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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Koch, Hugo: Die Jubiläumsausstellung für Gartenbau Dresden 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0314

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Cafe zum Rosenliof

Arch. Prof. Heinrich Tessenow, Dresden

ist nicht eingetreten: einmal war das Wetter der
Rosenblüle nicht günstig, zum anderen aber eignet
sich die Rose nach ihrem Charakter auch nicht
zur Massenwirkung. Die Königin der Blumen will
und kann nur allein und einzeln in ihrer Schön-
heit und ihrem Duft erfaßt werden. Am ehesten
kann die hochstämmige Rose zur Erzielung ge-
schlossener Farbbänder gebraucht werden, weil sie
leicht in strenger Ordnung zu pflanzen und zu
erhalten ist. Viel schwerer ist es, eine Flächen-
wirkung mit der Buschrose zu erreichen, wie die
Hauptanlage der Ausstellung lehrt. Der gewaltige
Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Erfolg.
Nicht viel anders ist es dem zweiten großen Blu-
menforum ergangen, dem Garten zum blauen Rit-
tersporn. Allinger hat hier in der Grundrißent-
wicklung, ähnlich wie in der schon erwähntein
Halle, bewegtere Formen gesucht. Was dort bei
räumlicher Begrenzung stark wirkte, kommt hier
in der freien Natur, wo eine straffe Umrahmung
fehlt, weniger zur Geltung. Die auch hier ver-
wendeten Plastiken — Tiermotive aus weißem
Meißner Porzellan — können in der großen Natur
nur einen spielerischen Eindruck vermitteln, zu-
mal sie nicht an den Sockel gebunden sind, viel-
mehr auf rauh geputzten Postamenten stehen, die
nicht mit dem Porzellan zusammenklingen. Sie
haben als Hintergrund die breite Ritterspornpflan-
zung auf dem erhöhten Böschungsrand, in ihrem
zarten Blau von feinem Reiz. Aber lohnt die Mühe
und der Aufwand? Die Feinheit der Blütenranken
kann man wegen des großen Abstandes nicht recht
genießen. Was gewollt worden ist, erkennt man
deutlich erst aus der Vogelschau, von der Platt-
form des Grünen Domes. Erst hier kommt die
raumbildende Wirkung der Pflanzung und die
Farbe des Rittersporns voll zur Geltung.

Inwieweit sich Massenwirkungen mit Blumen erzie-
mancher Gelegenheit. Die große Wirkung der
Hallenblumenschau habe ich schon erwähnt; über-
wältigend war auch der Farbeneindruck des Stief-
mütterchenparterres mit den begrenzenden farbig
glühenden Tulpenbeeten: eine Farbsymphonie
von größter Durchschlagskraft. Zudem war es
Allinger gelungen, das Verhältnis von Weg und
Blumenfläche fein abzustimmen, und der hier
(Heft 9, S. i85) schon abgebildete Brunnen von
Prof. Hans Poelzig fügte sich prächtig in das Ge-
woge der farbigen Blumenfelder ein. Diese Massen-
schau von Blumen gehörte zu den größten Ein-
drücken, die die Ausstellung bisher vermittelte.
Sie lehrt, welche Blumen zu solchen Massenwir-
kungen zu brauchen sind: die Stiefmütterchen, die
Tulpen, Vergißmeinnicht und andere, während bei
der stark individuellen Rose oder dem schwer zu
bändigenden Rittersporn Aufwand und Erfolg im
umgekehrten Verhältnis stehen. Größere Massen-
eindrücke sind wieder von der Dahlienschau zu
erwarten.

Das Zusammenfassen zu großen einheitlichen Blu-
menfeldern sollte die hohe Leistungsfähigkeit der
Züchter veranschaulichen. Das ist gewiß gelungen.
Zugleich gibt die Ausstellung aber auch Anregung
für die Verwendung der Blume, insbesondere der
Rose, in kleineren Gärten, so im Garten der
Rosenfreundin und zwei Sonderrosengärten.
Der von Wichmann, Weimar, geschaffene Rosen-
garten am Teehaus bietet wundervolles Rosenmale-
rial in schönster gleichmäßiger Blüte. Er ist in
solchen Abmessungen gehalten, daß der Gesamt-
eindruck noch faßbar ist, und so gepflanzt, daß
die Schönheit der Rose, ihr Duft und ihre Farbe
genossen werden können. Dieser Garten war be-
sonders lehrreich. Bei der Eröffnung der Aus-

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