Wallone Gossart gen. Mabuse das 16. Jahrhun-
dert. Unter den 10 Werken seiner Hand war manches
Seltene und Vorzügliche, allen voran ein herrliches
Frauenbildnis von Mrs. Scott (aus der Brownlow-Samm-
lung), so schön wie ein Dürer oder Holbein. Gossart
als Bildnismaler war überhaupt glänzend vertreten,
u. a. durch den ebenfalls erst neuerdings bekanntgewor-
denen Herzog von Sachsen (Duveen), das Jugendwerk
bei Cook und die oft unterschätzten Drei Kinder aus
Hampton Court. Hine Wiederholung aus Privatbesitz
brachte die Vorzüge dieses Meisterwerks deutlich zur
Geltung. Sehr günstig wirkte die kleine Madonna, die
ehemals Herrn v. Hollitscher gehörte. Den bekann-
ten Werken ließ sicli nach meinem Dafürhalten in der
Madonna mit Heiligen bei Lord Methuen ein bisher nicht
richtig beurteiltes Werk anschließen (zuletzt 1892 aus-
gestellt). Das Bild ist offenbar die getreue späte Kopie
einer wichtigen Jugendarbeit Gossarts aus der Zeit der
C'arlisleepiphanie. Auch das Werk des nur mit der
großen Madonna aus Cambridge dürftig vertretenen
J o o s v a n C 1 e e f ließ sich um ein sehr bemerkens-
wertes Bildnis (Earl of Normanton, fälschlich Orley ge-
uannt) erweitern. Das hervorragende Stück steckt lei-
der unter einem üblen gelben Firnis, dürfte aber zu den
besten Schöpfungen des selten so schlichten Meisters
gehören. Von dem dritten Romanisten dieser Genera-
tion, 0 r 1 e y , interessierten die beiden Jugendarbeiten
mit der Kathrinenlegende, die bisher nur aus einer russi-
schen Publikation bekannt waren, in der sie unter fal-
schem Namen gingen, auch sie über das meiste hervor-
ragend, was von dem Maler bekannt ist.
Es war kein Unglück, daß das 16. Jahrhundert und
zumal die eigentlichen Manieristen und Romanisten nicht
ahzu zahlreich vertreten waren. Daß es dabei auch von
B r u e g e 1 nur drei bekannte Werke zu sehen gab,
war schade. Die hübsche Winterlandschaft, die wegen
einer gut aussehenden Signatur mit dem Anspruch auf
Kchtheit antrat, ist sicher nicht von ihm. Bruegels Bil-
her sind gewiß selten, es gibt aber noch hier
Und da eigenhändige wenig bekannte Werke, deren
Wsstellung erwünscht war. Auch von A n t o n i s
^or hätte man gern mehr als das sympathische Bildnis
Sabin gesehen. Die der Yarborough-Sammlung,
v°n Earl Spencer und aus der Society of Antiquaries
waren bekannt, das von Leop. Hirsch nicht ganz sicher.
Wrtrefflich waren F 1 o r i s mit dem prachtvollen
Krauenbildnis aus Caen, einem Hauptstück niederlän-
discher Bildnismalerei, W i 11 e m Key, C o r n e 1 i s
^ W e f und der seltene W o u t e r s mit charakteristi-
Schen Bildern vertreten, durchweg neu oder wehig be-
annt. L a m b e r t L o m b a r d s energisch und groß
^esehenes Selbstbildnis aus Lüttich schien mir besser
ahs die bekannte Replik in Cassel zu sein, die Halsische
ravour der Pinselführung, die es auszeichnet, ist so
Drtgeschritten, daß vielleicht keines von beiden eine
^jSenhändige Arbeit ist. Auf der Ausstellung wurde auch
tlE warum der große Auszug der Kinder Israel (Liitti-
U lei Frivatbesitz) bei den Lokalhistorikern der Maas-
gegend iminer als Lombard galt. Eine äußerliche Aehn-
lichkeit mit den ebenfalls ausgestellten Fragmenten eines
großen Dionysaltars (Brüssel und Kunsthandel), der aus
Lüttich stammt, hatte es verschuldet. In Wirklichkeit
ist das Bild eine charakteristische Arbeit des Holländers
Cornelis B u y s und zwar seine wichtigste.
Bei einer englischen Ausstellung versteht es sich
fast von selbst, daß die größten Ueberraschungen von
den ausgestellten R u b e n s und v a n D y c k zu er-
warten sind; zumal inbezug auf van Dyck ist der eng-
lische Privatbesitz unerschöpflich. Die Fülle von Bild-
nissen, Skizzen, Landschaften des ersteren hier aufzu-
zählen ist unmöglich. Hervorgehoben sei nur der uner-
hört hochmütig dreinschauende Herzog von Mantua, den
Herr Goldman in Newyork erwarb, ein Prachtbild des
jungen R u b e n s , dessen wundervolle Skizze zur
Kreuzabnahme beim Viscount Lee of Fareham und die
Landschaften beim Herzog von Buccleuch und Sir Alfred
Mond. Entschieden falsch waren der Ophovius bei
Nicholson und eine Landschaft von Fievez-Brüssel.
