Künstler an die Aufgabe heran, sondern aus ihr
selbst müssen Möglichkeiten der besonderen Ge-
staltungsordnung sich entwickeln.
Auswertung neuzeitlicher
Techniken
Die ästhetische Gestaltung in dem ausgeführten
Sinne ermöglicht nicht nur, nein sie fordert die
Verwertung neuester ökonomisch-fortschriülicher
Techniken und Organisationsverfahren.
Für die möglichst rationelle Durchbildung jeder
Art der Werbetechnik kommen auch die Hilfs-
maßnahmen in Betracht, die in hohem Maße
von der Wirtschaft ausgewertet werden. „Orga-
nisation der Arbeit umfaßt u. a. auch die Typi-
sierung und Normalisierung, diese zwei Ele-
mente, von denen einer der Köpfe der amerika-
nischen Industrie gesagt hat, daß sie der ameri-
kanischen Nation größere Gewinne gebracht haben
als alle anderen Erfindungen der letzten hun-
dert Jahre zusammen, Dampf und Elektrizität
mit eingeschlossen.''
Wesentliche Kraflersparnis, Zeitersparnis und
auch neue Möglichkeiten der Gestaltung würde
für die Werbetechnik eine allgemein durchge-
führte Normung der Papierformate, der Schrift-
form und der Farbbezeichnungen bereits bedeuten.
Alle sollten nur noch DIN-Formate wählen!
Alle Sorge tragen, daß für Anzeigen normierte
Größen eingeführt werden! Alle sollten ihre
Drucksachen nur nach DIN-Vordruck anordnen!
Alle Typen außer der Groteskschrift, die dafür
auch in der kleinsten Druckerei in allen Weite-,
allen Fettegraden zur Verfügung stehen müßte,
könnten eingeschmolzen werden. Die Grotesk-
schrift ist tinverschnörkelt einfach, klar, deut-
lich, bestens lesbar. Eine Schrift für Alle!
Welche Einfachheit, welche Möglichkeiten der
Ersparnis! Heute haben Druckereien lausende
von Kilogramm an Schriftenmaterial und trotz-
dem nicht auch nur von einer Typenart die
Gesamtfamilie. Einheitliches Schriftenmaterial ist
die Grundlage der Entwicklung der typographi-
schen Gestaltung.
Fort mit allen Großbuchstaben! Kleine Schrift
ist deutlicher, leichter lesbar schon nach kurzer
Zeit der Gewöhnung. Welche Möglichkeilen für
die Konstruktion von Schreib- und Selzmaschine!
Farben sollten nur nach Ostwaldscher Nomen-
klatur bezeichnet werden. Eine Zahl, zwei Buch-
staben genügen (auch telegraphisch), einen Farb-
ton sehr genau zu bestimmen.
Dieses alles rückt nur langsam vorwärts. Zwar
sind DIN-Formate schon bei der Justiz, bei der
Post und Reichsbahn eingeführt. Doch der
Widerstände sind Legion. Schwer verständlich
ist die unbegründete Befürchtung, die Normie-
rung zwänge allzusehr individuelle Freiheit ein,
die Normierung schließe künstlerisches Bilden
aus, sie schematisiere und mechanisiere zur Er-
starrung.
Die Musik hat trotz oder grade wegen ihres
schon so früh normierten Tonsystems (nur
wenige bestimmte Töne aus den Millionen der
vorhandenen) ihre große Entwicklung erfahren!
— Wer bedauert, daß wir nach Metern messen?
Wer wünscht jedem Markt und Flecken eigenes
Ellenmaß zurück? Wer bedauert, daß elektrische
Birnen hinsichtlich des Schraubengewindes
alle gleich sind ? Wo sind hier Nachteile ?
Lob der Typisierung unserer Zeit! Lob den
neuen technischen Verfahren! Auch der Kunst-
gestaltung kann Verbesserung der Mittel nur
willkommen sein. Ohne Sorge, daß der Geist
selbst mechanisiert werden könnte, sehen wir in
der Entwicklung der mechanisierten Mittel gro-
ßen Vorteil.
Beispiel ist die eigenartige Verwendungsmöglich-
keit photographischer Verfahren auch für
,.künstlerische'' Wirkungen.
Schaufenster für Kohlenhandelsgesellschaft. Das Schwarz der Kohle steht vor Rot,
Weiß, Silber. (Materialgegensätze.) Gefühlsmoment: Schützengraljenofen.
Entwurf: Burchartz. (Werbebau M. Burchartz, J. Canis, Bochum).
