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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Rohde, Oskar: Zur Technik des Möbelbaues
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0307

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Edelhölzer. Dazu weiß aber auch der Fachmann,
daß das Furnier eine ungleich herrlichere Maser-
wirkung hat. Und man kann sie durch Setzen auf
Spiegelbild noch derart steigern, wie es bei Mas-
sivholz gar nicht zu erreichen ist.

Will man dieses Außenfurnier, das doch ein reines
Naturprodukt ist, nur mit der Maschine geschält,
Betrug nennen, so wäre ein Schleiflackmöbel oder
ein solches mit Vergoldung wie Versilberung es
ebenso. Aber wie niemand glauben wird, eine ver-
goldete Wetterfahne oder ein versilberter Rahmen
seien aus purem Metall, so wird sich auch niemand
daran stoßen können, daß der Kern eines Maha-
gonimöbels Kiefernholz ist. Hai man dem Laien
erklärt, eine wieviel bessere Sicherung gegen das
Reißen ihm das abgesperrte Blindholz gibt, und
daß das Furnier die natürliche Schönheit des Hol-
zes wirkungsvoller zur Geltung bringt, dann wird
er sich gewiß nicht mehr betrogen fühlen. Mir
scheint, er müßte sonst ein wenig romantisierend
und moderner Technik abgewandt empfinden.

So sind wohl die ja nicht neuen Angriffe auf die
Furnierung aus einem theoretisch übertriebenen
Materialgefühl heraus entstanden. Praktisch ist
aber die Absperrung und Furnierung die beste
technische und damit auch für modernes Form-
empfinden schönheitliche Lösung.

Ein Surrogat ist gewiß verächtlich. Aber man
kann von solchem doch überhaupt nur da
sprechen, wo auf billigere Weise ein Ersatz für
Echtes gebracht wird, mit der bewußten Absicht,
zu täuschen. Hier handelt es sich im Gegenteil
darum, die echte Schönheit des Holzes zu höchster
Wirkung zu bringen, zu besserer als es mit Mas-
sivholz möglich ist. Müßte man sich denn schließ-

lich auch darüber ereifern, daß man Wände mit
Marmorplatten belegt, wo sie doch im Innern aus
ganz gemeinen Ziegelsteinen bestehen? —
Und wenn es nun auch gelänge, für die verpönte
Sperrplatte ein anderes Material zu finden, wollen
wir damit auf die Naturschönheit des Maserfur-
niers verzichten? — Wollen wir der aus irgend
einem Preßstoff geformten Grundplatte immer
nur einen farbigen Anstrich geben? — Ich möchte
das wundervolle Bild des Furnieres keinesfalls
überall vermissen. Eine edlere Oberfläche wer-
den wir nicht erfinden können. Sie soll nur ruhie
,.geklebt" sein.

Schnitzereien werden wir im allgemeinen vermei-
den; überziehen sie aber die ganze Fläche, so müs-
sen sie auch materialgemäß aus dem Grunde her-
ausgeholt werden. Sonst mögen sie aber wohl
auch mal als ein lustiger Akzent auf die glatte
Fläche geleimt werden.

Der Holzverschniü bei der Verbindung durch Zin-
ken und Zapfen beträgt eine Bretlslärke oder eine
Rahmenbreite. Ist das wirklich so ungeheuer oder
wollen wir Metallbcscliläge „beileibe" nicht sicht-
bar lassen? — Man hat wohl Versuche gemacht
mit unsichtbaren Scharnieren, aber sie haben sich
wenig eingebürgert, und heute ist man eher geneigt,
die Scharniere wieder zu verzieren und damit her-
vorzuheben.

Mir scheint, daß dieser Kampf nicht eigentlich
das Wesentliche trifft, um das es gehen muß.
Heute handelt es sich um die denkbarste Aus-
nützung der Maschinen und um die lenkende Hand
des Entwerfenden, der aus den ihnen möglichen
Arbeiten echte Werte zu schaffen hat. Und das,
wenn irgend angängig, ohne Theorie!

Oskar Rohde, Bremen
 
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