Zahlreich die lebensgroßen Bilder van Dycks aus
der englischen Aristokratie, die die Spencer, Holford,
Northbrook, Normanton, Radnor mit dem König an der
Spitze, geliehen hatten. Eins der schönsten Bilder des
van Dyck ist unzweifelhaft der Graf Johann von Nassau-
Siegen aus der Ashburton-Sammlung (Mrs. Emery),
merkwürdigerweise nur wenig bekannt. Welch großer
Maler der späte van Dyck ist, konnte man hier sehen.
Gegenüber diesem überwältigend lebendigen Bild hing
die Ann Carr des Earl Spencer, auch eines der Meister-
werke seiner letzten Zeit, mild und feurig in einem, von
einer Noblesse und Kühnheit der Malerei, die alles der
blendenden aristokratischen Erscheinung dieser Frau
unterordnet. Merkwürdig gut behauptet sich daneben
S u 11 e r m a n n s mit drei Werken aus Holford’schem
Besitz, auch er ein großer Maler, der noch viel zu wenig
bekannt ist. J o r d a e n s Ehepaar aus Chatsworth,
Neufchätel’s Meisterwerke aus Budapest und die
interessante, noch immer rätselhafte ,,Familie" des
Gerbier vervollständigten diese erlesene Folge.
Die Zeitgenossen des Rubens und van Dyck waren
auf einen Raum besehränkt, nur B r o u w e r hob sich
mit drei Werken hervor. Ein vierter war eine Kopie
und die wundervolle große Landschaft, nach Hofstede de
Groot das Gegenstück zu der berühmten Landschaft
beim Herzog von Westminster, war wohl von Teniers,
von dem sicher die Figuren gemalt sind.
Zwei Säle mit belgischer Malerei des 19. Jahrhun-
derts boten von dieser mehr geschmackvollen als
schöpferischen Kunst genügend gute Beispiele. Ein
Wort sei noch den ausgestellten Zeichnungen
und den nicht seltenen F ä 1 s c h u n g e n gewidmet.
Die Wände mit etwa 30 Zeichnungen von Rubens,
je 20 von v a n D y c k und J o r d a e n s vermittelten
einen geschlossenen Eindruck von der Bedeutung dieser
Arbeiten. Nur wenig Zweifelhaftes war da und die
Privatsannnler, aus dcren Schätzen diese Kollektion
zusammengebracht war, durften mit dem Ergebnis zu-
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dert. Unter den 10 Werken seiner Hand war manches
Seltene und Vorzügliche, allen voran ein herrliches
Frauenbildnis von Mrs. Scott (aus der Brownlow-Samm-
lung), so schön wie ein Dürer oder Holbein. Gossart
als Bildnismaler war überhaupt glänzend vertreten,
u. a. durch den ebenfalls erst neuerdings bekanntgewor-
denen Herzog von Sachsen (Duveen), das Jugendwerk
bei Cook und die oft unterschätzten Drei Kinder aus
Hampton Court. Hine Wiederholung aus Privatbesitz
brachte die Vorzüge dieses Meisterwerks deutlich zur
Geltung. Sehr günstig wirkte die kleine Madonna, die
ehemals Herrn v. Hollitscher gehörte. Den bekann-
ten Werken ließ sicli nach meinem Dafürhalten in der
Madonna mit Heiligen bei Lord Methuen ein bisher nicht
richtig beurteiltes Werk anschließen (zuletzt 1892 aus-
gestellt). Das Bild ist offenbar die getreue späte Kopie
einer wichtigen Jugendarbeit Gossarts aus der Zeit der
C'arlisleepiphanie. Auch das Werk des nur mit der
großen Madonna aus Cambridge dürftig vertretenen
J o o s v a n C 1 e e f ließ sich um ein sehr bemerkens-
wertes Bildnis (Earl of Normanton, fälschlich Orley ge-
uannt) erweitern. Das hervorragende Stück steckt lei-
der unter einem üblen gelben Firnis, dürfte aber zu den
besten Schöpfungen des selten so schlichten Meisters
gehören. Von dem dritten Romanisten dieser Genera-
tion, 0 r 1 e y , interessierten die beiden Jugendarbeiten
mit der Kathrinenlegende, die bisher nur aus einer russi-
schen Publikation bekannt waren, in der sie unter fal-
schem Namen gingen, auch sie über das meiste hervor-
ragend, was von dem Maler bekannt ist.
Es war kein Unglück, daß das 16. Jahrhundert und
zumal die eigentlichen Manieristen und Romanisten nicht
ahzu zahlreich vertreten waren. Daß es dabei auch von
B r u e g e 1 nur drei bekannte Werke zu sehen gab,
war schade. Die hübsche Winterlandschaft, die wegen
einer gut aussehenden Signatur mit dem Anspruch auf
Kchtheit antrat, ist sicher nicht von ihm. Bruegels Bil-
her sind gewiß selten, es gibt aber noch hier
Und da eigenhändige wenig bekannte Werke, deren
Wsstellung erwünscht war. Auch von A n t o n i s
^or hätte man gern mehr als das sympathische Bildnis
Sabin gesehen. Die der Yarborough-Sammlung,
v°n Earl Spencer und aus der Society of Antiquaries
waren bekannt, das von Leop. Hirsch nicht ganz sicher.
