Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 8./9.1926/27
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0300
DOI Heft:
1./2. Märzheft
DOI Artikel:Debrunner, Hugo: Ein Jugendwerk Rembrandts in Brüssel
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Gerard Dou, in den Jahren seiner Arbeit in der Rem-
brandtwerkstatt zu häufig wieder, als daß daraus nicht
auf das Vorhandensein ähnlicher Vorbilder beim Meister
selbst geschlossen werden müßte.
So ist von Dou ein Bildnis von Rembrandts Vater
überliefert, dargestellt mit dem Rosenkranz in den Hän-
den, als befände man sich nicht im protestantischen Hol-
land des 17. Jahrhunderts, sondern in einer vorreforma-
torischen Epoche, etwa in jener Zeit, als Dürer seinen
lich weltlichen Stoffen. Rembrandt allein blieb der
eigenartigen Gewohnheit in voller Ursprünglichkeit treu;
ein Beweis mehr, daß er allein es war, der den Anlaß
gegeben hat für diese katholisierenden Bildmotive. Daß
ferner in der Toten Frau die uralt heiligen Symbole dis-
kret, ohne jeden theatralischen Beigeschmack, verwen-
det werden, spricht erst recht mit für eine Urheberschaft
des Bildes durch Rembrandt selbst. In keinem Lebens-
werk eines andern zeitgenössischen Malers sonst könnte
„Tote Frau“. Brüssel, Königliche Gemälde-Galerie. Katalog Nr. 617
Ggenen Vater einmal, ebenfalls in früher Jugend, mit
deni Kranz in den Händen porträtierte. Auch auf einem
Dildnis von Rembrandts Mutter, in dem sie betend, mit
gefalteten Händen dargestellt ist, fehlt niclit das mittel-
Mterliche Symbol. Dieses letztere Bildnis Dous, das
einige Forscher lieber einem andern, unbekannten frühen
^embrandtschüler geben möchten, ist wahrscheinlich
nach einem Rembrandt-Original kopiert, von dem uns
111 der „Betenden Mutter“ vielleicht nur ein Bruchstück
erhalten ist. Die Hände verharren in beiden Fassungen
I11 derselben Gebetsstellung und bei Dou ist überdies zu
•hrer Rechten ein Rosenkranz sichtbar. Später, als Dou
eh’e Rembrandt-Werkstatt verlassen hatte, veräußerlich-
^11 sich bei ihm diese religiösen Motive mehr und mehr.
Gleich den andern Schülern huldigtc cr später vorztig-
diese vornehme und verständnisinnige Glaubenstoleranz
so tief begründet vorgefunden werden. Das Zurückgrei-
fen auf Formen mittelalterlicher Plastik, das eingangs
erwähnt wurde, vermag vielleicht, wenn einmal noch
weitere Frühwerke mit hervortretend religiösen Moti-
ven ans Licht kommen sollten, verständlicher zu werden.
Nocli sei erwähnt, daß der Erhaltungszustand des
Bildes nicht durchwegs ein guter ist. Der ziemlich große
Fleck auf dem Kissen links stammt offenbar von einer
Beschädigung und ungeschickter Restaurierung her.
Spuren einer Signatur und Jahreszahl links über dem
Kopftucli auf dem Kissen, die auf den Namen Rembrandts
zu deuten scheinen, aber der schlechten Erhaltung
wegen kaum mehr leserlich sind, blieben deshalb bisher
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brandtwerkstatt zu häufig wieder, als daß daraus nicht
auf das Vorhandensein ähnlicher Vorbilder beim Meister
selbst geschlossen werden müßte.
So ist von Dou ein Bildnis von Rembrandts Vater
überliefert, dargestellt mit dem Rosenkranz in den Hän-
den, als befände man sich nicht im protestantischen Hol-
land des 17. Jahrhunderts, sondern in einer vorreforma-
torischen Epoche, etwa in jener Zeit, als Dürer seinen
lich weltlichen Stoffen. Rembrandt allein blieb der
eigenartigen Gewohnheit in voller Ursprünglichkeit treu;
ein Beweis mehr, daß er allein es war, der den Anlaß
gegeben hat für diese katholisierenden Bildmotive. Daß
ferner in der Toten Frau die uralt heiligen Symbole dis-
kret, ohne jeden theatralischen Beigeschmack, verwen-
det werden, spricht erst recht mit für eine Urheberschaft
des Bildes durch Rembrandt selbst. In keinem Lebens-
werk eines andern zeitgenössischen Malers sonst könnte
„Tote Frau“. Brüssel, Königliche Gemälde-Galerie. Katalog Nr. 617
Ggenen Vater einmal, ebenfalls in früher Jugend, mit
deni Kranz in den Händen porträtierte. Auch auf einem
Dildnis von Rembrandts Mutter, in dem sie betend, mit
gefalteten Händen dargestellt ist, fehlt niclit das mittel-
Mterliche Symbol. Dieses letztere Bildnis Dous, das
einige Forscher lieber einem andern, unbekannten frühen
^embrandtschüler geben möchten, ist wahrscheinlich
nach einem Rembrandt-Original kopiert, von dem uns
111 der „Betenden Mutter“ vielleicht nur ein Bruchstück
erhalten ist. Die Hände verharren in beiden Fassungen
I11 derselben Gebetsstellung und bei Dou ist überdies zu
•hrer Rechten ein Rosenkranz sichtbar. Später, als Dou
eh’e Rembrandt-Werkstatt verlassen hatte, veräußerlich-
^11 sich bei ihm diese religiösen Motive mehr und mehr.
Gleich den andern Schülern huldigtc cr später vorztig-
diese vornehme und verständnisinnige Glaubenstoleranz
so tief begründet vorgefunden werden. Das Zurückgrei-
fen auf Formen mittelalterlicher Plastik, das eingangs
erwähnt wurde, vermag vielleicht, wenn einmal noch
weitere Frühwerke mit hervortretend religiösen Moti-
ven ans Licht kommen sollten, verständlicher zu werden.
Nocli sei erwähnt, daß der Erhaltungszustand des
Bildes nicht durchwegs ein guter ist. Der ziemlich große
Fleck auf dem Kissen links stammt offenbar von einer
Beschädigung und ungeschickter Restaurierung her.
Spuren einer Signatur und Jahreszahl links über dem
Kopftucli auf dem Kissen, die auf den Namen Rembrandts
zu deuten scheinen, aber der schlechten Erhaltung
wegen kaum mehr leserlich sind, blieben deshalb bisher
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