DOI Artikel:
Graeff, Werner: Zur Form des Automobils, [2]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0333
Hansa-Lloyd
Elektrokarren! für Straßenreinigung
Hansa-Lloyd
Elektrokarren-Schlepper
autos angeht, so richtet sich Material, Form
und Anstrich weitgehend nach dem Trans-
portgut. Denn es geht natürlich nicht an,
auf einem Wagen mit roher Stahlblechprit-
sche Wäsche zu befördern, noch umgekehrt
in einen fein lackierten Wagenkasten Koks
oder Erz zu schütten. Hier gilt es für jeden
Verwendungszweck — ob zum Transport
von Bier, Vieh, Müll, Möbeln, Steinen oder
Särgen — den in seiner Weise zweckmäßi-
gen und schönen Wagenkasten zu bauen.
*
Über Elektrowagen ist noch einiges zu
sagen. Oben wurde schon angedeutet, daß
auf diesem Gebiet manches faul ist. Der
Berliner kennt die vielen Elektrodroschken,
die besonders noch an den nördlichen Bahn-
höfen stehen. Die Konstrukteure haben es
wirklich fertiggebracht, diese Fahrzeuge
äußerlich mit aller Gewalt einem Wagen
mit Verbrennungsmotor ähnlich zu machen,
obwohl der elektrische Antrieb prinzipiell
eine vollkommen abweichende Konstruktion
erfordert. Man glaubte indes, dem Publi-
kum eine Automobilform, die es einmal ge-
wöhnt ist — vor allem mit dem typischen
Wasserkühler und der Motorhaube vorn —
bieten zu müssen und verunzierte den Wa-
gen durch die unsinnigsten billigen Attrap-
pen : ein gelochtes oder abscheulich gepräg-
tes und bronziertes Blech täuscht den „Küh-
ler" vor, wo nichts zu kühlen ist; und die
„Motorhaube" deckt Werkzeug, Putzlap-
pen oder auch wohl die Füße des Fahrers!
Zurzeit werden größere elektrische Perso-
nenkraftwagen kaum noch gebaut. Die
Nachteile, welche die empfindlichen und
schweren Batterien mit sich bringen, werden
durch die großen Vorzüge nicht aufgewo-
gen. Aber das kann sich mit einem Schlage
ändern, wenn wir erst bessere Stromspei-
cher kennen. Dann werden wir sehr
schnelle und billige Elektrowagen haben.
Die Bedienung ist unvergleichlich einfacher
und sauberer, die Maschine ist selbst ohne
Pflege fast unverwüstlich, hundert kompli-
zierte, empfindliche und teure Nebenappa-
rate (ohne die ein leidlich sicherer Benzin-
betrieb nicht denkbar ist) fallen fort. Der
Anschaffungspreis ist beträchtlich geringer.
Es ist wohl möglich, daß der Elektrowagen
das Benzinfahrzeug in naher Zukunft über-
flügelt, und es ist klar, daß der Fahrzeug-
konstrukteur bei solcher Perspektive eine
völlig selbsländigc Form des Elektrowa-
gens entwickeln sollte. Wir erleben sonst,
daß sich die Loslösung von der Benzinwa-
genform ebenso schwer und hinderlich voll-
zieht wie vor Jahrzehnten die von der
Pferdekutschenform.
An den Elektrolaslwagen, die für bestimmte
Zwecke sehr vorteilhaft sind (besonders,
wenn nur kleine Fahrstrecken und geringe
Geschwindigkeiten in Frage kommen) sind
in vielen Fällen die gleichen Formmängel zu
verurteilen wie bei den Elektro-Personen-
wagen, während man unter den praktischen
kleinen Elektrokarren und -Schleppern
durch elementare Konstruktion bereits zu
teils ganz vorzüglichen Formen gelangt ist.
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Elektrokarren! für Straßenreinigung
Hansa-Lloyd
Elektrokarren-Schlepper
autos angeht, so richtet sich Material, Form
und Anstrich weitgehend nach dem Trans-
portgut. Denn es geht natürlich nicht an,
auf einem Wagen mit roher Stahlblechprit-
sche Wäsche zu befördern, noch umgekehrt
in einen fein lackierten Wagenkasten Koks
oder Erz zu schütten. Hier gilt es für jeden
Verwendungszweck — ob zum Transport
von Bier, Vieh, Müll, Möbeln, Steinen oder
Särgen — den in seiner Weise zweckmäßi-
gen und schönen Wagenkasten zu bauen.
*
Über Elektrowagen ist noch einiges zu
sagen. Oben wurde schon angedeutet, daß
auf diesem Gebiet manches faul ist. Der
Berliner kennt die vielen Elektrodroschken,
die besonders noch an den nördlichen Bahn-
höfen stehen. Die Konstrukteure haben es
wirklich fertiggebracht, diese Fahrzeuge
äußerlich mit aller Gewalt einem Wagen
mit Verbrennungsmotor ähnlich zu machen,
obwohl der elektrische Antrieb prinzipiell
eine vollkommen abweichende Konstruktion
erfordert. Man glaubte indes, dem Publi-
kum eine Automobilform, die es einmal ge-
wöhnt ist — vor allem mit dem typischen
Wasserkühler und der Motorhaube vorn —
bieten zu müssen und verunzierte den Wa-
gen durch die unsinnigsten billigen Attrap-
pen : ein gelochtes oder abscheulich gepräg-
tes und bronziertes Blech täuscht den „Küh-
ler" vor, wo nichts zu kühlen ist; und die
„Motorhaube" deckt Werkzeug, Putzlap-
pen oder auch wohl die Füße des Fahrers!
Zurzeit werden größere elektrische Perso-
nenkraftwagen kaum noch gebaut. Die
Nachteile, welche die empfindlichen und
schweren Batterien mit sich bringen, werden
durch die großen Vorzüge nicht aufgewo-
gen. Aber das kann sich mit einem Schlage
ändern, wenn wir erst bessere Stromspei-
cher kennen. Dann werden wir sehr
schnelle und billige Elektrowagen haben.
Die Bedienung ist unvergleichlich einfacher
und sauberer, die Maschine ist selbst ohne
Pflege fast unverwüstlich, hundert kompli-
zierte, empfindliche und teure Nebenappa-
rate (ohne die ein leidlich sicherer Benzin-
betrieb nicht denkbar ist) fallen fort. Der
Anschaffungspreis ist beträchtlich geringer.
Es ist wohl möglich, daß der Elektrowagen
das Benzinfahrzeug in naher Zukunft über-
flügelt, und es ist klar, daß der Fahrzeug-
konstrukteur bei solcher Perspektive eine
völlig selbsländigc Form des Elektrowa-
gens entwickeln sollte. Wir erleben sonst,
daß sich die Loslösung von der Benzinwa-
genform ebenso schwer und hinderlich voll-
zieht wie vor Jahrzehnten die von der
Pferdekutschenform.
An den Elektrolaslwagen, die für bestimmte
Zwecke sehr vorteilhaft sind (besonders,
wenn nur kleine Fahrstrecken und geringe
Geschwindigkeiten in Frage kommen) sind
in vielen Fällen die gleichen Formmängel zu
verurteilen wie bei den Elektro-Personen-
wagen, während man unter den praktischen
kleinen Elektrokarren und -Schleppern
durch elementare Konstruktion bereits zu
teils ganz vorzüglichen Formen gelangt ist.
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