Wrtrefflich waren F 1 o r i s mit dem prachtvollen
Krauenbildnis aus Caen, einem Hauptstück niederlän-
discher Bildnismalerei, W i 11 e m Key, C o r n e 1 i s
^ W e f und der seltene W o u t e r s mit charakteristi-
Schen Bildern vertreten, durchweg neu oder wehig be-
annt. L a m b e r t L o m b a r d s energisch und groß
^esehenes Selbstbildnis aus Lüttich schien mir besser
ahs die bekannte Replik in Cassel zu sein, die Halsische
ravour der Pinselführung, die es auszeichnet, ist so
Drtgeschritten, daß vielleicht keines von beiden eine
^jSenhändige Arbeit ist. Auf der Ausstellung wurde auch
tlE warum der große Auszug der Kinder Israel (Liitti-
U lei Frivatbesitz) bei den Lokalhistorikern der Maas-
gegend iminer als Lombard galt. Eine äußerliche Aehn-
lichkeit mit den ebenfalls ausgestellten Fragmenten eines
großen Dionysaltars (Brüssel und Kunsthandel), der aus
Lüttich stammt, hatte es verschuldet. In Wirklichkeit
ist das Bild eine charakteristische Arbeit des Holländers
Cornelis B u y s und zwar seine wichtigste.
Bei einer englischen Ausstellung versteht es sich
fast von selbst, daß die größten Ueberraschungen von
den ausgestellten R u b e n s und v a n D y c k zu er-
warten sind; zumal inbezug auf van Dyck ist der eng-
lische Privatbesitz unerschöpflich. Die Fülle von Bild-
nissen, Skizzen, Landschaften des ersteren hier aufzu-
zählen ist unmöglich. Hervorgehoben sei nur der uner-
hört hochmütig dreinschauende Herzog von Mantua, den
Herr Goldman in Newyork erwarb, ein Prachtbild des
jungen R u b e n s , dessen wundervolle Skizze zur
Kreuzabnahme beim Viscount Lee of Fareham und die
Landschaften beim Herzog von Buccleuch und Sir Alfred
Mond. Entschieden falsch waren der Ophovius bei
Nicholson und eine Landschaft von Fievez-Brüssel.
Zahlreich die lebensgroßen Bilder van Dycks aus
der englischen Aristokratie, die die Spencer, Holford,
Northbrook, Normanton, Radnor mit dem König an der
Spitze, geliehen hatten. Eins der schönsten Bilder des
van Dyck ist unzweifelhaft der Graf Johann von Nassau-
Siegen aus der Ashburton-Sammlung (Mrs. Emery),
merkwürdigerweise nur wenig bekannt. Welch großer
Maler der späte van Dyck ist, konnte man hier sehen.
Gegenüber diesem überwältigend lebendigen Bild hing
die Ann Carr des Earl Spencer, auch eines der Meister-
werke seiner letzten Zeit, mild und feurig in einem, von
einer Noblesse und Kühnheit der Malerei, die alles der
blendenden aristokratischen Erscheinung dieser Frau
unterordnet. Merkwürdig gut behauptet sich daneben
S u 11 e r m a n n s mit drei Werken aus Holford’schem
Besitz, auch er ein großer Maler, der noch viel zu wenig
bekannt ist. J o r d a e n s Ehepaar aus Chatsworth,
Neufchätel’s Meisterwerke aus Budapest und die
interessante, noch immer rätselhafte ,,Familie" des
Gerbier vervollständigten diese erlesene Folge.
Die Zeitgenossen des Rubens und van Dyck waren
auf einen Raum besehränkt, nur B r o u w e r hob sich
mit drei Werken hervor. Ein vierter war eine Kopie
und die wundervolle große Landschaft, nach Hofstede de
Groot das Gegenstück zu der berühmten Landschaft
beim Herzog von Westminster, war wohl von Teniers,
von dem sicher die Figuren gemalt sind.
Zwei Säle mit belgischer Malerei des 19. Jahrhun-
derts boten von dieser mehr geschmackvollen als
schöpferischen Kunst genügend gute Beispiele. Ein
Wort sei noch den ausgestellten Zeichnungen
und den nicht seltenen F ä 1 s c h u n g e n gewidmet.
Die Wände mit etwa 30 Zeichnungen von Rubens,
je 20 von v a n D y c k und J o r d a e n s vermittelten
einen geschlossenen Eindruck von der Bedeutung dieser
Arbeiten. Nur wenig Zweifelhaftes war da und die
Privatsannnler, aus dcren Schätzen diese Kollektion
zusammengebracht war, durften mit dem Ergebnis zu-
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