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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0024

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der Scheiben erfolgt mit größter Genauigkeit;
bei den Fräsungen der Scheiben werden die sich
im Aufbau des Kuppelnetzwerkes ergebenden ge-
ringen Winkelabweichungen mit berücksichtigt.
Die Frei-Monlage des Stabnetzwerkes wird bei
größeren Spannweiten von einem leichten treppen-
artigen hölzernen Drehgerüst aus vorgenommen,
das im Mittelpunkt in einem Drehzapfen und an
den Enden auf Rollen gelagert ist. Nach Fertig-
stellung der Netzwerkarmierung, die bei der
geringen Länge der Einzelstäbe nur sehr geringe
Winkelabweichungen von der Tangentialebene
haben, beginnt das Aufspritzen des Torkretbetons,
und zwar vom Äquator aus in einzelnen Ringen
von entsprechender Breite, sodaß das Netzwerk,
das zur besseren Haftung des Betons mit einem
Drahtgewebe überzogen wird, nur wenig be-
lastet wird und die schon erhärteten Ringe die
Last des neuen Ringes leicht aufnehmen. In dem
nicht torkretierten Teil des Netzwerkes entstehen
so nur sehr geringe Spannungen. Die Torkre-
tierung erfolgt von außen mittels beweglicher
Schalungstafeln, die an der Innenseite des Netz-
werkes entsprechend angehängt und beim Ver-
setzen mit Hilfe eines Dreharmes versetzt werden,
dessen Drehpunkt im Mittelpunkt der Kuppel
liegt. Die Stärke der Betonschale beträgt, je nach
Größe des Objektes, 3—6 cm, an den Netzwerk-
stäben zwecks besserer Einhüllung etwas mehr.
Die Schale erhält als Dachhaut eine Abdeckung
mit Torfoleumplatten oder ähnlichem Material.
Auf dieser Isolierschicht kann dann ein Torkret-
estrich aufgebracht werden, der mit teerfreier
Pappe beklebt wird. E. F. Berking.

Das Instrument

Das Zeiss-Planetarium, ein photisch-feinmecha-
nisches Instrument, wird im Mittelpunkt des
halbkugelförmigen Bauwerkes aufgestellt. Das In-
strument besteht aus einer Vielheit kleiner Bild-
werfer, die an der Innenfläche der Kuppel Pro-
jektionsbilder der sämtlichen, mit bloßem Auge
sichtbaren Gestirne wiedergeben. Zwei Elektro-
motore besorgen den Antrieb für die scheinbare
Bewegung des künstlichen Firmaments und die
Bewegungen von Sonne, Mond und Planeten zu
den Fixsternen. Der kugelförmige Körper links
oben ist dicht besetzt mit 72 Bildwerfern für die
Darstellung der Fixsterne, der Milchstraße und
der Sternbildnamen. Der zylindrische Körper rechts
enthält die Bildwerfer mit ihren Antriebsmecha-
nismen für die Körper unseres Sonnensystems.

Das erste dieser einzigartigen Instrumente ist
im Frühjahr d. J. dem Deutschen Museum in
München von der Firma Carl Zeiss, Jena, ge-
schenkweise überlassen worden. Das zweite In-
strument, von dem die hier gezeigten Aufnahmen
gemacht wurden, bietet in einer Netzwerkkuppel
von 16 m Durchmesser seit dem Frühjahr d. J.

jeden Tag 100 bis 200 wißbegierigen Menschen aus
allen Gauen Thüringens den ästhetischen Genuß
einer sternklaren Nacht, wie sie sie draußen in der
Natur nur selten zu beobachten Gelegenheit haben.

Die Fixsternkugel links oben hat 3i große
Bildwerfer von konischer Form für die Dar-
stellung der 4600 mit bloßem Auge sichtbaren
Fixsterne. Weitere 11 große, zylindrische Bild-
werfer dienen zur Abbildung der Milchstraße,
und 3o fingerdicke und fingerlange Bildwerfer
zeigen die Sternbildnamen an. In den Planeten-
zylinder rechts unten sind die Bildwerfer und
Mechanismen in Etagen übereinander eingebaut,
und zwar von oben nach unten in der Reihenfolge
der Darstellung von Sonne, Mond und den Pla-
neten: Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn.

DIE TRACHT UNSERER ZEIT

Der Verkehrsschutzmann ist heute ein unent-
behrlicher Bestandteil des großstädtischen Straßen-
bildes geworden. Aber seine Uniform scheint
noch nicht so recht der neuen und besonderen
Aufgabe angepaßt, die er zu erfüllen hat: den
Verkehrsstrom in Fluß zu halten, mit ordnendem
Wink zu lenken und zu leiten und gelegentlich
auch mit kräftiger Kommandostimme widerspen-
stigen Kutschern und eigenwilligen Passanten
gegenüber der Straßenordnung zu ihrem Recht
zu verhelfen. Um den Mann, der in Wind und
Wetter, Hitze und Kälte dieser schwierigen und
undankbaren Aufgabe dient, zweckentsprechend
zu kleiden, bedürfte es einer Uniform, die ihrem
Träger durch ihre Ansehnlichkeit das repräsen-
tative Aussehen verleiht, das einem Hüter der
Staatsautorität gebührt, und die ihm andrerseits
durch ihren Schnitt auch die notwendige Be-
wegungsfreiheit sichert, die seine Tätigkeit er-
fordert. Diese Tätigkeit ist vorwiegend und betont
sportlicher Art — auch wenn in anderen Groß-
städten der Welt nicht mit gleichem Eifer und so
gravitätisch-steifen und marionettenhaften Arm-
bewegungen „gemüllert" wird wie gerade in
Berlin —, und sportmäßig leicht und bequem
vor allem sollte daher die Uniform der Verkehrs-
polizei gehalten sein. Dieser Forderung kommen
die Engländer mit ihrer Litewka und ihrem
weichen Wäschekragen, und nach ihnen die
Amerikaner am nächsten. Auch die Tracht ihrer
weiblichen Polizei ist in diesem Sinne gut ge-
lungen und hat darum mit Recht jetzt in Köln
für die Uniform der weiblichen Fürsorgepolizei
als Vorbild gedient. Auch auf diesem Gebiet gibt
es ein Problem der Form, und bei seiner Er-
örterung sollte man mehr von dem Begriff der
Arbeitskleidung, als von den alten Vorstellungen
der militärischen Uniform ausgehen. Von diesem
Standpunkt aus ist auch die „Uniform" der Post-
und Eisenbahnbeamten dringend reformbedürftig,
und aucli hier wird der Sportschneider besser als
der Uniformschneider zu raten wissen.

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: DR. WALTER CURT BEHRENDT, BERLIN W 35

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