heit, mit der er die Landschaft und die Menschen in der Landschaft
sieht, an Plastik zu? die Härten der Umrisse sind geschwunden,
Laub und Wasser, Häuser und Briicken beginnen zu leben, die Figu-
ren sind nicht mehr so schattenhaft wie ehedem, sondern schmiegen
sich weich ihrem Milieu an. Man fühlt: hier ist Entwicklungsfähig-
keit. Und man freut sich, einem ernst Vorwärtsstrebenden zu be-
gegnen, der die Freude am Malen hat und die Kraft, die Farbe zu
erfühlen.1 Der „Kunstwanderer“ reproduziert im vorliegenden Hefte
eins von den stärksten Aquarellen Friedrich Feigls.

Tschechoslovakische Maler stellen jetzt in der
Galerie Wiltschek aus. Die Schau, die von Professor Dr.
K r o f t a , dem tschechoslovakischen Gesandten in Berlin eröffnet
wurde, ist sehr interessant? weil sie trotz ihrer Unvollständigkeit —
wir möchten nämlich gerne einmal die g e s a m t e Bewegung der
tschechischen Moderne kennen lernen — den Beweis erbringt,
welche Menge von Talenten die jüngste Kiinstlergeneration von
Prag birgt und daß unter ihren Malern auch Persönlichkeiten wie
Rudolf K r e m 1 i c k a und Vaclar S p ä 1 a sind, die schon ihre
hohen Ziele haben. Kremlicka bringt in seinem „Masaryk-Bahnhof“
das nebelhafte Grau der Prager „Stimmung“ impressionistisch-
locker und gibt dann noch in seiner „Nana“ eine wertvolle Probe
körnig zupackender, das Vibrieren der Fleischtöne beherrschender
Bildniskunst. Späla wieder knüpft in seinem „Beronkafluß“ und in
der „Sazawa-Brücke“ an Cezanne an, ohne ihn aber kopieren zu
wollen. Denn es steckt in ihm schon so viel Malersicherheit, daß
man zuerst zwar die Anklänge an den Franzosen spiirt, letzten
Endes aber doch das eigenartige Erleben des , Autors“. Und seine
Obst- und Blumenstücke sind voll seines urwüchsigen Farben-
glühens. Alfred Jus tiz gesellt sich mit trefflichen Stilleben hinzu,
dann die nicht unbegabte Ilona S i n g e r. Und Fritz L e d e r e r ,
der ja? ebenso wie Friedrich F e i g 1, in Berlin lebt und wirkt,
fällt durch eine warmtonige „Landschaft“ auf. Schließlich ist noch die
Mdhauerarbeit des Otto Gutfreund zu nennen: eine farbige
Terrakotta hat das Zeug in sich, eine charaktervolle typisch bäuer-
liche Plastik wiedererstehen zu lassen. D.

Cbemntb-

Kunsthütte : Kiinstlergruppe Chemnitz.

Dpcsden.

Die N e u e K u n s t F i d e s eröffnete im November die erste
Sonderausstellung des plastischen und graphischen Werkes von

158
 
Annotationen