140
selbst müssen Möglichkeiten der besonderen Ge-
staltungsordnung sich entwickeln.
Auswertung neuzeitlicher
Techniken
Die ästhetische Gestaltung in dem ausgeführten
Sinne ermöglicht nicht nur, nein sie fordert die
Verwertung neuester ökonomisch-fortschriülicher
Techniken und Organisationsverfahren.
Für die möglichst rationelle Durchbildung jeder
Art der Werbetechnik kommen auch die Hilfs-
maßnahmen in Betracht, die in hohem Maße
von der Wirtschaft ausgewertet werden. „Orga-
nisation der Arbeit umfaßt u. a. auch die Typi-
sierung und Normalisierung, diese zwei Ele-
mente, von denen einer der Köpfe der amerika-
nischen Industrie gesagt hat, daß sie der ameri-
kanischen Nation größere Gewinne gebracht haben
als alle anderen Erfindungen der letzten hun-
dert Jahre zusammen, Dampf und Elektrizität
mit eingeschlossen.''
Wesentliche Kraflersparnis, Zeitersparnis und
auch neue Möglichkeiten der Gestaltung würde
für die Werbetechnik eine allgemein durchge-
führte Normung der Papierformate, der Schrift-
form und der Farbbezeichnungen bereits bedeuten.
Alle sollten nur noch DIN-Formate wählen!
Alle Sorge tragen, daß für Anzeigen normierte
Größen eingeführt werden! Alle sollten ihre
Drucksachen nur nach DIN-Vordruck anordnen!
Alle Typen außer der Groteskschrift, die dafür
auch in der kleinsten Druckerei in allen Weite-,
allen Fettegraden zur Verfügung stehen müßte,
könnten eingeschmolzen werden. Die Grotesk-
schrift ist tinverschnörkelt einfach, klar, deut-
lich, bestens lesbar. Eine Schrift für Alle!
Welche Einfachheit, welche Möglichkeiten der
Ersparnis! Heute haben Druckereien lausende
von Kilogramm an Schriftenmaterial und trotz-
dem nicht auch nur von einer Typenart die
Gesamtfamilie. Einheitliches Schriftenmaterial ist
die Grundlage der Entwicklung der typographi-
schen Gestaltung.
Fort mit allen Großbuchstaben! Kleine Schrift
ist deutlicher, leichter lesbar schon nach kurzer
Zeit der Gewöhnung. Welche Möglichkeilen für
die Konstruktion von Schreib- und Selzmaschine!
Farben sollten nur nach Ostwaldscher Nomen-
klatur bezeichnet werden. Eine Zahl, zwei Buch-
staben genügen (auch telegraphisch), einen Farb-
ton sehr genau zu bestimmen.
Dieses alles rückt nur langsam vorwärts. Zwar
sind DIN-Formate schon bei der Justiz, bei der
Post und Reichsbahn eingeführt. Doch der
Widerstände sind Legion. Schwer verständlich
ist die unbegründete Befürchtung, die Normie-
rung zwänge allzusehr individuelle Freiheit ein,
die Normierung schließe künstlerisches Bilden
aus, sie schematisiere und mechanisiere zur Er-
starrung.
Die Musik hat trotz oder grade wegen ihres
schon so früh normierten Tonsystems (nur
wenige bestimmte Töne aus den Millionen der
vorhandenen) ihre große Entwicklung erfahren!
— Wer bedauert, daß wir nach Metern messen?
Wer wünscht jedem Markt und Flecken eigenes
Ellenmaß zurück? Wer bedauert, daß elektrische
Birnen hinsichtlich des Schraubengewindes
alle gleich sind ? Wo sind hier Nachteile ?
Lob der Typisierung unserer Zeit! Lob den
neuen technischen Verfahren! Auch der Kunst-
gestaltung kann Verbesserung der Mittel nur
willkommen sein. Ohne Sorge, daß der Geist
selbst mechanisiert werden könnte, sehen wir in
der Entwicklung der mechanisierten Mittel gro-
ßen Vorteil.
Beispiel ist die eigenartige Verwendungsmöglich-
keit photographischer Verfahren auch für
,.künstlerische'' Wirkungen.
Schaufenster für Kohlenhandelsgesellschaft. Das Schwarz der Kohle steht vor Rot,
Weiß, Silber. (Materialgegensätze.) Gefühlsmoment: Schützengraljenofen.
Entwurf: Burchartz. (Werbebau M. Burchartz, J. Canis, Bochum).
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