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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Ewald, Kurt: Die Schönheit der Maschine
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0157

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Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik A.-G., Magdeburg-Neustadt

zweckwidrig und ästhetisch anstößig wurde
solcher Schmuck erst, als er an Teilen fa-
hrikmäßiger Herstellung handwerksmäßige
Erzeugung vortäuschte.
Es hat zu allen Zeiten ästhetisch einwand-
freie Maschinen gegeben, wobei ,,einwand-
frei" nach dem Stande der zeitgenössischen
Technik beurteilt werden muß — das ist
das Ergebnis unserer bisherigen Überle-
gungen. Es hat denn auch zu allen Zeiten
Männer gegeben, die die Schönheit der
Maschine begriffen haben: Max Eyth oder
Max Maria von Weber legen hiervon be-
redtes Zeugnis ab. Wenn trotzdem viel-
fach die Ansicht verbreitet ist, die Ästhe-
tik der Maschine werde erst seit jüngster
Zeil gepf legt, so hat dies seine Ursache ledig-
lich in der Einstellung der Laienwelt gegen-
über dem Wesen der Technik. Die ersten
Dampfmaschinen, die das Zeitalter der
Technik und Industrie eröffneten, waren
unwillkommene Fremdkörper im Leben
der Völker; von ihren Segnungen ahnten
nur wenige etwas; die große Masse, die
Gebildelen voran, begegnete ihnen mit un-
verhohlenem Widerwillen. Man sah nur die
Nachteile der Maschine: Sie zerstörte mit
Lärm und Rauch die Ruhe der Natur, sie
Heß unschöne, schmutzige Fabriken ent-
stehen, die von unruhigem und ungebilde-

tem Volk belebt wurden. Wir fühlen es
dem gebildeten Laientum jener Zeit nach,
wenn es jede Berührung mit der neuen Er-
scheinung ablehnte; daß jemals ein Zusam-
menhang zwischen den Begriffen „Ästhe-
tik" und „Maschine" gefunden werden
würde, konnte ihm in Anbetracht der Ver-
hältnisse nicht in den Sinn kommen. Sehr,
sehr lange verharrte man in grundsätzlich
ablehnender Haltung, immer wieder abge-
stoßen von den unschönen Wirkungen so-
zialer und wirtschaftlicher Art, die das
mächtige Ausbreiten der Industrie im Ge-
folge hatte. Man prägte das Schlagwort
von der Fabrikarbeit, die den Menschen
zum Sklaven der Maschine erniedrige. An
die Unglücklichen, die die vielbewunderten
Pyramiden aufbauen mußten, oder an die
Galeerensklaven, die als Treibmittel für
prächtige Römcrflotlen dienten, dachte
man offenbar nicht mehr. Erst in neuerer
Zeit vermochte das Verständnis für tech-
nisches Wesen weitere Kreise zu durchdrin-
gen; damit wurde auch der Sinn für die
ästhetische Wirkung der Maschine allgemein
erweckt. Und die Ursache zu dieser Umstel-
lung? Sie liegt darin,daß dieMaschine längst
aufgehört hat, ein Fremdkörper im Leben
des Menschen zu sein; sie hat sich nicht
nur in die allgemeinen Daseinsformen ein-
 
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