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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 8./​9.1926/​27

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1./2. Juniheft
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Voss, Hermann: Italienische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts: Ausstellung aus Berliner Besitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.25876#0456

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Jakobus“ des, Südfranzosen Guy Frangois eine
Ueberraschung; dieser Meister ist erst neuerdings,
durc'h die Studien Roberto Longhis, zu einem lebendigen
Begriff geworden und bedeutet für unsere Vorstellung
von dem Kreise um Caravaggio eine wesentliche Er-
weiterung.

Es schließen sich N e a p 1 e r Naturalisten mit
einer eindrucksvollen signierten Madonna des C a r a c -
c i o 1 o und der malerisch ausgezeichneten hl. Rosa
C a v a 11 i n o s an; weiter finden wir hier Werke von
Paolo Domenico Finoglia, Aniello Fal-
c o n e sowie von den Späteren: L u c a G i o r d a n o
S o ,1 i m e n a , G i a q u i n t o und B o n i t o. Die
römische und florentinische Schule der zweiten Hälfte
des Seicento ist in einzelnen guten Proben vertreten,
aus denen je eine Madonna von M a r a 11 i und C a r 1 o
Dolci, eine „Austreibung der Wechsler“ von Giu-
seppe Passeri, e'ine geistreiche Skizze von
F a r i n i und eine ansprechende hl. Cäcilie von M a r -
t i n e 11 i erwähnt sein. Das Settecento repräsentieren
mehrere Werke P a n n i n i s und seines Kreis.es, zwei
Allegorien von Pompeo B a t o n i, eine Bamboc-
ciata von A m o r o s i und Arbeiten des M i c h e 1 e
R o c c a , des Florentiners M a 11 e o B o n e c h i.

Sehr gut kann man die Genuesen kennen 1er-
nen, S t r o z z i namentlich in dem brillant gemalten
frischen David in ganzer lebensgroßer Figur, A s s e -

Bernardo Gavall'ino, Dic heilige Rosa
Galerie Dr. Fritz Rothimann, Bcriin

Giovanni Battista Tiepolo, Tod des Hyazinthus
Besitzer: Fürst Adofph zu Lippe

r e t o in einer monumentalen „Beweinung Christi“,
F i a s. e 11 a in einer koloristisch erfreulichen Kompo-
sition „Rinaldo und Armida“, V a 1 e r i o C a s t e 11 o in
einer kräftig bewegten van dyckisierenden Hl. Familie
und s.chließlich Magnasco in einer ganzen Reihe
ausgezeichneter und zum Teil aus dem Gewohnten sich
bedeutungsvoll heraushebender Proben.

B o 1 o g n a nimmt einen Ehrenraum in Anspruch,
in dem L o d o v i c o C a r r a c c i in einer farben-
schönen „Verlobung der hl. Katharina“, G u i d o R e n i
in einer silbrigen „Venus mit Amor“, Albani mit
einer unerwartet monumentalen lebensgroßen „Flora“,
G u e r c i n o mit einem „Rinaldo“, M. A. F r a n -
c e s c h i n i mit einem „Noli me tangere“ und endlich
G i u s e p p e C r e s p i mit mehreren selir interessan-
ten Kompositionen vertreten sind, namentlich der histo-
risch bemerkenswerten großen „Begegnung des Prä-
tendanten Jacob Stuart mit Don Carlo Albani“.

Wenig und vergleichsweise charakteristisches
konnte von der lombardischen Schau gezeigt
werden, aus der immerhin Morazzone mit einem
eigentümlichen Nachtstück „Judith“ Erwähnung finden
möge; um so reicher aber is.t die Ausbeute bei den
V e n e z i a n e r n. C a r p i o n i, P e 11 e g r i n i,
Ruschi, Coli, Guardi und Forabosco ver-
treten liier das lange Zeit allzu vernachlässigte Sei-
cento; dann beginnt mit Ricci, Piazetta und
P i 11 o n i die stolze Reihe der venezianischen Sette-
centisten, aus der sich C. B. T i e p o 1 o als, ragender
Gipfel abzeichnet. An dieser Stelle bietet die Ausstel-
luug wolil ihre größten Ueberaschungen, zeigt sie docii

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